Allumfassende Pflege gleich professionelle Pflege

Unitarier

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19.02.2007
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Hallo zusammen!

habe mal die diversen Beiträge zur professionellen Pflege gelesen. Ich bin ja nun schon seit über 30 Jahren im Beruf aber was ich schon früher immer gedacht habe, hat sich bis heute nicht durchgesetzt. Da sind die in der Altenpflege, trotz öffentlicher Negativbeispiele in Teilen schon weiter.
Ganzheitliche Pflege meint ja, das alles was in der Klinik, in der ambulanten Pflege oder auch im Altenpflegeheim geschieht (und nicht nur in der Pflege), sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Das ist professionell und die medizinischen Erfordernisse und das pflegerische Wissen und Können haben sich da einzuordnen. Die Pflegebedürftigen stehen im Mittelpunkt und nicht das Pflegepersonal! Das soll nun nicht heissen, das dieses keine berechtigten Bedürfnisse artikulieren dürfte, ganz im Gegenteil. Die geforderte Pflegequalität im besten Sinne des Wortes ist nur aufrecht zu erhalten, wenn auch die Bedürfnisse des Personals gestillt sind. Der Zusammenhang zwischen Befindlichkeit der Pflegepersonen und Pflegequalität ist evident. Die Befindlichkeit des Pflegepersonals lässt sich an verschiedenen Punkten festmachen:
a) ein für alle Arbeitenden im Hause verbindliches humanistisches Pflegeleitbild (Religion im herkömmlichen Sinne sollte hier keine Rolle spielen), b) gutes Betriebsklima, c) gute Bezahlung d) den Bedürfnissen angepasste Personalplanung, e) regelmäßige Weiterbildung und Anwendung der darin vermittelten Erkenntnisse durch die Weitergebildeten (Kompetenzüberlassung) f) pädagogische Schulung von Vorgesetzten (Stichwort Motivation der Untergebenen, auch Auszubildende natürlich, um das Wort Schüler zu vermeiden, Konfliktmanagement etc.) g) gerechte Arbeitsverteilung über Dienstplangestaltung h) Minimierung von administrativen Aufgaben sowie Maßnahmen in der Sozialisation wie z.B. Kindergarten, Pflegekasino, Supervision etc.
Ich habe bestimmt noch einiges vergessen, man sehe es mir nach, aber insgesamt dient dies alles dazu, das sich das Pflegepersonal angenommen und auch als umworben fühlt. Das wiederum hat zur Folge, das es frei ist, sich auf ihren schweren aber schönen Beruf zu konzentrieren. Sie werden dann willig arbeiten und auch den Mut haben, sich als eigenständige Berufsausübende und nicht als Handlanger (wie z.B. von Ärzten, Vorgesetzten und Verwaltung) zu verstehen. Nur so kann man letzlich den Pflegebedürftigen in allen Pflegebereichen gerecht werden. Dann macht die Arbeit Spaß und das ist eine sehr sehr wichtige Sache!
Bleibt natürlich die Frage: wer soll das alles bezahlen? Das geht sicher nur, wenn endlich aufgehört wird, Pflege nur oder hauptsächlich nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu organisieren. Gewiss, das muss auch sein, keine Frage, aber dort sparen, wo es der Pflegequalität schadet, kann einfach nicht richtig sein. Es ist eine Frage von Werte und Orientierung, also die Beantwortung der Frage, was uns tatsächlich wichtig ist und dann hat sich das Finanzielle danach zu richten und zu versuchen, soviel wie möglich umzusetzen, nicht umgekehrt. Das ist letzlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und geht uns als Deutsche alle an. Nur ein einziger Verband, der sich um die Umsetzung der berechtigten Forderungen kümmert, Öffentlichkeit herstellt und was wichtig ist auch durchsetzungsfähig ist, würde völlig ausreichen und ist eine unverzichtbare Forderung. Verzettelung durch zahlreiche kleinere Organisationen, die jeweils ihr eigenes Süppchen kochen ist kontraproduktiv. Ob dieser Verband nun Kammer heisst oder irgendwie anders ist da völlig gleichgültig.

Kollegiale Grüße
 
Hallo Unitarier,

was ist denn ein Pflegekasino??? Den Begriff habe ich ja noch nie gehoert :weissnix: ?!
Kannst Du mich erleuchten?

LG Aloha
 
Hallo Aloha!

