Überstundenregelung

Patti

Newbie
Registriert
24.02.2009
Beiträge
4
Ort
Raum Düsseldorf
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
ambulante Pflege
Funktion
Krankenschwester
Hallo, liebe Kolleginnen und Kollegen:nurse:
Ich habe ein für mich sehr grosses Problem und wäre für eure Meinungen sehr dankbar.
Ich habe nach 30 Jahren Krankenpflege etwas resigniert und meine Vollzeittätigkeit aufgegeben. Ich arbeite jetzt seit 5 Monaten in einem privaten Krankenpflegedienst und habe mich mit Fusspflege selbständig gemacht.Das läuft gut, macht Spass, aber auch Probleme.
Ich habe im Pflegedienst eine 20 Stundenwoche vereinbart, gearbeitet werden 30 - 35h, so das ich jetzt nach 5 Monaten satte 217!!! zusammen habe. Es existiert kein Konzept, wie die Stunden abgebaut werden sollen, bezahlt wird nicht, es ist ein privater Pflegedienst und kann sich das nicht leisten ( O-Ton Chef) in Frei geht auch nicht, weil nicht genug Personal da ist.Gibts so was?
Ich bin natürlich noch in der Probezeit, hab versucht mit dem Chef zu reden, ich bekomme nur ausweichende Antworten.
Es klingt eigentlich sooo blöd, aber kann mir jemand von euch einen Rat für den nächsten Schritt geben??
 
Hab gerade meinen Text noch mal gelesen und glaube, das klingt etwas verwirrend.
Also - ich arbeite im Pflegedienst 20h (eigentlich) pro Woche. Davon kann man natürlich nicht leben. Also - zusätzlich - Selbständigkeit in der Fusspflege, was ziemlich gut läuft.
Diese vielen Stunden machen mir nun einen ziemlichen Strich durch meine Planung und meine Frage nun:
Ich lese hier, das viele, die in der ambulanten Pflege arbeiten mehr als vereinbart. Aber wie ist das bei Euch? und habt ihr einen Tip, was ich hier machen kann??
 
Hallo,

leider trifft man solche "traurigen" Zustände immer wieder an. Sicherlich habt ihr auch wahrscheinlich keinen Betriebsrat und keinen Tarifvertrag, der hier helfen könnte.

Was kann man jetzt tun?

Maßgeblich für dich sind deine persönlichen Vereinbarungen mit dem Arbeitgeber, also im Zweifel das, was in deinem Arbeitsvertrag steht. Wir sind uns inhaltlich darüber einig, wenn man 20 Wochenstunden vereinbart hat und über 30 Stunden arbeiten muß, ist dies ein Verstoß gegen die vertragliche Vereinbarung. Grundsätzlich steht dir rechtlich ein Anspruch auf Ausgleich zu, entweder über Freizeit, oder als Zahlung.
Da du noch in der Probezeit bist, riskierst du natürlich deinen Job, wenn du deine Rechte einforderst.
Du solltest dir daher klar darüber werden, ob du in diesem Unternehmen auf Dauer bleiben möchtest.

Mein Rat wäre:

1.) die Überstunden in jedem Fall schriftlich dokumentieren lassen (Arbeitszeitnachweis oder ähnliches), am besten mit Unterschrift des Arbeitgebers
2.) wenn du auf Dauer nicht mehr im Unternehmen bleiben möchtest, in Ruhe einen neuen Arbeitsplatz suchen und dann kündigen (auch du kannst in der Probezeit mit verkürzter Frist kündigen)
3.) nach der Kündigung (oder, wenn du bleibst, nach der Probezeit) entsprechenden Ausgleich für die Überstunden verlangen, notfalls auch über das Arbeitsgericht einklagen.

Sofern du kein Mitglied einer Gewerkschaft bist, kann ich dir nur raten, sofort Mitglied zu werden, damit du rechtlich abgesichert bist und dich die "arbeitsrechtlichen Profis" unterstützen können.

Gruß

medsonet.1
 
Guten Morgen
und vielen Dank für den netten und fachlichen Rat.

Ich bin etwas unsicher - ist es nicht so, das zB Ver.di nur dann eintritt, wenn der Betrieb auch entsprechend gewerkschaftlich organisiert ist?
Es ist ein kleiner, privater Pflegedienst mit 18 Angestellten. Alle sind teilzeitbeschäftigt, wer 20h vereinbart hat, fährt durchschnittlich 30h, wer 30h hat, fährt 40h, oft in 2 oder gar 3 Einsätzen über den Tag verteilt.
Da bin ich mit meiner Terminplanung für meine Fusspflege natürlich aufgeschmissen.
Ich bin nicht alleine mit meinen vielen Arbeitsstunden, alle Kollegen sind in der gleichen Situation. Nicht alle haben den gleichen Druck, nur unzufrieden sind alle.
Traurig macht mich die Tatsache, das keiner sich offenbar traut, über das Thema mit dem Chef zu reden. Ich habe jetzt in 3! Gesprächen versucht, in Face to Face den Fahrplan des Chefs in diesem Konflikt herauszubekommen, der Erfolg ist gleich null. Ausweichende Antworten wie nicht genug Personal - aber keine Einstellungen etc.
Was mich traurig macht und auch etwas frustriert, liebe Kollegen ist - wieder mal erlebe ich, das keiner bereit ist, an solchen Umständen irgend etwas wirklich zu ändern. Alle jammern, schimpfen, drohen mit Krank untereinander, aber wenn es darum geht zB. in einem Teamgespräch solche Mißstände zu besprechen, wagt niemand auch nur den Mund aufzumachen:(:x
Dieses Phänomen erlebe ich nicht zum ersten Mal, aber ich bemerke eine zunehmende Frustration bei mir selbst. Gilt nicht in unserem Beruf auch - gute Arbeit für gutes Geld? Warum sind Krankenschwestern immer noch so wenig selbstbewußt und unterwürfig.
:cry::emba:
Manchmal glaube ich, ich bin falsch in diesem Job

