Senior Professionals

tina213

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Hey Leute,

zurzeit bin ich an einem Referat dran. In dem Thema geht es um
"Senior Professionals"


Wir sollten uns Gedanken darüber machen, wie und was man in Zukunft ändern sollte, um auch uns zu ermöglichen möglichst lang im Pflegeberuf (vor allem im KH) zu bestehen, z. B. keine Nachtwachen ab 50, ab 50 keine Schaukel-Schicht mehr...usw.

Aber auch die Frage an alle "älteren" hier im Forum. Was würdet ihr euch vorstellen bzw. was hättet ihr für Wünsche? (z.B. dass man eher für administrative Arbeiten etc. eingesetzt wird)

Ich hoffe ihr versteht was ich meine und hoffe auf viele Kommentare!
 
Ich gehöre zwar nicht zu den senior professionals aufgrund meines jungen Alters. Aber auch ich kann durchaus meinen Senf dazugeben.
Ich denke, dass es wichtig ist nicht erst im höheren Alter oder beim Auftreten von Problemen mit Maßnahmen zu reagieren, die Du als Beispiele angegeben hast. Vielmehr präventive Maßnahmen und Aufklärung sollte schon von Anfang an (also Ausbildung) stattfinden.
Auf was wollt ihr Bezug nehmen? Was/ Welche Beschwerden machen es älteren Pflegekräften schwer ihren Beruf auszuführen?
Hier vielleicht ein hilfreicher Link (Bezug auf Altenpflege, aber nützlich)

http://www.presse.dak.de/ps.nsf/DownloadForm?OpenForm&URL=2DF2A6FE35CC38C1C1256B45003B9A2A/$File/020205DAKBGWAltenpflegepeport_I.doc&Typ=Text
 
Hey Leute,

zurzeit bin ich an einem Referat dran. In dem Thema geht es um
"Senior Professionals"
Ich habe jetzt ein Problem mit dem genannten Begriff.
Dieser beszieht sich doch nicht automatisch auf das Alter nur weil dort "senior" steht. Ich kenne diesen Begriff u.A. als Karrierestufe im Gegensatz zum "Junior". Dabei geht es rein um die Erfahrung, die jemand mitbringt, oder ober jemand Einsteiger (Junior) oder eben berufserfahren (senior) ist. Mit dem Alter hat es nur insoweit zu tun, dass Berufsanfänger i.d. Regel jünger sind als Berufserfahrene und Berufserfahrung fängt nicht erst mit 50 Jahren an.
Diese Begriffe auf die Pflege übertragen würde aber auch bedeuten, dass bereits bedeutend jüngere PK als senior professional bezeichnet werden können, im Zusammenhang mit dem Berufsbild Pflege habe ich diesen Begriff allerdings noch nie gehört.
Kannst Du eine Unwissende evtl. aufklären?
 
Auf was wollt ihr Bezug nehmen? Was/ Welche Beschwerden machen es älteren Pflegekräften schwer ihren Beruf auszuführen?


Nein, das ist uns klar.

Es geht mehr darum, was man verändern sollte um auch den älteren in unserem Beruf das Arbeiten auf Station zu erleicherten. Denn es ist ja klar, dass man mit zunehmenden Alter "nicht mehr" so körperlich etc. belastbar ist wie mit 25.

Nur jetzt als Beispiel.
 
Hallo,

der Gedanke, dass ältere Mitarbeiter durch verschiedenen Maßnahmen entlastet werden, ist separat betrachtet sicherlich eine gute Idee.
Dennoch wäre es wichtig, den Kontext dieser Maßnahmen sowie deren "Folgen" mitzubeleuchten.

In den letzten Jahren zeichnete sich immer mehr ein Fachkräftemangel ab. Hier mal ein Auszug aus verschiedenen "Fakten", welch eich gerade recherchiere...