Ein Pflegekasino ist ein Freizeit,- Feier,-, Aufenthalts-, Gesprächs- und Essraum (Frühstück, Mittagstisch, Abendbrot) nur für das Pflegepersonal. Ärzte, Verwaltung und andere haben dort keinen Zutritt, es sei denn, sie werden explizit eingeladen. Im Prinzip ganz einfach. Das erhöht das Selbstverständnis und die Würde des Pflegepersonal als eine bedeutende Berufgruppe innerhalb des Kankenhauses oder des Altenpflegeheims. Damit ist natürlich auch verbunden, das diese Institution nur dann genutzt werden kann, wenn es Pausen gibt. Nach der Arbeitszeitverordnung ist eine Pause nur dann eine Pause, wenn das Personal aus dem Wirkungsbereich seiner Vorgesetzten entzogen ist, ansonsten müssten nach den Vorschriften Überstunden angerechnet werden. D.h. es dürften dann folgerichtig keine Pausen mehr auf Station oder im Wohnbereich geben, wenn es keinen Sozialbereich dort gibt. Dass das Probleme macht und Unruhe verbreitet, ist klar. In meinem Krankenhaus hier hat es solche Auseinandersetzungen gegeben.
Der Sozialbereich ist definiert als ein eigens nur dafür hergerichteter abgeschlossener und von der Verfügungsgewalt des Arbeitgebers entzogener und getrennter Raum. Oft bzw. sehr häufig gibt es das nicht im Krankenhaus auf der Station oder im Altenpflegeheim im Wohnbereich. Aber selbst ein vorhandener geeigneter Raum kann das Pflegekasino nicht ersetzen, denn Frühstück, Mittag und Abendbrot sollte im Kasino auch außerhalb der Arbeitszeiten angeboten und eingenommen werden dürfen. Er dient auch dazu, andere Mitarbeiter aus dem Pflegebereich des Hauses (und das kann groß sein) kennen zu lernen und sich auszutauschen. Dementsprechend, so meine ich, sollte dann auch Werbung zur Nutzung betrieben werden. Dabei kommt es darauf an, wie attraktiv diese Einrichtung gestaltet wird. Allerdings ist so ein Pflegekasino bis jetzt selten zu finden. Das liegt auch daran, das Krankenpfleger, Krankenschwestern und AltenpflegerInnen daran keinen besonderen Gefallen finden, weil sie der Meinung sind, das vor oder nach der Arbeit das Zuhause doch schöner ist und somit vom Arbeitsort getrennt bleiben wollen, der für sie oft mit negativen Gefühlen verbunden ist, aus welchen Gründen auch immer.
Aber es gibt doch einige Gründe, die für das Kasino sprechen, nämlich der Erfahrungsaustausch in der Ruhe, die Möglichkeit an Veranstaltungen teilzunehmen und vor allem die Geselligkeit zu pflegen, in der auch die eigenen Angehörigen einbunden sein dürfen oder sogar sollten. Das Kasino kann also zum Zusammenhalt und zur Solidarität aller beitragen und den Beruf mit mehr Freude würzen. Damit ein Pflegekasino ensteht, müsste sich jedoch die Mentalität bei vielen ändern, die sich eigentlich immer noch als Manövriermasse und als Vollzugsgehilfen empfinden, was Ursache des Frustes im Pflegebereich ist. In erster Linie jedoch, auch im Hinblick moderner professioneller Altenpflege, betrifft so ein Kasino eher das Krankenhauspflegepersonal.

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier
 
Danke fuer Deine aufklaerende Antwort, Unitarier!

Ein Pflegekasino kenne ich wirklich nicht - hoert sich so nach Las Vegas an :wink: ... wie oft gibts denn sowas in DE?
 
Hallo Aloha!

Ich habe es mal ein oder zweimal gehört. Ich weiß aber nicht mehr wo das wahr. Möglicherweise hier in der Nähe in Bremerhaven im Klinikum Reinkenheide. Aachen hat vielleicht auch sowas. Ist ja riesig dort oder rechts der Isar? Wie gesagt, ich weiß es nicht mehr genau.
Übrigens ist das Pflegekasino ( nicht Pflegerkasino, denn Schwestern sollen dort ja auch willkommen sein) analog zum Ärztekasino zu sehen, die auch sowas haben.
Naja, Las Vegas ;-), immerhin exklusiv ist es schon, vielleicht auch als eine Art Club zu sehen.

