holistische Pflege/ Suchtverhalten

Atmarama

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Hämatologie/ Onkologie
mit Orems Gedanken des Selbstpflegedefizites habe ich von Anfang an gerungen, weil mir das zu sehr das Defizitäre fokussiert und zu wenig den Menschen in seiner Gesamtheit.

In der Gesamtheit der Theorie nimmt das aber natürlich auch wieder nur einen Teil ein, und irgend etwas, irgendeine Art von Konsens braucht die Pflege ja auch, um überhaupt eine Grundlage für Pflegerisches Handeln zu haben. Andernfalls bliebe das im Mikrokosmos der eigenen Welt- und Lebensauffassung, und so kämen wir nie zu Potte.

Trotzdem... in ganz praktischer Hinsicht fällt mir das auf, dass Suchtverhalten im Pflegeprozess als anamnestisches Kriterium nicht so wirklich Platz findet, und ich spreche da jetzt nicht von BTM-Kram, sondern eher von den großen Volksdrogen Nikotin und Alkohol. Cannabis könnte man vielleicht auch dazu zählen, und vielleicht auch Medikamente a la Benzos,Tilidin, uä

Lauter psychoaktives und -funktionales Zeug, das auf Dauer krank macht, und das nicht nur auf monokausalem Weg, sondern systemisch (organisch und psychisch).

Warum findet das kaum Raum im Pflegeprozess?

ich hab das am Rande einer EDV-Schulung meinen Lieblings-PKO gefragt. Wir haben echt coole Leute im Haus, und der hat dazu eine Gegenfrage vorgeschlagen: welcher pflegerischen Auftrag, welches pflegerische Ziel liesse sich daraus ableiten?

über eine Antwort denke ich immer noch nach...

Hat jemand eine Idee dazu?

wir haben im großen und ganzen 4 Handlungsbereiche, präventiv, kurativ, rehabilitiv und palliativ. irgendwo in den ersten drei Bereichen muss das doch ein Zuhause finden können.
 
mit Orems Gedanken des Selbstpflegedefizites habe ich von Anfang an gerungen, weil mir das zu sehr das Defizitäre fokussiert und zu wenig den Menschen in seiner Gesamtheit.
Naja, wenn man sich mal anschaut, wie alt ihre Theorie schon ist, braucht man sich nicht zu wundern, daß hier mehr das Defizitäre im Vordergrund steht:

„Im Jahre 1968 begann Dorothea Orem mit der Entwicklung sowie der Erprobung ihrer Theorie der Selbstpflege, die sie 1971 in dem Buch Nursing concepts of practiceveröffentlichte. Sie erhält bis heute Anerkennung in der Fachwelt, wobei der größte Kritikpunkt ihrer Theorie darin besteht, dass sie von „gestörten Funktionen“ des Menschen ausgeht und somit eine eher negative Sichtweise aufbaut. Ihre Begriffsdefinitionen haben einen hohen Stellenwert in der Pflegewissenschaft.“

(Quelle: Wikipedia)

Man darf nicht vergessen, daß der Gedanke an Prävention früher noch kaum vorhanden war, z. B. war das in meiner Ausbildung (90er Jahre) noch bei weitem nicht so drin wie bei euch.
In der Gesamtheit der Theorie nimmt das aber natürlich auch wieder nur einen Teil ein, und irgend etwas, irgendeine Art von Konsens braucht die Pflege ja auch, um überhaupt eine Grundlage für Pflegerisches Handeln zu haben. Andernfalls bliebe das im Mikrokosmos der eigenen Welt- und Lebensauffassung, und so kämen wir nie zu Potte.
Ich finde ohnehin, daß sich die Pflege mit dem theoretischen Unterbau sehr schwer tut; ich sage das aber nicht als Pflegewissenschaftler, sondern es ist nur mein Eindruck davon, ohne jetzt allzu viel davon zu verstehen. Da können hier andere sicher mehr sagen.
Trotzdem... in ganz praktischer Hinsicht fällt mir das auf, dass Suchtverhalten im Pflegeprozess als anamnestisches Kriterium nicht so wirklich Platz findet, und ich spreche da jetzt nicht von BTM-Kram, sondern eher von den großen Volksdrogen Nikotin und Alkohol. Cannabis könnte man vielleicht auch dazu zählen, und vielleicht auch Medikamente a la Benzos,Tilidin, uä

Lauter psychoaktives und -funktionales Zeug, das auf Dauer krank macht, und das nicht nur auf monokausalem Weg, sondern systemisch (organisch und psychisch).

