Hallo ihr Lieben,
obwohl ich mich immer für die Arbeit in der Psychiatrie interessiert habe, hatte ich mich nach meinem Examen zunächst dafür entschieden in einem somatischen Bereich zu arbeiten, um darin noch etwas routinierter zu werden. Nun würde ich aber gerne in die psychiatrische Pflege wechseln, und prüfe derzeit die vorhandenen Stellenangebote. Unter anderem könnte ich mir vorstellen, mich auf der forensischen Psychiatrie zu bewerben. Ich habe mich mit den theoretischen Aspekten bereits ausführlich befasst, habe aber noch ein paar Fragen, die mir nur jemand beantworten kann, der dort arbeitet oder gearbeitet hat. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen
1. Wir wir alle wissen, steht es um die Pflegesituation in Deutschland nicht zum Besten. Ich erlebe in der Somatik ständig, dass durch Unterbesetzung Pflegestandards nicht eingehalten und Patienten nicht ausreichend überwacht werden können. Als ich gelernt habe hieß so was noch gefährliche Pflege, heute gibts dafür ein Qualitätssiegel von einer dieser Pseudo-Zertifizierungseinrichtungen. Mich würde interessieren, ob das in der Forensik aufgrund des staatlichen Auftrags noch anders ist. Würdet ihr, die ihr dort arbeitet, sagen, dass ihr ausreichend besetzt seid, um die Patientensicherheit und eure eigene Sicherheit zu gewährleisten und tatsächlich noch konstruktiv mit den Patienten zu arbeiten? Oder führt die Sparpolitik dort auch zu Abstrichen bei der Pflegequalität. Habe da im Internet sehr Unterschiedliches gelesen.
2. Bin ich in der Forensik eher Krankenschwester oder Justizvollzugsbeamtin? Reicht dafür eine normale weibliche Statur? Ich würde sagen, ich bin durchschnittlich sportlich und kann auch zupacken, aber ich bin keine Sumoringerin. Ich traue mir zu, pflegerisch und therapeutisch mit forensischen Patienten zu arbeiten, aber ich könnte nicht ohne Hilfe einen psychotischen Gewalttäter kontrollieren. Ich habe gelesen, dass es dafür Sicherheitspersonal gibt. Ist das so? Sind die Sicherheitsleute permanent anwesend? Wie ist es bei begleiteten Ausgängen? Würde dort von mir erwartet, dass ich ggf. einen Freigänger mit Gewalt an der Flucht hindere? Das traue ich mir nämlich nicht unbedingt zu. Habe bisher nur demente Omis an der Flucht gehindert...
3. Ich kann durchaus damit leben, einem Patienten, der sich selbst oder andere akut gefährdet, zwangsweise ein Medikament zu verabreichen oder ihn zu fixieren. In der Somatik erlebe ich es aber ständig, dass das Argument der Selbstgefährdung herhalten muss in Situationen in denen die Gefährdung primär dadurch entsteht, dass die Institution nicht auf schwierige Patienten eingestellt ist. Etwa wenn ein Patient fixiert wird, damit er sich nicht die "lebenswichtige" Magensonde zieht - auch wenn man theoretisch ein paar Mal täglich überwachte Bolusgaben an Sondenkost geben und dafür die Magensonde kurzfristig legen und dann entfernen könnte, was aber aus Personalmangel nicht durchführbar ist. Habe schon erlebt, dass Patienten wochenlang aus diesem Grund fixiert waren, weil sie keinen Termin für eine PEG-Anlage bekamen. Oder wenn ein dementer Patient fixiert oder medikamentös ruhiggestellt wird, damit er nicht wegläuft oder stürzt - was aber nicht nötig wäre, wenn die Räumlichkeiten besser an die Sicherheitsbedürfnisse dementer Patienten angepasst wären. Eine richterliche Überprüfung dieser Massnahmen habe ich in meinen bisherigen Berufsjahren noch nie erlebt. Mir wird schlecht davon, wenn ich zuviel darüber nachdenke.
Wie ist das in der Forensik? Werden Zwangsmaßnahmen bei euch immer unter Beachtung der Menschenwürde und als letztes Mittel im Rahmen der Gesetze angewendet oder gibt es bei euch auch das Ruhigstellen, damit der Laden weiterlaufen kann?
4. Und natürlich würde mich interessieren, wie euer Stationsalltag konkret aussieht? Welche Aufgaben habt ihr? An welchen Therapien nehmt ihr teil? Welche Erfolgserlebnisse habt ihr? Warum arbeitet ihr in der Forensik und gefällt es euch dort (noch)?
Freue mich über jede Rückmeldung! Vielen Dank!
