Verhornte Wundumgebung

lexi

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Krankenhaus
Hat jemand einen Tipp zur Pflege der Wundumgebung?
Pat. hat einen massiven Ulcus cruris venosum,Wundumgebung ist teils schuppig,teils richtig dick verhornt.
Hat jemand Erfahrung damit?

Einige wollen einölen,was ich nicht für gut finde

Gruß
Lexi
 
Was sagt der Dermatologe bzw. Phlebologe?

Elisabeth
 
:lol1: den interessiert das alles überhaupt nicht,es könnte ja was kosten
 
Wenn sich die Verhornung nur sehr schlecht mit Messer und Gabel (Pinzette,11er Skalpell) entfernen lassen nutze ich die Kraft der Acetylsalicyl Salbe (sog. Hornhaut Vaseline). Die gesunde Haut in Wundumgebung schütze ich mit der Chiron Creme der Fa. Mentor Ref Nr. 8M-102-01.
 
EIne Möglichkeit wäre auch eine Harnstoffhaltige Salbe (ist aber nicht so effektiv wie eine Acetylsalicylhaltige), wenn die Möglichkeit besteht okklusiv (also unter Folie), und die Haut dann mit Skalpell abtragen. Bei einem Patienten mit demselben Problem hat erst die monatelange Pflege mit einer stark Harnstoffhaltigen Salbe die Verhornungen gelöst.
Weiss jemand noch andere Möglichkeiten?

MFG Skuld:lol1:
 
Harnstoffhaltige Salben/Cremes mit mind. 10% Urea wirken keratolytisch.

LG
Trisha
 
@ Trisha, wodurch entstehen solche verhornten Bereiche? Wie kann man vorbeugen?

Elisabeth
 
@Elisabeth,

das ist ein komplizierter pathologischer Vorgang, das hier in Wort und Schrift zu erklären wäre glaube ich (zumindest für mich) umständlich.
Kurz gefasst: manche Menschen, vor allem Diabetiker, aber auch offenbar gesunde, neigen zu verstärkten Hornhautbildung, auch an untypischen Stellen. Keratinozyten teilen und teilen sich, und die sog. Chalone (körpereigene Hormone), die diesen Vorgang normalerweise aufhalten bzw. in einem Normalzustand halten, haben nicht die Chance aufgrund ungünstiger Begebenheiten in der Haut, diese übermässige Zellteilung der Keratinozyten aufzuhalten.
Urea ist der derzeit einzige Stoff, der bei regelmässiger Anwendung diesem vorbeugt. Urea hilft den Chalonen in der Haut wieder zu den Keratinozyten zu diffundieren und die Überproduktion zu stoppen.
Der absolut falsche Weg ist es, Verhornungen wegzuschneiden oder auf sonstige Weise zu vernichten. Sicher konnte der ein oder andere schon beobachten, dass dies auf Dauer nichts bringt (außer der Podologe freut sich auf regelmässige Stammkundschaft:D ).

Urea allerdings sollte nur als O/W-Lotion aufgeragen werden (ausnahmsweise!), denn Fette und Urea passen nicht zueinander und wird alkalisch, was nicht sein darf.
Der ideale Ureagehalt liegt bei 7-12 %, mehr als 20% ist schon wieder vernichtend, was ja wie oben beschrieben nicht sein sollte.
Menschen, die zu starker Verhornung neigen, sollten die entsprechenden Stellen mit einer ureahaltigen Creme versorgen.
 
Vielen dank für deine Antwort. Ich dachte, es liegt an der sezernierenden Wunde- sozusagen eine Schutzreaktion des Körpers. Aber dann hättens ja alle haben müssen. Wirkt der Kompressionsverband eventuell auch gegen diese Hyperkeratose?


Elisabeth
 
Nein, ein Kompressionsverband wird da nicht helfen, weil der Kompressionsverband ja nur mechanisch wirkt und keinen Einfluss auf "intradermatologische" und hormonelle Vorgänge hat.

LG
Trisha
 
Hey Trisha, ganz dickes Lob und vielen Dank für die Erklärung :-)

Musste ich nur mal loswerden!!
 
Oh, da freu´ ich mich über das Lob :) !!! Danke.

LG
Trisha
 
Ich bin Krankenschwester, Wundtherapeutin und Podologin, ich freue mich nicht über dauerhaft verhornte Wunden oder Haut. Die Erklärung mit den "Chilonen" ist mir neu, aber nicht uninteressant.
Das mechanische Abtragen der Verhornungen ist ein schneller und kostengünstiger Weg. Es ersetzt nicht die Pflege mit adäquaten Produkten. Callositas entsteht durch Druck und Reibung. D. H. es muss der Verband kontrolliert werden, ob hier eine speziele Druckbelastung aufgebaut wird.( z- durch Berge von Material an den Wundrändern, Binden, die scheuern . Strumpfabschlüsse ect., Platten, die genau auf den Rändern enden)
Beim Abtragen mit Scalpell muss man sehr darauf achten, nicht tiefer als die normale gesunde Umgebungshaut zu arbeiten, sonst wiederum löst man verstärke Hornproduktion der Haut aus.
Überschießende Hornhautbildung von den Rändern zeigt auch eine gestörte Wundheilung hin, es muß darauf geachtet werden, dass von außen die Hornaut nicht die Wunde überwuchert. Habe ich schon oft gesehn: die Wunde ist zu!!!!, aber darunter gibt es Katakomben, die dann Abszesse produzieren.
Keratolytika werden auch nicht von jeder Haut vertragen, es gibt die Urea pura ( Harnstoff) Milchsäure, Salicylsäure. Alle können bei Kontakt mit offenen Stelle arg brennen und Hautirritationen hervorrufen. Der Kontakt mit Wunden ist daher nicht so unproblematisch, da diese Produkte im Verband ja wandern können.
Abölen mit mechanischer Reibung löst auch schnell und unkompliziert, aber dann muss auch Pflege erfolgen.
Eine Supercreme eigentlich aus der Fußpflege, aber mittlerweile auch in der Pflege und Wundbehandlung erprobt ist "Schrundenwunder " von Fußpunkt.
Da ist Urea pura, Avocadoöl, Nachtkerzenöl und Algenextrakt in einer Super Galenik. Zur Pflege des verhornten Wundrandes sehr gut geeignet.
 
