Eisspray?

Bambussprosse

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Kinderkrankenschwester
Hallo ...
hier mal ein etwas harmloser Beitrag...
heute gab es in der Zeitung einen Beitrag über Eisspray.
Im Wesentlichen ging es darum,dass man sich eine Menge Zeit sparen würde ,wenn man vor einer Injektion die Pkt.Stelle mit Eisspray betäuben würde.
Der Pat .hätte weniger Schmerzen und deshalb auch weniger Angst vor der Pkt. und deshalb wären die Pkt.erfolgreicher...
Worauf sich diese Erfahrung begründet kann ich euch nicht sagen...weiß ich auch nicht...
Was haltet ihr davon ???
Lg
B.s
:-)))
 
Guten Morgen,
ich sehe da keinerlei Sinn drin... schon gar nicht, was die Zeitersparnis angeht. Wenn mit Eis betäubt wird, erspart mir das ja nciht die Desinfektion der zu punktierenden Stelle. Ich müsste also dann zum einen zeit einplanen für die Einwirkzeit des Eissprays und dann noch die Desinfektion der Hautstelle vornehmen....
Bei korrektem Spritzen sind meiner Meinung nach die Schmerzen auch nicht erwähnenswert (ja, ich weiß, jeder sieht das anders, ist mir auch klar!).
Aber z.B. für eine s.c.-Injektion erst Eisspray aufzutragen würde ich persönlich für unnötig halten.

Zeitersparnis gibt es dabi nicht....

Justine
 
Guten Morgen zusammen, also ich halte Eisspray auch für wenig sinnvoll, wenn es zum Beispiel um die Blutentnahme geht. Bisher hatte ich noch keinen Patienten, der so sehr Angst vor der Punktion hatte, das er gezittert hat und mir somit die Entnahme erschwerte :mrgreen: Ich hatte noch nie Schwierigkeiten und kann mir daher nicht vorstellen, dass es einfacher wird, wenn man EIsspray verwendet. Zeitaufwand ist auf jedenfall größer, schließe mich meinem Vorschreiben zu dem Thema an. Das einzige was wir noch bei Kindern machen, sind die Zauberflaster ;-) Absoluti empfehlenswert!
 
Zu beachten ist ja auch noch, dass Eisspray Erfrierungen in tieferen Gewebeschichten verursachen kann!! Nicht ohne Grund wird in Erste-Hilfe-Kursen davor gewarnt, diese Sprays nicht der Gebrauchsanweisung entsprechend anzuwenden.
 
heute gab es in der Zeitung einen Beitrag über Eisspray.........

....Der Pat .hätte weniger Schmerzen und deshalb auch weniger Angst vor der Pkt. und deshalb wären die Pkt.erfolgreicher......

.....Worauf sich diese Erfahrung begründet kann ich euch nicht sagen...weiß ich auch nicht...

Vor kurzem (noch keinen Monat her) habe ich einen Artikel zu genau dem Thema gelesen, vielleicht ist es ja der Gleiche. Die Erfahrung begründete sich dort auf eine Studie (leider in Englisch) die durchgeführt wurde. Es ging in dem Artikel um die Venenpunktion von Kindern. Durch das Kühlspray konnte der Schmerz fast / komplett verhindert werden, dadurch stieg die Erfolgsrate beim ersten Punktionsversuch deutlich (85 % gegenüber 62,5 % am Placeboarm).

Man muss dazu sagen, dass es um ein bestimmtes Kühlspray ging. Fraglich ist, ob es z. B. ein Eiswürfel nicht auch tut. Die Autoren bezweifeln auch, dass das ganze bei i.m.-Injektionen was bringt.
 
Durch das Kühlspray konnte der Schmerz fast / komplett verhindert werden, dadurch stieg die Erfolgsrate beim ersten Punktionsversuch deutlich (85 % gegenüber 62,5 % am Placeboarm).

Bei Kindern ist eine Venenpunktion sowieso schon schwieriger, da die Gefäße nur relativ selten oberflächlich liegen.
Deswegen kann ich mir schwer vorstellen, dass ein von außen aufgetragendes Spray, ein tiefliegendes Gefäß derart beeinflußt.
Normalerweise kontrahiert sich eine Vene bei Kälte - ergo wird die Punktion schwieriger - ganz zu Schweigen von den Auswirkungen von Kälte auf das Gewebe (Gewebehypoxie, fallender pH, Minderdurchblutung etc).
Ich könnte mir eher eine leichtere kapilläre Entnahme nach Eisspray erklären, wenn man genug Zeit hat, die Gegenreaktion des Körpers in Form einer Hyperämisierung abzuwarten.

Vielleicht ist das ganze auch ein Placeboeffekt : Dem Kind wird suggeriert, dass das Eisspray die Schmerzen verhindert, es entspannt sich, die Punktion wird somit um ein Vielfaches einfacher.

Man muss dazu sagen, dass es um ein bestimmtes Kühlspray ging. Fraglich ist, ob es z. B. ein Eiswürfel nicht auch tut.

wird höchstwahrscheinlich denselben Effekt haben. Jeder kennt es wahrscheinlich noch : die Warzenentfernung mit Eis - tut natürlich weniger weh, als wenn man die Warze so abreißen würde.
 