Herzlichen Gruß
Unitarier
 
Hallo Unitarier,

die Ärztekasino's wurden mitte der 60er Jahre im letzten Jahrhundert abgeschafft. Ich finde es auch nicht sinnvoll das Pferd jetzt wieder von hinten aufzuzäumen, ich finde es schön ohne Standesdünkel arbeiten zu können und sehe uns meist als Team.
Ich verstehe den Sinn nicht wirklich.

Schönen Tag
Narde
 
Ich favorisiere ebenfalls das gemeinsame essen. Der Austausch läuft einfach problemloser: Pflege erfährt etwas vom Arzt über Pat. und umgekehrt. Man könnte auch sagen: Teambesprechung in angenehmen Ambiente mit Kalorienzufuhr.

Feiern allein... warum? Wer gemeinsam feiert, sollte auch gemeinsam feiern. Ich verbinde nur angenehme Erinnerungen mit den Stationsfeiern und Betriebsfesten.

Elisabeth
 
Hallöchen!
Natürlich soll gemeinsames essen und gemeinsames Feiern möglich sein und auch tatsächlich stattfinden - finde ich auch! In der Regel ist es jedoch so, das zu den Pausen in den Kantinen Ärzte für sich und das Pflegepersonal für sich zusammenhockt. Da kommt keine oder nur sehr wenig Kommunikation auf. Das sich das in verschiedenen Fällen auch anders gestalten kann, ist jedoch kein Beweis für das generelle Gegenteil.
Es geht auch nicht um Dünkel sondern um Standesbewußtsein. Das ist grundsätzlich etwas anderes und es bedeutet auch nicht andere, sprich Ärzte oder sonst wen grundsätzlich auszuschließen. Standesbewußtsein halte ich für eine wichtige innere Haltung und ist nicht an einem eventuell vorhandenen oder nicht vorhandenem Pflegekasino auszumachen.
Das Pflegepersonal hat kein richtiges bzw. ein erheblich zu weniges Standesbewußtsein. Das ist historisch bedingt und hat die Kirche bzw. das Christentum zu verantworten. Pflege wurde als gottgefällige Tätigkeit angesehen und was gottgefällig zu sein hatte, das hat dann die Kirche oder haben deren Vertreter (Vorgesetzte in der Pflege - Stichwort konfessionell gebundene Häuser wie Diakonie und andere) bestimmt. Die Interpretation, was denn gottgefällig war, wurde so zur Disziplinierungsknute gegenüber den Schwestern und Pflegern, die versuchten ein Selbstbewußtsein aufzubauen oder sich in dieser Richtung zu äussern. Das hatte gesessen und wirkt immer noch im Unterbewusstsein weiter, auch in den Häusern, die heute nichts mit der Kirche zu tun haben. Das verminderte Selbstbewusstsein hat sich seit damals bis heute noch nicht richtig erholt. Ich will da aber niemandem zu nahe treten. Zwar hat sich das teilweise schon gebessert, aber bekannt ist z.B. das die Tarife und Arbeitsmodalitäten bei kirchlichen/religiösen Institutionen sich nicht immer mit denen des öffentlichen Dienstes decken und einen freien Geist vermissen lassen. Das gleiche gilt im Umgang mit den Untergebenen und der Umgang miteinander (Stichwort Mobbing), auch im öffentlichen Dienst übrigens. Dort wird am häufigsten in der Gesellschaft gemobbt. Ich kann davon ein Lied singen, denn ich habe in einem Diakoniekrankenhaus und im öffentlichen Dienst gearbeitet und diesbezüglich viel erlebt und mitbekommen.
Insgesamt jedoch sollte man wohl alle Möglichkeiten nutzen, dieses Standesbewußtsein zu fördern. Aber es muss auch die Möglichkeit vorhanden sein, nur unter sich bleiben zu können, so wie ich es bereits beschrieben hatte.

Interessant ist auch folgende Tatsache: Es geschieht sehr häufig, das Ärzte Schwestern (oder umgekehrt) heiraten. Das Pfleger Ärztinnen heiraten (oder umgekehrt) kommt wohl recht selten vor.

In diesem Zusammenhang sei auch auf das Buch von Wolfgang Schmidbauer verwiesen:
Pflegenotstand - das Ende der Menschlichkeit
Und da geht es vordergründig nicht nur um Personalmangel. Ein Aha-Erlebnis für alle Pflegenden und eigentlich eine Pflichtlektüre. Das Buch ist aus dem Jahre 1992 aber in vielen Dingen immer noch top aktuell und die Probleme sind tiefenpsychologisch hervorragend dargestellt.

