Kinderreanimation

judyh

Newbie
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13.07.2025
Beiträge
8
Beruf
Azubi Pflegefachfrau
Akt. Einsatzbereich
Pädiatrie
Funktion
Auszubildende
Hallo alle zusammen,

ich bin derzeit Azubine und noch auf einer pädiatrischen Normalstation eingesetzt, bis ich mein Examen hoffentlich erfolgreich ganz hinter mir habe.

Gestern durfte ich auf der Intensivstation hospitieren und habe ich dort meine allererste Reanimation am Kind erlebt. Zweimal mechanisch, zweimal medikamentös mit Adenosin, nichts hat geholfen, OP im Zimmer und am Ende musste eine ECMO eingesetzt werden. Heute dann, zurück auf meiner Station ist wieder ein Kind schlecht geworden und hat ebenfalls Adenosin benötigt. Abgesehen davon, dass es so schon sehr beeindruckend war, das alles mitzubekommen und aktiv miteinbezogen zu werden, hat mir das irgendwie einen ziemlichen Realitätscheck verpasst.

Meine bisherigen Notfälle haben sich auf Erwachsene oder Dinge wie Anaphylaxien beschränkt, die man dankbarerweise ja meist recht zügig mit Adrenalin, Prednisolon und Fenistil wieder hinbekommt. Aber ich war noch nie in der Situation, dass es eben nicht funktioniert hat oder so dramatisch wurde. Zu meiner Frage - wie geht ihr mit sowas um? Wie kann ich mich darauf vorbereiten schnell und zügig zu reagieren, wenn das dann mal meine Verantwortung ist? In der Schule hatten wir nur ganz sporadisch CPR am Kind und ich fühle mich überhaupt nicht gewappnet. Sowas wie Simulationstraining gibt es hier erst als Fachkraft. Und es ist ein mulmiges Gefühl, zu wissen, dass ich zwar assistieren und Medikamente aufziehen kann, aber nicht in der Lage wäre auf Anhieb ein echtes Kind zu reanimieren, weil wenn mir das passiert und ich gerade alleine bin und starten muss bis Hilfe kommt, würde ich möglicherweise das Outcome mehr als nötig verschlechtern.

Danke für euer Feedback!

LG Judy
 
Hey du.

Da hast du ja schon echt wilde Erlebnisse in so kurzer Zeit gesammelt. Was zu einem Guten Verständnis gesorgt hat. Was ich gut finde ich deine wirklich realistische Einschätzung. Und nicht wie ich leider häufiger sehe, junge Kollegen die da iwie geul drauf sind.

Ich selber habe damals in der AN Kinder ab Frühchen versorgt und hab mir fast ins Hemd geschi... und darunter sind einige mal schlecht geworden. Ich war zum glück nie allein und der Worth Case war IMMER vorbereitet. Also deine Sorge ist normal und hörst du da einen Kollegen in dem Kontext sagen das dass für ihn alles nicht so wild ist... da sollte man hellhörig werden. Denn gerade bei Kindern sind die Kollegen alle angespannt. Nur der Herrgott selber hat in dieser Situation keine Nervöses zucken und granitgleiches Selbstbewusstsein.

Was ich empfehlen würde... Üben, Üben, Üben... Also immer wieder ne Puppe greifen. Trainings mitmachen etc.
Denn nur das macht die Situation sicherer, wenn du nicht all zu viel über die Dinge nachdenken musst wir die Sache Beherrschbarer.

UUUUUUUUUnnnnnnnnddddd wo ist der REA Knopf im Zimmer, wo steht der Reawagen, was ist wo im REAwagen?
Ach ja. Drück den Knopf lieber einmal zu früh als einmal zu Spät. Und nicht erst wenn die ****e dampft. Schon wenns blöd aussieht.

Ich sehe sie, auch mich selber, an so simplen Dingen scheitern. Sich Hilfe zu holen. Wo ist der verdammte Knopf, aus dem Zimmer brüllen etc.

