Organspendeausweis?

Hallo zusammen!
Ich habe einen und ich finde jeder sollte einen haben! Warum? Die, die sich gegen eine Spende aussprechen, sollten halt einfach "Nein" ankreuzen. Damit ist nämlich dann auch die Entscheidung für die Angehörigen und Ärzte ersichtlich.

Ulrich
der sich aber für die Organspende entschieden hat
 
Hei ho,...

auch ich habe einen ausweis und habe auch alle die die es wissen müssen informiert!

Ich bin Motorradfahrerin und das Risiko von heut auf morgen nicht mehr da zu sein is dadurch schon wesentlich höher,...

Denke auch das der Körper nur eine Hülle ist dessen was den Menschen wirklich ausmacht, und den Mensch macht die Seele und die Werte und Normen aus!

Bin davon überzeugt, dass die seele nach dem Tod den Körper verlässt und dann entweder Wiedergeboren wird oder anderswo zur Ruhe kommt!

soweit zu meinem esoterischen Ansatz, außerdem find ich schon dass jeder für sich da eine Lösung finden sollte, die dann nach dem Tod auch für die nächsten Angehörigen ersichtlich ist, denn im Endeffekt ist es DEIN Leben und DU allein bist dafür verantwortlich was mit DIR passieren soll,... wir wollen doch auch sonst immer alles selber entscheiden, warum also nicht auch in dem Bereich,...

Meine Überzeugung ist eh, das ich irgendwann auf dem Motorrad sterben werde,..
also nutzt jeden Tag als wenn euer letzter wär,...

RIDE HARD DIE FREE!!

:rocken:

grüsse von stachel_punk
 
Meine Meinung:

Organspende sollte verpflichtend sein. Jeder, der sich nicht dagegen ausspricht, willigt somit passiv ein.

Ungerecht? Aus Sicht derer, die sich nicht äußern vielleicht, aber gegenüber derer, die Leben wollen, nämlich den potentiellen Empfängern sicher nicht.

Wie soll das funktionieren?
Schrittweise, um allen Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich freiwillig damit auseinander zu setzen.

1. Ankündigung der Orgnspenderegelung und über mehrere Monate Publikatioon in den Medien
2. Gleichzeitig wird jeder Patient, der in einer Arztpraxis in dieser Zeit behandelt wird ein Ausweis ausgefüllt und mitgegeben (inklusive Aufklärung)
Was er damit macht oder nicht, ist dann auch egal.
3. Verbreitung der Ausweise in den Schulen, Aufklärungsarbeit in /durch Projekte von Community Health Nurses" (z.B.)

4. seit kreativ, was meint ihr?
 
Meine Meinung:
Organspende sollte verpflichtend sein. Jeder, der sich nicht dagegen ausspricht, willigt somit passiv ein.

Schon mal vom Grundgesetz gehört?
GG Artikel 2
2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetztes eingegriffen werden.

Meines Erachtens steht da nicht drin, dass sich die körperliche Unversehrtheit nur auf den lebenden Körper bezieht...
Es gibt religiöse Vereinigungen, die die Unversehrtheit des Toten als eine Grundvorrausetzung für ein Leben im Jenseits ansehen.
Nur mal so am Rande.

Im Grunde, hast du aber schon recht.
Organspende sollte populärer gemacht werden. Es sollte vermehrt und besser darüber aufgeklärt werden.

Dennoch darf niemand dazu gezwungen werden.

Gruß,
Arezoo
(habe auch einen Organspendeausweis)
 
Nur weil das im GG steht???

na, sag mal...
Gesetze sind dazu da um beachtet zu werden: Richtig!
Gesetze sind dazu da geändert zu werden, wenn der Inhalt nicht mehr dem höheren Gemeinwohl dient (ethischer Grundsatz...schon mal was von gehört???)
Is ja wohl auch richtig!

Und:

Andere europäische Länder mit einer Demokratie habe ebenfalls eine Organspenderegelung, bei der so lange explantiert wird, so lange derjenige sich zu Lebzeiten nicht schriftlich DAGEGEN ausgesprochen hat. Ich meine in Österreich ist das so! Schon mal was davon gehört???
 
Nur weil das im GG steht???
Gesetze sind dazu da geändert zu werden, wenn der Inhalt nicht mehr dem höheren Gemeinwohl dient (ethischer Grundsatz...schon mal was von gehört???)
Is ja wohl auch richtig!
Ich denke, das Grundgesetz sollte, genau wie die Würde des Menschen (das ist aus dem GG), unantastbar bleiben. Zumindest schwer antastbar, wie es eben jetzt der Fall ist!

Andere europäische Länder mit einer Demokratie habe ebenfalls eine Organspenderegelung, bei der so lange explantiert wird, so lange derjenige sich zu Lebzeiten nicht schriftlich DAGEGEN ausgesprochen hat. Ich meine in Österreich ist das so! Schon mal was davon gehört???
Nein, davon habe ich noch nichts gehört. Ist aber auch keine Begründung. "Wir führen etwas ein, weil die anderne machen es auch so" Häh?

Organspende sollte verpflichtend sein. Jeder, der sich nicht dagegen ausspricht, willigt somit passiv ein.
Wenn etwas verpflichtend ist, kann ich es nicht ablehnen...

Ich habe übrigens einen Organspenderausweiß und spreche mich für die Organspende aus. Aber für sowas darf nicht einfach das GG in seinen grundlegendsten Gesetzen geändert werden!

