Assessmentinstrumente?

jungeoma

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08.10.2009
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6
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Bad Mergentheim
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Gerontopsychiatrie
Funktion
Nachteule
Hallo Leute:wink1:

was genau sind:


Assessmentinstrumente?
Die Aufgaben, Nutzen, Alternativen?
Grenzen und Gefahren?


Mein Mann schreibt grad an einer Arbeit für " Gerontopsychiatrie"
Er hat sich dieses Thema selber ausgesucht, wußte aber glaub ich, nicht so recht, worauf er sich da einläßt!

Bitte um ein paar Tips!:gruebel:

Dankeschön und Liebe Grüße


Hannelore:nurse:
 
Es gibt ne Menge Studien zur Validität von Dekubitus"Skalen". Ergebnis ist stets: nicht allgemein anwendbar. Selbst Braden sagt über ihre eigene Skala, dass man damit keinen Dekubitus verhindern kann.

Die Skala soll lediglich das Interesse auf einige Probleme lenken. Diese müssen nach den Ursachen abgeklopft werden und erst dann kommen die auf Ursachen abgestimmten Maßnahmen zur Anwendung.

Man bemerkt ganz eindeutig die Grenzen von Skalen. Sie sind eben nicht als Zutatensammlung für ein Rezept zu sehen.

Ergo: Ohne Fachwissen keine sinnvolle Anwendung welcher Skala auch immer möglich.

Elisabeth

PS Das lustigste Erlebnis aus den Seminarjahren- die etwas amüsante Sturzrisikoskala nach Huhn... ich hätte als KS auf Station nicht mal allein zum Klo gehen dürfen, wie übrigens 50% der anwesenden SeminarTN auch. Der Rest hätte nur seine Umgebung umgestalten müssen. *fg*
Huhn hat übrigens seine Skala mittlerweile selbst zurück gezogen.
 
Assesment könnte man wohl am besten hier mit Erhebung übersetzen (sinngemäß). Somit ist ein Assesmentinstrument ein Mittel um etwas zu erheben. So wie ED schon schrieb, Bradenscala oder Sturzrisikoerhebung nach Huhn.

Meiner Meinung nach nicht ganz verkehrt, aber halt nicht immer auf jeden Patienten anwendbar und teilweise auch extrem überzogen.

Wenn ihr (dein Mann) auf eurer Station die Expertenstandards umgesetzt habt, dann habt ihr doch jede Menge Assesmentinstrumente, so die Nummerische Rangscala zur Schmerzeinschätzung (völlig daneben, weil der Patient sich selber einschätzen muss, haben viele unter akutschmerzen keine große Lust zu, andere Hypochonder geben die Höchstpunktzahl für ein wenig Luft im Darm) sonst noch Braden, Sturz, Harninkontinenzerhebung usw.

Und diese brauch dein Mann dann nur noch analysieren und seine Meinung dazu schreiben.

Viel Erfolg:hicks:

Übrigens, kleine assesmentinstrumente wie die Mustscala werden auch screening genannt.
 
so die Nummerische Rangscala zur Schmerzeinschätzung (völlig daneben, weil der Patient sich selber einschätzen muss, haben viele unter akutschmerzen keine große Lust zu, andere Hypochonder geben die Höchstpunktzahl für ein wenig Luft im Darm)
Mag ja sein, dass ich das falsch sehe, aber wer sonst sollte denn die Schmerzen von jemand anderem einschätzen?
Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die Schmerzeinschätzung des jeweiligen Patienten das Maß der Dinge ist, insbesondere wenn es um onkologische Patienten geht.
Vielleicht habe ich ja eine völlig falsche Sicht der Dinge, da ich bisher davon ausging, dass die Angaben des Patienten das Maß für die Schmerzmittelgabe sind, da Schmerzen ganz individuell sind.
Ist zwar etwas offtopic, vielleicht mag dennoch jemand etwas dazu schreiben.
 
Hallo!
Wir haben so einige Assessment in unserem PC- Programm -> Sturz, Dekubitus, Inkontinenz, Exsikkose, Schmerzen, Ernährung, Demenz, PEA- Assessment stationär uns zu guter letzt noch Kontraktur. Und das muß spätestens alle 8 Wochen neu eingeschätzt werden.:kloppen:
 
Hallo.

Stichworte zu Assessment wären auch noch "Validität", "Reliabilität" und "Objektivität". Einfach Wiki oder Google, findet sich sicher was. Es gibt dazu auch Bücher speziell für den Pflegebereich...
Iss aber alles recht unlustig zu lesen :(

Gruß,

DS
 
In der vorliegenden Studie zeigten sich bei optimierter Standardversorgung
keine Bewohner-relevanten Vorteile für die Einschätzung mittels einer Skala im
Vergleich zur pflegerischen Einschätzung.
Die Ergebnisse in den Gruppen waren bezüglich aller Ergebnisparameter nahezu
gleich.
...
Für andere Bereiche des pflegerischen Assessment z.B. für die Einschätzung
des Dekubitusrisikos sind die Ergebnisse ebenfalls bedeutsam. Auch hier belegen Untersuchungen durchgehend unbefriedigende Eigenschaften zu Genauigkeit und Vorhersagefähigkeit der Skalen [6].
Eine kürzlich publizierte methodisch limitierte Cluster-randomisiert kontrollierte Studie konnte ebenfalls keinen Unterschied zwischen der Anwendung einer gebräuchlichen Skala, der Bradenskala, und Standardversorgung bzgl. des Auftretens von Dekubitus bei Krankenhauspatienten zeigen [15].
...
...DeFloor und Grypdonck [6] warnen in Bezug auf Dekubitusskalen zu Recht davor, dass unnötige Arbeit und falsch verteilte Ressourcen das einzige Ergebnis der Einschätzung sein könnten....
Konsequent bleiben beide Autoren dann doch lieber nicht und stellen sicherheitshalber fest:
...vermuten aber dennoch mögliche positive Auswirkungen der Skalen-basierten Einschätzung im Vergleich zur ausschließlich pflegerischen Einschätzung
Aber in D lebt nun mal die Tradition und das offensichtlich net nur an der Basis. Auch in den anderen Bereichen ist der Satz: "Es war so, es ist so, es wird immer so sein"- offensichtlich immer noch eine Maxime.
...
Dennoch wird auch das Ergebnis dieser Studie von Experten in Deutschland keineswegs als Beleg für die Nichtwirksamkeit von Assessmentinstrumenten in der Pflege anerkannt. „Der fehlende Nachweis einer Effektivität ist noch kein Nachweis einer Ineffektivität!“...
Pflegekräfte leiden unter Zeitnot infolge der Arbeitsverdichtung- aber zum Ausfüllen unnötiger Skalen muss noch Zeit abgezwackt werden. *grmpf* Gelesen, angekreuzt, gelocht und weggeheftet.

Elisabeth

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