Warum findet das kaum Raum im Pflegeprozess?

ich hab das am Rande einer EDV-Schulung meinen Lieblings-PKO gefragt. Wir haben echt coole Leute im Haus, und der hat dazu eine Gegenfrage vorgeschlagen: welcher pflegerischen Auftrag, welches pflegerische Ziel liesse sich daraus ableiten?

über eine Antwort denke ich immer noch nach...

Hat jemand eine Idee dazu?

wir haben im großen und ganzen 4 Handlungsbereiche, präventiv, kurativ, rehabilitiv und palliativ. irgendwo in den ersten drei Bereichen muss das doch ein Zuhause finden können.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Deine Frage richtig verstehe.
Suchtverhalten spielt ja insbesondere im Bereich der psychiatrischen Pflege eine große Rolle.
In den von Dir genannten Bereichen lassen sich für die Pflege hier sicherlich Aufträge ableiten:

  1. Präventiv: Beratung im Bereich Sucht, z. B. über die Gefahren der verschiedenen Stoffe; ich könnte mir z. B. vorstellen, daß das was für eine School Nurse wäre, die die Schüler über die Risiken aufklärt
  2. Kurativ: Im klinischen Bereich bei der körperlichen Entgiftung z. B. oder qualifizierter Entzug (z. B. Qualifizierter Entzug | Zentrum für Psychiatrie Emmendingen. )
War das Deine Frage?
 
Danke für die Antwort
in Teilen war's meine Frage, ja.

ich seh es einfach so, dass Suchtmittelkonsum eine Vielzahl ungünstiger Lebensweisen verursacht und/ oder bedingt, die früher oder später zu somatischen Schäden führen, die wir dann behandeln (im Verbund mit der Medizin), und im Grunde weiß jeder, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt, und wir versuchen jede Menge Zeug zu erfragen und saugen uns manchmal Dinge aus den Fingern, nur um einen Verlauf zu dokumentieren, aber explizit auf Suchtmittelkonsum gehen wir eigentlich nur im psychiatrischen Bereich ein.
Daher auch meine Überschrift 'holistische Pflege'.
Ich versuche es im weiteren Rahmen zu sehen. Weshalb diese strikte Trennung von psychiatrisch/ psychisch und somatisch/ physiologisch?
Zu viel Arbeit, zu viele Kosten?
Das ist Pflege ja ohnehin schon seit der Professionalisierung.
Wir könnten durchaus mehr fordern, bezahlt kriegen wir's eh nicht.
oder ist diese Trennung medizinisch/ medizinwissenschaftlich bedingt?

ich habe auch aktuell einen guten Bogen zu Pflegetheorie, bzw darauf aufbauendem Pflegeprozess, nämlich den Begriff der Ressource.
Ist das wirklich Ressource, wenn jemand sich selbst einen Pulli anziehen kann?
Ich meine, schön, wenn ich das nicht machen muss, dann kann ich schneller auf die nächste Klingel, aber Ressource ist nach meinem eigenen Verständnis nicht, was ein Patient noch kann. Das würde ich eher unter Fähigkeit verbuchen. Ressource ist für mich, was ein Patient noch will. Wenn einer nicht im Bett liegen will, weil's ihn anödet: super! wenn einer sich rausputzen will, weil im Spät die Familiy zu Besuch kommt: ideal!
Aber eben gerade diese Motivationen sind ja auch eher psychischer Natur.
Und ja, klar: hier Expertenstandard, zwischendrin Klingel, da läuft eine Infusion nicht, was schreib ich jetzt in den Verlauf und warum sind die Laborwerte immer noch nicht da, aber so in den raren Momenten von 'ich hab jetzt mal kurz Zeit' frag ich mich schon: was kann ich tun, um salutogenetische Motivationen eines Patienten zu fördern?
und verbunden mit dieser Frage:
warum finde ich nichts dazu in Pflegetheorie und -prozess?
oder hab ich's übersehen, und irgendwo steht's?
 
Warum diese strikte Trennung?
Weil man sonst alle interdisziplinären Fälle zusammenlegen könnte.
Ob es allerdings sinnig ist, einen Borderliner mit manischen Zügen während seiner depressiven Phase neben einem frisch operierten Bauchaortenaneurysma zu legen, dass musst du mal begründen mit deinem Verständis von holistischer Pflege.