Die Gesundheitssysteme sehen sich weltweit mit der Tatsache eines globalen Pflegenotstandes konfrontiert, welcher auf vielfältige Ursachen zurück zu führen ist. Ein gegenwärtige Mangel untergräbt weltweit die Ziele der Gesundheitssysteme und stellt die Versorgung der Bevölkerung infrage. 2006 definiert die WHO die weltweite Personalkrise im Gesundheitssystem mit dem dramatischen Pflegekräftemangel als Problem mit hoher Priorität zum Handeln (ICN, 2007). Der demographische Wandel in Deutschland wird auf dem Arbeitsmarkt zu Veränderungen führen: die Fachkräftequote wird abnehmen und das Durchschnittsalter der Beschäftigten wird sich erhöhen (Metz et al.; 2009).

Bei Beschäftigten in der Gesundheits- und Krankenpflege zeichnet sich Trend der demographischen „Überalterung“ bereits jetzt ab: der Bestand an Mitarbeitern unter 35 Jahren sinkt, während der Anteil der über 50 Jährigen Mitarbeiter deutlich ansteigt. Schreibt man diese Entwicklung fort, so wird für Jahr 2014 erwartet, dass die Gruppe der 50 Jährigen größer sein wird als die der jüngeren Mitarbeiter unter 35 (Isfort & Weidner, 2010).

Die Arbeitslosenquote von Pflegekräften liegt bei unter einem Prozent. Während 2005 noch etwa 21TDS arbeitslose Pflegekräfte gemeldet waren, so sind es 2010 nur noch ca. 5 TSD. Dieses kann als Indiz für einen sich verstärkenden Fachkräftemangel betrachtet werden (Isfort & Weidner, 2010).
Im Zeitraum von 2000 – 2008 sank die Anzahl der Ausbildungsplätze durch die geänderte Finanzierungsgrundlage für Pflegefachkräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege um 10 % (Isfort & Weidner, 2010).

Der Pflegenotstand variiert je nach Fachrichtung, Standort, Pflegeintensität, Sektor, Träger und Organisation und entwickelt sich zeitgleich mit einem steigenden bedarf an Gesundheitsdienstleistungen (ICN, 2007).
Wenn der Bedarf an Fachkräften in Zukunft nicht mehr gedeckt werden kann, sind die Förderung der Gesundheit sowie der Erhalt der Arbeitsfähigkeit von Pflegefachkräften nicht nur humanitäre Verpflichtung des Arbeitgebers, sondern auch eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit (Metz et al.; 2009)

Professionelle internationale Migration (Arbeitskräfte aus dem Ausland) ist in der Pflege ein zu vernachlässigendes Thema; lediglich 6,9 % der examinierten Pflegekräfte mit mindestens 3 jähriger Ausbildung wurden außerhalb von Deutschland geboren. Der Anteil bei den gering qualifizierten ist etwas höher und liegt bei 10 % (Müller et al.; 2005).
Langfristig angestellte und motivierte Pflegekräfte sind auf zufrieden stellende Arbeitsbedingungen angewiesen, um ihrer Aufgabe langfristig gerecht werden zu können (Wohlfender, 2000).

Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in der Pflege nahm in einem kurzen Zeitraum von acht Jahren kontinuierlich zu; während der Anteil im Jahr 2000 noch bei 34,7 % lag, so stieg er bis zum Jahr 2008 auf 45,5% an. In der Erhebung „Pflege-Thermometer 2009“ (dip) wird dieser Anstieg als Signal für eine überlastungsbedingte Reduktion der Arbeitszeit (ggf. gekoppelt mit der Aufnahme von anderen Betätigungsmöglichkeiten) diskutiert (Isfort & Weidner, 2010).



Wenn man also jetzt die Gsamtlage betrachtet, dann zeichnet sich ganz klar ab, dass die Gruppe der älteren immer größer, und die der jüngeren immer kleiner wird.

Wenn nun "entlastende Maßnahmen" für ältere dazu führen, dass die Arbeitsbelastung für die jüngeren noch weiter zunimmt, dann könnte das zu einer noch größeren Zahl von "Berufsflüchtlingen", einem erhöhten Krankenstand bei den jüngeren und eventuell vorzeitiger Berentung führen und den Pflegenotstand weiter verschärfen!

