Bologna oder: Wie erlebt Ihr Eure Studienprogramme?

Lillebrit

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Hallo,

die Probleme und Missstände der neuen Studienprogramme nach der Bologna-Reform sind in den Medien hinreichend diskutiert worde.
Da mich nun interessiert, ob dieses auch pflegebezogene Studiengänge betrifft, wollte ich hier mal alle Bachelor- und Masterstudenten fragen, wie sich Eure Studienprogramme gestalten, wie Ihr diese hinsichtlich der Belastung und der "Work-Life-Balance" erlebt etc.

Wie hoch ist Eure durchschnittliche wöchentliche Studienbelastung?
Gibt es definierte studienfreie Zeiten?
Wie sieht es mit dem Prüfungs-und Klausurendruck aus?
Werden Lernzeiten für Klausuren als Workload berücksichtigt?

LG, Lille
 
@Lille-kannst zum Vergleich mal die Belastung der BA-Studenten außerhalb der Pflege einstellen? Sonst dürfte der Vergleich schwer fallen.

Elisabeth
 
Ich war bei meinem (Psychologie) Studium der vorletzte Jahrgang, der zwar formal noch ein Diplom erhalten hat, aber mit B/M Strukturen studiert hat. Also fleißig Leistungspunkte gesammelt hat. Das hieß im Semester 7- 8 Veranstaltungen (Seminare, Vorlesungen, Übungen). Also wöchentlich mindestens 7-8 90- minütige Veranstaltungen, jedoch nicht alle mit Anwesenheitspflicht. Im Hauptstudium dann längere, anwesenheitspflichtige Veranstaltungen. Und am Semesterende 7-8 Leistungsnachweise, sprich vorrangig Klausuren.

Mir kam das alles sehr entgegen, da ich gezwungen wurde, eine kontinuierliche Leistung zu erbringen. Bin nämlich von Natur aus faul wie die Sünde.
Aber ich konnte das so locker neben einem Vollzeitjob durchziehen, weil ich in der Heimbeatmungspflege einen easy Klienten hatte und in den ca 14 (12stündigen) Nächten im Monat nichts machen mußte außer anwesend sein. Hab halt gelernt und dann ganz normal geschlafen. Glück gehabt.
 
Hallo Elisabeth,

ok da müsste ich jetzt erst was raussuchen...meien Intention war weniger ein Vergleich sondern generell das Erleben innerhalb dieser Struktur.
Ich denke, den Vergleichwerden wir hier wahrscheinlich nicht hinbekommen, da ich annehme, dass wir hier vorwiegend Studenten pflegebezogener Studiengänge haben....:gruebel:
 
Diplom-/ Magisterkinder hatten keinerlei Probs mit dem Pensum. Die letzten beiden trifft es voll. Sie machen BA.

Vorlesungen/Seminare,etc. pro Woche: 20h
Vor- und Nachbereitung pro Woche: 20-30h
Klausuren/Prüfungen pro Semester: 4-6... Prüfungen können kaum verschoben werden so wie ich es vom Diplom/Magister her kenne.

Zusätzlicher Druck entsteht dadurch, dass viele Magisterstudiengänge einen internen NC aufweisen.

Mit einem BA bist du in D bisher nix wert da die Wirtschaft sich noch net flächendeckend umgestellt hat.

Ergo: mit Nebenjob kommt man da schon mal locker über die gesetzliche Wochenarbeitszeit- selbstredend ohne Stundenausgleich. Also ein hartes Pensum für mind. 3 Jahre BA.

Elisabeth

PS Das Pensum variiert von Uni zu Uni. Man sollte also beim Auswählen der Uni net nur auf die Studiengebühren schauen. Haben wir auch zu spät mitbekommen.
 
Hallo Marty,
wie wurden bei Euch dei Credits vergeben? Was musstet Ihr tun?
Musstet Ihr tatsächlich nachweisen, für 1 CP 30 Stunden gearbeitet zu haben (Hausarbeiten, Übungsaufgaben etc.)?
 
