Notfallmedikamente in der ambulanten Kinderintensivpflege

panki

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23.10.2006
Beiträge
172
Beruf
Studentin Berufspädagogik und Kinderkrankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Kinderklinik und Krankenpflegeschule
Funktion
Mentorin Manchester Triage System
So, Ihr lieben Kinderkrankenschwestern in der Intensivpflege...ich habe mal eine Frage an Euch Spezialisten.
Ich betreue derzeit ein fast 4 Monate alten Säugling mit Enzephalopathie nach Hypoxie unter der Geburt. Das Kind ist auch in Behandlung wegen erhöhter Krampfaktivität, wird sondiert über eine Magensonde und von uns stundenweise versorgt, um die Mutter zu entlasten.
Folgendes Problem:
Kind bekommt als Notfallmedikamente bei Krampfanfällen Dormicum, Chloralhydrat und Diazepam.
Ich habe das Kind erst vor kurzem übernommen und habe viel damit zu tun, die Eltern aufzuklären, zu beraten und ihnen einige Ängste zu nehmen (soweit das geht).
Leider hat das Kind keinerlei Überwachung zu Hause, bei diesen Medikamenten ist das aber meiner Erfahrung nach schon von Vorteil.
Von den Ärzten fühlen die Eltern sich nicht richtig ernst genommen mit ihren Sorgen.
Meine Frage:
Habt Ihr Tipps wie ich noch an weitere Informationen komme (im Internet bezieht sich viel auf den Einsatz dieser Medis im Erwachsenenbereich)? Könnt Ihr von euren Erfahrungen berichten im Umgang mit den Dosierungen und Beobachtung? Würde mich freuen.
Mein nächster Schritt ist nun der Kontakt mit einem SPZ, um den Eltern noch mehr Förder-, Beratungs- und Hilfeangebote geben zu können.
Liebe grüße
 
Meine Erfahrungen mit Domicum bei Säuglingen ist das doch sehr häufig eine paradoxe Reaktion zu beobachten ist.
Wir haben als Notfallmedi immer Diazepam als Rectiole im Zimmer gerichtet, je nach Dienstarzt auch Vitamin B6, da gehen die Meinungen bei uns auf Stat aber auch auseinander.
Die Anbindung an ein SPZ finde ich auch sinnvoll, in unserem gibt es auch ein FamilienForum das Schulungen und Vorträge anbietet.

Ist denn Dein Patient an eine Epilepsie Ambulanz angebunden?
 
Genau das ist derzeit auch das Problem mit den Dormicum-Gaben, haben Kinderärztin mit eingeschaltet.
Wisst Ihr Internetseiten, wo man etwas genauer dazu recherchieren kann?
Ja, eine Epilepsie-Sprechstunde gibt es.
Schönen Abend noch!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Panki,

ich finde es sehr ungewöhnlich, dass ein dermaßen beeinträchtigtes Kind ohne jegliche Monitorüberwachung o.ä. nach Hause entlassen wird.

Was die Notfallmedis angeht, so sollten sie von den Ärzten explizit angeordnet werden, mit Indikation, Dosierung, maximale Dosierung (also wie oft man das Zeug geben darf, bzw. wann man die Gabe frühestens wiederholen darf), usw.

In Pädatrischen Intensivpflegebüchern findet man meistens Tabellen über Wirkungsweise und Dosierungsempfehlungen, abhängig von Kilogramm Körpergewicht.
- wobei wie gesagt, Du auch rechtlichen Gründen die Dosierung gar nicht festlegen kannst.

Mir scheint, bei diesem Kind hat keine gute Pflegeüberleitung oder Betreuung vom bisherigen therapeutischen Team stattgefunden.
Die Familie sollte sich unbedingt um die Betreuung durch Spezialisten kümmern, das Kind ggf. noch einmal in einer Spezialklinik oder einem niedergelassenen Kinderneurologen vorstellen.

LG,
Meggy
 
Hallo Panki,

ich kann mich eigentlich meinen Vorrednern voll anschließen.
Ohne Anordnung (wie von Meggy beschrieben) würde ich gar nichts geben. Die verantwortliche Kinderärztin muss diese Dinge doch festlegen. Ist das Kind wegen der Krampfanfälle nicht auf ein Medikament eingestellt worden (Luminal ?)?
Dormicum im Zusammenhang mit Krämpfen wird bei uns nicht angewandt, jedenfalls habe ich das noch nicht mitgekriegt. Unter Dormicum "kann" es zu RR-Abfall und Atemdepression kommen, das wäre im ambulanten Bereich im entsprechenden Fall doch eher fatal, gerade wenn das Kind nicht Monitor überwacht wurde.

Der von euch eingeschlagene Weg über ein SPZ und die Kinderärztin wird euch in der Berteuung sicher weiterhelfen....

Liebe Grüße
Behid
 
Hallo,

wenn bei uns Kinder mit Krampfanfällen nach Hause entlassen werden, sind sie vorher (unter Spiegelkontrollen) auf Luminal oder Phenhydan eingestellt. Sie werden durch das SPZ weiterbetreut und müssen regelmäßig dort zur Untersuchung/Spiegelkontrolle. Je nachdem, wie die Kinder stationär gekrampft haben (also mit oder ohne Sättigungsabfall, mit Bradycardie...), wird das Heimmonitoring verordnet. Wenn die Kinder bei den Anfällen mit Vitalzeichen stabil waren werden sie auch ohne Monitor entlassen. Als Notfallmedikation ist bei uns Chloralhydrat oder Diazepam üblich bzw. eine extra Dosis Lumi oder Phenhydan (nach Anordnung!)

War das Kind denn stationär? Dann könnte man auch dort nochmal anrufen und nachfragen/Arztbrief anfordern. Sonst würde ich mit der Epilepsiesprechstunde arbeiten und das weitere Vorgehen gemeinsam besprechen.

Bis dann...
 
bin zwar krankenpflegeschülerin und somit hab ich keine ahnung aber als ich meinen letzen einsatz in der kinderklinik hatte wurden bei uns kinder mit krampfanfällen mit keppra eingestellt
 
Hallo,

die Einstellung von Krampfmedikamenten ist eine Wissenschaft für sich.

Es gibt zwar einige "geläufige" Medikamente und auch jedes Jahr mal wieder Neuerungen auf dem Markt, aber die Kinder reagieren total unterschiedlich darauf.

Bei schwerem Krampfleiden lohnt es sich wirklich mit seinem Kind ein Spezialzentrum, z.B. in Bethel oder Kehl-Kork aufzusuchen, die haben nicht nur sehr viel mehr Erfahrung, sondern ganz andere Möglichkeiten der Diagnostik und ggf. nichtmedikamentöser Therapie.

LG,
Meggy
 
Hallo meggy und alle anderen auch,

Danke! Super Tips! Bin echt dankbar.:klatschspring:

Also, der weitere Verlauf war jetzt: Haben Termine beim SPZ und Kinderneurologen besorgt (Spiegel-Kontrollen und Medikamenteneinstellung wurde besprochen), versuchen nun mehr Pflegestunden zu organisieren, damit die Mutter noch mehr entlastet wird, haben Rücksprache mit den Therapeuten gehalten, halten genaue Krankenbeobachtung und erhoffen dringend das O.K. für eine Überwachung (schon allein als Erleichterung für die besorgten Eltern)...

Ich wünschen Euch noch einen schönen Tag!

Liebe Grüsse
 

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