Frage zu Forschungsfragen, Hypothesen, Variablen, etc.

Bogi

Newbie
Registriert
22.01.2009
Beiträge
23
Ort
Niederösterreich
Beruf
DGKP - seit September 2009
Akt. Einsatzbereich
ambulante Pflege
Hallo liebe Leute und ein hallo an alle begeisterten Pflegeforscher, hier im Forum!

Ich wusste leider nicht, an welches Unterforum ich mich mit meiner Frage wenden konnte, daher denke ich, stört es hier am wenigsten.
Wenn doch - dann bitte in den passenden Thread verschieben!

Im allgemeinen geht es um quantitative Pflegeforschung. Ich bin derzeit ANP-Student und kämpfe gerade mit einem Arbeitsauftrag für die LV Pflegeforschung. Aufgabe ist es, eine Forschungsfrage zu wählen, davon Hypothesen abzuleiten und Variablen zu bestimmen.
Soweit so gut. Ich hab ja im Grunde meine Forschungsfrage schon und hab auch schon ein paar Hypothesen aufgestellt. Nur bei den Variablen bin ich mir dann nicht so ganz sicher.

Hier mal meine Forschungsfrage:
"Welche Reliabilität weisen die beiden Schmerzskalen BISAD und BESD zur Erfassung von Schmerzen bei dementen Patienten in Pflegeeinrichtugen auf?".

Als Variablen hätte ich die Schmerzskalen und die Schmerzen bestimmt. Bis gestern war ich noch der Meinung, die Schmerzen wären meine abhängige Variable (gemessene Reaktion) und die Schmerzskala meine unabhängige Variable (Messgröße, welche die abhängige Variable beeinflusst).
Heute hab ich mit einem Kollegen darüber gesprochen, der dies jedoch aus einem anderen Blickwinkel betrachtete und meinte, das die Schmerzskala die abhängige Variable sei und die Schmerzen die unabhängige!

Irgendwie sind doch beide Seiten logisch. Aber nachdem ich schon Stunden mit dem Nachdenken genau für dieses Problem verbracht habe, muss ich mir nun kurze Hilfe suchen!

Also ich hoffe, mein Beitrag und meine Fragen sind hier im Forum nicht unangemessen. Ich würde nur gerne wissen, ob ich mich mit meinen Denkansätzen auf dem richtigen Weg befinde und wie ihr mein Problem seht...

Freu mich über Rückantworten und sag jetzt schon mal DANKE für eure Hilfe!

Bogi
 
Die abhängige Variable wäre die Schmerzskala und die unabhängige Variable die Schmerzen. Die Begründung liegt darin, dass die Schmerzen die Schmerzskala beeinflussen. Die gemessene Reaktion erfolgt über die Schmerzskala.
 
Unabhängige Variablen werden vom Untersuchungsleiter direkt oder indirekt verändert - es soll deren Einfluss auf andere Variable untersucht werden.

Abhängige Variable sind Variablen, deren Veränderung nach Manipulation der unabhängigen Variablen beobachtet wird.

Also in Deinem Fall:
Du willst ja mit BESD und BISAD die Schmerzstärke messen. Die Schmerzen sind die unabhängige Variablen, da diese die abhängige Variable - die Schmerzskala nämlich - beeinflussen.

Bei Deiner Forschungsfrage müßtest Du aber erst mal definieren, was Schmerz ist, und ab wann man überhaupt von Schmerzen reden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke schonmal für eure Antworten!
Für mich klingen eure Erklärungen ja logisch, aber sicher bin ich mir immer noch nicht. DENN: ich lege ja den Fokus in meiner Frage auf die Erfassung (der Schmerzen) und nicht auf die Schmerzen direkt. Somit würden die Schmerzskalen die Schmerzerfassung beeinflussen. Auf diese Begründung hätte ich mich jetzt zumindest einmal festgelegt.
Ich hab außerdem noch meine Forschungsfrage um ein einziges Wort verändert, von dem ich glaube, dass es großen Einfluss darauf hat, wie die Forschungsfrage verstanden wird. Denn wenn ich sage: "Welche Reliabilität weisen die Schmerzskalen zur Erfassung von Schmerzen auf?", könnte man "Schmerzskalen zur Erfassung" als eine zusammenhängende Variable betrachten. Wenn ich aber schreibe "Welche Reliabilität weisen Schmerzskalen bei der Erfassung von Schmerzen dementer Patienten auf?" dann hab damit damit zwei getrennte Variablen erschaffen. Die Schmerzskalen und die Erfassung.

