Natürlich geht es bei unserer ARbeit auch um körperliche Belastung, aber ich denke persönlich, dass das nicht der Hauptgrund ist, warum gerade so viele junge Menschen den Beruf so schnell wieder verlassen.
Es ist doch vielmehr die hohe psychische Belastung, die einen auch in relativ kurzer Zeit und in jungen Jahren extrem treffen kann.
Und da kommt es auch auf die Konstitution des Einzelnen an, das lässt sich auch vor der Ausbildung schlecht herausfinden, wie jemand auf Dauer mit hohen ARbeitsanforderungen, geringer Eigenverantwortung, viel menschlichem Leid und wenig Entspannungsphasen zurecht kommt.
Auch ein junger ARbeitnehmer muss geschützt werden, gerade damit aus ihm ein älterer werden kann.
Ich sehe das auf meiner Station ganz krass. Die "alten" haben vor 20 Jahren alle gemeinsam angefangen. Dann kam lange Zeit niemand. Nun wurden in den letzte Jahre viele frisch examinierte eingestellt, von denen niemand langfristig in der Pflege bleiben will/wird.
Woran liegt das?
Ich persönlich denke dass in der Ausbildung schon zu wenig getan wird. Es wird immer gefragt was man für den Patienten tun kann, aber nicht, was man für sich selbst tun kann. Pflege ist nicht Aufopferung für andere. Pflege ist ein Beruf, ich mache das weil ich Geld dafür bekomme, nicht weil ich der Engel in weiß (bzw in blau) bin und so furchtbar gerne alten Menschen den Po sauber mache.
Man sollte schon von Anfang an Wert darauf legen jungen Pflegenden Ressourcen an die Hand zu geben sich selbst zu helfen, sich zu regenerieren, zu entspannen und die ARbeit fallen lassen zu können nach Dienstschluss.
Auch die Kliniken tun da zu wenig. Wie oft findet man Supervision? Viel zu selten! Außerhalb der Psychiatrie und der Palliativmedizin hab ich noch nie davon gehört.
Schaukelschicht und ständige Nachtdienste, das ist nicht nur für jemanden mit 50 belastend, sondern auch mit Anfang 20. Und ich weiß wovon ich rede, denn ich mache 8 bis 10 Nachtdienste im Monat, kann nicht mehr schlafen, kann mich nicht mehr konzentrieren und kann mich nicht entspannen. Die ewige innere Ansapnnung geht natürlich eine gewisse Zeit gut. Beim einen länger, beim anderen weniger lang. Manch einer steckt das vielleicht auch lange gut weg, ich weiß es nicht. Aber ich kenne kaum eine junge Pflegekraft die sich vorstellen kann diesen Beruf noch lange zu machen. Eigentlich wollen alle so schnell wie möglich wieder raus, mich eingeschlossen.
Pflege muss sich fragen: Wie kommt das? Was machen wir in der Ausbildung falsch, was kann man bei Einarbeitung und Personalsituation besser machen.
Und dann, wenn genug Junge da sind die auch bleiben, kann man schauen ob und wie man die älteren entlasten kann. Vorher steigt nur die Mehrbelastung für die Jungen, und dann ist bald niemand mehr da der den Job macht...
So, das war mein Wort zum Sonntag