Und ja, mit dem Begriff Resource sind im Fachbereich Pflege die Fähigkeiten eines Patienten gemeint. Die Termini sind bekannt und werden auch spezifisch definiert. Das deine Interpretation eine andere ist, ist fachlich falsch.

Scheint, als würde deine berufliche Vergangenheit dir noch sehr viele Steine in den Weg als Pflegekraft zu werfen.

In der Medizin und Pflege ist oftmals "if..., then..." die Methode.
Der Ansatz viel zu interpretieren und ganzheitlich betrachten zu wollen, ist nicht der richtige Weg, wenn man eine akute Situation meistern muss. Da fehlt es schlichtweg an lebenswichtiger Zeit um zu philosophieren.

Nützlich, um im theoretischen Unterricht zu brillieren.
Nutzlos und kontraproduktiv im Ernstfall.
 
#+irgend etwas, irgendeine Art von Konsens braucht die Pflege ja auch, um überhaupt eine Grundlage für Pflegerisches Handeln zu haben. Andernfalls bliebe das im Mikrokosmos der eigenen Welt- und Lebensauffassung, und so kämen wir nie zu Potte.
Genau deshalb kannst Du nicht mal eben eine Pflegetheorie neu schreiben und statt Orems Definition einer Ressource Deine eigene bevorzugen. Dürfte sich auch negativ auf Deine Zensuren auswirken, wenn Du so in der Klausur argumentierst.

Eine Ressource ist ein Schatz, der zur Lösung eines Problems oder eines Selbstpflegedefizits - je nach Pflegemodell - beitragen kann. Dabei kann es sich zum einen um (noch oder wieder) vorhandene körperliche Fähigkeiten handeln, aber eben nicht nur. Je nach Problem oder Defizit können psychische Ressourcen (Motivation, Adhärenz bei den Maßnahmen), soziale Ressourcen (die Unterstützung von Familie und Freunden), finanzielle Ressourcen (kann ich mir den altersgerechten Umbau der Wohnung leisten?) u.v.m. mit in den Pflegeprozess einfließen.
 
Zuletzt bearbeitet:
was kann ich tun, um salutogenetische Motivationen eines Patienten zu fördern?
Einiges, wenn das Setting stimmt und die Ressourcen (!) vorhanden sind. (Hier gemeint: finanziell, organisatorisch, fachlich.)

Gesundheitsförderung ist eine unserer Aufgaben. Advanced Practice Nurses entdecken dieses Feld zunehmend für sich; sie spezialisieren sich auf eine bestimmte Klientel und schaffen Beratungskonzepte für genau diese Menschen. Das sind allerdings oft komplexe Krankheitsbilder und Problemstellungen. Von daher ist eine "Trennung" der einzelnen Disziplinen voneinander unumgänglich.

Public Health Care ist ebenfalls ein APN-Feld, das sich in Deutschland nach und nach entwickelt. Hier werden wohnortnahe Konzepte und niedrigschwellige Angebote für die Bevölkerung geschaffen. Da geht es dann weniger um eine bestimmte Erkrankung, sondern um in der jeweiligen Gruppe häufiger auftretende gesundheitliche Probleme und Risiken.

Es gibt betriebliche Gesundheitsförderungsprogramme, die von Pflegenden geleitet werden; Schulgesundheitsschwestern und -pfleger werden erprobt, es gibt pflegegeleitete Sprechstunden für bestimmte Patientengruppen, Liver Care Nurse, Breast Care Nurses, Heart Failure Nurses...

Du bist erst seit wenigen Wochen dabei. Du wirst im Laufe der Ausbildung noch Gelegenheit haben, das immense Spektrum unseres Berufs kennenzulernen. Begonnen wird überall mit den Basics.
 
Darf ich das als Vorschlag lesen, Behandlung und Pflege spezifisch symptomorientiert zu gestalten, mithilfe klar definierter Handlungsbäume? Also einzelne Krankheiten zu behandeln und nicht den Menschen?

um dann ggf einem frisch-operierten Bauchaortenaneurysma, das wahlweise auf dem Dach der Klinik sitzt oder nachts singend durch die Flure zieht in die Doku zu schreiben 'Pat mobil und agitiert'?