Herzliche Grüße
vom
Unitarier
 
Hallo Unitarier,

kannst du mir erklären auf was du hinaus willst?
Ich persönlich kann leider keinen Zusammenhang zwischen dem von dir gewählten Titel und deinen Beiträgen erkennen.
Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich blond bin.

Für eine Erklärung wäre ich recht dankbar.

Sonnigste Grüsse
Narde
 
Mein Standesbewußtsein ergibt sich aus meiner Fachkompetenz. Ich habe drei Jahre (kostenlos) Pflege gelernt + 2 Jahre Fachschwester + 1 Jahr Praxisanleiter+ usw.. Ich habe von medizinischer Diagnostik und Therapie nur wenig Ahnung.
Der Doc hat 6 Jahre (umsonst) Medizin studiert und von Pflege keine Ahnung. Und ich verbitte mir jegliche Einmischung in meine Pflegeentscheidungen... es sei denn er kann mir begründen, warum meine Entscheidung falsch ist. Ich msiche mich in seine Entscheidungen auch nicht ein.

Elisabeth
 
Hallo Narde!

Ich will darauf hinaus, das professionelle Pflege ganzheitliche Pflege ist. Ganzheitlichkeit ist in diesem Sinne ein Prozess, in den alle, die irgendwie mit Patienten unmittelbar oder indirekt zu tun haben eingebunden sind. Übrigens besonders im Altenpflegeheim. Aber auch im Krankenhaus sollte manches in diesem Sinne überlegt werden. Das dies medizinische und pflegerische Fachkompetenz des Pflegepersonal bedeutet ist doch klar. Aber diese Fachkompetenz ist eben durch die Ganzheitlichkeit begründet. Das bezieht alle Tätigkeiten, die überhaupt am Patienten pflegerisch getan werden können ein und natürlich auch die psychologische Betreuung. Welche Krankenschwester hat Ahnung von Demenz? Wer vom Pflegepersonal hat eine Ausbildung in Integrativer Validation? Wer kann auf der Station Basale Stimulation anwenden, wenn nötig? Wer hat da wirklich noch Zeit sich an das Bett zu setzen und sich Zeit zum Essen reichen zu nehmen? Wo können pflegerische Gespräche mit Angehörigen stattfinden, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, man würde unautorisierte Aufklärung betreiben? Wo wird reell die Supervision vorgeschrieben, außer in der Psychiatrie oder möglicherweise auf der Intensivstation? Warum müssen Visiten z.B. häufig in Essenszeiten gelegt werden? Alles schon erlebt. Der Zeitdruck schreibt vieles vor und behindert kreative Entfaltung und wirkliche Zuwendung.
Alles was mit uns (übrigens auch privat) und alles was durch uns geschieht ist Teil eines ganzheitlichen Pflegeprozesses und wirkt auf die Patienten und rückwirkend auch wieder auf uns aus. Dieser Prozess hört nie auf. Darauf will ich hinaus. Wir schleppen uns immer mit und auch die private Umgebung hat Einfluss auf unsere Stimmung und somit auch auf die Qualität unserer Arbeit (Pflegequalität), für die wir aber innerlich weitestgehend frei sein müssen. Wir sind Menschen und keine Roboter! Das führt unter anderem auch zu einem anderen bzw. zu einem ganzheitlichen Lebensverständnis. Das ist eine nötiger Prozess, der letztlich die Pflegequalität erhöht und natürlich auch den eigenen Lebenssinn und die eigene Lebensqualität elementar verändert.
Schmidbauer geht übrigens in der psychologischen Analyse der Pflegesituation noch viel weiter als ich.
Sich darüber zu unterhalten, ob eine Insulinspritze beispielsweise in den Oberbauch oder in den Oberarm gespritzt werden sollte ist dagegen marginal.

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier
 
Könnten wir den Begrifff GANZHEITLICH eventuell durch das Wort ALLUMFASSEND ersetzen? Es würde die Diskussion erleichtern, da der Begriff GANZHEITLICHE PFLEGE bereits in der Pflege gebraucht wird und infolge unklarer Defintionen eher in Mißkredit geraten ist. Siehe hierzu auch: ganzheitliche Pflege .