Die Sache mit dem REAwagen. Damit kann man im Nachdienst schöne Challanges machen. Wer hat am Schnellsten Sache XY, Medikament, Tubus, unterschied Bougie, Führungsstab etc. aus dem Wagen geholt? Rätsel was überhaupt im Wagen ist. So lernt man den Wagen gut kennen.

Fragt den Chef ob die Reapuppen nicht zugänglich gemacht werden können. Bei uns ist eine Puppe und Automatische REARobotor zugänglich in einem Zimmer. Das kann zu jeder zeit geübt werden.

Und auch eine Sache die wirklich wichtig ist, sprecht euch zu Anfang ab wer macht was. Vorbereitung ist die halbe Sicherheit der Kriese.
Wer Dokumentiert, wer macht die Medikamente, wer Drückt, wer führt. etc. Auch NERVEN BEWAHREN. macht dies Sachen zügig aber kontrolliert. Ich hab schon so oft wichtige Dinge runterfallen sehen... das kostet mehr zeit als einen Gang runter zuschalten und es ordentlich zu machen.

Letzter Tip: NACHBESPRECHUNGEN.
eine REA läuft nie glatt.
Während der REA ist keine Zeit sich über den Ton etc. zu streiten. Wer mich z.B. in so einer Situation anbrüllt ich solle schneller machen etc. Dem erkläre ich im Nachgang warum ich den ein oder anderen Schritt sorgsam mache.
Häufig ist die Stimmung und ÜBERFORDERUNG so hoch das eben sowas dann nicht mehr gesehen wird.

Einerseits wünscht man sich keine REA, aber das ist die einzige wirkliche Situation wo man es lernt.

ich hab mich zu Anfang darum geschlagen den REAwagen zu kontrollieren und aufzufüllen
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für deine tolle und ausführliche Antwort!

Ja das war wirklich wild, ich hatte mir gewünscht da hospitieren zu dürfen, weil ich in meiner Ausbildung nicht auf der Intensivstation eingesetzt war und gerne noch in dem sicheren Rahmen sehen wollte, wie das Monitoring da ist, das Handling der Kinder, wie man mit Arterien umgeht und ZVDs beurteilt und welche Medikamente verwendet werden. Dass Reanimationen passieren können war mir zwar klar, aber ich dachte mir, besser du bekommst es während der Ausbildung mit, als dass es dir völlig unvorbereitet als Fachkraft irgendwann passiert.

Aber auf so eine Eskalation war ich dann doch nicht vorbereitet, trotzdem war ich dankbar, weil ich am Tag drauf auf der Normalstation zumindest wusste, was gerade passiert und wie der Ablauf wahrscheinlich sein wird und konnte wenigstens ein bisschen mitdenken und Material anreichen. Die Pumpe ist mir trotzdem an beiden Tagen gegangen, v.a. nach dem Tag auf der Intensiv saß ich erstmal eine Stunde zu Hause und musste mich wieder beruhigen.

Ich habe dann gestern meine Praxisanleiterin gefragt, ob wir an deren Puppe ein bisschen üben könnten und auch mit ihr darüber geredet, wie aufgeregt ich war und wie unsicher ich mich fühle und sie hat mir auch gesagt, dass niemand, egal wie viel Erfahrung, in der Situation nicht nervös ist und hat zugestimmt, dass wir ein bisschen trainieren können, das ist schonmal sehr gut. Deinen Tipp mit dem Reawagen nehme ich auch mit, ich habe den zwar in meinen Nachtdiensten schon kontrolliert, aber werde mich noch damit beschäftigen einzuüben, wo ich z.B. als erstes hingreifen werde, wie man den Defi genau verwendet, was ich mir rauslegen werde, wann welches Medikament benötigt wird, das ist auch ein guter Ratschlag.