Ich denke also, dass man die Problematik etwas umfassender ebtrachten muss....statt bis zum 50. Geburtstag zu warten müssen die Arbeitsbedinguneg für alle so gestaltet sein, dass man den Beruf möglichst lange ausüben kann.

Vielelicht braucht man auch individuelle Lösungen zur Entlastung einzelner, welche aber mit Sicherheit nicht am Alter fest zu machen sind.
Es gibt durchaus an AN mittleren Alters, welche nach 20 Jahren Vollzeitbeschäftigung weniger belastbar sind als eine 50 Jährige, die durch längere Zeiten der Arbeitsunterbrechung (später Berufseinstieg, Studium, Kindererziehung ...) eben körperlich nicht so belastet wurde.
 
Ich würds ein bisschen anders begründen:
Reduzierung der Arbeitsplätze infolge gedeckelter Einnahmen führen dazu, dass du weniger junge Leute einstellen kannst. Es entsteht künstlich eine Alterslücke die in einigen Jahren relevant werden wird.

Reduzierung der Ausbildungsplätze- angepasst an den Bedarf. Warum mehr ausbilden als gebraucht werden. Aktuell hält sich nach deinen Recherchen Angebot und Nachfrage die Waage. Mit Nachfrage meine ich nicht, was wir gerne hätten, sondern was bezahlt werden kann.

Elisabeth

PS- vergessen, was Ü50 sich wünscht.
- Schaukeldienste haben mich schon früher viel Karft gekostet. Wenn ich AN lange erhalten will, weil mich deren Wissen auch interessiert, dann mus ich von vornherein auf Schaukeldienste verzichten.
- Keinen Nachtdienst mehr ab 50? Bringt das wirklich die Entlastung? Junge Leute leiden genuaso darunter. Ergo: Es ist net möglich, dass Nachtdienste nur auf die Schultern der Jüngeren verteilt werden... Schnellerer Verschleiß.
- Nur administrative Tätigkeiten. wenn die mit einer entsprechenden Gehaltseinbusse einhergehen. warum nicht. Denn dei Pflegearbeit bleibt auf der Station ja dieselbe. Und die müssten dann die Jungen mit übernehmen... Schnellerer Verschleiß.

Idee? Vielleicht 5 Urlaubstage mehr? Urlaub nur im Block. Honorierung der Leistungen. Aktuell ist man mit 50 in der Regel in der höchsten Stufe angekommen.
 
Hallo,

eine Honorierung nach Leistung (und Bildungsstand!) wäre in meinen Augen sehr zu begrüßen. Allerdings hat das nicht viel mit dem Alter zu tun.

Es gibt AN mit 50, die ausser dem Examen in der Pflege keine nennenswerten Zusatzqualifikationen haben bzw. nur unregelmäßig Fort- und Weiterbildungen besuchen, sich über Dienstschluss nicht mehr mit der Thematik befassen und sich bei der klinischen Entscheidungsfindung lediglich auf ihre "25 Jährige Erfahrung" (sprich Examenswissen von anno dazumal) berufen ...

Dagegen gibt es junge AN, welche diverse Zusatzqualifikationen erworben haben (auch in der Freizeit und auf eigene Rechnung), die im Beruf pausieren oder arg reduzieren um ein Pflegstudium zu absolvieren, die auf Fachtagungen oder Kongresse gehen und Fachzeitschriften lesen.

Warum sollte die Arbeit des älteren dann mehr wert sein als die des jüngeren?
 
*ggg* Ich hab aus meiner Sicht geantwortet. *ggg* Da hab ich vorausgesetzt, dass ein großes Fachwissen- bestehend aus theoretischem Hintergrundswissen und Berufserfahrung besteht. *fg*

Elisabeth
 
Naja,

ich beobachte einfach eine weit verbreitete Aufassung alt= kann und weiss viel. Das mag sicherlich auch zutreffend sein....allerdings würde ich mich davor hüten zu behaupten, dass a priori ein Zusammenhang besteht.

Im alten BAT wurde man ja quasi "fürs älter werden" bezahlt....


Sigjun hat ja schon den gewälten Begriff des Senior Professionals kritisiert. Dem kann ich mich anschliessen...ich würde dieses eher an der Bildung fest machen als am Alter.
 