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth!
Ärzte mischen sich häufig in Pflegeentscheidungen ein. Aber hätten Schwestern nicht auch das Recht, sich zu ärztlichen Entscheidungen aus pflegerischer Sicht zu äußern?
Könnten wir den Begrifff GANZHEITLICH eventuell durch das Wort ALLUMFASSEND ersetzen? Es würde die Diskussion erleichtern, da der Begriff GANZHEITLICHE PFLEGE bereits in der Pflege gebraucht wird und infolge unklarer Defintionen eher in Mißkredit geraten ist. Siehe hierzu auch: ganzheitliche Pflege .

Elisabeth
Gewiss doch! Ist von mir auch so gemeint. Wer allerdings ganzheitlich eher mystisch oder verschommen esoterisch versteht, der ist sicherlich im Irrtum.

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier
 
Entschuldigung Unitarier,

mir ist das zu allgemein...ich entdecke immer noch nicht die Kernaussage des Threads. Vielleicht gelingt es ja, diese in wenigen Sätzen einmal herrauszustellen. Es sind sicherlich einige interessante Gesichtspunkte dabei, aber ich finde den roten Faden nicht.

etwas irritiert

Savannah
 
Hallo Savannah!

Es ging darum zu klären, was professionelle Pflege sei. Und da versuchte ich aus meiner Sicht zu klären, das (jetzt aussageverbessert) eine allumfassende Pflege die professionelle Pflege ist. Denn es schien mir, dass das Selbstverständnis der Schwestern und Pfleger von Professionalität in der Pflege aufgrund von Störungen immer noch ein wichtiger Diskussionsgegenstand ist. Ich wollte mit meinen Aussagen auf die Tragweite und die Konsequenzen einer allumfassenden Pflege hinweisen, die eng mit bestimmten Faktoren der Selbstwerterhöhung des Pflegepersonals gekoppelt ist. Dazu gehören bestimmte Umstände die innerhalb eines Betriebes geändert werden müssen, aber auch im Denken und in letzter Konsequenz auch in der Lebenauffassung (Sinnfindung und Orientierung im Dasein) der Pflegenden eine Wandlung erfahren muss. Alles zusammen bildet einen Zusammenhang, der die Grundlage für professionelle Pflegequalität ist und einen immerwährenden Prozess darstellt, dem sich jeder stellen muss.
Es sei noch angemerkt, das dies auch natürlich und unbedingt, so meine ich, schon in der Ausbildung vermittelt werden sollte und leider so (noch) nicht verwirklicht wird.

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier

Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, das jede Interaktion ganz allgemein die Tiefe und Qualität des Umgangs mit Menschen beeinflusst, also stört oder fördert. Letztlich hat das was mit uns selbst zu tun, nämlich damit, wie wir das Leben und uns selbst sehen und was uns wirklich wichtig ist. Daraus entwickelt sich dann eine Haltung zum Menschen, zum Leben und zu uns selbst. Gerade in unserem Beruf, wo die emotionale Sensibilität eine außerordentlcih tragende Rolle spielt (Patienten, Bewohner und Pflegepersonal) kann das nicht oft genug gesagt werden, so meine ich. Die Art und Weise der Verrichtung aller medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten, so denke ich, sollten aus diesem allumfassenden Verständnis heraus getan werden. Wenn nicht, verrät man sich selbst oder anders gesagt, die Ethik, warum man eigentlich Schwester, Pfleger bzw. Altenpfleger(in) geworden ist.

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier
 
Allumfassend pflegt auch eine gute Mutter ihr Kind.

Aus meiner Sicht taugt der Begriff "Allumfassende (Ganzheitliche) Pflege" nicht um eine Professionelle Pflege von einer Pflege zu unterscheiden.

Bei allen Gedankengängen ist ja stets auch zu beachten, dass wir uns abgrenzen müssen um unsere Daseinsberechtigung und damit den Anspruch auf angemessene Entlohung sichtbar zu machen.

Die Ganzheitlichkeit - oder um es mal platt auszudrücken: Körper, Geist und Seele- erfüllt jeder gute Laie auch.

Ganzheitlichkeit wissenschaftlich zu untermauern dürfte meines Wissens gescheitert sein.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth!

