Vom OP auf Station - Kulturschock?

Wie lang ist es her dass ihr zuletzt neu irgendwo angefangen habt? Denkt euch mal daran zurück. Das ist eine sehr schwere Situation, man fühlt sich zunächst unwohl und braucht einfach seine Zeit, bis man sich richtig einfindet. Ein halbes Jahr würde ich der Kollegin schon geben, bevor ich über sie urteile.
 
... und das andere ist eine doch sehr emotionale Arbeit...

Typische Fehleinschätzung von Pflegekräften, die glauben als Profession ein Monopol auf Empathie zu besitzen.

Elisabeth
 
Hallo Claudia,
so wie Du Dich in etwas reinarbeitest mache auch ich das.
Ansehen, beobachten, nachfragen, bis hin zur Bitte auf Fehler hingewiesen zu werden.
Dabei muss man nicht nur evtl. fachlich neues lernen, sondern auch lernen mit anderen Menschen umzugehen.
Aber das tun nicht alle, viele Menschen gehen verschieden an neue Aufgaben heran und es führt nicht weiter, wenn man überlegt, wie man es selbst gemacht hat.
Eure neue Kollegin hatte den Wunsch auf einer Palliativstation zu arbeiten, kennt Ihr den Grund dafür?
Habt Ihr schon gespräche gehabt darüber wie sie sich fühlt im Team, fachlich? Habt Ihr sie schon gefragt wo sie noch Hilfe benötigt, sich unsicher ist?
Es macht es natürlich für alle Beteiligten schwierig, wenn sie sich nicht öffnet, oder Gesagtes widerruft.
Vielleicht hilft es ihr deutlich zu machen wie es Euch geht, wie sie auf Euch wirkt und sie fragt, ob es von ihr auch so gemeint war.
Wir haben im letzten halben Jahr mehrere neue Leute eingearbeitet und jeder einzelne war verschieden.
Bei einer sehr stillen und zurückhaltenden Kollegin zeigte ein Gespräch darüber wie wir sie erleben ganz langsam Wirkung und wir sind alle noch nicht davon überzeugt, dass sie es packen wird.
Ich bin letzten Endes für direkte Kommunikation, auch mal direkte Konfrontation mit der Wirkung des anderen.
Alledings setzt es letzten Endes auch voraus, dass der andere den Willen hat und irgendwie scheint ihr bei dieser neuen Kollegin daran zu zweifeln?
 
Typische Fehleinschätzung von Pflegekräften, die glauben als Profession ein Monopol auf Empathie zu besitzen.

Elisabeth

Glatte Über-Interpretation! Ich meinte nur die Arbeit im palliativen Bereich, und Du kannst mir nicht erzählen, dass das keine emotionale Arbeit ist, sowohl an sich selbst als auch mit dem Patienten.

Und wo hab ich geschrieben, dass Pflegekräfte ein Monopol darauf besitzen??
 
Die Einschätzung: OP-Pflegekräfte haben zu wenig Ahnung von emotionaler Arbeit weil sie nur Funktionspflege kennen, bedient ein Klischee. Es gibt keine Einschränkungen von berufswegen bezüglich der Hospizarbeit. Der Mensch muss in der Lage sein, sich auf diese Begleitung eines Sterbenden einlassen können.

Elisabeth
 
Ich hab nie gesagt_

Die Einschätzung: OP-Pflegekräfte haben zu wenig Ahnung von emotionaler Arbeit weil sie nur Funktionspflege kennen.

Elisabeth

Aber emotionale Arbeit steht doch im OP nicht gerade im Vordergrund, sie gehört nicht zu den täglichen Tätigkeiten...

Aber okay, ich arbeite auf ITS und kenne mich im OP nicht wirklich aus. Ich überlasse also das Feld denjenigen, die das besser beurteilen können...
 
Aber emotionale Arbeit steht doch im OP nicht gerade im Vordergrund, sie gehört nicht zu den täglichen Tätigkeiten...

Die Arbeit an sich ist technischer, das ist richtig, ansonsten kochen gerade im Op die Emotionen sehr schnell hoch. Das Zwischenmenschliche ist oft ein Balanceakt. Man hat aber keine Zeit und keinen Freiraum dafür, das auszudiskutieren.
Und wie ich das verstanden habe, hat die Kollegin auch kein Problem mit der emotionalen Patientenarbeit, es ist vielmehr ein Teamproblem.
 
Hej, Du kennst sie...:mryellow:

Aber all das ist zwar eine Erklärung für solche Verhaltensweisen, aber keine Entschuldigung. Patzig zu werden, anderen den schwarzen Peter zuschieben wollen - welcher Erwachsene hält das denn für sinnvolle Lösungen? Wie sollen neue Mitarbeiter (und auch alte) ihre Fehler korrigieren, wenn man sie nicht darauf aufmerksam macht?