Man muß sich vor Altersdiskriminierung hüten.Denn das geht stets nach hinten los.
Mitarbeiter müssen gefördert werden.
Egal ob jung oder alt.Der Arbeitgeber hat selber Weiterbildungen im Programm,davon gibt es anschließend die Teilnahmebescheinigungen,die zeigen,daß der Mitarbeiter fortbildungsbereit ist.Jede Abteilung muß sich darum kümmern,daß die Mitarbeiter in diese Weiterbildungen gehen!!Dazu gehört auch noch andere außerhäusige weiterführende Bildung,man kann ja pro Jahr bestimmt 5 Tage davon in Anspruch nehmen.Sollte dann auch wirklich Gebrauch davon gemacht werden.
Wenn du z.B.sagst,sie
-die Alten:smoking:-
dürfen nicht mehr bestimmte Patientengruppen pflegen oder keine Mitarbeiter(Neue Kollegen/Schüler)anlernen,dann entzieht man ganz schnell deren Kompetenz .Das heißt nur,daß man solche Mitarbeiter nicht entlastet,sondern in eine untere Position hineintreibt.Die unter Umständen krankmachend sein kann.Das ist für mich eine Diskriminierung.

Aber es müßten noch andere organisatorische Veränderungen in Zukunft in die Überlegung kommen,als die gestrichene Nachtwache ,Altersteilzeit oder den zusätzlichen Urlaub für die alten Pflegekräfte über 60.Man muß sich ja darauf einstellen,daß man mehr Mitarbeiter mit 63-65 hat.

Mit den wenigen Mitarbeitern auf Station sehe ich da momentan wenig Entlastung,da wir jede Pflegekraft am Patientenbett benötigen.
W e n n
ich mehr Mitarbeiter hätte,würde ich sagen,daß die ältere Mitarbeiterin mehr administrative Arbeiten ausführt,mehr am Computer und Schreibtisch sitzt,um das Telefon und den Ansturm der Aufträge,Bestellungen ,Infos und Neuzugänge schneller zu bewältigen.

Bin mal neugierig,wer noch Vorschläge findet.

Melisande
 
Tach.

Unter Umständen muss man auch schon viel früher ansetzten. Wenn man die Belastungen des Berufes betrachtet (körperlich, psychisch, sozial), so müssten man bereits bei der Einstellung fragen:

- körperlich fit
- fähig zur Erholung/Entspannung
- mental stabil
- gwillt, gesundheitserhaltende Maßnahmen zu ergreifen
- etc..

Danach müsste im Berufsleben vom Start weg dafür gesorgt werden, dass der AN gesund bleibt.

- körperliche Belastung deutlicg reduzieren
- gesundheitliche Überwachung
- für Ruhe- und Erholungsmöglichkeit WÄHREND der Arbeit sorgen. Z.B. zwei Stunden mehr Wochenarbeitszeit, dafür garantierte 30 Min/Schicht effektive (!) Erholung
- Schichtmodelle überarbeiten, anpassen

Das alles ist natürlich Wunschdenken. Wen man nur gesunde und gesundheitswillige Auszubildende nehmen würde, dann kann man die Schule gleich zumachen.
Und die anderen Maßnahmen kosten Geld. Und -noch- ist das wichtiger als die Belange der AN.


Was die Ausgangsfrage betrifft: Um eine Mehrbelastung der jungen AN zu vermeiden, müssen diese zahlenmäßig aufgestockt werden. Dann kann man Strukturen schaffen, welche es älteren AN erlauben "weniger" Belastung zu tragen. Oder alternative Modelle entwickeln. Die Tätigkeit mehr in Richtung Ausbildung/Weiterbildung von jungen MA verschieben (was natürlich die eigene, permanente Weiterbildung beinhaltet...), mehr administartive Tätigkeiten, "Hotelstationen" mit wenig aufwendigen Patientengut kreieren, Gleitzeitmodelle, Kernzeitdienste, geteilte Dienste, etc..

Ich persönlich fürchte allerdings, das das System kollabiert und dann mit (billigen?) Arbeitsmigranten "gerettet" wird.

