Ist das die Pflege von heute?

Just Martina

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22.09.2004
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:knockin: Hallo an Alle,

komme jetzt am 4. Oktober in den Mittelkurs. Habe somit mein erstes Jahr absolviert und jede Menge Einblicke, Erfahrungen und ähnliches gemacht.
Und, ich bin masslos enttäuscht von dem was mir begegnet ist.
Zu pflegen hatte ich mir gänzlich anders vorgestellt.
Einfühlungsvermögen in den Patienten, Respekt vor dem Individuum scheinen in der heutigen Zeit Fremdworte zu sein.
Gestresstes Pflegepersonal die oft genug den Eindruck vermitteln, lediglich einen Job zu machen um damit Geld zu verdienen und immer zahlt der Patient die Rechnung.
Bin desillousioniert und frage mich, ob das tatsächlich der Job ist den ich machen will.
Ich habe noch nie ein Problem mit meinem Alter gehabt ( bin 41) doch jetzt hab ich Angst, mich im Alter diesem Pflegesystem ausliefern zu müssen.
Wenn man dann noch darüber nachdenkt, das wohl in Zukunft noch alles beschissener wird dann wird mir echt ganz schlecht !!!

Wie seht Ihr das ?

Gruß
Martina
 
das hat unser bekannter auch gesagt. das pflegepersonal ist total überfordert mit den aufgaben.
sie arbeiten auf zeitdruck und lassen es auch den patienten spüren.
was glaubst du wird sich ändern in zukunft?
 
Hallo Martina,

ich arbeite seit sehr vielen Jahren in der Pflege, und habe somit viele Veränderungen sowohl ins positive als auch in die andere Richtung erlebt.

Ich versuche meinen Zeit- und Arbeitsdruck nicht am Patienten auszulassen.

Allerdings sehe ich meinen Beruf nicht als Berufung, sondern als etwas womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen kann.

Ich kann nicht mit jedem Patienten mitleiden und dergleichen.
Ich versuche den Patienten mit seinen Bedürfnissen und Wünschen professionell zu Pflegen, sollten seine Wünsche im Bereich des Machbaren sein werden diese auch erfüllt.

Die sehr dünne Personaldecke und die DRG's verhindern sehr vieles.

Dank der DRG's müssen wir nämlich mehr Patienten in weniger Zeit und mit weniger Personal versorgen.

Was genau erwartest du eigentlich? Das kann ich nämlich leider nicht herauslesen?

Eine "Schwester Stefanie" wie im Fernsehen, wirst du vermutlich nirgends finden.

Schönen Tag
Narde
 
Hallo an alle...

kann dir nur zustimmen...

Bei uns ist es genau so..

@Martina

Wir haben zur Zeit 11 Vollpflegefälle bei 30 Patienten (Davon sind 4 im Wachzimmer eine Stroke-Unit, und mindestens 6 oder so sind nochmal A2er...

Wo soll ich denn da genügend Zeit hernehmen??
Klar, ich versuche bei jedem Pat. immer freundlich zu sein und mich um seine Bedürfnisse zu kümmern, doch leider wird das immer schwieriger umzusetzen.
Einfühlungsvermögen gehört nach wie vor dazu..
Denn den Job kalt und gefühllos zu erledigen, ist sicher nicht in meinem und auch in dem Sinn der anderen Pflegekräfte.
Doch müssen die Pat. auch Verständnis haben, wenn man mal sagt, dass man nicht jeden Tag mit den Angehörigen über den Tag der Pat. diskutieren kann und auch,dass viele Sachen einfach nicht möglich sind, weil des Personal fehlt,überlastet ist oder einfach zu viele sehr aufwendige Pat. auf Station liegen (z.B. Mobilisation, den Pat. was vorlesen, mit ihm ne Runde auf dem Flur laufen oder ähnl.,Zeitung holen usw.).

LG,Nic
 
Hallo,

ich kenne das Gefühl des "ausgebrannt sein" nur zu gut.
Bist du erst mal examiniert, dann kommt der richtige Druck erst auf dich zu, der Streß, die Verantwortung, die Schichtdienste und und und ....