Die Schmerzreduzierung durch Kälte setze ich als bekannt voaraus. Ansonsten habe ich ff. gefunden:

Schmerztherapie bei Kindern
Verlag Springer Berlin Heidelberg

Kapitel: Schmerzreduktion bei Blutabnahmen und Injektionen S. 162
...
9.6 »Eisspray« (Chlorethan, WariActiv®)
Eine weitere effektive Methode der Schmerzreduktion – insbesondere bei der Entfernung von Hautwarzen – ist die Verwendung von Eisspray. Durch
den Entzug von Verdampfungswärme wird die Haut gekühlt und anästhesiert. Bei Impfungen analgesiert Eisspray die Haut ebenso gut wie EMLA® und signifikant besser als »Placebosprays« [1, 13, 35]. Eine Anwendung bei Blutabnahmen oder Dauertropfanlagenist nicht möglich, da sich die Gefäße der gekühlten Haut kontrahieren.
Unerwünschte Wirkungen wie allergische-Hautreizungen und Erfrierungen der Haut werden selten beobachtet. Das Einatmen von Chlorethan ist sorgfältig zu vermeiden, da Chlorethan toxisch an Herz, Niere und Leber wirken kann.
...
Die Aufsprühzeit beträgt nur 2–8 s, im Anschluss kann die Intervention sofort erfolgen.

Frage: Was ist das Wirkprinzip des Sprays? Welcher Wirkstoff verdunstet da?



Elisabeth
 
Ich denk mir nur eins:

Stecht mal mit ner Kanüle in gefrorenes Fleisch und dann in "normales".... Wo geht die Nadel wohl leichter durch? Bevor ich da mit Schmackes reinstech, stech ich doch lieber "sanft" - kann mir vorstellen dass es genauso (wenig) wehtut.
 
@Flexi
das war vielleicht bißchen zu krass dargestellt ;D aber die kleinen Gefäße ziehen sich wohl zusammen, die haut wird "straffer/fester" oder nicht? und ich stell mir vor dass das "reinstechen" dann auch mehr druck braucht, oder lieg ich da so daneben?
War nur so ein Gedanke (die Gedanken sind frei *sing*)
 
Nein, es gibt keine unterschiedlichen Konzentrationen, es liegt an der Dauer der Einwirkung!

Und da es schnellflüchtig ist, wird halt länger (zu lange!!) gesprüht!
 
Kann es nicht auch an der Konzentration des Mittels liegen, wie stark es kühlt?

ja klar, die Frage ist nur : wie dosiert man das überhaupt? Wieviel pikogramm von irgendwas ist bei 2 sec Sprühen überhaupt enthalten - wieviel verfliegt in der Umgebung - wieviel kommt am Ziel an? - ab wann ist es überdosiert? - welche Mindestdosis braucht man? - wie lang muß das Zeug einwirken? Auf wieviel °C kühlt es das Gewebe bzw die Haut ab?

Ich finde die Studie ehrlich gesagt nicht sehr vertrauenserweckend - klar, optisch sieht sie schick aus - aber wirklich aussagekräftig finde ich sie nicht.
Welche Erkrankungen hatten die Kinder? Welche Hauptsymptome? Wie krankenhauserfahren bzw hospitalisiert waren die Kinder? War es immer dieselbe Person, die evtl sehr gut mit Kindern umgehen kann, die das Spray verabreicht hat? Haben die Kinder einige Minuten zuvor bereits Medikamente erhalten? Woraus bestand das Placebospray - Wasser?
Kann man die Reaktion eines 12-jährigen auf eine Spritze mit der eines 6-jährigen vergleichen? Sind 80 Kinder genug, um eine Aussage auf die Wirksamkeit hin zu treffen? Das entspricht 11,4 Kindern pro Jahrgang.
An Ausschlußkriterien wurden nur genannt : periphere Gefäßleiden und Überempfindlichkeit gegen Halogenkohlenwasserstoffe
 
Bei der Recherche auch noch folgende Indikationen gefunden:

Schockfrostung von Kaugummi zum Entfernen

Schockfrostung von (weichem) Hundekot zur besseren Aufnahme für Entsorgung

Auch Kakerlaken und ähnliches Ungeziefer lässt sich damit besser entsorgen.
 
Schockfrostung von Kaugummi zum Entfernen

Schockfrostung von (weichem) Hundekot zur besseren Aufnahme für Entsorgung

Auch Kakerlaken und ähnliches Ungeziefer lässt sich damit besser entsorgen.

Da spricht Flexi, die erfahrene Hausfrau :wink: :mrgreen:
 
Gehen wir doch mal von der anderen Seite an das Problem und wenden uns der Schmerzreduzierung durch Kälte zu. Wenn Kälte den Schmerzreiz überdecken kann, welche anderen Alternativen könnte es geben?

Elisabeth
 
@flexi: ah, den Beitrag hatte ich gemeint.

Vielleicht ist das ganze auch ein Placeboeffekt : Dem Kind wird suggeriert, dass das Eisspray die Schmerzen verhindert, es entspannt sich, die Punktion wird somit um ein Vielfaches einfacher.

Warum sprühen Sportler sich bei Prellungen / Zerrungen Kältespray auf die Verletzung? Warum der Zahnarzt kurz vor dem Zahn ziehen (wenn er es nicht per Injektion betäubt)? Placebo ist das nicht, die Schmerzschwelle wird durch die Kälte erhöht, und noch weitere Faktoren spielen hier mit rein. Die Folge ist aber denke ich korrekt - das Kind entspannt sich, und dementsprechend gelingt die Punktion einfacher.

Aussagekräftigkeit der Studie? Naja, hier geht es um den Verkauf eines Kältesprays. Ich denke, dass Deine Kriterien den Kostenrahmen und Aufwand einfach sprengen würden.