Möglich, denke ich mir, und vermutlich auch eine verbreitete Haltung, quasi etabliert, aber dass das so richtig ist im Sinne von optimal? glaub ich nicht.
Das klingt für mich nach Resignation und Abstumpfung infolge chronischer Überlastung durch zu viele akute Ernstfälle.

Und ich kann das zwar nachvollziehen und verstehen, aber nicht als Perspektive akzeptieren, nicht als Sein-Sollen-Schlussfolgerung.

Und es mag sein, dass der Begriff der Ressource in der Fachterminologie eindeutig und abschliessend definiert ist. Muss ich nachsehen, was die Pflegetheorie dazu meint.

Vielleicht braucht es auch ergänzend noch den Begriff der Motivation?
Nun, das ist der weitere Rahmen meiner Fragestellung. Im engeren Rahmen ging es um chronischen Suchtmittelkonsum/ Abhängigkeiten, daraus entstehende systemische Erkrankungen somatischer Natur, und die Frage, welche pflegerischen Aufträge sich daraus ableiten lassen könnten.
Und eine Option für die Pflege (und die Medizin) ist es natürlich auch, Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und ungünstigen Verhaltensweisen grundsätzlich zu negieren, und aufzuteilen in Fachgebiete, die sich auf die Behandlung einzelner Krankheiten beschränken.
Ich glaube aber nicht, dass sich das halten wird. Irgendwann werden Ökonomen vorrechnen, dass es billiger ist genau hinzusehen und zu handeln, als jahrzehntelang an Symptomen herumzudoktern.

Vielleicht bekommt die Pflege dann wie aus heiterem Himmel einen Expertenstandard vor die Nase gesetzt 'Umgang mit Suchtverhalten' S1 bis E5?
könnte direkt hinter dem Expertenstandard 'Depressionen' kommen. Immerhin sind die volkswirtschaftlichen Kosten nur dieser zwei psychiatrischen Krankheitsbilder enorm und wachsen stetig.
 
@Claudia

so ganz neu dabei bin ich nicht, nicht so neu, dass mir die Auswirkungen der Pflegewissenschaft auf die Praxis und das Selbstverständnis nicht deutlich auffallen. Es war früher deutlich mehr Bauchhandeln. Oft war das einfacher, nicht so oft besser, mitunter aber schon.

Denkst Du wirklich, dass sich ANP durchsetzen wird? Ich würde das zwar sehr begrüßen, aber meinem Eindruck nach entwickeln sich die Studiengänge nur sehr zögerlich in diese Richtung, und in Stellenangeboten und -beschreibungen finde ich das auch eher selten.
Da bin ich dann aber auch wirklich zu neu dabei.
Aber wie ich schon in meiner Antwort zu Leander schrieb: ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Expertenstandards dazu entwickelt werden. Man wird psychiatrische Komponenten nicht ewig ignorieren können. Nicht bei dem Gewicht, das da schon heute entsteht.
 
Atmarama, du bist ein Neuling im Bereich der Pflege und hast, um es mal bildlich auszudrücken, noch nicht mal gelernt zu gehen.
Bevor du dich über die tollen theoretischen Ansätze auslässt und die salutogenese als den Goldstandard für dich und somit für andere festlegst.

Du hast gerade mal 1% an Wissen erworben und noch keine anderen Erfahrungen gemacht, philosophierst aber jetzt schon darüber, dass betriebswirtschaftlich dein Ansatz kostensparender ist.
Ich wiederhole es gerne nochmal: deine Erfahrung im bisherigen Beruf ist dein größter Feind, da du immer noch in berufsfremden Bahnen ideologisch verklärt denkst.


Abgesehen davon, dass sich jede weitere Diskussion eigentlich erledigt, nachdem du ein frisch operierten BAA als auf auf dem Dach sitzend oder durch die Flure singend wahrnimmst.
Dir ist noch nichtmal bewusst, welche Komorbidität und medizinische + pflegerische Intervention nach solch einer OP notwendig ist.

Und über Motivation brauchst du mit mir nicht zu reden, ich habe mehr als eine Dekade in diesem Beruf verbracht, davon 8 Jahre im Funktionsdienst mit allen Konsequenzen daraus.

Ich habe genug gesehen.

