Ich stehe ebenfalls einer Fallpauschalisierung der Behandlung von psychisch Kranken skeptisch gegenüber.
So ärgerlich oftmals Behandlungsverläufe und deren Dauer sein können (teils monatelanges Warten bei Zwangsmedikationen, lange/nicht erfolgsgeprägte Suche neuer Wohnsituationen), sind viele "Langlieger" auch zurecht welche.
Wie sieht es in anderen Kliniken mit den aktuellen Behandlungsdauern aus?
Durchschnittsaufenthalt der aktuellen Belegung sagt hier (~40,6 Tage).
100 Tage Aufenthalt sind hier (Klinik in Hannover) nicht die Regel, aber auch keine Seltenheit. Chronisch-suizidale, traumatisierte Patienten werden häufig immerwieder mit erneuerten Beschlüssen stationär gehalten.
Als statistischen Ausreißer habe ich auch jemanden mit 800Tage+ Aufenthalt (traumatisiert, chronisch-suizidal) kennengelernt. Ich frage mich, wie solche Fälle in Zukunft behandelt werden.
@
verenalgo6
Wir arbeiten formal auch seit Mitte 2014 mit dem System.
Die tatsächliche Arbeit hat sich meines Erachtens nach noch nicht groß verändert, jedoch, wie zuvor von
@-Ben- erwähnt, ist die Dokumentationsarbeit & diesbezügliche Evaluation massiv angestiegen.
Tägliche Neubesprechung von Intensivmerkmalen aller Patienten, welche im interdisziplinären Team besprochen werden soll, jedoch nur ärztlich angeordnet werden kann (also zur Übergabezeit), jedoch vom Pflegepersonal dann im System eingepflegt werden muss.
Weitere schriftliche Dokumentation im Bereich des Behandlungsaufwands.
1:1-Betreuungen, Betreuung in Kleinstgruppen, Kriseninterventionen bei Patienten muss nicht nur angeordnet (1:1-Betreuung), sondern explizit begründet dokumentiert werden.
Kriseninterventionen müssen in Minuten berechnet im System eingegeben und daraufhin im Pflegebericht begründet sein. Warum habe ich x-Minuten bei Patient y verbracht, was habe ich gemacht?
Es gehört ohnehin in meinen jeweiligen Bericht dokumentiert, keine Frage, jedoch ist hier die Ausführlichkeit zu hinterfragen.
Positiv für die eigene Stationsbelegung sollte sich auswirken, dass hinterlegte 1:1-Begleitungen mit vorhandenen Personal geprüft werden sollen und ich dementsprechend keine, überspitzt gesagt, fünf 1:1 Betreuungen dokumentieren darf, wenn nur zwei Pflegekräfte im Dienst sind (cave: Betreuung in Kleinstgruppen [z.B. 2 fixierte Patienten im Sichtbereich einer Person]). Im Umkehrschluss sollte nun auf eine mehr realistische Belegung auf Station vorzufinden sein, aber wenn nun einmal entgegen des Aufnahmesektors jeder Patient aufgenommen wird, so ist man wieder bei Überwachungspatient 3-4 auf dem Flur. Da erhoffe ich mir in Zukunft noch Besserung, sobald das PEPP "scharf gemacht" ist.
Ich hoffe das hat einen kleinen Einblick gewährt, sind auch lediglich nur die ersten, spontanten Dinge, die mir einfallen.
Liebe Grüße
Steven