Äusserst intressant!!
Ich bin schon ne weile im Karankenhaus tätig. Hab den ein oder anderen Empfänger mitbekommen und auch zweimal spender (Hirntote) sowie n haufen Lebendspender mit bekommen... Die hatten alle ihre bedenken, sorgen wie hier geschildert... Als pflegender hab ich klar meine Meinung - Pro Organspende... Als Mensch hab ich meine Probleme damit...
Obwohl ich mich seit geraumer Zeit damit auseinandersetze, ergeben sich mir aber immer noch fragen. Abgesehen von der momentanen Ethik auffassung, abgesehen von Trauer der Angehörigen.
In "Die Physiker" (Dürrenmatt) gibt es den ausspruch sinngemäss: "alles was einmal Gedacht wurde, ist schon gemacht..."
als potenzieller Organspender stelle ich mir daher auch die fragen:
1. Bin ich tot wenn mir gesagt wird du bist tot? (zweifelhafte Hirntotdiagnostik)
2. Kann ich ausschliessen das bestimmte Organsysteme nicht entnommen werden? wenn ja, wo ist die Grenze hierfür? (ich kann z.B. das Herz auch noch mit aorta oder/und cava deffinieren...)
3. Werden meine Organe nur zu Lebensverlängernden Massnahmen an anderen Menschen verwand? Oder auch teilweise für Forschung, Medikamenten entwicklung, Studium...?
4. zur Zeit werden die Organe in einer OP entnommen... das kann man aber auch anders machen: heut ein nirchen, morgen das äugchen, und in acht wochen das herzschen... heute noch nicht erlaubt, aber morgen...?
5. In wie weit wird mit meinen Organen auch Geld verdient? Selbstverständlich: der Empfänger zahlt nix dafür! Aber das Krankenhaus wirbt mit "unser erfahrenes Transplantations Team" auch um Transplantations Reisen anzuspornen. Der Scheich aus saudiarabien ist nu mal selbstzahler, wenn der "zufällig" in Deutschland ist und nu super akut ein Organ braucht... (es gibt auch sehr (einfluss) reiche landsleute! der Scheich ist nur exemplarisch!)
6. sicher, heute disskutieren wir... aber was ist wenn organe auf dem
Markt (!!) sind, wenn es viele Menschen gibt deren Organe entnommen werden? Sterben die dann noch mit der verbrieften würde? Oder sterben die in der normalen routine?
7. Wie wird sich die medizin entwickeln? was heute nicht geht ist in ein paar Jahren machbar. (Sammzellen gewinnen aus Organspendern, Teile des Hirns verpflanzen... mit welchen Folgen?)
8. Kann jemand "genügend" aufgeklärt werden? (angehörige, ich selbst)
9. ich erlebe jeden tag verschiedene berechtigte intressen, von allen möglichen Leuten, auch von mir. Ich versuche zu vermitteln... einen machbaren weg zu finden, Kompromiss... als Organspender kann ich aber nur sagen -geht klar... oder geht nicht klar... und dann darauf vertrauen das es in meinem Sinne geschieht.
10. Wenn das Österreich modell eingeführt würde... muss ich mich damit auseinandersetzen und ggf. erklären -ne will ich nicht... ansonsten werde ich zum "allgemein gut", andere werden erklären was noch brauchbar ist... erinnert an Gebrauchtwagenhändler. Mit der Zustimmungslösung bei gleichzeitiger überalterung der gesellschaft wird es immer weniger Leute geben die mich kennen (angehörige). immerhin habe ich so die möglichkeit mich selbst zu entscheiden. aber dann wieder punkt 8. und sicher auch die frage nach der solidariät, gemeinwohl, sozialer Mensch...
Wenn Dürrenmatt recht hat, bekomme ich angst, denn ich hab mal versucht zu denken!