Gruß und einen sonnigen Tag - auch wenn es regnet

Patti
 
Das ist ein weit verbreitetes Problem. Wenn du bereit bist, die Stelle zu wechseln, kannst du ja ohne weiteres in die Offensive gehen. Ich würde den Arbeitgeber schriftlich dazu auffordern, dir mitzuteilen, wie er deine Überstunden abrechnen will. Zudem solltest du schriftlich eine Bestätigung der Überstunden einfordern, damit die nicht einfach so unter den Tisch fallen können.

Wenn du die Nerven hast würde ich die jammernden Arbeitskollegen einfach mit dem Spruch konfrontieren, dass sie doch mal etwas unternehmen könnten anstatt immer nur herumzujammern. Hat bei mir auf der Arbeit meist dahingehend schonmal geholfen, dass sie mich mit ihrem Gejammere in Frieden gelassen haben.

Verdi ist insofern eine gute Einrichtung, da du mit deiner Mitgliedschaft auch einen Arbeitsrechtschutz hast. Andere Alternative wäre eine Arbeitsrechtschutzversicherung abzuschließen. Problem dabei ist nur, dass du in der Regel erst einmal mindestens 3 Monate dabei sein mußt, bevor du den Rechtschutz in Anspruch nehmen kannst.

Öhm ach ja, Überstunden sind das nicht, sondern Mehrarbeitsstunden. Der Unterschied besteht darin, dass du keinen Überstundenzuschlag erhältst. Warum Mehrarbeitsstunden? Überstunden zählen erst dann, wenn du die in eurem Betrieb als Vollzeit festgelegte Arbeitszeit überschreitest. Deshalb lassen die AGs so gerne die Teilzeitkräfte mehr arbeiten. Zudem fangen sie so auch noch das unternehmerische Risiko ab, wenn der Patientenstand mal in den Keller geht.
 
@ stormrider
Danke für deine Antwort, so sehe ich das auch, es nutzt wohl nichts und ich muß nochmal durch diese Unruhe des Arbeitsplatzwechsels.
Ich bin `Gott sei Dank`schon seit einigen Jahren im Arbeitsrechtsschutz, aus Gründen von Vorkommnissen aus früheren Jahren. Einer Gewerkschaft angeschlossen allerdings nicht.
Ich finde es eigentlich schade, das man nicht im Team grundsätzlich für alle Beteiligten versuchen kann, etwas zu verbessern, sondern nur jeder einzelne - und nur die Unerschrockenen - für sich selbst.
Meine Probezeit läuft zum Ende des Monats aus, ein Schreiben mit dem Antrag auf Verlängerung der Ausgleichsfrist meiner Überstunden liegt meinem Chef seit Januar vor, und ich glaube, ich muß nur noch nach einem Weg suchen, so unbeschadet wie möglich aus diesem Arbeitsverhältnis herauszukommen.
Schade eigentlich, aber wie sagt man `Shit happens

Gruß Patti
 
Meine Probezeit läuft zum Ende des Monats aus, ein Schreiben mit dem Antrag auf Verlängerung der Ausgleichsfrist meiner Überstunden liegt meinem Chef seit Januar vor, und ich glaube, ich muß nur noch nach einem Weg suchen, so unbeschadet wie möglich aus diesem Arbeitsverhältnis herauszukommen.
Das ist schon traurig wenn man so etwas liest. Aber da du schon lange eine Rechtschutzversicherung hast, wäre das ein Grund für mich, dem AG das Leben richtig schwer zu machen. Vielleicht hilfst du damit auch deinen duldsamen Kollegen ein wenig.

Auf jeden Fall hast du bisher alle wichtigen Schritte unternommen. Es hat auch lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass ich auch mir gegenüber eine Verantwortung habe. Diese Verantwortung dir selbst gegenüber nimmst du wahr, wenn du dir nicht alles gefallen läßt.
 
Überstunden

Hallo,

seit 2 Jahren stehen bei uns die Ü-Stunden über 150 bei fast jedem.

Ist dass überhaupt rechtens?
Es passiert nichts um diese abzubauen.

Mfg

NF