Patient mit MRSA im Dekubitus auf den Flur schieben?

mutters-kind

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Krankenschwester
Darf ich einen Patienten mit einem MRSA im Dekubitus auf den Stationsflur schieben?:eek1:
Es geht um eine ältere Dame,die sehr einsam in Ihrem Zimmer ist,vor lauter Verzweifelung dyspnoeisch wird,erbricht usw..Sie hat einen MRSA-Keim in ihrem Dekubitus,der saniert und entsprechend "luftdicht" verpackt ist.Wenn diese Dame nun samt Bett (ein sauberes,frisches Bett) auf dem Flur stünde, was würde Übertragungstechnisch passieren?Der Keim wird nur durch DIREKTEN Kontakt übertragen...Wäre das machbar,oder müsste ich Angst um mein Leben haben(im Sinne,dass die Kollegen mich lynchen würden).Zu Untersuchungen verlässt die Patienten auch mit Mundschutz und einem frischen Bett das Zimmer...
Ich werde dieses Thema am Montag selbstverständlich mit der Hygiene-Fachfrau des Hauses besprechen,aber ich bin neugierig und bis Montag isses noch sooo lang:mrgreen:
 
Sie hat einen MRSA-Keim in ihrem Dekubitus,der saniert und entsprechend "luftdicht" verpackt ist.

Es spricht nichts dagegen sie auf den Flur zu schieben wenn der Dekubitus "luftdicht" verpackt ist.
Aber was meinst du mit "der Dekubitus ist saniert" ???
 
MRSA in der Wunde, und somit mit Verband abgedeckt ist, ist meiner Meinung nach nicht saniert... ???
Aber wenn eine MRSA-Dekubitus abgedeckt ist, spricht meiner Meinung nach auch nicht unbedingt etwas dagegen die Dame zeitweise auf dem Flur zu belassen.
 
Hallo!:zunge:
Ich wüßte auch nicht was dagegen spricht, die Dame auf den Flur zu schieben. Wenn der MRSA Keim nur in der Wunde ist, warum muß die Patientin dann einen Mundschutz tragen wenn sie in eine andere Abteilung geschoben wird? Seh ich keinen Sinn drin.:fidee:

LG Hannerl
 
Ich wüßte auch nicht was dagegen spricht, die Dame auf den Flur zu schieben.

Ich möchte fast wetten, dass die Hygieneabteilung damit ein Problem haben wird. *grmpf*

Elisabeth
 
Tja..ich fürchte auch,dass die Hygiene-Dame ein Problem damit haben wird:verwirrt:Deswegen haben ich mich ja auch schon im Internet belesen,um Argumente FÜR den Flurausflug zu sammeln...
Mit Dekubitus sanieren meinte ich,dass chirurgisch eine Abtragung vorgenommen wurde.Ich konnte leider auch noch nicht erfahren,wann der letzte Abstrich gemacht wurde...mir wurde nur gesagt,ich würde einen MRSA im Dekubitus am Geruch erkennen....da bräuchte man dann keinen Abstrich8O....und da ich ja erst am Montag auf dieser Station angefangen habe,habe ich das erstmal schweigend zur Kenntnis genommen.....

allen ein schönes WE mit Daisy:anmachen:
 
Daisy ist in Hamburg ruhig ;)

Ich habe bis jetzt immer die Meinung das man bei allen verbreitungsreichen Keimen auch dementsprechende Hygieneschritte gehen sollte, doch kurzzeitig auf nem Flur sein bei einem *GUT* verbundenen Dekubitus spricht finde ich nichts dagegen.

Man wäscht den Patienten ja nicht aufm Flur oder verbindet den Dekubitus auch nicht da :D das wäre allerdings auch mal eine lustige Nummer


Mfg
 
...mir wurde nur gesagt,ich würde einen MRSA im Dekubitus am Geruch erkennen....da bräuchte man dann keinen Abstrich...
Seit wann erkennt man Keime am Geruch, egal ob MRSA oder andere? Falls die Sation dies meint, sollte sie es begründen und nicht nur so in den Raum werfen.
Bei uns waren auch Pat. mit MRSA in den Atemwegen zur Therapie und mal spazieren, eben mit (Mund)nasenschutz. Da dürfte bei einem MRSA-Dekub. nichts dagegen sprechen.
 
