Dekubitusgefährdet - ist eine Schaumstoffmatratze ausreichend?

Badenixe

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Ort
Augsburg
Beruf
Auszubildende zur Gesundheits- und Krankenpflegerin
Hallo,
ich mache zurzeit eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und habe nun einen Einsatz in einer Außenstelle des Krankenhauses. Hier wird nicht alle zwei Stunden die Pflegeperson gelagert (wie ich es gelernt habe) sondern nur eine Schaumstoffmatratze untergelegt. Ist dies wirklich ausreichend?? Wenn ja warum, wenn nein wie lang hält ein Patient diese Art der Lagerung aus ohne eine Dekubitus zu bekommen?

Auch wird nur höchstens einmal am Tag (wenn die KG kommt) zum Essen herrausmobilisiert. Als ich anfing selbst eine Person aus den Bett zu mobilisieren, wurde mir gesagt das dies nicht meine Aufgabe ist, was meiner Meinung aber falsch ist. Kann man gegen diese Behandlung der Pflegebedürftigen nichts unternehmen, ohne das mein Name fällt & ohne einen anonymen Brief zu schreiben?

Danke
 
Hallo Badenixe,
was ist es denn für eine Matratze? Es gibt ja mittlerweile spezielle Matratzen, z.B. haben wir diese Auflagen für OP-Tische, um Schäden bei langen OP´s zu minimieren. Trotzdem versteht es sich meiner Meinung nach von selbst, einen Patienten regelmäßig zu lagern, alleine schon bei der Körperpflege oder nach dem Verrichten von Ausscheidungen. Ich würde erstmal die Kollegen direkt fragen, warum sie nicht lagern, bevor du etwas unternimmst, bzw. du wendest Dich an die Lehrer der Krankenpflegeschule. Und was das Mobilisieren betrifft: Diesen Satz habe ich auch sehr oft in meiner Ausbildung gehört, aber ich finde, wir dürfen uns auch nicht alles abnehmen lassen. Wenn ein Patient frisch operiert wurde und das erste Mal mobilisiert wurde, hab ich auch auf die KG´s gewartet, aber ansonsten seh ich es durchaus als Aufgabe einer Pflegekraft, Patienten zu mobilisieren.
Viele Grüße, Claire
 
Wo arbeitest Du denn zur Zeit???
Ist das ein Pflegeheim, KH oder was??

Also, wir lagern wie gehabt alle 2 - 3 Stunden, auch wenn der Pat. auf ner Antidekumatratze liegt.
Selbst bei Wechelsdruckmatratzen kann man den Pat. nicht einfach liegen lassen, sondern muss ihn auch alle 2 - 3 Stunden lagern.
So ist zumindest mein aktueller Stand der Dinge und eigentlich ist unser Haus da sehr pingelig mit.
Wie lang man ohne Lagerungen keinen Deku bekommt, ist von Pat. zu Pat. unterschiedlich, da spielen ja einige Faktoren, wie Hautzustand, Gewicht, bewegt er sich noch etwas selber usw, eine Rolle.
Aber auf jeden Fall ist der nicht gelagerte Pat. gefährdeter.

Zur Mobilisierung muss ich sagen, dass wir da auch sehr drauf achten.
Je nachdem wie gut zurecht der Pat. ist, kommt er raus.
Wenn jemand schläfrig ist natürlich nur einmal am Tag für 2 Stunden z B.
Aber wenn er gut zurecht ist morgens und nachmittags, versteht sich doch von selber finde ich.
Wer die Leute einfach liegen lässt, hat den Beruf verfehlt..... sorry aber finde ich unmöglich.
Da kommst Du auch nicht drum rum, oder kannst Deinen Namen raus halten, da musst Du mit der Schule drüber reden.

Die andere Frage ist allerdings, ob Deine Kollegen da Dich nur nicht alleine mobilisieren lassen wollen. In welchem Lehrjahr bist Du denn???
Unterkursler würde ich zB auch immer begleiten dabei.
Wobei ich eh der Meinung bin, dass man besser zu zweit mobilisieren kann ( natürlich nicht leichte Pat.), schöner für den Pat. und besser für unseren Rücken.

Lass Dich nicht unterkriegen, liebe Grüsse Dark
 
Hallo Badenixe;

Mobilisation kann so, oder so aussehen.

In der ambulanten Pflege wird von einer guten Kraft schon im Rahmen der Grundpflege mobilsiert. Mobilisation bei Schwerstpflegen kann ja auch schon das Durchbewegen der Gelenke sein. Das hängt natürlich immer vom Gesamtzustand und Tagesform des Patienten ab.
Sollte aber der Patient sich ganz offensichtlich fast ständig oder völlig im Bett aufhalten , ist der Einsatz von einer Wechseldruckmatratze nötig.
Leider sind die Pflegekassen häufig nicht willig bei beginnenden Dekubitus so ein Teil zu bewilligen. ich versuche es dann mit einer Kubivent-Matratze.

Aber eins ist natürlich klar, dass auch auf solchen Matratzen regelmäßig gelagert werden muss. Folglich muss das auch durch Anpassung der Einsatzfrequenz berücksichtigt werden.
 