Seh ich das richtig?
 
Danke schonmal für eure Antworten!
Für mich klingen eure Erklärungen ja logisch, aber sicher bin ich mir immer noch nicht. DENN: ich lege ja den Fokus in meiner Frage auf die Erfassung (der Schmerzen) und nicht auf die Schmerzen direkt. Somit würden die Schmerzskalen die Schmerzerfassung beeinflussen. Auf diese Begründung hätte ich mich jetzt zumindest einmal festgelegt.

Willst Du beide miteinander vergleichen, oder den Reliabilitätswert der beiden Instrumente einzeln herausfinden?



Ich hab außerdem noch meine Forschungsfrage um ein einziges Wort verändert, von dem ich glaube, dass es großen Einfluss darauf hat, wie die Forschungsfrage verstanden wird. Denn wenn ich sage: "Welche Reliabilität weisen die Schmerzskalen zur Erfassung von Schmerzen auf?", könnte man "Schmerzskalen zur Erfassung" als eine zusammenhängende Variable betrachten. Wenn ich aber schreibe "Welche Reliabilität weisen Schmerzskalen bei der Erfassung von Schmerzen dementer Patienten auf?" dann hab damit damit zwei getrennte Variablen erschaffen. Die Schmerzskalen und die Erfassung.

Seh ich das richtig?

Puh.... Sprachlicher WirrWarr. Vorfreude auf den Master...

Beim ersten Satz verstehe ich, das Du die Reliabilitätswerte der beiden Schmerzskalen wissen willst und den Zweck der Schmerzskala durch "Erfassung von Schmerzen" verdeutlichen willst. Forschungsfragen sollten ja auch aussagen wie man vorgeht - kann in diesem Fall also auch nur eine Literaturrecherche für veröffentlichte Werte bedeuten.

Der zweite Satz sagt dagegen wie zuverlässig die Skalen bei der Erfassung sind. Hier stimme ich Dir zu, das Du zwei Variablen hast.
Die Schmerzskala kannst Du nicht ändern (abhängige Variable), die Erfassung dagegen schon (unabhängige Variable).
 
Master? Ich bin erst beim Bachelor. Und da erst im ersten Semester -.-

Ich möchte die Reliabilität der beiden Instrumente einzeln erheben. Bin momentan gerade am überlegen, welches Forschungsdesign sich hierfür eigenen würde. Tendiere zum deskriptiven Design. Was meinst du?

Aber generell bleibst du bei der Ansicht, dass die Erfassung der Schmerzen meine unabhängige Variable darstellt? Müsste ich dann aber nicht meine komplette Forschungsfrage umformulieren? Und die Hypothesen dann auch noch! Ach du... :-o
 
Ich möchte die Reliabilität der beiden Instrumente einzeln erheben. Bin momentan gerade am überlegen, welches Forschungsdesign sich hierfür eigenen würde. Tendiere zum deskriptiven Design. Was meinst du?

Aber generell bleibst du bei der Ansicht, dass die Erfassung der Schmerzen meine unabhängige Variable darstellt? Müsste ich dann aber nicht meine komplette Forschungsfrage umformulieren? Und die Hypothesen dann auch noch! Ach du... :-o

Reliabilität bedeutet Zuverlässigkeit. Du willst also wissen, wie zuverlässig das Instrument misst. Sprich, zeigt das Instrument bei wiederholten Messungen auch immer die zu erwartenden, gleichen Werte an. Die Erfassung ist ja der Vorgang, die Messung der Schmerzen.