Ich hatte so dermaßen die Schnauze voll (sorry für den Ausdruck), ich war echt fertig.
Ich hab dann nochmal die Schulbank gedrückt und mein Abitur nachgeholt. Das ging natürlich nur mit Hilfe meines Partners, anders wäre es für mich finanziell nicht machbar gewesen.

Diese "Auszeit" (ich arbeitete ein Wochenende im Monat) tat mir so gut, ich fühlte mich nochmal als Mensch und hatte Kraft und war nicht mehr ein gereiztes Etwas, dass kaum Zeit hatte richtig auszuspannen.

Mittlerweile arbeite ich Teilzeit, ich schaffe es einfach nicht mehr Ganztags diesen Job zu erledigen. Ich hab das Glück, dass ich nicht Ganztags arbeiten gehen muß.

Ich mache den Job auch nicht aus Berufung. Ich verdiene mein Geld damit. Und seit ich Abstand halten kann fällt mir es wesentlich leichter freundlich zu sein und mit einem guten Gewissen nach meinem Dienst nach Hause zu gehen.

LG
Woddy
 
sicherlich ist es nicht immer einfach, denn wenn man sich wirklich mal die zeit nimmt, die für die pflegestufe angesetzt ist, bekommt man mächtig " ZOFF" mit den anderen mitarbeitern und chef, da man es einfach nicht schafft, dann bis ende der schicht alle Pat./bew. zu versorgen nach planung. Liegt aber meiner meinung nach an der unterbesetzung des personals.......4 arbeiten für 8.......
 
das problem der fehlenden Kräften ist ja schon lange bekannt.
Meiner Meinung nach ist es aber nicht das einzigste. Man könnte schon extrem viel erreichen wenn man z.B. wenn moderen Pflegemethoden umgesetzen würde, wenn nicht für jeden **** ne Zettel ausgefüllt werden muss, wenn die gesamnt organisation besser koordiniert werde würde (Ärtzte kommen pünktlich zu Visite, man muss nicht ewig auf Röntgen usw warten ...)

Aber wenn man das umsetzten würde wird wahrscheinlich auch das Personal gekürzt. Spart ja Geld. :cry:
 
Moin,

narde2003 schrieb:
Hallo Martina,

ich arbeite seit sehr vielen Jahren in der Pflege, und habe somit viele Veränderungen sowohl ins positive als auch in die andere Richtung erlebt.

Ich versuche meinen Zeit- und Arbeitsdruck nicht am Patienten auszulassen.

Allerdings sehe ich meinen Beruf nicht als Berufung, sondern als etwas womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen kann.

Ich kann nicht mit jedem Patienten mitleiden und dergleichen.
Ich versuche den Patienten mit seinen Bedürfnissen und Wünschen professionell zu Pflegen, sollten seine Wünsche im Bereich des Machbaren sein werden diese auch erfüllt.

Die sehr dünne Personaldecke und die DRG's verhindern sehr vieles.

Dank der DRG's müssen wir nämlich mehr Patienten in weniger Zeit und mit weniger Personal versorgen.

Was genau erwartest du eigentlich? Das kann ich nämlich leider nicht herauslesen?

Eine "Schwester Stefanie" wie im Fernsehen, wirst du vermutlich nirgends finden.

Schönen Tag
Narde

dem ist imho nix hinzuzufügen.

Cys

P.S. Auch ich mache das zum Geld verdienen und aus Spass, nicht weil ich mich dazu berufen fühle ( gibt es sowas denn überhaupt ? )
 
Gruß Martina,
ich glaub Du solltest nach der Ausbildung Dich auf eine Palliativstation bewerben. Denn da hast Du die Zeit und kannst das Einfühlungsvermögen von Dir rüber bringen, welches Du im normalen Alltag vermißt! Da gibt es kein Streß und Du kannst tun und lassen was Du möchtest und Dein Patient. Es hat halt nur irgend wann ein Ende!

LG Tobias
 

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