Und Kollegen, die mehr als ihr halbes Leben in diesem Job verbracht haben, zu unterstellen, dass "sie oft aus dem Bauch" heraus gehandelt zu haben, weil sie keine pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse gehabt und genutzt haben, kommt einer Beleidung schon ziemlich nahe.
Im Gegensatz zu dir haben diese Leute ihre Ausbildung noch nach altem Curriculum gemacht. Und das war vom Wissensschatz bedeutend härter und umfangreicher, als die derzeitige Neuausrichtung "Pflegefachmann/-frau".

Du wirst das verstehen, wenn du mal auf eine alte Intensivkrankenschwester triffst. Denn solche Schüler wie dich, frisst sie ohne mit der Wimper zu zucken.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich geh heute mit einer mit und ich freu mich drauf. hab sie gestern bei der Übergabe kennen gelernt, und ihr Auftreten hat mir imponiert.
Aber mit Sicherheit werde ich nicht Menschen nach ihren Krankheiten benennen. es gibt einen Unterschied zwischen Professionalität und Deformation.
 
Darf ich das als Vorschlag lesen, Behandlung und Pflege spezifisch symptomorientiert zu gestalten, mithilfe klar definierter Handlungsbäume?
Ja. Pflegeprozess. Anamnese, Probleme, Ressourcen, Ziele, Maßnahmenplanung, Durchführung, Evaluation.
Also einzelne Krankheiten zu behandeln und nicht den Menschen?
Nein. Und das weißt Du. Warum diese Polemik in einer Diskussion, die Du selbst angestoßen hast?
Und eine Option für die Pflege (und die Medizin) ist es natürlich auch, Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und ungünstigen Verhaltensweisen grundsätzlich zu negieren, und aufzuteilen in Fachgebiete, die sich auf die Behandlung einzelner Krankheiten beschränken.
Wir benötigen ab einem bestimmten Punkt Spezialist*innen für Erkrankungen und Probleme. Eine "Universalpflegekraft" käme ebenso an ihre Grenzen, wie es die Allgemeinmediziner*innen tun. Gute Ärzt*innen wissen um die Beschränkung auf ihre Fachdisziplin und erkennen, wann sie konsiliarisch Beratung einholen oder an Kolleg*innen überweisen müssen. Damit werden Zusammenhänge nicht negiert, sondern eher anerkannt - die Behandlung und Pflege durch eine Disziplin reicht nicht aus, wir müssen zusammen arbeiten. (Das postoperative Delir fällt übrigens nicht in diese Kategorie - aber Dir scheint der Zusammenhang (noch) nicht bewusst zu sein.)
Und es mag sein, dass der Begriff der Ressource in der Fachterminologie eindeutig und abschliessend definiert ist. Muss ich nachsehen, was die Pflegetheorie dazu meint.

Vielleicht braucht es auch ergänzend noch den Begriff der Motivation?
Du kannst ein Pflegemodell kritisch betrachten und persönlich auch der Meinung sein, dass es Defizite aufweist. Du kannst aber nicht die dortigen Definitionen durch eigene ersetzen, wenn Kolleg*innen (oder in Deinem Fall Lehrkräfte) Deine Pflegeplanung und Argumentation nachvollziehen sollen. Solltest Du eines Tages eine Pflegetheorie nach Atmarama entwickeln, kannst Du hineinschreiben, was Du möchtest; arbeitest Du mit der Theorie einer anderen Person, musst Du Dich an deren Definitionen halten.
Denkst Du wirklich, dass sich ANP durchsetzen wird? Ich würde das zwar sehr begrüßen, aber meinem Eindruck nach entwickeln sich die Studiengänge nur sehr zögerlich in diese Richtung, und in Stellenangeboten und -beschreibungen finde ich das auch eher selten.
Da bin ich dann aber auch wirklich zu neu dabei.
Ja, denke ich, sehe ich, mach ich doch gerade selbst! Du kannst die Entwicklung der letzten Jahre nicht mitbekommen haben, wie denn auch. Allein was sich in den letzten fünf Jahren getan hat, zeigt: Die APNs werden nicht mehr aus dem deutschen Gesundheitssystem wegzudenken sein.

Du bist sehr neu, blutjung (im Sinne der Berufserfahrung), erst ein paar Wochen in der Ausbildung. Du sitzt in einer Klasse mit 17-, 18jährigen. Ihr beginnt gerade mit dem Erlernen der Basics, was auch richtig ist, denn sie stellen das Grundgerüst dar. Kann es sein, dass es Dir zu langsam geht? Meiner Einschätzung nach kommt Dir nämlich gerade Dein angelesenes Vorwissen (das nicht unbedingt "Fachwissen" ist) in die Quere. Aber der Eindruck über das Internet kann täuschen.
 