Na,es ist ja nun mal so,wenn man irgendwo neu ist,hält man sich erstmal etwas bedeckt mit der eigenen Meinung....ich weiss gar nicht,wie oft ich seit Montag die Worte "eigentlich"und "normalerweise" gehört habe...der nicht vorhandene Putzeimer,der "normalerweise"da steht usw.:verwirrt: Und auf die Frage,warum die Dame allein und verlassen in ihrem Zimmer steht und vor lauter Einsamkeit im Vierteltakt klingelt,gab es eben auch eine Antwort,die mich nicht zufrieden gestellt hat....."...weil wir das eben hier so machen "...:angry:Und da man ja nicht sofort als besonders schlaue Kollegin gelten will,habe ich dazu nichts gesagt,sondern beschlossen, mich für Montag mit Fakten zu bewaffnen,um damit vielleicht die Dame aus ihrer Einsamkeit "befreien"kann...
 
Hallo Mutterskind,

Flurbetten sind bei uns egal ob mit oder ohne MRSA nicht gestattet, ich weiss nicht wie es bei euch ist.

Was spricht dagegen, die Dame in den Rollstuhl zu mobilisieren, ihr vorher frische, saubere Kleidung anzuziehen und sie so auf den Flur zu fahren?
Die frische Kleidung wegen dem MRSA oder der Dame einen Schutzkittel überziehen, wenn ihr sie nicht frisch anziehen wollt.

Liebe Grüsse
Narde
 
Hallo nurse-nicole,

pseudomonas kann man an der Farbe und an dem Geruch erkennen, so auch einige weitere Keime.
MRSA sicherlich nicht.
Der Dekubitus mag natürlich gut verbunden sein, nichtsdestotrotz kann sich der Keim ja über die Wäsche verbreiten, wenn nicht absolut hygiensich verbunden wurde.
Da ich den Alltag in deutschen Krankenhäusern kenne, möchte ich offen bezweifeln, dass der VW nach dem Hygienestandard stattfinden.
Beginnt mit nicht getragenen Handschuhen (Argument:bekomme ich den Verband besser ran oder ab:angry:)oder keinen Abwurf ((kein Argument, wird einfach aufs Moltex im Bett gelegt) und so geht es munter weiter.Ich bekomme jedes Mal Anfälle, wenn ich Kollegen dabei ertappe....
@mutters-kind:Euer haus hat einen hygienstandard und richtlinien , danach gilt es zu handeln.
Die alte Dame sollte im Zimmer verbleiben, angesichts der Situation wäre ich für eine offene Tür.Das ist vertretbar für mich solange Ärzte immer wieder ohne Schutzkleidung ins Zimmer gehen um Blut abzunehmen, oder mit dem Stethoskop abhorchen und zum nächsten Patienten zu gehen....sollte es möglich sein der Dame eine offene Tür zu gestatten.
LG
papu
 
Also,jetzt muss ich aber die Lanze brechen...was ich bisher auf dieser Sation gesehen habe,ist vollkommen ok bezüglich der Hygiene.VW immer mit Handeschuhen,ein eigenes Stetoskop,auch Ärzte ziehe sich Schutzkleidung an.Es steht im Zimmer ein eigener Pflegewagen,mit Müllabwurf und Wäschesack.:zunge:
Im übrigen wird der VW vor Beziehen des Bettes gemacht....und der alte Verband wandert sofort in den Müll.:klatschspring:
@Narde:Ich weiss gar nicht,ob die Patientin "sitzen "kann,aber selbst wenn nicht,wäre der Stuhl (man hat dort einen Autonom)eine gute Alternative..man kann sie ja auch in dem Stuhl so lagern,dass der Dekubitus entlastet ist.Im Bett liegt die Dame nämlich auf einer Wechseldruck-Matraze...auf einem Laken,eine Geri-Unterlage und einem dick verbundenem Dekubitus8O(wo bleibt da die Wirkung des Wechseldruckes???)..naja,aber das ist ein anderes Thema:verwirrt:
 
Die alte Dame sollte im Zimmer verbleiben, angesichts der Situation wäre ich für eine offene Tür.

Wie werden die Bakterien an der Einreise in den Flur gehindert? Werden alle Bakterien durch einen Nacktscanner geschickt und die mutmaßlichen Baktoristen herausgefiltert?

