Die anderen Möglichkeiten hängen von der Situation ab.
Bei deinem Beispiel mit dem DK wäre eine Möglichkeit: Ursachenforschung. Warum zieht er sich den DK? Wurden Schmerzen ausgeschlossen? Suprapubischer DK? usw.
Suprapuben werden nur durch die Urologen gewechselt (schwierigere Logistik wenn sich Pat. den zieht), Indikation ist strenger zu stellen als nur für ein paar Tage Bilanz o.ä.
Die Schmerzen / ein Fremdkörpergefühl werden aber nicht besser wenn der Patient am DK herumziehen kann. Und wenn er mal damit angefangen hat...
Zu Biographischen Arbeit haben wir meist nicht die Möglichkeit (öfters sind nicht mal Angehörige da). Die einfachste Erklärung zur Ursache dürfte in der Orientierungsstörung begründet liegen (Unverständnis für die neue Situation, neue Umgebung, neuer Tagesablauf, neue Menschen und dann auf einmal noch ein unangenehmer Schlauch im Intimbereich?).
Einzelzimmer haben wir schon aus hygienischen Gründen genommen, oft bleiben die Patienten auch im Zimmer. Da ein Toilettenstuhl aber bei den meisten Menschen nicht zum bekannten Inventar gehört und man normalerweise ja nicht gerade neben dem Bett auf die Toilette geht, erkennen Patienten einen Toilettenstuhl oft nicht als solchen. Die Folge sind die bekannten 'Katastrophen'.
Ausgemalt wäre das eine unruhig durch die Zimmer irrende Patientin auf der erfolglosen Suche nach ihrer Toilette, die Notdurft schließlich im Matierallager verrichtend, die benutzte Einlage im Pflegewagen versteckend und auf der Suche nach ihrer Wohnung die Bettdecke des Chemopatienten zum abwischen der Hände benutzend, bevor ein zum 3. mal in dieser Nacht aus dem Schlaf gerissener Patient (er hatte schon genug Probleme mit sich selbst) "der Sau von Oma" eine schallende Ohrfeige verpasste (was weder zur direkten Besserung seines Schlafes führte, noch zu einer ruhigeren dementen Patientin).
Folge war - auch im Interesse der Mitpatienten - eine Sedierung der Patientin, dass sie mehr oder weniger tief tagelang geschlafen hat bis sie entlassen werden konnte.
Warum wir das nicht früher mitbekommen haben? Zwei Stationen auf zwei Stockwerken, 1 Pflegekraft und 1 Schüler, rund 40 Patienten... So in Realität erlebt.
Was erhoffe ich mir jetzt von einem Overall in der Situation?
Er wird nicht das herumirren verhindern, bestenfalls verzögern.
Verhindert wird eine unkontrollierte Verteilung infektiösen Materials, eine gute Stunde Putzarbeit/Nachfüllarbeit (die anderen Patienten ja auch irgendwo in der Versorgung abgezogen werden muss, d.h. die leiden nicht nur durch die Unruhe auf Station darunter!) von verworfenem Material und vielleicht sogar die Entgleisung des Mitpatienten.
Des weiteren habe ich erlebt, dass Patienten nach relativ kurzer Zeit eine Inkontinenzversorgung "akzeptieren" können und sich nach einigen Tagen der neuen Situation (Krankenhaus, Erkrankung) noch anpassen können - wie kontraproduktiv das der Kontinenz auch immer sein mag. Dann kann man auch gerne versuchen den Overall wieder wegzulassen.
Grüße,
Gerrit