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Und Kollegen, die mehr als ihr halbes Leben in diesem Job verbracht haben, zu unterstellen, dass "sie oft aus dem Bauch" heraus gehandelt zu haben, weil sie keine pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse gehabt und genutzt haben, kommt einer Beleidung schon ziemlich nahe.
Nö, er trifft damit den Nagel genau auf den Kopf:
Viele Pflegekräfte tun das, was sie tun, weil „man das schon immer so gemacht hat“. Hinterfragt wird nichts.

Auch wenn @Atmarama in einigen Punkten irrt bzw. die Dinge (noch) nicht wissen kann, ist es trotzdem gut, daß solche Fragen gestellt werden. Sonst gäbe es nie einen Fortschritt.
Im Gegensatz zu dir haben diese Leute ihre Ausbildung noch nach altem Curriculum gemacht. Und das war vom Wissensschatz bedeutend härter und umfangreicher, als die derzeitige Neuausrichtung "Pflegefachmann/-frau".
Das wage ich zu bezweifeln und hätte dazu gerne eine Aussage von Leuten, die sich damit auskennen. Also in der Lehre tätige.
 
Viele Pflegekräfte tun das, was sie tun, weil „man das schon immer so gemacht hat“. Hinterfragt wird nichts.
Ich gebe zu bedenken, dass "aus dem Bauch heraus" bei erfahrenen Kräften auch die Bedeutung "intuitiv" haben kann. Fußend auf jahrelanges, praktisch erworbenen Erfahrungswissen. Und das ist etwas Großartiges.
 
Ich gebe zu bedenken, dass "aus dem Bauch heraus" bei erfahrenen Kräften auch die Bedeutung "intuitiv" haben kann. Fußend auf jahrelanges, praktisch erworbenen Erfahrungswissen.
Da ist sicherlich was Wahres dran und ursprünglich hat z. B. die Heilkunst (aber auch Mathematik oder Astronomie) genau so funktioniert: Man hat per Zufall entdeckt, daß das Kraut X bei der Krankheit Y hilft, also wurde dieses Wissen an die Jüngeren weitergegeben.

Es wusste aber keiner, warum, und es hat auch keiner hinterfragt, ob es nicht bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Einen wissenschaftlichen Fortschritt konnte es so nicht oder kaum geben, von daher finde ich das Hinterfragen von Atmarama gut. Was nicht heißt, daß er sich nicht auch erst mal ans berufliche Umfeld anpassen muss, schließlich arbeiten wir alle nicht im luftleeren Raum.
 
Nein. Und das weißt Du. Warum diese Polemik in einer Diskussion, die Du selbst angestoßen hast?
Da findet ein Verschattungsprozess statt, vermutlich beidseitig. Muss ich drüber nachdenken, aber weiterführen will ich's nicht.
Du bist sehr neu, blutjung (im Sinne der Berufserfahrung), erst ein paar Wochen in der Ausbildung. Du sitzt in einer Klasse mit 17-, 18jährigen. Ihr beginnt gerade mit dem Erlernen der Basics, was auch richtig ist, denn sie stellen das Grundgerüst dar. Kann es sein, dass es Dir zu langsam geht? Meiner Einschätzung nach kommt Dir nämlich gerade Dein angelesenes Vorwissen (das nicht unbedingt "Fachwissen" ist) in die Quere. Aber der Eindruck über das Internet kann täuschen.
Teilweise stimmt das. Mitunter geht's mir zu langsam in der Schule, und mitunter wünsche ich mir an manchen Stellen mehr Tiefe. In der Praxis ist das anders, aber da stehen auf meiner Station für mich auch noch ganz andere Inhalte auf dem Plan, als für diejenigen, die noch keine Erfahrung mit Grundpflege haben.
und ein wenig Wissen lese ich mir tatsächlich an, aktuell über Onkologie. Da will ich schon die organischen bzw. zellulären Zusammenhänge etwas besser verstehen, und natürlich ist das kein Fachwissen, es ist eher Ahnung worum es da eigentlich geht.
Mein tatsächliches Vorwissen (abgesehen von den Basics der Grundpflege) stammt eher aus meiner Desinfektoren-Ausbildung (spannendes Thema, wenn's um die Praxis geht!), hinsichtlich meiner Haltung hat das aber eher mit meiner Lebenserfahrung und meiner Yogalehrer-Ausbildung und meinen Erfahrungen als Yogalehrer zu tun. Ich habe da einfach noch ein zusätzliches Theoriegebäude, und versuche diesen Hintergrund in den medizinisch-pflegerischen zu integrieren. Umgekehrt wäre das einfacher, weil Yoga bereits ein integratives System ist, aber ich mache ja die generalistische Pflegeausbildung ja nicht, um Yoga zu praktizieren, sondern, um so gut und optimal wie möglich pflegen zu können.
Im Grunde glaube ich auch nicht, dass ich mit Orems Theorie hadere. Das Selbstpflegedefizit ist ja nur ein Teil davon. Ich würde gerne mal die ganze Theorie lesen, aber erste Recherchen haben mich da nicht zu frei verfügbaren Übersetzungen geführt, und für's amerikanische Original fehlt mir gerade die Zeit. Dann lieber eine Stunde am Tag Onkologie für Anfänger.
Das Thema erkennbares Alkoholproblem ohne pflegerische Anamnese ist mir jetzt aber schon zweimal in Fallbeispielen der Theorie unter gekommen, ohne das der betreffende Lehrer etwas dazu zu sagen gehabt oder gefunden hätte. Allerdings hat der es auch nicht geschafft das Thema Pflegeprozess abzuschliessen. Tatsächlich hat er uns noch nicht mal einen Überblick darüber gegeben. Aber Dank Wochenende mit PA konnte ich es praktisch mit der ePA und den Patienten ein wenig einüben. Meine Klinik und meine Station sind da irgendwie cooler und fordernder am Start als die Schule.