Ich habe auch dran gedacht, nochmal auf die Intensiv zu gehen und mit der Fachkraft zu sprechen, mit der ich an dem Tag war, ich bin gegangen, als noch die ECMO drangemacht wurde und es war so viel Trubel und alle waren so gestresst, da gab es irgendwie keinen Raum das nachzubesprechen, was sie z.B. wann wie und warum gemacht hat und wie sie auch mit der Situation umgeht. Man hat auch gemerkt, dass sie aufgewühlt ist, da habe ich mich nicht getraut noch Salz in die Wunde zu streuen und zu fragen, ob wir darüber reden können.

Das mit dem "Geil drauf" sein, bekomme ich auch bei manchen mit, aber ich bin eh so eine Panik Mausi, ich schwitze schon, wenn Kinder Sättigungsabfälle bieten und ich sie anpusten muss, damit sie weiterschnaufen. Am liebsten wäre mir, ich könnte für den Rest meines Berufslebens einfach meine Pflege machen, kann den Kindern und Eltern was Gutes tun und dann gehen sie, besser als sie gekommen sind, nach Hause und alles ist super. Ich hatte immer total Angst, vor der ersten Reanimation. Realistisch gesehen ist es leider einfach ein Berufsrisiko, dass mir das jederzeit passieren kann und dann will ich vorbereitet sein. Verhindern kann ich es nicht immer, aber für einen möglichst guten Verlauf sorgen kann ich.

Dein Rat hat mir auf jeden Fall sehr weitergeholfen, danke dafür!
 
Oh das mit den VZ Veränderungen kenne ich auch noch aus meiner Ausbildung.

Ich war da auch sehr nervös. Das gibt sich mit der Zeit aber wirklich.
 
Die Sache mit dem REAwagen. Damit kann man im Nachdienst schöne Challanges machen. Wer hat am Schnellsten Sache XY, Medikament, Tubus, unterschied Bougie, Führungsstab etc. aus dem Wagen geholt? Rätsel was überhaupt im Wagen ist. So lernt man den Wagen gut kennen.
Dein Engagement in allen Ehren - und es waren auch viele gute Tips dabei.
Aber es sollte klar sein, daß nicht einfach willkürlich Sachen aus dem Notfallwagen geholt werden; es sei denn, die kommen zuverlässig (!) wieder an genau den Platz, wo sie vorher waren, zurück!
Hintergrund:
Der Notfallwagen muss 100% immer einsatzbereit sein; da hält ein Kollege, der dafür zuständig ist, mit seiner Unterschrift den Kopf dafür hin!

Da Judy Schülerin ist, würde ich dringend empfehlen, vorher den Praxisanleiter zu fragen und nicht eigenmächtig an den Notfallwagen zu gehen.
 
Dein Engagement in allen Ehren - und es waren auch viele gute Tips dabei.
Aber es sollte klar sein, daß nicht einfach willkürlich Sachen aus dem Notfallwagen geholt werden; es sei denn, die kommen zuverlässig (!) wieder an genau den Platz, wo sie vorher waren, zurück!
Hintergrund:
Der Notfallwagen muss 100% immer einsatzbereit sein; da hält ein Kollege, der dafür zuständig ist, mit seiner Unterschrift den Kopf dafür hin!

Da Judy Schülerin ist, würde ich dringend empfehlen, vorher den Praxisanleiter zu fragen und nicht eigenmächtig an den Notfallwagen zu gehen.
Hallo Martin,

Ich denke, das ist schon sehr klar. Alleine im Alltag räume ich ja auch nicht alle Schubladen aus und lege die Sachen dann nicht zurück an ihren Platz. Und dass ein akkurat organisierter Reawagen besonders wichtig ist, ist mir natürlich auch bewusst.