Ulrich
 
Nur weil das im GG steht???

na, sag mal...
Gesetze sind dazu da um beachtet zu werden: Richtig!
Gesetze sind dazu da geändert zu werden, wenn der Inhalt nicht mehr dem höheren Gemeinwohl dient (ethischer Grundsatz...schon mal was von gehört???)
Is ja wohl auch richtig!

Du würdest dich doch wohl etwas wundern wenn Artikel 1 des Grundgesetzbuches mir nichts dir nichts geändert werden würde...

Ich frage nochmal: Schon mal was vom Grundgesetz gehört????

Scheinbar ja wohl doch nicht, sonst würdest du kaum eine Änderung des Artikels 2 vorschlagen.
Artikel 79 des Grundgesetzes:
3) [FONT=verdana,arial,geneva]Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.

[/FONT]
[FONT=verdana,arial,geneva]Glücklicherweise... gibt es solche Artikel um die Welt vor Schlaumeiern mit ethischen Grundsätzen zu schützen! ;)

Und ja, ich habe von der Regelung der Ösis gehört.
Im Bundesstaat Florida gibt es ein Gesetz, dass Frauen verbietet beim Frisör unter der Trockenhaube einzuschlafen. Das sollten wir dann aber bitte auch übernehmen... (Florida hat übrigens auch 'ne Demokratie - was ja der Grundsatz dafür zu sein scheint anderer Länder Gesetze kritiklos zu übernehmen...)

Gruß,
Arezoo
(hat immer noch einen Organspendeausweis- hat jemand davon schon gehört?)


[/FONT]
 
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Reaktionen: UlrichFürst
Wegen des Transplantationsgesetzes oder einer geänderten Fassung vielmehr, muss KEIN Grundgesetz geändert werden.
Kontroverse Diskussionen hat es bereits gegeben.
Organspende-Transplantationsgesetz

Ich bin eben für die Widerspruchslösung. So lange der Betroffene zu Lebzeiten nicht widersprochen hat, ist es erlaubt Organe zu entnehmen. Ich habe es vorhin eben ein wenig anders geschrieben und ich denke du hast mich eigentlich auch verstanden. Falls nicht sollte es aber jetzt hoffentlich klarer sein.

Und, Ullrich, ob in Österreich oder in Timbuktu, dass ist mir völlig Latte. Hinter meiner Aussage steht ein wenig mehr als nur das Beispiel. Es sollte darauf hinweisen, dass ein anderes Land mit einer Demokratie einen anderen Weg geht.
Darüberhinaus habe ich kein Interesse "irgendwelche" Gestze zu übernehmen, sondern die, die in meinen Augen eine "vernünftige" Grundlage für alle Menschen in der Bundesrepublik sein könnte.

Unsere Politiker haben eben seiner Zeit anders entschieden und die Zustimmungslösung für das Transplantationsgesetz gewählt. Trotzdem, und das ist bei bekanntlich bei vielen Gesetzen und Regelungen so, kann dieses Gestz doch auch irgendwann mal reformiert werden. Eben genau dafür bin ich.

Da brauch ich aber keine GG-Zitate und auch keine Frisörgestze aus Florida, die kannst Du, Arezoo, gerne behalten und mal sachlich bleiben, denn den scharfen Ton hab nicht ich in die Diskussion eingebracht, sondern nur provokativ fortgeführt.

Und wer es wissen will, ich habe selbstverständlich auch nen Organspendeausweis mit Einschränkungen...

Mich würde noch mal interessieren, warum du genau gegen die Widespruchslösung bist. Wäre es vielleicht für dich (euch) möglich da weiter zu diskutieren?
 
Hallo duetzmann,

tut mir leid, wenn du meinen Ton als zu scharf empfandest!
Ich habe sehr geschmunzelt und wollte weder verletzen, noch die Gemüter anheizen, sondern lediglich meine grenzenlose Verwunderung zum Ausdruck darüber bringen, dass du allen ernstes eine Änderung des Grundgesetzes vorgeschlagen hast... ;) Das fand ich doch recht amüsant.

Aber zurück zum Thema.
Meine Argumentation basiert eben auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

Da brauch ich aber keine GG-Zitate und auch keine Frisörgestze aus Florida,
Zugegeben, die Frisörgesetze aus Florida sind nebensächlich, das Grundgesetz ist es nicht.

Aus dem vielzitierten Artikel 2 geht eben hervor, das die körperliche Unversehrtheit ein Grundrecht ist, welches nicht verletzt werden darf.
Wenn ich als Mensch das Recht auf körperliche Unversehtheit habe, dann kann mir niemand Organe entnehmen, wenn ich nicht ausdrücklich zustimme.
Per se alle Menschen für potentielle Organspender zu erklären, würde in meinen Augen dem Grundrecht wiedersprechen.
Übrigens hätte in Deutschland eine Änderung des Transplantationsrechts zugunsten der Österreichischen Regelung, eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht nach sich gezogen.
In Österreich geht diese Regelung, weil die Ösis eben kein Grundgesetz haben, sondern eine Verfassung, in der es keinen eindeutigen Artikel zur körperlichen Unversertheit gibt.

Ich persönlich sehe keine Notwendigkeit in einer Änderung des bestehenden Transplantationsrechts.
Allerdings spreche ich mich deutlich für eine wesentlich bessere Motivation der Bevölkerung zur Organspende aus!
An Schulen, in öffentlichen Einrichtungen und auch beim Hausarzt müßte wesentlich intensiver aufgeklärt werden.
Ich möchte mir und auch jedem Menschen die Möglichkeit offen lassen sich aktiv für eine Organspende zu entscheiden.
Als Organspender quasi auf die Welt zu kommen und dem erst wiedersprechen zu müssen, halte ich doch für einen sehr massiven Eingriff in meine persönliche Freiheit.