@ Martin

Danke ich glaube Du verstehst worauf ich hinaus will.
übrigens... ich bin mir nicht so sicher, ob die Phytotherapie wirklich nur aus einem Trial and Error - Verfahren entstanden ist... ich hab letztes Jahr eine Schweizer HP kennen gelernt, und konnte einen kleinen Einblick in ihre Arbeitsprozesse gewinnen. Das ist unglaublich komplex und darin steckt so viel Ritual und Achtsamkeit. Ich glaube so viel Aufmerksamkeit bringen nicht einmal die Pharmakologen mit, die unsere Chemos mischen. Wochenlange Enthaltsamkeit und bestimmte Prozesse ausschließlich mit einem bestimmten Mindset, einer bestimmten Energie quasi. Ihr Outcome übertrifft sehr oft den von Hausärzten und ambulanter Pflege, und dieser ganze Prozess ist weder wissenschaftlich belegbar (höchstens empirisch am Outcome) noch validierbar.
Ich vermute, dass mit dieser Aufmerksamkeit im Prozess Ebenen des Menschseins angesprochen werden, die sich außerhalb des somatisch-medizinischen Kontextes befinden, aber ihr Zeug wirkt halt. Sie produziert es übrigens nur, sie behandelt nicht damit.
Vielleicht käme basale Stimulation aus unserem Pflegekosmos am Nächsten?
Leider hat das bei uns nicht so großen Raum, verständlich vielleicht im Setting stationäre Akutpflege, aber falls mir mal jemand begegnet, der das kann, vielleicht in der Langzeitpflege?, dann werd ich mich wie ein Schwamm daneben stellen, um das aufzusaugen.
Ganz allgemein glaube ich, dass wir in der Pflege viel bessere Ergebnisse erzielen könnten, wenn's das Arbeitsaufkommen und das Know-How zulassen. Und ich bemühe mich sehr, die Basics zu erlernen, um fachgerecht und wo möglich zügig damit durch zu sein, um Raum schaffen zu können, einerseits wirklich beim Menschen sein zu können und andererseits auch Raum dafür zu schaffen, optimale Lösungen für den Menschen zu finden.
Und ich hab Freude daran
 
Phytotherapie hat mit Heilpraktik nichts zu tun. Pflanzliche oder auf pflanzlichen Hilfsstoffen basierende Mittel werden auch in der Medizin eingesetzt. Deren Wirkung lässt sich wissenschaftlich belegen. Komplementärmedizin (alternative Heilverfahren) | Patienten-Universität.

Durch einen Zufall wurde Penicillin entdeckt (und in Bezug auf Pflege z.B. das Känguruhen). Ein Zufall ist keine Wissensquelle, kann uns aber auf Ideen bringen.