Angie
obwohl ich mich immer für die Arbeit in der Psychiatrie interessiert habe, hatte ich mich nach meinem Examen zunächst dafür entschieden in einem somatischen Bereich zu arbeiten, um darin noch etwas routinierter zu werden. Nun würde ich aber gerne in die psychiatrische Pflege wechseln, und prüfe derzeit die vorhandenen Stellenangebote. Unter anderem könnte ich mir vorstellen, mich auf der forensischen Psychiatrie zu bewerben. Ich habe mich mit den theoretischen Aspekten bereits ausführlich befasst, habe aber noch ein paar Fragen, die mir nur jemand beantworten kann, der dort arbeitet oder gearbeitet hat. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen

1. Wir wir alle wissen, steht es um die Pflegesituation in Deutschland nicht zum Besten. Ich erlebe in der Somatik ständig, dass durch Unterbesetzung Pflegestandards nicht eingehalten und Patienten nicht ausreichend überwacht werden können. Als ich gelernt habe hieß so was noch gefährliche Pflege, heute gibts dafür ein Qualitätssiegel von einer dieser Pseudo-Zertifizierungseinrichtungen. Mich würde interessieren, ob das in der Forensik aufgrund des staatlichen Auftrags noch anders ist. Würdet ihr, die ihr dort arbeitet, sagen, dass ihr ausreichend besetzt seid, um die Patientensicherheit und eure eigene Sicherheit zu gewährleisten und tatsächlich noch konstruktiv mit den Patienten zu arbeiten? Oder führt die Sparpolitik dort auch zu Abstrichen bei der Pflegequalität. Habe da im Internet sehr Unterschiedliches gelesen.
2. Bin ich in der Forensik eher Krankenschwester oder Justizvollzugsbeamtin? Reicht dafür eine normale weibliche Statur? Ich würde sagen, ich bin durchschnittlich sportlich und kann auch zupacken, aber ich bin keine Sumoringerin. Ich traue mir zu, pflegerisch und therapeutisch mit forensischen Patienten zu arbeiten, aber ich könnte nicht ohne Hilfe einen psychotischen Gewalttäter kontrollieren. Ich habe gelesen, dass es dafür Sicherheitspersonal gibt. Ist das so? Sind die Sicherheitsleute permanent anwesend? Wie ist es bei begleiteten Ausgängen? Würde dort von mir erwartet, dass ich ggf. einen Freigänger mit Gewalt an der Flucht hindere? Das traue ich mir nämlich nicht unbedingt zu. Habe bisher nur demente Omis an der Flucht gehindert...
3. Ich kann durchaus damit leben, einem Patienten, der sich selbst oder andere akut gefährdet, zwangsweise ein Medikament zu verabreichen oder ihn zu fixieren. In der Somatik erlebe ich es aber ständig, dass das Argument der Selbstgefährdung herhalten muss in Situationen in denen die Gefährdung primär dadurch entsteht, dass die Institution nicht auf schwierige Patienten eingestellt ist. Etwa wenn ein Patient fixiert wird, damit er sich nicht die "lebenswichtige" Magensonde zieht - auch wenn man theoretisch ein paar Mal täglich überwachte Bolusgaben an Sondenkost geben und dafür die Magensonde kurzfristig legen und dann entfernen könnte, was aber aus Personalmangel nicht durchführbar ist. Habe schon erlebt, dass Patienten wochenlang aus diesem Grund fixiert waren, weil sie keinen Termin für eine PEG-Anlage bekamen. Oder wenn ein dementer Patient fixiert oder medikamentös ruhiggestellt wird, damit er nicht wegläuft oder stürzt - was aber nicht nötig wäre, wenn die Räumlichkeiten besser an die Sicherheitsbedürfnisse dementer Patienten angepasst wären. Eine richterliche Überprüfung dieser Massnahmen habe ich in meinen bisherigen Berufsjahren noch nie erlebt. Mir wird schlecht davon, wenn ich zuviel darüber nachdenke.
Wie ist das in der Forensik? Werden Zwangsmaßnahmen bei euch immer unter Beachtung der Menschenwürde und als letztes Mittel im Rahmen der Gesetze angewendet oder gibt es bei euch auch das Ruhigstellen, damit der Laden weiterlaufen kann?
4. Und natürlich würde mich interessieren, wie euer Stationsalltag konkret aussieht? Welche Aufgaben habt ihr? An welchen Therapien nehmt ihr teil? Welche Erfolgserlebnisse habt ihr? Warum arbeitet ihr in der Forensik und gefällt es euch dort (noch)?
Freue mich über jede Rückmeldung! Vielen Dank!
Angie