Ich habe im übrigen einen Organspendeausweis ohne Einschränkungen, meine Freunde haben weitestgehend einen und meine Familie ebenfalls.
Aufklärung fängt im kleinen an, meiner Meinung nach und bei jedem vor der eigenen Tür.

Gruß,
Arezoo
 
Wegen des Transplantationsgesetzes oder einer geänderten Fassung vielmehr, muss KEIN Grundgesetz geändert werden.
Nunja. Das hier
Nur weil das im GG steht???
na, sag mal...
[...]
Gesetze sind dazu da geändert zu werden
Klingt für mich halt genau danach.

Ich bin eben für die Widerspruchslösung. So lange der Betroffene zu Lebzeiten nicht widersprochen hat, ist es erlaubt Organe zu entnehmen. Ich habe es vorhin eben ein wenig anders geschrieben
Ich würde sagen, es kam bei mir völlig anders an.
Das hieße, dass ein Säugling der nach der Geburt auf dem Weg nach Hause verünglückt automatisch ausgeschlachtet wird?! Interressanter Gedanke (und die Eltern haben kein Widerspruchsrecht, hätten sie schließlich vor der Heimfahrt einen Ausweiß ausfüllen müssen...)


Und, Ullrich, ob in Österreich oder in Timbuktu, dass ist mir völlig Latte. Hinter meiner Aussage steht ein wenig mehr als nur das Beispiel. Es sollte darauf hinweisen, dass ein anderes Land mit einer Demokratie einen anderen Weg geht.
Die Aussage ist als solche trivial. Wenn alle Demokratien die gleichen Gesetze hätten, könnten wir gleich einen großen Staat drauß machen.

Darüberhinaus habe ich kein Interesse "irgendwelche" Gestze zu übernehmen, sondern die, die in meinen Augen eine "vernünftige" Grundlage für alle Menschen in der Bundesrepublik sein könnte.
O.k., das halte ich ja mal Grundsätzlich für gut!

Unsere Politiker haben eben seiner Zeit anders entschieden und die Zustimmungslösung für das Transplantationsgesetz gewählt. Trotzdem, und das ist bei bekanntlich bei vielen Gesetzen und Regelungen so, kann dieses Gestz doch auch irgendwann mal reformiert werden. Eben genau dafür bin ich.
Tja, irgendwie sind wir da aufs Grundgesetz abgerutscht. Ob das geändert werden muss oder nicht, werden wir hier nicht entscheiden.
Ich kann mir deine Version der Organspende einfach nicht vorstellen.

Mich würde noch mal interessieren, warum du genau gegen die Widespruchslösung bist. Wäre es vielleicht für dich (euch) möglich da weiter zu diskutieren?
Tja, gute Frage. V.a. weil ich denke, das man das aktiv entscheiden soll. Und nicht: Zu spät darum gekümmert? Organspende ausweiß zwar ausgefüllt, aber leider voll Blut und nicht mehr zu lesen? Pech. Ab zum Ausschlachten...
Tschuldigung, gleich an dieser Stelle. Ist etwas plakativ formuliert. Soll jetzt keine Provokation darstellen. Sind einfach so die Gedanken, die sich mir da aufdrängen.

Oder dachtest Du an eine zentrale Datenbank? Wer darf die verwalten? Wer ist Vertrauenswürdig genug, da nicht zu manipulieren? ...

Ulrich
 
Habe auch einen Ausweis !!! :streit:

Liebe Grüße Ivandi
 
Jaja, so ist das mit dem Schreiben, ist eben nur EINE Möglichkeit der Kommuniktion und kann so mal falsch verstanden werden.

Zum GG und Verfassungen:
@Ullrich: Im Rahmen der EU ist vieles möglich. Auch eine Vereinheitlichung der Organspenderegelung. Deutschland ist mit der Zustimmungslösung (ich glaube es , wissen tu ich es nicht) ziemlich alleine. Trotzdem wird es eine "Überstimmung" durch die EU auf Grund des GG in D wahrscheilich nicht geben. Andere Beispiele, wo unser GG dagegen stand wurden auch im Rahmen Militäeinsatz der Bundeswehr diskutiert. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist, die Zusimmungslösung zu kippen. Ja, und du hast recht, das weden wir hier nicht (alleine) schaffen, sofern wir es wollten...

zu deinen plakativen Vorstellungen einen Säugling und einen Verunfallten mit blutverschmierten Ausweis mal eben zu explantieren.
Solche Aussagen sind für mich reine Polemik und helfen hier bei der Diskussion nicht unbedingt weiter, das es Ausnahmefälle im absoluten Promillebereich sind. Ausserdem haben hier auch ethische Aspekte eine Schutzwirkung, und soetwas wie Ethikkomitees gibt es auch, in denen solche Dinge, nämlich Ausnahmefälle, schon vor dem Eintreten diskutiert wurden. Gut, hier steht die Hoffnung von mir im Raume das es so ist, und kein Gesetz. Aber ich glaube nicht, dass so etwas passieren würde.