Genau, das sehe ich auch so. Ich finde es eigentlich gut, wenn man etwas erklärt und beigebracht bekommt.

Die von mir benannte Kollegin hat übrigens mit mir auch kein Problem, weil ich relativ offen und direkt anspreche, ob sie jetzt gerade ein Problem mit der Situation hatte, und ich gebe mir auch Mühe mit dem Erklären. Und wir sind etwa gleich alt, haben uns auch schon privat ausgetauscht. Mit anderen dagegen geht sie gar nicht gern in den Saal.

Vielleicht bist du, Claudia, auch so jemand, die sich erstmal um die Leute bemüht, bevor du urteilst. Wenn mir aber von einem ganzen Team eine Menge Vorurteile wegen der so "unemotionalen" Op-Arbeit entgegenkämen, wäre ich auch zumindest unsicher, wie ich mich verhalten sollte.

Zwar finde ich "Patzigkeit" auch nervig, aber ich glaube wirklich, es ist Unsicherheit. Und Scham, dass sie jemand bei den Fehlern oder bei ihrer Unkenntnis ertappt hat. Vielleicht würde es helfen, wenn man ihr mal sagt, dass von ihr noch keine perfekte Routine erwartet wird, ihr Tonfall aber unangemessen ist. Und dass sie wegen ihrer noch mangelnden Kenntnisse nicht gleich eine schlechte Kraft ist.
 
Aber emotionale Arbeit steht doch im OP nicht gerade im Vordergrund, sie gehört nicht zu den täglichen Tätigkeiten...
Off-topic, aber: So what? Allein in der ambulanten Hospizgruppe hier arbeiten Sekretärinnen, Lehrerinnen, Stewardessen, Kriminalbeamte, Seelsorger, Sozialpädagogen, Erzieherinnen, Hausfrauen, ein einsamer Arzt.... Der Hospizgedanke muss sich nicht im Beruf wiederspiegeln.

Im Gegenzug achte ich im Ehrenamt darauf, in Bereichen zu arbeiten, die nichts mit der Pflege zu tun haben.
 
Eure neue Kollegin hatte den Wunsch auf einer Palliativstation zu arbeiten, kennt Ihr den Grund dafür?
Habt Ihr schon gespräche gehabt darüber wie sie sich fühlt im Team, fachlich? Habt Ihr sie schon gefragt wo sie noch Hilfe benötigt, sich unsicher ist?

Gefühlte einhundert Mal, ja. :x

Es macht es natürlich für alle Beteiligten schwierig, wenn sie sich nicht öffnet, oder Gesagtes widerruft.

Wem sagst Du das? Du redest bei ihr mit einer Wand. Sie leugnet, sie hat ihre eigene Version von der Geschichte, sie tritt Wochen oder Monate verspätet von Zusagen zurück. Man kann sich nicht auf das, was sie sagt, verlassen.

Vielleicht hilft es ihr deutlich zu machen wie es Euch geht, wie sie auf Euch wirkt und sie fragt, ob es von ihr auch so gemeint war.

Siehe oben. Gespräche scheinen bei ihr bisher nicht anzukommen.
 
Wer spricht denn mit ihr? Die Stationsleitung?
Gibt es Anlaß zu Klagen über ihre Arbeit, sprich, macht sie immer wieder dieselben Fehler und lernt nicht dazu? Oder ist das eigentliche Problem ihr Verhalten im Team?
Sie hat sicherlich eine Probezeit, oder? Wie lange darf sie sich bewähren?
Supervision habt ihr auch, ja? Wie läuft denn das ab, bringt das denn nichts in der Richtung?
Ich glaube, ich würde mir irgendwann mal Luft machen in Form von deutlichen Ich-Botschaften, würde sagen:"Ich bin total sauer und frustriert, dass ich von dir nur patzige Antworten bekomme, wenn ich dir ohne böse Absichten etwas erklären möchte!" - oder so ähnlich.

Aber man kann das schlecht beurteilen, wenn man die Person nicht kennt.
 
Die meisten Gespräche sind über die Stationsleitung selbst gelaufen, einige auch über mich als Stellvertretung. Dass es mich nicht so oft traf, lag an unserem unterschiedlichen Arbeitsrhythmus.

Die Gespräche drehten sich, gerade zu Beginn, auch um ihre fachlichen Defizite, inzwischen rückt das Zwischenmenschliche in den Vordergrund.

Sie hat keine Probezeit; die gibt es ja nicht bei einem Wechsel innerhalb des Hauses.

Die Supervision hat bis jetzt noch nicht zur Konfliktlösung beigetragen. Auch deshalb, weil sie dort zwar Emotionen preis gab, später aber wieder zurückruderte. Sie kann sich ihre Schwächen nicht eingestehen, und wird aggressiv und verletzend - meiner Leitung und mir gegenüber sogar intrigant - wenn sie "von außen" auf diese Fehler hingewiesen wird.