Also z.B. das Instrument BESD sollte um reliabel zu sein, beim ein und demselben Patienten mit einem bestimmten Schmerz bei wiederholten Messungen verschiedener Nutzer (BESD ist ja die Einschätzung durch Fremdbeobachtung) idealerweise immer den gleichen Wert anzeigen. Der herausgefundene Reliabilitätskoeffizient sollte daher möglichst nahe bzw. gleich 1 sein. Null würde bedeuten es ist nicht zuverlässig.

Ich weiß nicht was Du unter deskriptiven Design verstehst, aber für mich hört sich das eher nach einer Reihe von Messungen unter gleichen Bedingungen an, die Du benötigst um die Reliabilität zu bestimmen.
 
Genau, du hast das schon richtig verstanden. Ich möchte die Reliabilität, die Zuverlässigkeit der beiden Schmerzskalen überprüfen. Natürlich nur theoretisch. Daher ist es im Grunde auch egal, ob das in der Praxis so durchführbar wäre oder nicht, da ich nur die einzelnen Schritte für eine solche Studie beschreiben muss.

Eine solche Messung würde ich mit einem deskriptiven Forschungsdesign durchführen. Deskriptiv bedeutet, dass ich den IST-Zustand einer bestimmten Population (demente Patienten) in bestimmten Situationen beschreiben möchte.

Ich könnte ja auch - da ja das ganze nur theoretisch ist - anstelle der Reliabilität die Validität herausfinden. Aber ich glaube, das würde für den weiteren Forschungsprozess keinen Unterschied machen.
 
Eine solche Messung würde ich mit einem deskriptiven Forschungsdesign durchführen. Deskriptiv bedeutet, dass ich den IST-Zustand einer bestimmten Population (demente Patienten) in bestimmten Situationen beschreiben möchte.

Inwiefern passt das jetzt zu Deiner Forschungsfrage?
Laut Deiner Forschungsfrage möchtest Du ja herausfinden wie zuverlässig das Instrument BESD misst und wie zuverlässig das Instrument BISAD.
Du müsstest also das Instrument selber an sich untersuchen.

Wenn Du aber den IST-Zustand einer Population in bestimmten Situation beschreiben willst, dann sind die Instrumente eben nur das benötigte Werkzeug - Deine Fragestellung würde dies vermutlich nicht beantworten.

Ich könnte ja auch - da ja das ganze nur theoretisch ist - anstelle der Reliabilität die Validität herausfinden. Aber ich glaube, das würde für den weiteren Forschungsprozess keinen Unterschied machen.

Kommt darauf an, was Du erforschen willst - davon hängt Deine Forschungsfrage ab. Und Deine bisherige Forschungsfrage beschäftigt sich mit Reliabilität zweier Instrumente.
 
Ja, ich müsste das Instrument selber untersuchen, da geb ich dir schon recht. Aber ich kann das Instrument ja nur mit Hilfe meiner Population untersuchen?
 
Instrumentenentwicklung und tiefergehende Untersuchungen solcher (sprich eigene Testreihen dazu) ist bei uns eigentlich Masterniveau, und ich spreche hier von einer staatlichen und akkredierten Hochschule.

An irgendwas musst Du es messen, klar. Aber für den IST-Zustand brauchst Du auch Instrumente, und Du musst sicherstellen, das diese auch reliabel und valide sind. Google mal nach "Reliabilitätsmessung", da findest Du Methoden dazu.
 