@ Ullrich, @Arezoo bzgl. Zustimmungslöung, AKTIV für Organspende werben.
Diesem Gedanken bin ich sehr warm verbunden. ICh arbeitete früher 7 Jahre in einer Abteilung für Herz- Lungentransplantierte und habe hunderte glücklicher Patienten gesehen. Ich weiß, wie schön es ist, Menschen Leben zu schenken und Ihnen dabei zu helfen.
Vielleicht kommt daher meine eher "radikalere" Einstellung für die Widerspruchslösung.
Aus Ethischen Gesichtspunkten (die Freiheit des einen ist durch die Freiheit des anderen determiniert) gibt es eine "Patt" SItuation.
Im Moment entscheiden sich freiwillig zu wenig Menschen für eine Organspende und schaffen somit ein Ungleichgewicht gegenüber denen, die dringend am Leben bleiben wollen. Für meine Entscheidung nehme ich in diesem Moment den weiteren ethischen Entscheidungsaspekt "Gleichheit" und den dritten "Gerechtigkeit" zu Hilfe:
Somit ergibt sich für mich: Alle Menschen sollen die gleiche Möglichkeit haben, Leben zu können. Ich sehe als gerecht an, wenn alle Menschen ihre Organe spenden würden, es sei denn sie wollen es nicht. Dann sollen sie aber AKTIV sagen: NEIN, ich nicht, um aus Sicht der Gerechtigkeit, der Masse an Menschen die Möglichkeit zu geben, zu leben. Denn "Leben" ist für mich ein wertvolleres, höheres Attribut als "seine Meinung zuäußern, wenn ich Bock drauf habe".

P.S.: Ich weiß, dass man mit den Attributen "Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit" gut und gerne anders argumentieren kann....nämlich auch für die Zustimmungslösung. Das ist aber nicht MEINE Argumentationslinie
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum GG und Verfassungen:
@Ullrich: Im Rahmen der EU ist vieles möglich. Auch eine Vereinheitlichung der Organspenderegelung. Deutschland ist mit der Zustimmungslösung (ich glaube es , wissen tu ich es nicht) ziemlich alleine.

In Deutschland ist die Organspende mit der erweiterten Zustimmungslösung geregelt und steht damit auf europäischer- und internationaler Ebene nicht allein da. Im Gegenteil. Eine Vielzahl der Länder verfährt nach diesem Prinzip.
Kleines Beispiel gefällig? Großbritanien, Irland, Island, Türkei, Vereinigte Staaten von Amerika und die Niederlande verfahren nach gleichem Grundsatz. Es sind noch ein paar Länder mehr. Aber das würde hier zu weit führen.

Ich finde es schön, daß du 7 Jahre auf einer Transplantationsstation gearbeitet hast und viele glückliche, zufriedene Menschen gesehen hast. Nur...schau dir auch mal die ANDERE Seite an. Sie ist weniger glücklich und zufrieden. Und sie geht auch nicht immer so fein säuberlich über die Bühne, wie du dir das mit deinen Ethikkommissionen so vorstellst.

Das Meinungsforschungsinstitut FORSA hat im Jahr 2001 eine Umfrage durchgeführt, die sich mit dem Thema Organspendebereitschaft in Deutschland befasst.
70% der befragten äußerten sich positiv der Organspende gegenüber, aber nur rund 12% trugen auch einen Organspendeausweis bei sich. Diese 12% halten sich so Pi mal Daumen sehr hartnäckig die letzten Jahre und trotzen auch sämtlichen "Werbeaktionen" der DSO und des Bundesgesundheitsministeriums.
Man hat mal OP-Pflegepersonal befragt, die bei einer Organexplantation dabei sind oder mal waren. Von 20 Befragten haben nur 2 einen Organspendeausweis, 7 waren sich unschlüssig und die restlichen 11 lehnten eine Organspende kategorisch ab. Überlege mal warum dies so sein könnte?!

Ich habe meine Facharbeit über das Thema "Organspende und Transplantation" geschrieben und im Rahmen dessen mit vielen Menschen gesprochen, welche am Thema Transplantation beteiligt waren oder noch sind. Es waren nicht nur die Empfänger dabei, die im übrigen manchmal gar nicht so glücklich sind wie du das so schilderst (insbesondere Herztransplantierte). Es waren Angehörige von Organspendern dabei, ein Transplantationsteam und Pflegende.
Die Meinungen gehen sehr weit auseinander. Zu beobachten war, dass vorallem Pflegepersonal, welches sich um die Empfänger gekümmert hat, positiver der Organspende gegenüber stand als jene, die an der Explantation beteiligt waren. Gründe hierfür kann sich jeder selbst zusammenreimen.

So...nun bleibt mir nur noch eins zu sagen. Bei all deiner Euphorie und Radikalität der Organspende und Transplantation gegenüber, möchte ich auch dich bitten die Kehrseite der Medaille anzuschauen. Ein wenig kritische Betrachtung der Dinge hat noch keinem geschadet.

In diesem Sinne....schönen Abend noch.
Liebe Grüße
Andreas

P.S. Ich habe selbst einen Organspendeausweis.
 
Hallo!

Ich gehöre auch zu den Organspendeausweis-Trägern.
Meinen ersten Ausweis habe ich mir glaube ich mit 17 oder so geholt, weil ich persönlich nicht glaube, dass ich meine Organe nach dem Tod noch brauche.
Also ich dann immer mehr negatives über die Organspende hörte, hab ich ihn irgendwann zerrisen und weggeschmissen.
Nachdem ich dann doch noch länger drüber nachgedacht habe und in meinem Bekanntenkreis ein Mann sein nun glückliches Leben einem Spenderherz zu verdanken hat, hab ich mir vor ein paar Monaten doch wieder einen Ausweis zugelegt. Ich habe ihn ohne Einschränkungen ausgefüllt und auch meinem nahen Umfeld mitgeteilt, dass ich nun wieder einen habe.