DS
 
Hallo,

ich gebe Dir recht, das bei der Bewerberauswahl schon auf eine gewisse physische und psychische Grundkonstitution geachtet werden muss (und auch wird!).
Allerdings passiert in der Zeit vom Ausbildungsbeginn bis zum Renteneintritt eine ganze Menge, ob ein 20 Jähriger Schüler mit 55 noch "fit" sein wird lässt sich nun mal nicht voraus sehen.

:smoking:

Eine gute Möglichkeit ist wahrscheinlich wirklich die der Qualifikation in jungen Jahren, so dass ein älterer MA dann (bei fachlicher und persönlicher Eignung) eventuell im QM, als Stationssekretär, Praxisanleiter o.ä. eingesetzt werden kann.
 
hi
ich sehe den bergriff "senior professionals" als einstufung der jeweiligen erfahrung des einzelnen. Du kannst schon mit 23jahren ein "senior professional" sein mit der entsprechenden erfahrung etc. ich denke es hat ueberhaupt nix mit dem alter zu tun sondern mehr damit,ob derjenige bestimmte ausbildungen/fortbildungen genossen hatt die ihn auf den level "senior" heben....nur mal so am rande...Wir haben senior phyisotherapist (meistens der chef) oder senior nurse ( unsere stationsleitung...)
 
Wenn ich zurück blicke, dann denke ich, dass es oft net die körperliche Problematik ist, sondern eher die psychische. Dabei geht es nicht darum, ob ich das Leid auf der Station ertragen kann oder nicht.
Die unklaren und diffusen Vorstellungen, was Pflege zu leisten hat, bringt immer wieder Unsicherheit. In der Ausbildung wird etwas vermittelt, was in der Realität kaum bestand hat. Es entsteht ein Rollenkonflikt zwischen Wollen,Sollen und Können. Und leider wird dieser Konflikt zusätzlich befeuert durch eine, sagen wir mal, net ganz so kompetente Führungsriege welche ebenfalls oft mehr fordert als überhaupt möglich ist und den MA gerne mal ein schlechtes Gewissen einredet.

Was wäre sinnvoll?
Klärung der Aufgaben der Pflege unter Beachtung der verfügbaren Zeit
Optimierung der Führungsebene
Pflichtweiterbildungen zum Thema Selbstpflege
u.ä.

Profitieren im Endeffekt zwar wieder alle von- aber Ü50 schafft es vielleicht länger im Beruf zu arbeiten.

Btw. Nicht umsonst spricht man von der Ü50-Generation. Es ist schon etwas anderes, ob man 30 oder 50 ist. Das fängt bei biologischen Veränderungen an und hört sich bei Veränderungen im sozialen Umfeld nicht auf.

Elisabeth
 
Natürlich geht es bei unserer ARbeit auch um körperliche Belastung, aber ich denke persönlich, dass das nicht der Hauptgrund ist, warum gerade so viele junge Menschen den Beruf so schnell wieder verlassen.
Es ist doch vielmehr die hohe psychische Belastung, die einen auch in relativ kurzer Zeit und in jungen Jahren extrem treffen kann.
Und da kommt es auch auf die Konstitution des Einzelnen an, das lässt sich auch vor der Ausbildung schlecht herausfinden, wie jemand auf Dauer mit hohen ARbeitsanforderungen, geringer Eigenverantwortung, viel menschlichem Leid und wenig Entspannungsphasen zurecht kommt.
Auch ein junger ARbeitnehmer muss geschützt werden, gerade damit aus ihm ein älterer werden kann.
Ich sehe das auf meiner Station ganz krass. Die "alten" haben vor 20 Jahren alle gemeinsam angefangen. Dann kam lange Zeit niemand. Nun wurden in den letzte Jahre viele frisch examinierte eingestellt, von denen niemand langfristig in der Pflege bleiben will/wird.
Woran liegt das?