Hi Badenixe,
die Ausbildung ist so schön weil man Fragen stellen darf;)(natürlich geht das auch nachher!).
Ob und welche Matratze ein Patient braucht hängt von vielen Faktoren ab.
Sollte eine Ersterfassung ergeben haben das der patient eine spezielle Matratze braucht erhält er sie (Schritte 1-4 in etwa Pflegeprozess). der letzte Schritt ist die Eavluation, heisst ist dies ausreichend? Dann beginnt Schritt 1- 4 sprich gleiche, stärker oder weniger stark druckentlastende Matratze.
So in etwa definiert sich ja auch Pflege(" ...Reaktion des Patienten auf...)
Zur Mobilisation: das hängt vom Patienten und den Fähigkeiten der Pflegeperson ab.
Physiotherapeuten haben nunmal eine spezielle Ausbildung über die die Pflege nicht verfügt (sich aber zum Teil aneignen kann)
Also wenn diese spezielle Ausbildung benötigt wird(zB neurologische Patienten(wenn Pflege nicht darauf geschult ist) sollte die Pflege dies erkenne und Physiotherapeuten über den Arzt dazu ziehen.
Für die Gründe warum diese Station nicht mobilisiert solltest Du aber nachfragen, richtig erkannt hast du ds es eine Differenz zwischen dem gibt was Du in der Ausbildung gelernt hast und was praktiziert wird.
Ein "...es muss so sein..." ist aber keine Begründung,in der Ausbildung kannst
du eine Erklärung erwarten.
Wenn du dies so auf Station geklärt hast, soltest du keine weiteres anonymes Anschwärzen mehr benötigen.
LG Pinguin
 
Hallo Badenixe,

finde es gut, dass Du als Lernende in der Pflege darüber Gedanken machst, wie Gelerntes (Theorie, Schule) und Praxis (Stationsrealität) vereinbart werden kann.
Zu dem Thema zweistündliches Umlagern/ Mobilisieren als Alternative zu einer Schaumstoffmatratze (ist ja nur eine von vielen Möglichkeiten der Druckentlastung) hier meine Erfahrungen:

Ich persönlich halte das "automatische" zweistündliche Lagern für in den meisten Fällen nicht angebracht. Ist das Dekubitusrisiko tatsächlich so hoch, dann sollten umfassende Überlegungen darüber stattfinden, wie eine effektive Prophylaxe bei speziell diesem Patienten aussehen könnte unter Berücksichtigung seiner individuellen Fähigkeiten (kann er selber Lageveränderungen vornehmen, wenn ja, in welchem Umfang; AZ, EZ, Hautzustand allgemein, Grunderkrankung(en), Durchblutungssituation, Vigilanz ...) naja, halt die ganze Checkliste einer Dekubitusrisikoermittlungsskala, die ihr bestimmt in der Schule kennen gelernt habt.

Wir praktizieren es auf Station so, dass wir alleine von der Pflege her mindestens zweimal pro Schicht (um)lagern oder mobilisieren. In der Woche kommen dann noch die Therapeutentermine hinzu, damit erhöht sich die Lagerungs-/ Mobifrequenz.

Bei Patienten, die besonders dekubitusgefährdet sind, was sich sowohl durch Beobachtung und Checkliste schnell herausstellt, werden weitere Maßnahmen erprobt: Weichauflage, verschiedene therapeutische Matratzen, Lagekorrekturen, Mikrolagerungen, wobei wir in der neurologischen Reha berücksichtigen müssen, dass superweiche Matratzen oder gar Wechseldrucksysteme sich oft ungünstig auf den Muskeltonus auswirken (meist im Sinne einer Tonussteigerung d.h. Ausbau von spastischen Tendenzen).
Besonders gefährdete Patienten werden als solche vermehrt gelagert, wobei wir es rein personell überhaupt nicht mehr schaffen würden, alle Patienten dreimal pro Schicht zu lagern. Das können dann nur einzelne sein.

Habe einmal in einer Pflegeplanung festschreiben wollen, dass der Pat. dreimal pro Schicht gelagert werden muss, wurde dann aber deutlich darauf hingewiesen, dass ich das so nicht planen könne, weil es die Personalressourcen nicht hergeben. Soviel dazu. Darf es also nicht verbindlich für alle Kollegen festschreiben. Schaffen wir es doch, machen wir es.

Spezielle Antidekubitusmatratzen gibt es viele, wir bevorzugen aus o.g. Gründen diejenigen ohne Motor und Wechseldruck, aber auch sehr weiche Untergründe nehmen unseren meist zusätzlich wahrnehmungsgestörten Patienten einen Teil ihrer Orientierungsmöglichkeit.

Lass mal hören, wie es bei dir weiter gegangen ist. Verstehe nicht, warum es grundsätzlich nicht deine Aufgabe sein soll, einen Patienten zu mobilisieren.

Liebe Grüße Berthild
 
Danke für die Antworten! Meine Arbeitsstelle möchte die Sache intern klären bevor ich mich "im Internet austobe".
Trotzdem vielen Dank
 

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