Liebe Grüße Julia
 
Halihallo...
also ich trage auch seit gut 5 Jahren einen Organspendeausweis bei mir den ich auch nicht auf irgendwelche Organe eingeschränkt habe!
Eigentlich habe ich ihn mir mit dem Gedanken angeschafft, anderen Leuten zu helfen wenn ich tot bin und etwas gutes zu tun wenn es dann mal soweit sein sollte. Habe mich auch ihm netzt etwas schlau gemacht und war bisher eigentlich immer positiv eingestellt dem thema gegenüber!
Doch als ich gerade auf den Beitrag mit dem Link von Kritikern bzw. Betroffenen gekommen bin und mir mal deren Seite angesehen habe bin ich doch etwas ins stutzen gekommen...
Kann mir mal jemand sagen, wie die ganze OP denn so abläuft? Auf der Internetseite wird beschrieben das ein schnitt vom kinn bis zum schambein gezogen wird, der ganze bauch mit eiskaltem wasser gefüllt wird und dann alles entnommen wird.
wird das heute noch immer so gemacht oder hat sich das inzwischen geändert?Habe ich glaub letzte woche bei viva nen bericht von den jungen helfern gesehen, die sich auch für das thema organspende einsetzten und werben. da war auch ein arzt der das ganze als normal und harmlos dargestellt hat wodurch ich mich in meiner Meinung natürlich bestärkt fühlte...
naja ich weiß im moment nicht so ganz was ich darüber denken soll und bin im moment doch hin und hergerissen den ausweis wegzuschmeißen bzw. zu ändern und nicht zu spenden!

liebe grüße
caro
 
Folgende Zitate von ANDREAS8121
In Deutschland ist die Organspende mit der erweiterten Zustimmungslösung geregelt und steht damit auf europäischer- und internationaler Ebene nicht allein da. Im Gegenteil. Eine Vielzahl der Länder verfährt nach diesem Prinzip.
UNd ich dachte, Deutschland wäre da die Ausnahme...nun ja, wieder was gelernt.

Nur...schau dir auch mal die ANDERE Seite an. Sie ist weniger glücklich und zufrieden. Und sie geht auch nicht immer so fein säuberlich über die Bühne, wie du dir das mit deinen Ethikkommissionen so vorstellst.
Ja, die andere Seite kenn ich natürlich auch. Patienten, die ein halbes jahr im Krankenhaus liegen, 5 Monate davon auf Intensiv und dann aussehen wie Frankensteins Monster. Aber dass ist die Minderheit. Auch wenn die in manchen Monaten prozentual höher liegt, als man es war haben möchte.
Ich möchte aber hier jetzt keine Statistiken diskutieren, wenn es geht.


Ich habe meine Facharbeit über das Thema "Organspende und Transplantation" geschrieben...
...Die Meinungen gehen sehr weit auseinander. Zu beobachten war, dass vorallem Pflegepersonal, welches sich um die Empfänger gekümmert hat, positiver der Organspende gegenüber stand als jene, die an der Explantation beteiligt waren. Gründe hierfür kann sich jeder selbst zusammenreimen.
Dabei vermute ich aber, dass die Rolle, welches das explantierende Personal spielt, nicht näher reflektiert wurde. Wie ist die Betreuung solcher Pflegekräfte und Ärzte, die unmittelbar "einen Menschen sterben". Können sich diese Menschen vom Gedanken der Euthanasie frei machen?
Ich denke, dass dieser Grund auch eine entscheidende rolle spielt. Sind diese Hintergründe im Rahmen deiner Facharbeit mal untersucht worden? (In welchem Rahmen ist deine FA entsanden?)

Ein wenig kritische Betrachtung der [Kehrseite] Dinge hat noch keinem geschadet.
Ich kann dich beruhigen, es ist ein Hauptanliegen in meinem Studium gerade die Umstände und die Kehrseiten der Medallien, also die verschiedensten Blickwinkel einzunehmen. Eine Meinung bilden tue ich mir auf Grund verschiedenster ethischer Gesichtspunkte und lasse natürlich in der Diskussion auch neue Gesichtspunkte zu.

Für die Verbesserung der Organspendeausweisträgerzahlen frag ich dich, wo willst du ansetzen, um diese Zahlen zu verbessern?

Es ist eine Zeit hinter uns, in der es fast kaum eine Woche gab, wo nicht ne Doku (Reporte, exklusiv, explosiv) und wie die ganzen Magazine heißen, über das Thema Organtransplantation lief.
Meiner Ansicht nach hätte man diese Themen weniger reisserisch und eher aus dem sozialwissenschaftlichen Blickwinkel darstellen sollen, mehr Pflegepersonal und Ärzte interviewen sollen und vor allem vielleicht mal zeigen, wie schwer es den einzelnen Akteuren dabei fällt und wie eine Verabeitung von Trauer funktioniert. ICh vermute, dass die mangelnde Fähigkeit der meisten Menschen sich bei Lebzeiten über den Tod und Trauer zu unterhalten massgeblich für niedrige Quoten sorgt.

Dazu kommt noch eine weitere emotionale Ebene bei den betroffenen Arbeitern. Sie müssen Arbeitsfähig bleiben und leben und arbeiten in Konflikten. Unterm Strich wird das Meinungsbild dadurch ins negative verzerrt, was die Betroffenen dann nach aussen auch leben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, die andere Seite kenn ich natürlich auch. Patienten, die ein halbes jahr im Krankenhaus liegen, 5 Monate davon auf Intensiv und dann aussehen wie Frankensteins Monster. Aber dass ist die Minderheit. Auch wenn die in manchen Monaten prozentual höher liegt, als man es war haben möchte.
Ich möchte aber hier jetzt keine Statistiken diskutieren, wenn es geht.