Ich persönlich denke dass in der Ausbildung schon zu wenig getan wird. Es wird immer gefragt was man für den Patienten tun kann, aber nicht, was man für sich selbst tun kann. Pflege ist nicht Aufopferung für andere. Pflege ist ein Beruf, ich mache das weil ich Geld dafür bekomme, nicht weil ich der Engel in weiß (bzw in blau) bin und so furchtbar gerne alten Menschen den Po sauber mache.
Man sollte schon von Anfang an Wert darauf legen jungen Pflegenden Ressourcen an die Hand zu geben sich selbst zu helfen, sich zu regenerieren, zu entspannen und die ARbeit fallen lassen zu können nach Dienstschluss.
Auch die Kliniken tun da zu wenig. Wie oft findet man Supervision? Viel zu selten! Außerhalb der Psychiatrie und der Palliativmedizin hab ich noch nie davon gehört.

Schaukelschicht und ständige Nachtdienste, das ist nicht nur für jemanden mit 50 belastend, sondern auch mit Anfang 20. Und ich weiß wovon ich rede, denn ich mache 8 bis 10 Nachtdienste im Monat, kann nicht mehr schlafen, kann mich nicht mehr konzentrieren und kann mich nicht entspannen. Die ewige innere Ansapnnung geht natürlich eine gewisse Zeit gut. Beim einen länger, beim anderen weniger lang. Manch einer steckt das vielleicht auch lange gut weg, ich weiß es nicht. Aber ich kenne kaum eine junge Pflegekraft die sich vorstellen kann diesen Beruf noch lange zu machen. Eigentlich wollen alle so schnell wie möglich wieder raus, mich eingeschlossen.
Pflege muss sich fragen: Wie kommt das? Was machen wir in der Ausbildung falsch, was kann man bei Einarbeitung und Personalsituation besser machen.
Und dann, wenn genug Junge da sind die auch bleiben, kann man schauen ob und wie man die älteren entlasten kann. Vorher steigt nur die Mehrbelastung für die Jungen, und dann ist bald niemand mehr da der den Job macht...
So, das war mein Wort zum Sonntag ;)
 
Oder evtl. wäre eine Portion Ehrlichkeit bei der Einstellung angebracht:

"Leute, schön dass ihr in die Pflege wollt, aber seit euch darüber im Klaren, dass ihr nen körperlich hochanstrengenden, sozial isolierenden, psychisch belastenden Job antretet, der euch wenig Aussicht auf echte Aufstiegsmöglichkeiten, Anerkennung und finanzielles Auskommen bietet.
Ihr solltet allerdings fit, gesund, flexibel, anpassungs- und leidensfähig sein, dabei die nötige Distanz erkennen und wahren aber auch empathisch und mitfühlend sein." Dann würden evtl. auch nur Leute kommen, die dann bleiben.

Ich für meinen Teil habe schlicht beschlossen: Der Beruf ist Mist und diese Ausbildung (und mein Beharrungsvermögen über 10 Jahre) war der größte (und einzig echte) Fehler meines Lebens.

Die Probleme sind erkannt und bekannt, Lösungen bzw. Lösungsansätze ebenfalls. Umgesetzt wird nichts, mit der einerseitigen Folge der hohen Fluktuation mit gleichzeitigem Nachwuchsmangel und der anderseitigen Entwicklung eines überalternden Personalbestandes, für den es keine passende Struktur gibt.

DS
 
Ich denke, das der Beruf als solcher ein sehr schöner und vielseitiger ist, jedoch die Rahmenbedingungen leider oft nicht stimmen.

Das man in der direkten Pflege auf einer somatischen Station unter diesen Bedingungen höchst wahrscheinlich nicht 45 Jahre lang arbeite kann, sollte jedem Bewerber klar sein - Schüler im 3. Ausbildungsjahr erahnen dieses zumindest.
Man hat in diesem Beruf jedoch viele Qualifizierungs- und Bildungsmöglichkeiten, welche das Tätigkeitsspektrum erweitern neue Perspektiven eröffnen.

Ich persönlich denke, dass sich jeder schon in jungen Jahren hierüber Gedanken machen müsste, sich Perspektiven schaffen kann und Interssengeleitet auch "seinen Weg" findet.

Fatal ist ein "Kopf in den Sand stecken, jammern und auf bessere Zeiten hoffen".