Auch als Auszubildende finde ich es wichtig, zu wissen wo was in dem Wagen ist und nicht nur dazu stehen und zuzusehen. Wenn zwei Leute im Raum sind und einer bebeutelt, einer drückt und ärztliches Personal in den Raum ruft, welche Dinge benötigt werden, kann ich Zeit sparen, indem ich weiß, was ich wo rausholen und was vorbereiten und was anreichen muss. Ich verstehe deinen Hinweis, weil man sich nicht auf das Verantwortungsgefühl anderer Menschen verlassen sollte, aber mir ist auch klar, dass ich auf keinen Fall diejenige bin, die Adenosin oder Epinephrin oder sonst was aufzieht, da ich zu wenig Erfahrung habe, um unter Druck die richtige Dosierung vorzubereiten. Aber ich kann Kollegen die Spritzen und Ampullen schnell ins Zimmer bringen, ich kann einen Ringerbolus aufziehen, ich kann Material für eine BGA anreichen, wenn ich weiß, wo das ist. Also da möchte ich InetNinja ein bisschen verteidigen.

Ich bin mir sehr bewusst, wo meine Kompetenzen anfangen und wo sie enden. Zudem finde ich InetNinjas Tipps sehr gut, da ich im August mit der Ausbildung fertig bin und mich dann erst Recht an die Verantwortung gewöhnen muss. Auch da, werde ich am Anfang keine tragende Rolle spielen, aber das wird nicht für immer so bleiben und Dinge wie vorherige klare Rollenverteilung und Bachbesprechungen einfordern, sind an jedem Punkt des beruflichen Werdegangs hilfreich.

Deine Sorgen verstehe ich sehr - Fachkräfte haben die Verantwortung für uns und können ihre Augen nicht überall haben, daher ist es wichtig alles abzusprechen, was wir eigenständig machen. Das tue ich und werde ich auch in Zukunft tun.

Liebe Grüße
 
Ich denke, das ist schon sehr klar. Alleine im Alltag räume ich ja auch nicht alle Schubladen aus und lege die Sachen dann nicht zurück an ihren Platz. Und dass ein akkurat organisierter Reawagen besonders wichtig ist, ist mir natürlich auch bewusst.
Da bin ich beruhigt! :-)

Im Ernst, ich hatte auch schon Ärzte, die mir einfach Sachen aus dem Notfallwagen geräumt haben - Du kannst Dir vorstellen, daß ich ein ziemliches Fass aufgemacht habe! (Ich war für das Ding zuständig).
 
Dein Engagement in allen Ehren - und es waren auch viele gute Tips dabei.
Aber es sollte klar sein, daß nicht einfach willkürlich Sachen aus dem Notfallwagen geholt werden; es sei denn, die kommen zuverlässig (!) wieder an genau den Platz, wo sie vorher waren, zurück!
Hintergrund:
Der Notfallwagen muss 100% immer einsatzbereit sein; da hält ein Kollege, der dafür zuständig ist, mit seiner Unterschrift den Kopf dafür hin!

Da Judy Schülerin ist, würde ich dringend empfehlen, vorher den Praxisanleiter zu fragen und nicht eigenmächtig an den Notfallwagen zu gehen.
Sie fragte doch für später wenn sie Examiniert ist.

Und das solche Dinge wieder zurückgelegt werden sollte selbstverständlich sein.
Was sollte man sonst damit machen, mit nach hause nehmen?
 
Sie fragte doch für später wenn sie Examiniert ist.
Das hatte ich anders verstanden.
Wobei es auch kein Fehler ist, sich schon als Schüler mit solchen Dingen zu befassen.
Und das solche Dinge wieder zurückgelegt werden sollte selbstverständlich sein.
Was sollte man sonst damit machen, mit nach hause nehmen?
Wie ich schon schrieb hatte ich tatsächlich Leute, die gemeint haben, man kann sich am Notfallwagen bedienen - das ging übrigens nicht nur mir so, irgendwann wurden Medikamente aus den Notfallwägen im ganzen Haus geklaut.

Und es ist auch wichtig, wenn man was rausgenommen hat, es an die exakt gleiche Stelle zurückzulegen. Denn wenn das Teil dann versehentlich z. B. im falschen Schub landet, findet der nächste Kollege es ggf. im Notfall nicht gleich. Suchen kostet wertvolle Zeit.