Ich persönlich kenne keinen Patienten, der zur Explantation anstand und 5 Monate auf einer Intensivstation verbracht hat. Zumal ich auch bezweifle, daß die Funktionsreserve der Organe noch so optimal ist, daß sie für einen Empfänger geeignet wären bzw. diesen nicht gefährden würden.
Im übrigen sehen Schädel-Hirn-Patienten, die zur Explantation anstehen meist aus wie "Frankensteins Monster". Glaube das bringt ihre Grunderkrankung mit sich.

Dabei vermute ich aber, dass die Rolle, welches das explantierende Personal spielt, nicht näher reflektiert wurde. Wie ist die Betreuung solcher Pflegekräfte und Ärzte, die unmittelbar "einen Menschen sterben". Können sich diese Menschen vom Gedanken der Euthanasie frei machen?
Ich denke, dass dieser Grund auch eine entscheidende rolle spielt. Sind diese Hintergründe im Rahmen deiner Facharbeit mal untersucht worden? (In welchem Rahmen ist deine FA entsanden?)
Der komplette Titel der Facharbeit ist "Organspende und Transplantation - Eine psychische Grenzsituation aller Beteiligten". Um dem Titel der Arbeit auch gerecht zu werden, habe ich mich natürlich auch sehr genau dem zu betreuenden Personal gewidmet.

Allerdings muß ich dir in einem Punkt recht geben. Der Gedanke der Euthanasie überkommt jeden der Beteiligten, sein es Ärzte oder Pflegende. Theoretisch müßte man keine Allgemeinanästhesie bei den Organspendern durchführen, weil die kognitiven Fähigkeiten wie Schmerzempfindung und Bewußtsein sowieso mit dem Ausfall des Gehirns nicht mher vorhanden sind.
Allerdings ist die Praxis so, daß fast alle Anästhesisten, die an einer Explantation beteiligt sind eine Allgemeinnarkose durchführen. Die Aussagen gehen von "Ich kann mich mit dem Gedanken, daß er wirklich nichts mehr merkt, nicht anfreunden." bis hin zu "Es ist eine OP, da wird eine Narkose gemacht.". Nur sehr wenige, vor allem ältere, Anästhesisten verzichten auf eine Allgemeinnarkose und vertrauen auf die Aussagekraft der Hirntoddiagnostik.

Der Grund, weshalb viele Pflegende und auch Ärzte keinen Organspendeausweis haben ist mitunter die Skepsis gegenüber der Hirntoddiagnostik und die Art wie die Organe entnommen werden. Auf die Frage ob die Organentnahmen in dieser Form ethisch vertretbar waren und die Würde des Patienten beachtet worden ist, habe ich meist die Antwort "Nein" erhalten.

Kurz zur psychischen Betreuung. Das Transplantationsteam, daß vom regionalen Transplantationszentrum gestellt wird hat die Möglichkeit einen Psychologen in Anspruch zu nehmen. Das Pflegepersonal, das bei der Explantation beteiligt ist wird vom behandelnden Krankenhaus gestellt und hat nur begrenzt die Möglichkeit zur psychischen Betreuung. Die DSO ist mittlerweile dazu übergegangen mit dem TransPlantTeam einen Psychologen mitzuschicken. Nicht nur für die Angehörigen, sondern auch für das Team. Allerdings...wenn die Organentnahme vorbei ist, dann ist er auch wieder weg und man wird mir seinen Problemen "allein gelassen". Ich sehe eine Pflicht der DSO und der Transplantationszentren, daß jegliche Art von Beteiligten die Möglichkeit erhält sich psychologisch betreuen zu lassen.
Denn eine Organentnahme ist eine der extremsten Belastungssituationen im Leben eines Pflegenden.

Die Facharbeit würde im Rahmen der Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivpflege erstellt.

Für die Verbesserung der Organspendeausweisträgerzahlen frag ich dich, wo willst du ansetzen, um diese Zahlen zu verbessern?
Die Zahl der Organspendeausweisträgern wird man nicht wesentlich erhöhen können. Das ist auch meines Erachtens nach nicht unbedingt notwendig.

Der Kern des Anstoßes ist ja die Regelung der Zustimmung zur Organentnahme an sich. Warum nicht so machen wie die Schweden oder die Liechtensteiner? Sie haben die Informationslösung. Hier wird jeder hirntote Patient als Organspender angesehen, allerdings MÜSSEN die Angehörigen informiert werden, die widerrum Einspruch einlegen können.
Der Unterschied zu Deutschland ist, daß die Angehörigen nicht eine Entscheidung im Sinne des Patienten treffen müssen, sondern lediglich aus ihrer eigenen Überzeugung heraus.

Das dumme an der deutschen Lösung ist ja folgendes. Die Angehörigen müssen bei fehlendem Organspendeausweis, laut §4 Transplantationsgesetz, im Sinne des Patienten handeln. Ja was iss denn im Sinne des Patienten, wenn man nie über so eine Extremsituation geredet hat. Man geht ja nicht davon aus, daß man irgendwann mal potentieller Organspender werden könnte. WIR denken so darüber, weil WIR die Situationen kennen. Aber der Metzger um die Ecke oder der Bürokaufmann wird sich sicherlich nicht mit seiner Familie zuhause hinsetzen und über den Fall einer Organspende reden. Wenn das so wäre, dann würde ich mir über die beiden echte Gedanken machen.
Eine weitere FORSA-Studie besagt nämlich, daß eine Vielzahl der Organspendeausweisträgern sich im Laufe ihres Lebens immer mal wieder für und immer mal wieder gegen die Organspende entscheiden. Je nachdem wie gerade Werbung gemacht wird oder welche Skandale gerade aufgedeckt werden oder welche persönlichen Erfahrungen gerade gemacht worden sind.