Hallo,
der Vergleich mit den Diplomern ist spannend...Du hast das ja wahrscheinlich alles "hautnah" mitbekommen und kannst gut einen Vergleich ziehen.
Ich nehme auch an, dass es nicht um pflegebezogene Studiengänge geht.

Wie ist das bei Deinen Kids mit "Vorlesungsfreien Zeiten" geregelt?
Gibt es überhaupt eine wirklich Studienfreie Zeit im Jahr oder geht das 12 Monate durch?
 
Nein- das hab ich ihnen erfolgreich ausreden könnne. *fg* Von Psych bis PoWi hab ich mittlerweile ein breites Angebot in der Familie.

Vorlesungsfreie Zeiten = Semesterferien. Da sieht das Studium eigentlich Praktika vor. Die BAler werdens wohl fürs dazuverdienen nutzen. Im letzten Jahr wurde viel nachgearbeitet in den Semesterferien weil man im Semester selbst mehrfach krank war. Und wenn du einmal hinterher hängst, dann scheint es sich unendlich weiter zu ziehen.

Diplom und Magister haben das Studium lockerer erlebt und haben die Freizeit für diverse Aktivitäten genutzt- vor allem im kreativen Bereich.

Wie ist das eigentlich bei den BA-Ausbildungen in der Pflege?
Wie ist da die Verteilung? Vorlesungen/ Seminare etc. Wochenstunden? Leistungsnachweise? Praixsanteile?
Ist es überhaupt möglich/notwendig nebenbei zu arbeiten? Gibt es BaföG oder Lehrlingsgeld? *neugierigbin*

Elisabeth
 
Hallo Lillebrit!
Ich studiere Pflege (B. A.) im 1. Semester an einer FH und versuche mal Deine Frage abzuarbeiten.

Wie hoch ist Eure durchschnittliche wöchentliche Studienbelastung?

Die reine Vorlesungs-, Seminarzeit liegt im Schnitt bei 20 Stunden/Woche. Dazu kommt sehr individuell die Vor- und Nachbereitungszeit. Wenn alle Veranstaltungen stattfinden, bin ich so mit 10 Stunden dabei. Dazu kommen aber noch die vielen !!!! Stunden, die ich mit Referat-, Präsentationsvorbereitungen verbringe, ebenso die der Hausarbeiten.

Gibt es definierte studienfreie Zeiten?

Wenn man so will, die vorlesungsfreie Zeit am Semesterende. Für mich sieht es da aber eher so aus, als ob ich die für eine Hausarbeit nutzen müsste.

Wie sieht es mit dem Prüfungs-und Klausurendruck aus?

Ich finde das Pensum schon ganz ordentlich. Vielleicht bin ich auch noch etwas ungeübt, aber wir müssen insgesamt 16 Module abschließen und das ein oder andere sieht zwei Prüfungsleistungen vor. Das ist schon richtig Arbeit.
Man darf auch nicht vergessen, dass der größte Teil der Studierenden bei uns auch noch arbeitet.
Was mich übrigens sehr unter Druck setzt, ist die Tatsache, dass wir schon zu Semesterbeginn unsere Prüfungen anmelden müssen und uns dann auch nicht mehr abmelden können, sollte doch etwas dazwischen kommen und wir es nicht schaffen. Nicht abgegeben heißt dann nicht bestanden und das finde ich nicht wirklich prickelnd.

Werden Lernzeiten für Klausuren als Workload berücksichtigt?

Das ist jetzt so nicht explizit ausgewiesen, aber aufgrund der hohen Stundenzahlen im Modulplan gehe ich da schwer von aus.

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen?!
LG Laurentien
 
@Elisabeth

Die meisten bei uns arbeiten nebenher. Manche sogar 75%, das ist aber schwer grenzwertig und ich glaube nicht dass die das lange so durchhalten. 50 % ist eher die Regel, aber dann muss man schon sehr diszipliniert sein. Desweiteren geht das aber auch nur, weil es keine Anwesenheitspflicht gibt.
Zu Bafög kann ich nicht viel sagen, aber warum sollte es das bei erfüllten Voraussetzungen nicht geben? Lehrlingsgeld dagegen gibt es nicht. Es ist ja ein ganz normales Studium.
Was die Praxisanteile angeht, haben wir im 5. Semester ein Praxisprojekt.