Dein Zitat:

"Könnten wir den Begrifff GANZHEITLICH eventuell durch das Wort ALLUMFASSEND ersetzen? Es würde die Diskussion erleichtern, ... "

Hatte ich Dich da möglicherweise missverstanden? Ich hatte mich da auf Dich eingelassen und Deinen Vorschlag übernommen.
Eine Ähnlichkeit der Pflege wie in einer Mutter-Kind Beziehung (Liebe - in diesem Falle Menschenliebe als Grundhaltung) ist schon vorhanden (siehe auch Schmidbauer - Pflegenotstand), nur das wir Erwachsene in diesem Sinne nicht erziehen können und sollten. Das dürfen wir nicht vergessen und es konsequent und grundsätzlich unterlassen, was nicht heissen soll darauf zu verzichten, auf Verhaltensänderungen hinzuwirken, wenn es nötig ist.
Ich denke, die angemessene Entlohnung ist auch ein Bestandteil des Pflegeprozesses im erweiterten Sinne, denn sie ist auch ein Anzeiger dafür, wieviel Wert unsere Arbeit hat. Sie trägt somit zum Wohlbefinden bei und hat damit einen nicht zu verachtenden Einfluss auf die Pflegequalität. Wer wird und kann sich schon mit ganzer Kraft einsetzen, wenn er, überspitzt gesagt, ausgebeutet wird?!
Gewiss, ein guter Laie, wie Du das formulierst tut das auch, aber doch nicht so ganz. Denn zu der Ganzheitlichkeit oder besser gesagt zur allumfassenden Pflege gehört auch die pflegerische und medizinische Fachkenntnis. Das macht die Pflege vollkommener und somit allumfassender. Es würde ja sonst ein wichtiger Faktor zu dieser "Ganzheitlichkeit" fehlen. Alles zusammen macht die Pflege professionell. Ich denke, man darf da nichts ausschließen, um professionell zu sein. Das ist dann der Unterschied zwischen Laientum und Professionalität. Allumfassend ist eben allumfassend. :-) Das macht unseren Beruf ja so einzigartig, denke ich!

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier
 
Hallo Unitarier,

auch mit allumfassender Pflege kann ich deinen Ausführungen leider nicht folgen. Ich verstehe immer noch nicht was dein Ziel in diesem Thread ist.

Ich habe den Titel entsprechend geändert.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Hallo Narde!

Vielleicht so: Wenn die Pflege im Sinne einer allumfassenden Pflege professioneller werden und somit der Frust bei vielen aufgehoben werden soll, liegt es an uns, dies zu ändern. Welche Fakten da eine Rolle spielen, hatte ich geschildert. Außerdem wollte ich darstellen, was ich unter professionell verstehe.
Wenn es jetzt immer noch nicht verständlich ist, dann kann ich leider auch nicht weiterhelfen.
Nichts für ungut. :weissnix:
Vielleicht bin ja auch zu blöd dazu, mich verständlich auszudrücken. Für mich war auch der Auslöser hier etwas zum Thema beizutragen der Thread: Professionelle Pflege - Zukunft oder fehlgeschlagener Versuch. Da hat mir vieles aus der Seele gesprochen

Herzlichen Gruß
vom
Unitarier
 
Hallo Ihr,

der Artikel, auf den Elisabeth verweist, spricht von umfassender und nicht allumfassender Pflege. Es geht doch gerade darum den Anspruch der Ganzheitlichkeit in Frage zu stellen. Wie soll das im Klinikalltag mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 9 Tagen gehen?

Das sind Realitäten, denen sich Pflegende stellen müssen, und hier, Unitarier, vermischst du einzelne Begrifflichkeiten.

U.a. ist Profession definiert durch eine lang dauernde, in der Regel akademisierte Ausbildung, Systematisierung des Wissens zur Wissenschaft, hohen Grad an an beruflicher Organisation, persönliche und sachliche Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit in der Tätigkeit, soziale Dienstorientierung...(guckst Du Wiki).

Nach dieser Definition ist Pflege für mich in meinem Berufalltag Pflege professionell.

Kompetenz beschreibt mehr, als nur Fähigkeiten und Fertigkeiten, hier werden Schlüsselqualifikationen als Merkmal dargestellt. Diese entwickeln sich nach Patricia Benner vom Neuling zum Experten. (und sich durchaus Grundlagen in der derzeitigen Ausbildung).

Auch dieses ein Modell, mit dem ich durchaus arbeite.

Kann es sein, dass du vielmehr kompetentere Pflege einforderst?(im Sinne von fachlicher und persönlicher Weiterentwicklung?)

Grüüüsse!
 
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