Und eben diese Art wird von der PDL mit der Sozialisation durch den OP begründet, da man dort keine Schwächen zugeben dürfe. Wurde weiter oben ja auch bestätigt. Was eine Erklärung sein kann, aber keine Rechtfertigung (finde ich).
 
Okay, dann wertet sie alles als Angriff auf ihre Persönlichkeit.
Wobei, gut, man zeigt sich im Op ungern als schwach, aber Fehler kriegt man da auch schon recht deutlich gesagt und muss damit umgehen können. Also auch keine Entschuldigung.
Was da nun genau in der Kommunikation schiefläuft, kann hier wohl auch keiner beurteilen. Sie wird sich als Anfängerin unwohl in ihrer Haut fühlen, weiß vielleicht auch nicht genau, was von ihr erwartet wird.
Schätze, ihr müsst weiterhin Gespräche führen!
Ich glaube übrigens weniger, dass es am Wechsel Op-Station liegt, da ja umgedreht bei uns bei Leuten, die von Station in den Op wechseln ähnliche Probleme auftauchen. Beispielsweise haben wir eine Teilzeitkraft in der AN, die vorher ambulante Pflege gemacht hat. Ihre Überforderung zeigt sich auch häufig darin, dass sie unangemessen patzig reagiert und sich gleich angegriffen fühlt.
Sich schwach fühlen als doch eigentlich gestandener, erwachsener Mensch ist auch kein schönes Gefühl. Dagegen wehrt man sich.
 
Und eben diese Art wird von der PDL mit der Sozialisation durch den OP begründet, da man dort keine Schwächen zugeben dürfe. Wurde weiter oben ja auch bestätigt. Was eine Erklärung sein kann, aber keine Rechtfertigung (finde ich).
Da habt Ihr es ja wahrlich nicht leicht, aber was nutzt es allen beteiligten, wenn Ihr eine Erklärung habt, aber keine Änderung eintritt?
Ich persönlich glaube eher nicht, dass es an der Sozialisierung durch den OP liegt, nachdem was Du bis jetzt alles geschrieben hast. Da habt Ihr schon wahnsinnig gute Voraussetzungen und schafft gute Bedinungen für sie wie das Bemühen Eurerseits, Supervision und dennoch scheint es nicht zu helfen.
Mehr fällt mir dazu auch nicht ein und ich glaube manchmal muss man auch erkennen, dass es nicht weitergeht, egal was man tut, sagt und dergleichen.
So wie Du schreibst habt Ihr Euch mit allen möglichen Mitteln und Unterstützungsversuchen eingebracht.
Vielleicht ist es einfach an der Zeit Grenzen zu setzen.
Ihr evtl. klar sagen, dass Ihr Patzigkeit nicht toleriert, Ihr erwartet, dass sie Fehler vermeidet und Ihr erwartet dass sie ihren Teil dazu beiträgt um ins Team integriert zu werden.
Ich kann einen anderen Menschen nicht ändern, nur mich selbst. Ich kann Hilfen anbieten, aber annehmen muss sie der andere schon, wenn er sie offensichtlich braucht.
Ich denke, dass Du und Dein Team viele Wege gesucht und angeboten habt, und scheinbar ist sie keinem gefolgt. Nun muss sie ihren eigenen Weg suchen und Ihr könnt Euch nur noch davor schützen Ihr Verhalten zu Eurem Problem zu machen, Euch darüber zu ärgern, oder diese Stimmung, die ja irgendwie negativ zu sein scheint, auf den Rest des Teams überschwappen zu lassen.
Ich weiß, leicht gesagt, aber alles andere scheint bisher ja auch nicht gefruchtet zu haben.
 
Hallo Claudia!
Du hast diesen Thread in einem anderen verlinkt, so dass ich darauf aufmerksam geworden bin.
Passte auch gerade gut, da ich nach 7 Jahren den AG gewechselt habe.
Darf ich fragen, wie das mit Deiner Kollegin ausgegangen ist?
Ist sie noch da? Konnte sie sich ins Team integrieren?
 
Hallo Claudia!
Du hast diesen Thread in einem anderen verlinkt, so dass ich darauf aufmerksam geworden bin.
Passte auch gerade gut, da ich nach 7 Jahren den AG gewechselt habe.
Darf ich fragen, wie das mit Deiner Kollegin ausgegangen ist?
Ist sie noch da? Konnte sie sich ins Team integrieren?
Es gab mehrere Gespräche sowie einen Termin mit PDL und Betriebsrat, bei dem für beide Seiten "Auflagen" für die gegenseitige Zusammenarbeit ausgehandelt wurden. Wenige Tage nach diesem Termin hat die Kollegin von sich aus gekündigt. Sie fing eine Stelle außerhalb der direkten Pflege an, wurde dort jedoch während der Probezeit entlassen. Meines Wissens arbeitet sie inzwischen in der stationären Pflege.
 

Ähnliche Themen