Trial and Error, also Versuch und Irrtum, hat nichts mit Zufällen zu tun. Hier wird sich aktiv für eine Anwendung entschieden, und wenn die nicht den gewünschten Erfolg zeigt, probieren wir etwas anderes. Aber wir denken vorher schon darüber nach, welche Anwendungen überhaupt in Frage kämen.

Intuitives Expertenwissen im Sinne des Pflegemodells nach Benner stützt sich weder auf Zufälle noch auf Trail and Error, sondern auf durch fachliche Erfahrung erworbenes Wissen. Bennersche Experten (die es übrigens in vielen Berufen gibt) treffen Entscheidungen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Vor allem in kritischen Situation steht ihnen die richtige Handlungsweise klar vor Augen, ohne dass sie beschreiben könnten, weshalb. Die Entscheidungen werden unbewusst, "aus dem Bauch heraus" getroffen und sind dennoch richtig.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sorry, das hatte ich wohl fälschlich auf mich bezogen.
 
HP? Meinst Du Heilpraktikerin?
Ja.
Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung. In der Schweiz gibt's andere Gesetze dazu.
Eigentlich hatte sie eine Coaching-Ausbildung, aber das lief nicht wirklich, also hat sie neben dem Brotjob das gemacht, was ihr wirklich Freude bereitet hat, und das war eben eine innige und teils auch schamanische Auseinandersetzung mit Pflanzen (und Wäldern). Im weitesten (oder engsten) Sinne hat das was mit Heilkunde zu tun, aber ich wüsste nicht, wo und wie das fachlich einzusortieren wäre.
Anwendungsgebiete für ihre Produkte sind ua chronische Schmerzen, chronische Wunden und ähnliche oft altersbedingte Beschwerdebilder.

@Claudia

ich hab heute eine interessante wissenschaftliche Arbeit angelesen zum Thema Integrative Onkologie. Der Autor greift unter anderem auf eine Definition zurück, die Komplementärmedizin als nicht wissenschaftlich belegbar der wissenschaftlich-evidenzbasierten Medizin beiordnet, zu einer Integrativen Medizin, und die Alternativmedizin durch eine Exklusion konventioneller Medizin kennzeichnet.
ich fand diese Unterscheidung hilfreich, zumal ich einer exkludierenden Alternativmedizin wenig abgewinnen kann. Andererseits weiß ich, dass Physiotherapeuten und Osteopathen mitunter 'Tricks' drauf haben, diverse Beschwerden effektiv zu lindern, die gar nicht in ihr Fach fallen. Und ich weiß auch, dass einige Leute in der Pflege solche Techniken kennen und anwenden.
Klinisch sind die Kompetenzen und Abgrenzungen ja eigentlich verhältnismässig klar, aber sofern das nicht eine justiziable Übergriffigkeit ist, sehe ich eigentlich keinen Grund, solche Techniken nicht auch in der Pflege anzuwenden, zB Akkupressurpunkte. Streng genommen ist das Behandlung, und die müsste ärztlich verordnet werden, aber solange es keine ärztliche Vorbehaltstätigkeit ist, es nicht schadet und nicht in Rechnung gestellt wird? was sollte einen hindern, es anzuwenden, wenn man die Zeit dafür findet?
bei Phytotherapie wäre ich hingegen vorsichtiger. nicht zuletzt weil ich glaube, dass das eher selten im Haus zu Verfügung steht. Im letzten Jahrtausend hatten wir noch einen Haufen Kamillosan, Weleda-Produkte, Franzbrandwein und Latschenkiefer auf Station, bei uns aktuell nur noch Baldrian, und ich glaube in den meisten anderen Kliniken sieht es ähnlich aus. Selbst die Anzahl der Teesorten ist sehr überschaubar geworden. Fencheltee, den ich früher oft zubereiten musste haben wir nicht mehr.
Dabei wär's vielleicht gar nicht mal verkehrt, auch auf 'Hausmittel' zurückzugreifen. Ich hab auch schon im familiären Setting entzündete Augen mit Kamillentee aus isotonischer Kochsalzlösung behandelt, und sehr viel schlechter als ärztlich zu verordnende antibiotische Augentropfen war's auch nicht.
 
Von Heilpraktikern halte ich gar nichts.



Wobei Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) damit (wie Claudia schon schrieb) nichts zu tun hat. Denn die Wirkstoffe in den Pflanzen sind real.
 

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