Wenn dem so ist- ich brauche sowas für Viren. Unsere Noroviren verstehen auch nicht, dass ein offner, nicht abgrenzbarer Flurbereich für sie tabu ist. Eine visuelle Grenzziehung begreifen die Dinger nicht und nehmen einfach den Luftweg.

Elisabeth
 
@elisabeth,
ja den haben wir schon längst auf Station:klatschspring: und der hat sich schon bewährt:verwirrt:
Nein, im Ernst hier geht es um eine schwierige Entscheidung in Bezug auf das emotionale Erleben der Patientin.
Wie willst du dieses Problem denn lösen?
papu
 
Hallo,

Flurbetten sind ein absolutes "no-go"! Nicht nur weil sie für die Außenwerbung eines Hauses schlecht sind, auch aus rechtlichen Problemen (Intimsphäre, Meldesystem usw.). Ein MRSA kann nicht am Geruch erkannt werden, schon gar nicht ob Besiedelung oder Infektion.
Es gibt einige wenige Keime die sich an einem charakteristischen Geruch erkennen lassen (z. B. Proteus) aber nicht Pseudomonaden (hier ist es eher das aussehen, aber dazu muss es eine massive Infektion sein!).
Zunächst ist die Patientin zu screenen, ob und wie weit eine Besiedlung besteht. Danach sind weitere Massnahmen (wie Dekolonisation) zu überlegen! Solange ist auf jeden Fall die Isolierung aufrecht zu erhalten (und zwar bei geschlossener Türe!)
Ihr solltet Euch dringend an den Richtlinen des RKI orientieren!

Gruß Matras
 
Um das 6. Jhd. tauchte die Krankheit in Europa auf (Höhepunkt 1250).

Selbst ohne klare Vorstellungen von Ansteckung erkannte man die Krankheit als gefährlich.

Seit dem 6. Jhd. wurde die Isolierung der Kranken empfohlen.
Kommissionen führten »krankenschauen« durch.
Es entstanden spezielle Krankenhäuser, die sogenannten »Siechenhäuser«, in denen die Kranken von der Umwelt isoliert wurden.
Zur Aufbesserung ihres Lebensunterhaltes dürfen Erkrankten unter bestimmten Umständen betteln.

Sie müssen zur Warnung nach außen als gefährlich Erkrankte erkennbar sein (Klapper, Schellen, weiter Mantel).

Dieser Ausschluss bedeutete den gesellschaftlichen Tod der Kranken.
Es wurde für den Kranken eine Totenmesse gelesen und ihm wurde Erde aufs Haupt geworfen.
Die Kranken mussten ihre engsten Angehörigen zurücklassen.
Zitat leicht verändert aus: http://www.ethik.uni-bayreuth.de/downloads/GPM_06_Tod_im_Mittelalter.pdf

Warum fällt mir bei den Worten mancher Hygieniker immer M.Hansen ein? Vielleicht weil auch heute noch bei vielen Krankheiten und hier speziell beim MRSA unter "Fachleuten" mehr Mythen als Fakten bekannt sind.

Nur mal am Rande: Der Mensch besteht nicht nur aus Organen sondern hat dummerweise auch eine Seele. Der Mensch braucht zum Leben soziale Kontakte. Und mutters-kind scheint dieses Grundbedürfnis erkannt zu haben und sucht nach Lösungsmöglichkeiten.

Wegsperren scheint keine Lösung zu sein. Amnesty International sieht übrigens soziale Deprivation als Foltermethode an: Isolationshaft ? Wikipedia

Elisabeth
 
Elisabeth,

es geht hier nicht um einen Wohnbereich des Altenheims, sondern um eine Isolation im Krankenhaus.

MRSA ist und bleibt ein Krankenhauskeim und auch für Amnesty International gilt das Infektionsschutzgesetz.

Schönen Abend
Narde
 
Hallo mutters-kind
hat die Pat. den MRSA nur in der Wunde? Habt Ihr ein Körperscreening durch geführt, und mit welchem Ergebniss?
Wenn sie den Mrsa nur in der Wunde hat spricht sicher nichts dagegen Sie mal auf den Flur zu setzen. Bei uns gelten bei Mrsa in der Wunde gelockerte Iso-Maßnahmen. Berichte uns doch vom Gespräch mit deiner Hygienefachkraft.
Schönes Wochenende
Seebär
 

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