HHS : Deine Gedankengänge sind brilliant. Ich steuere auch gnadenlos auf die Bachelorarbeit zu. Nur bist Du dann schon längst fertig. Oh man gerade quäle ich mich eher noch mit meinem Praxisprojekt herum. Die Datenerhebung ist glücklicherweise unter Dach und Fach und die Datenauswertung nur teilweise. Ich mag narrative Interviews nicht auswerten- ist ja schlimmer, als Statistik. Im 6. Semester, was ja Mitte März startet - steigen wir in SPSS ein. War das bei Euch in Esslingen auch so ?
 
HHS : Deine Gedankengänge sind brilliant. Ich steuere auch gnadenlos auf die Bachelorarbeit zu. Nur bist Du dann schon längst fertig. Oh man gerade quäle ich mich eher noch mit meinem Praxisprojekt herum. Die Datenerhebung ist glücklicherweise unter Dach und Fach und die Datenauswertung nur teilweise. Ich mag narrative Interviews nicht auswerten- ist ja schlimmer, als Statistik. Im 6. Semester, was ja Mitte März startet - steigen wir in SPSS ein. War das bei Euch in Esslingen auch so ?
Ich bin im gleichen Semester wie Du. Nur wenn ich statistische Begriffe sehe, denke ich mit Grausen wie das wohl im Master werden könnte. Die Bachelorarbeit ist aktuell weit weg für mich (zeitlich allerdings nicht!)

Instrumentenentwicklung und detailiertere Untersuchungen/ Tests gibt es bei uns erst im Master. Eigene empirische Untersuchungen werden im Bachelor nicht erwünscht. Sorry, wenn jetzt der falsche Eindruck kam, das ich schon im Master bin.

Es kommt bei uns auf das jeweils gewählte wissenschaftliche Projekt an und damit die Fragestellung, welche Methode letztendlich gewählt wird. In dem Projekt in dem ich bin, haben wir SPSS, aber ich hinke da aktuell wegen anderer Verpflichtungen gerade hinterher. Das Thema hier passte aber ganz gut zu einer Seminarübung, mit sehr ähnlichen Thema, und ich konnte ein wenig meine Statistikkenntnisse aufbessern. Hilft auch aktuell bei einem anderen wichtigen Prüfungsleistung, an der ich arbeite.
 
Du bist auch im 5. Semester ? Also wir haben im Praxissemester unendlich viel zu schreiben ....a la Karin Reiber. Ihr auch ?
 
Im Vergleich zu Euch sind Praxissemester und Forschungsprojekt zeitlich vertauscht. Praxissemester ist bei uns im 4. Aber zu schreiben hatten wir im Praxissemester auch sehr viel.
 
ja und im 6. Semester haben wir das pflegewissenschaftliche Praxisprojekt obendrauf. Meinst Du das ?
 
4. Semester = Praxissemester an einer Schule
5. + 6. Semester = studentisches wissenschaftliches Projekt.

Aber wir sind gerade sehr Off-Topic!!!
 
Das stimmt. Noch kurz ein off topic: Wir haben nur im 6. Semester das pflegewissenschaftliche Projekt. Im 7. Semester dann Bachelorarbeit und natürlich noch Wahlmodule und das Colloquium. Ende off topic :wink1:
 
Hallo,
ich kann mir nicht vorsellen, dass Ihr die Reliabilität von 2 Instrumenten bestimmen sollt! Das reicht fast für eine Promotion ...

Zu den Variablen:

Die unabhängige Variable ist eine willkürliche Stellgröße, die Einfluss nimmt auf eine abhängige Variable. Also z.B. der Einfluss von Stress auf die Intensität der Schmerzen. Diese wiederum kann ich messen.
Das Instrument soll reliabel sein- also zuverlässig die Schmerzstärke erfassen. Hierfür muss es verschiedene Kriterien erfüllen:

  • Objektivität (es misst unabhängig vom Rater)
  • Stabilität (Übereinstimmung der Ergebnisse bei wiederholtem Einsatz)
  • Interne Konsistenz (Beitrag einzelner Items zum Gesamtergebnis)


 
Eindeutig mind. Masterniveau :up:
 

Ähnliche Themen