Bei all der Diskussion über Organentnahme sollte man eins nicht vergessen. Die Angehörigen. Es ist schon eine maximale Belastung, wenn ein Familienmitglied stirbt und man sich auch noch mit einer Organentnahme befassen muß. Denn eins ist in der Situation der Organspende nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich...eine Sterbebegleitung. Und gerade diese ist für viele Angehörige, vorallem Menschen mit islamischem Glauben, sehr sehr wichtig.

Meine Meinung zu dem Thema.
Die Situation zur Zustimmung zur Organspende wie sie jetzt ist, ist nicht die Optimalste, aber die am ehesten ethisch vertretbarste.
Das schon angesprochene Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit steht sicherlerlich als Korrelat zur Pflichtorganentnahme, doch es ist, wie ich finde, keineswegs nach dem Tod nichtig geworden. Ich drücke es mal einfach aus. Der Empfänger kann nichts dazu, daß der Spender verstorben ist. Aber der Spender kann auch nichts dazu, daß der Empfänger totkrank ist.Deshalb sollte immer und jederzeit die kurzfristige Möglichkeit zum Widerspruch bestehen. Sei es durch die Ablehnung der Organspende im Organspendeausweis oder durch die Einwände der Angehörigen.

Wir reden gerade über Extremmedizin, welche ihr Für und ihr Wider hat.
Es gibt immer eine Pro-Meinung und eine Kontra-Meinung. Man füllt ganze Bücher damit, hält Symposien über das Thema und macht große Kongresse, die sich nur damit befassen. Ich glaube kaum, daß wir hier und jetzt auf einen gemeinsamen Nenner kommen.


ICh vermute, dass die mangelnde Fähigkeit der meisten Menschen sich bei Lebzeiten über den Tod und Trauer zu unterhalten massgeblich für niedrige Quoten sorgt.
Ich glaube die Menschen unterhalten sich eher über erfreulichere Themen wie Tod und Trauer. Denn um ehrlich zu sein, denke ich da auch net dran.
Die niedrigen Quoten kommen allerdings weniger durch die mangelnde Fähigkeit über Tod und Trauer zu diskutieren zu stande, sondern vielmehr, weil die Patienten nicht wissen was nach dem "Hirntod" mit ihnen geschieht.
Merken sie noch was? Hören sie noch was? Sehen sie noch was? Ich glaube es ist eine relativ schwierige Aufgabe, daß man sich damit befasst. Immerhin gibt es keine Berichte von Hirntoten, auf die man sich stützen kann. Deshalb bleiben da immer noch Zweifel. Und im Zweifel für den Angeklagten...in diesem Sinne für MICH, denn dann lasse ich es halt.
Wie ich schon oben erwähnt habe. Ich glaube kaum, daß sich fachfremde Personen, die die Situationen nicht kennen sich ohne Anlass Gedanken über eine Organentnahme machen. Eher wird darüber geredet wie und wo man beerdigt werden will und welchen Leidensweg man sich ersparen möchte.
Apropos Leidensweg...ich bin ja für die digitale Patientenakte, welche überall in Deutschland abgerufen werden kann. Dort könnte man solche Dinge zum Beispiel speichern. Dinge wie Patientenverfügungen oder halt die Bereitschaft zur Organspende. Einfach nur Speichern...weil Papier geht oftmals sehr schnell verloren...und ist oftmals sehr sehr geduldig.

Liebe Grüße
Andi
 
Hallo Andreas,
vielen Dank für diesen ausführlichen und eindrucksvollen Einblick. Es sind sehr viele Aspekte dabei, die von meiner Seite aus keine weitere Diskussion bedürfen und es werfen sich für mich im Moment keine weitere Fargen auf.

Eine Sache muss ich noch richtig stellen: Ich meinte mit der "anderen Seite" die Patienten, die 5 Monate NACH Transplantation auf Station liegen etc.
Mit Organspendern hatte ich in den 7 Jahren nur ein zweimal was zu tun, wo diese Patienten stundenweise bis zur Op zwischengeparkt wurden.

Deutliche Zustimmung gebe ich dir auch in der Sache "psychologische Betreuung durch die DSO" zu organisieren, auch über den Eingriff hinweg, für ALLE Beteiligten, Helfer und Angehörige. Es müssen/sollten positive Aspekte mit der Organspende als Produkt heraus kommen.

PS: Ich habe einen Spenderausweis und ich bleibe trotz der Diskussion dabei!
 
Hallo!
Ich habe zwar noch keinen Organspendeausweis, wäre aber durchaus bereit dazu, meine Organe zu spenden.
Kann es sowieso nicht ertragen, mir vorstellen zu müssen, irgendwann unter der Erde "ersticken" zu müssen.
Ist jetzt nicht ganz passend, aber Körperwelten finde ich auch ganz OK.
Meine Großeltern haben sich dafür gespendet. So ist man auch zu was nütze, auch wenn man nicht unbedingt Leben rettet.