LG Laurentin
 
Hallo Marty,
wie wurden bei Euch dei Credits vergeben? Was musstet Ihr tun?
Musstet Ihr tatsächlich nachweisen, für 1 CP 30 Stunden gearbeitet zu haben (Hausarbeiten, Übungsaufgaben etc.)?

Credits gabs für das Bestehen der Klausur oder das Halten des Referates oder für die Hausarbeit, eine von den drei Sachen stand am Ende der Veranstaltung, wieviel Zeit du dafür aufgewendet hast, deine Sache. Man mußte nur Übungen und Seminare besuchen, Vorlesungen hatten keine Anwesenheitspflicht.
 
Hallo Laurentien,

danke für die Ausführungen zu der Belastung in Deinem Studiengang.
So wie es aussieht kann man bei Euch nebenbei noch arbeiten- zuimndest mit einer halben Stelle.

@ Marty,
ok...dass die CP erst mit dem bestehen der Modulabschlussleistung gewährt werden ist klar.
Wie war Deine Erfahrung: kam man mit den angegebenen Zeiten hin oder hattest Du das Gefühl, dass es deutlich länger dauerte?
 
Man konnte hinkommen, aber, da zu diesen Umbruchzeiten noch keiner richtig Ahnung hatte, wie das vorgegebene tatsächlich umzusetzen war, glaube ich, das wir davon profitiert haben.
Man konnte mit dem Argument: "Lieber Professor, wir armen Bolognaopfer. Auf unserem Rücken wird alles ausgetragen." schon mal kräftig am Umfang des Seminarlesestoffs schrauben etc.
Meine Fakultät, typisch Wissenschaftler, hat sich sehr schwer getan, das Aufoktroyierte auch praktikabel umzusetzen. Wird wohl überall so gewesen sein.
 
Ich studiere in Bielefeld Anleitung und Mentoring und bei mir ist alles recht entspannt. Wir haben unter der Woche nur 16 SWS hatten dann die eine oder andere Blockveranstaltung mit da. Der Lernaufwand hält sich meiner Meinung nach bisher in Grenzen. Das aufwändigste momentan ist Gesundheitswissenschaften weil es einfach viel Stoff ist. Insgesamt ist alles sehr organisiert und Chaos kommt eigentlich keins auf. Ich bin zufrieden ...
 
In meinem BA Studium an der FH habe ich unterschiedliche Semesterwochenstunden gehabt. Im Winter deutlich mehr als im Sommersemester (warum auch immer). Müsste jetzt genau nachgucken, aber 20 SWS kommen im Durchschnitt schon ungefähr hin. Dazu, besonders in den ersten 3 Semestern, endlose Vorbereitung von Gruppenprüfungen... In den ersten beiden Semestern wurden Freiwillige gesucht, die ihren Arbeitsaufwand (inkl. Klausurvorbereitung) in einem Lerntagebuch aufgeschrieben haben. Der Vergleich brachte den Beweis, das der angepeilte Workload mit den credits übereinstimmte. Credits gab es für die bestandene Prüfung. Geholfen hat auch, dass es bei uns keine Anwesenheitspflicht gab - da konnten über 90% der Studierenden noch einen Nebenjob bzw. eine Teilzeitsstelle zur Kostendeckung annehmen. Studienfreie Zeiten waren die vorlesungsfreie Zeit 2mal im Jahr. Da die Prüfungen immer am Ende und am Anfang des Semesters lagen (Ziel war die Entzerrung von Prüfungszeiträumen) wurden diese Zeiten aber oft auch zur Prüfungsvorbereitung genutzt.


Jetzt im Fernstudium Master bin ich sehr gespannt. Im ersten Semester geht es noch recht human zu, mal sehen ob das so bleibt. Da kommen Studienbriefe, Internetdiskussionen und Präsenzeinheiten (4mal im Jahr) zum normalen lernen dazu.
 

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