Ich bin Krankenschwester, Wundtherapeutin und Podologin, ich freue mich nicht über dauerhaft verhornte Wunden oder Haut. Die Erklärung mit den "Chilonen" ist mir neu, aber nicht uninteressant.
Das mechanische Abtragen der Verhornungen ist ein schneller und kostengünstiger Weg.

Als Wundtherapeutin (bist Du Ärztin weil Du Wunden auch therapieren darfst? Was hast Du für einen Abschluß, um Wundtherapeutin zu sein???) und zudem Podologin finde ich es doch schon ehrlich gesagt fast beängstigend, dass Du die Existens und die Funktion von Chalonen in der Epidermis nicht kennst.

Wirst Du nicht als Podologin in Deiner Berufspraxis ständig mit verhornter Haut konfrontiert? .
Hat man Basiswissen zur Entstehung von Verhornungen, kann man sie auch entsprechend bekämpfen:
Die Mitose der Keratinozyten wird durch Chalone gehemmt (Statine in Epidermis und Fibroblasten). Wenn die Epidermis aber verletzt ist oder wird, gibt es auch weniger Chalone, die Mitoserate nimmt also zu.
Das Wegschneiden verhornter Stellen bedeutet folglich, dass man die Chalone wegschneidet. Nicht aber die Keratinozyten, die die Verhornung verursachen.
Salicylsäure sowie hochprozentiges Urea hat den gleichen negativ-Effekt wie das Wegschneiden.
Urea 7-12% hilft den Chalonen, wieder zu den Keratinozyten zu diffundieren, um die hohe Mitoserate zu dämpfen und in den Normalzustand zu bringen.
Voraussetzung ist aber die konsequente Pflege der entsprechenden Stellen, mindestens 2x tgl. auftragen.

Ich bin keine Podologin, aber mein Mann bildet Podologen mit aus, und der konnte mir das soeben nochmals wunderbar erklären...

LG
Trisha
 
ich habe einen Abschluß an einer Wundakademie gemacht und viele Firmenschulungen, aber das ist nicht die Frage. Da es keine einheitlich staatliche Ausbildung gibt, brauchst du meinen Abschluß nicht in Zweifel zu ziehen, viele Krankenschwestern haben solche Schulungen absolviert. Jder der sich um Verbandswechsel und Wundbehandlungen kümmert, therapiert im weitesten Sinne. Daher gibt es doch die ambulanten Wundtherapeuten. Es gebt nicht um Diagnose und Festlegung der Methoden, sondern um die Handlung. Dabei kann man das Wort der Therapie auch auf die Goldwaage legen. Ich mache begleitende Wundbehandlungin Zusammenarbeit und Delegation mit Ärzten.In diesem Forum werden mit Vehemenz ärztliche Themen diskutiert, sonst würden sich nicht so viele über das Unvermögen der "Ärzte " mokieren, da sie eigentlich die bessere Lösung zu haben glauben.
Ich finde es immer gut den Wissenradius zu erweitern und auf jeder Schule werden andere Schwerpunkte des Ausbildung gelegt, so dass diese "Chalone" nicht überall erwähnt werden. Im Internet werden Chalone mehr im Zusammenhang mit Entstehungvon Tumoren diskutiuert, die definitiven Auswirkungen der Entstehung von Hyperkeratose ist dort nicht schlüssig diskutiert

Aber im praktischen Fall nützt eine akademische Diskusion wenig, man muss das klinische Bild und den Effekt der Besserung beobachten, ebenso die Herkunft der Störung.

Es gibt Prolifertionshyperkeratosen (Entstehungstörung) und
Retentionshyperkeratosen (abbaustörungen)
Beide können auch zusammen auftreten. Ursachen sind anlagebedingt, durch Pflegedefizite, Druck und Reibung, Uneinheitlicher Heilungsverlauf, Infektionen,Austrocknungsphänomene ect.
Das mechanische Abtragen von Hyperkeratosen ( es gibt ja auch so viele verschiedene Arten der Verhornungs-Formen )und bei geht es nicht um "Verletzungen" is als Einstiegsmaßnahme gut geeignet um an die gesunde normale Schicht heranzukommen und das Eindringen der Pflegeprodukte zu ermöglichen. Es darf nicht ständig und schon gar nicht zu tief abgetragen werden und darin liegt die Kunst.Die begleitende Therapie ist der nächste Schritt.
Urea pura ist nicht nur ein mildes Keratolytikum ( bis 12-15 %) sondern erhöht die Fähigkeit der Haut Wasser im Zwischenzellraum zu speichern. Daher der gute Pflegeeffekt.

Aggressive Keratolytika haben auch meiner Meinung nach nichts auf Wundrändern zu suchen, die Eindringtiefe und die Hautreaktionen sind schwer abschätzbar auf defekter Haut.

Auch daher tendieren wir in der Praxis , das mit Gefühl abzutragen um dann mit milden geeigneten Produkten weiterzumachen, ggf ermöglich man so erst die Begleittherapie mit dermatologischen Externa.
Der Ausgang war eine Hyperkeratose am Wundrand, keine an den Füßen
 
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