Gruß an alle:daumen:
 
Kann mir mal jemand sagen, wie die ganze OP denn so abläuft? Auf der Internetseite wird beschrieben das ein schnitt vom kinn bis zum schambein gezogen wird, der ganze bauch mit eiskaltem wasser gefüllt wird und dann alles entnommen wird.
wird das heute noch immer so gemacht oder hat sich das inzwischen geändert?

Als OP-Schwester, die sowohl beim Explantieren als auch bei Transplantationen (Niere, Leber, Pankreas/Niere und Dünndarm) dabei ist, kann ich Dir folgendes berichten:

Steht ein Patient zur Explantation an, so bekommt er von unserer Seite eine ganz normale OP-vorbereitung. Er wird behandelt wie jeder andere Intensivpatient auch. Ein Anästhesist ist dabei und der Patient bekommt eine Narkose.

Der Koordinator der DSO ist während der Operation anwesend. Er kennt den Patienten und die Angehörigen und weiss welche Organe entnommen werden dürfen/sollen. Diejenigen, die ich kenne sind sehr menschlich. Obwohl sein Job eher dem eines Auktionators gleicht habe ich nie menschenunwürdiges erlebt. Er telefoniert eigentlich immer. Wahlweise mit den verschiedenen Krankenhäusern, die für die Übernahme der Organe in Frage kommen, berichtet über den Zustand der Organe und wenn letztendlich geklärt ist, welcher Patient das Organ bekommt kümmert er sich um den Transport. Je nachdem wo das Organ hinkommt, besorgt er Kurier, Hubschrauber oder Flugzeug.

Herz und Lunge werden von den Ärzten der transplantierenden Krankenhäuser entnommen. Diese werden also meist eingeflogen. Bevor diese nicht da sind, beginnt die Explantation nicht, denn bei Herz und Lunge darf im Gegensatz zu z.B. Nieren díe Kaltischämiezeit nicht zu lang werden.

Im Falle dass alle Organe entnommen werden (was ja nicht immer der Fall ist) erfolgt der Hautschnitt von Jugulum zu Symphyse (also Thorakotomie + Laparatomie) Das Sternum wird mit der Säge eröffnet. Aorta und Vena Cava werden freipräpariert.

In die Aorta wird ein Katheter implantiert, über den UW-Lösung in den Patienten gespült wird. Heisst, das Blut des Patienten wird durch UW-Lösung ersetzt. Die V.Cava wird eingeschnitten und über diesen Schnitt das Blut abgesaugt. Je nach Patientengrösse benötigt man bis zu 10 Liter UW zum austauschen. Gleichzeitig wird der Patient mit Eiswasser von aussen gespült um die Organe abzukühlen und einem Organverfall vorzubeugen.

Unmittelbar danach kommen die Herzchirurgen und entnehmen zuerst das Herz, danach die Thoraxchirurgen die Lunge.

Dieser Teil der Operation ist ein bisschen hektisch, aber danach wird es etwas ruhiger.

Die Chirurgen entnehmen als erstes den Dünndarm (wenn überhaupt, denn die Kriterien für DD-spende sind sehr streng) und die Leber, dann Pankreas und schliesslich die Urologen die Nieren.

Jedes Organ wird unmittelbar nach der Explantation nach Standard 3fach verpackt, vom DSO Koordinator beschriftet und schliesslich in Kühlboxen verschickt. (nur die Herz-/Thoraxchirurgen nehmen ihr Organ direkt selber mit)

Erst ganz am Ende kommen noch die Augenärzte für die Hornhautexplantation. Währenddessen wird der Patient schon wieder zugenäht. Dieses geschieht nach normalem Standard. Die Haut wird getackert und mit einem Verband versehen. Der Patient wird gewaschen und alle Katheter und Zugänge entfernt.
Anschliessend wird er mit einem OPHemd bekleidet in die Prosektur verbracht.

Einige Zeit später bekommen wir (und auch die Angehörigen, wenn sie das wollen)von der DSO einen Brief in dem geschildert wird, welche Organe letztendlich transplantiert wurden und welcher Art von Patient damit geholfen wurde. Natürlich werden keine Namen genannt.

Ich selber habe einen Organspendeausweis. Ich kann die weiter oben geschilderte Umfrage nicht bestätigen. Wegen der Zustände der Explantation würde ich meinen Ausweis nicht abgeben. Diese empfinde ich nicht als menschenunwürdig. Im Gegenteil. Der Patient (oder seine Angehörigen) haben der Operation zugestimmt. Es macht für mich keinen Unterschied ob ein Patient einer Lungenentfernung wegen Tumor zustimmt oder wegen einer Organspende.
Es ist der Wille des Patienten.

Anders würde ich es sehen, wenn wir ein Transplantationsgesetz hätten wie in Österreich, wo jeder, der nicht rechtzeitig widerspricht, ohne weitere Nachfrage explantiert wird. Natürlich sind in den Ländern mit dieser Gesetzgebung die Zahlen (von Transplantationen) höher und die Wartezeit für den Patienten kürzer.

Dennoch würde ich diese Gesetzgebung nicht favorisieren.

Meiner Meinung nach sollte jeder, der sich ein Organ transplantieren lassen würde, auch einen Spenderausweis haben.

In Diskussionen über das Für und Wider der Organspende erlebe ich häufiger Menschen, die sagen: nehmen würd ich schon aber geben tät ich nix.

Diese Haltung kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Bei mir ist es eher umgekehrt. Haben wollt ich nix, aber geben tät ich schon...

Das ist aber ein ganz anderes Thema und wäre zu weit *offtopic*
 
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