News Rösler will weg von der Minutenpflege!

Ja, ja die Politik.
Was die nicht schon alles wollte...
 
Wir wollen den Begriff der Pflegebedürftigkeit ändern. Wir wollen weg von der Minutenpflege, die nicht unserem Menschenbild entspricht. Besser ist es, die Pflege danach auszurichten, welche Tätigkeiten der zu Pflegende noch selbst ausführen kann, also welchen Grad an Selbstständigkeit er hat. Daran soll sich dann künftig auch die Einstufung orientieren. Diese Stufen richten sich dann nicht mehr nach dem Pflegeaufwand, sondern nach den Fähigkeiten des Einzelnen
Wenn wir von der Minutenpflege sprechen, meinen wir die Akkordpflege, die Pflege im Minutentakt. Die Politik plant, die Einstufung nach Minutenwerten abzuschaffen. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Indem dann nicht mehr argumentiert werden kann, ein Pflegebedürftiger der Stufe 3 benötigt 240 min, ist der weiteren Personalreduzierung Tür und Tor geöffnet. Wie wird in einem Punktesystem der Personalbedarf berechnet?

Die Pflege lässt sich wieder einmal über den Tisch ziehen. Die Politik nutzt das Gejammer, um über die Hintertür die Rahmenbedingungen nach Belieben bzw. je nach Finanzlage verschlechtern zu können. Aus konkreten Minutenwerten werden abstrakte Punkte- so einfach. Und nicht wenige Pflegekräfte werden den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff auch noch als Fortschritt feiern.
 
Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Indem dann nicht mehr argumentiert werden kann, ein Pflegebedürftiger der Stufe 3 benötigt 240 min, ist der weiteren Personalreduzierung Tür und Tor geöffnet. Wie wird in einem Punktesystem der Personalbedarf berechnet?

Ich habe bisher noch nirgends gelesen, wie wirklich das Konzept aussehen wird, wenn es denn mal fertig ist. Woher hast Du denn bitte deine Aussgen?

Tatsächlich wird bereits jetzt der Personalreduzierung Tür und Tor geöffnet- oder wie oft sind Pflegebedürftige tatsächlich zu gering eingestuft worden?
Meiner Meinung nach zuviele- in dem Haus in dem ich arbeite haben eine nicht geringe Zahl von Wachkomapatienten tatsächlich immer noch Stufe 2....

Die Pflege lässt sich wieder einmal über den Tisch ziehen. Die Politik nutzt das Gejammer, um über die Hintertür die Rahmenbedingungen nach Belieben bzw. je nach Finanzlage verschlechtern zu können. Aus konkreten Minutenwerten werden abstrakte Punkte- so einfach. Und nicht wenige Pflegekräfte werden den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff auch noch als Fortschritt feiern.

??

Bis jetzt ist doch noch gar nix entschieden?
Rösler will erst mal den Pflegeräten und Verbänden Gespräche führen, Fragen stellen.

Abwarten, bevor wir wirklich anfangen von neuem zu jammern!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir befinden uns am Ende des Diskussionsprozesses. Rösler wird sich an den Bericht des Beirates halten.

Die pdf stammt vom Januar 2009- es ist ein Vorschlag eines Beirats. Das Ergebnis ist nicht bindend, aber wenn Rösler dieses umsetzen will, gehört es meiner Meinung nach nun jetzt diskutiert.

Wenn wir wirklich am Ende des Diskussionsprozesses stehen- warum gibt es dann 7. Dezember die Runde mit den Vertretern unserer Zunft?
Gibt es bereits offizielle Stellungsnahmen von Vertretern unserer Zunft? Pflegerat, Pflegeverband?

Und gibt es Alternativen, die ausgearbeitet wurden? Immerhin arbeitet dieser Beirat an seinem Vorschlag seit 2006.
Wenn nicht, sollten wir besser still sein und uns an die eigene Nase fassen...


Ja, Demenz macht einen großen Teil der Pflegebdürftigen zuhause oder in Heimen aus. Du gehst aber meiner Meinung nach zu einseitig vor. Nicht jeder demente braucht tatsächlich eine Stunde anleitende Grundpflege. Das ist von Person, Art der Demenz, Stadium, Nebendiagnosen unterschiedlich...

Außerdem vergißt Du völlig das nicht jeder im Heim wohnt. Im Gegenteil, der Großteil wird immer noch zuhause von Angehörigen gepflegt, teils mit Unterstützung mobiler Dienste- auch darauf zielt dieser Vorschlag ab.

Die sogenannte Minutenpflege ist das Ergebnis völlig unzureichender Personalschlüssel,
die sich nicht einmal annähernd nach den Zeitvorgaben der MDKEinstufungen
gerichtet haben.

Umgekehrt- der momentane Personalschlüssel resultiert aus diesen Zeitvorgaben. Der Personalschlüssel rechnet sich nämlich unter anderem aus der Pflegestufe.


Indem dann nicht mehr argumentiert werden kann, ein Pflegebedürftiger der Stufe 3 benötigt 240 min, ist der weiteren Personalreduzierung Tür und Tor geöffnet. Wie wird in einem Punktesystem der Personalbedarf berechnet?

Darum ging es erstmal nicht- klar, das mit einer Änderung ein neues System zur Berechnung des Personalbedarfs her muss. Und machen wir uns nix vor- besser wird es auch nicht, wir werden weiterhin mit knappen Personal arbeiten.

Das allerdings aus mehreren Gründen:

Denn eigentliche Problem ist und bleibt: wie soll die Pflege in Deutschland finanziert werden?
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen- demnach müßte ein Großteil der nicht-pflegebedürftigen Pflegekraft werden.
Die wollen aber bezahlt werden- mit einem vernünftigen Lohn!

Das ist die Wurzel allen Übels- mit genügend Geld wäre alles, wirklich alles machbar....

Zitat Rösler:
Rösler sprach sich gegenüber dem Blatt zudem für eine Bündelung der bestehenden Ausbildungsgänge in der Kranken- und Altenpflege aus. Zumindest zu Beginn der Ausbildung könne dies die Pflegeausbildung sicher interessanter machen, "wenn man sich erst später entscheiden muss, worauf man sich spezialisiert".
aus: Ärztezeitung- Rösler will Pflege umkrempeln

Der Vorschlag ist gut- Deutschland ist das einzige Land in der Alten- und Krankenpflege getrennt ist. Tatsächlich aber sind beide Fächer in der Praxis sehr eng miteinder verknüpft bzw. überlagern sich.
Der Vorschlag Röslers kommt dem Schweizer Modell demnach sehr nahe.

Aber um die Ausbildung interessanter zu machen bedarf es allerdings noch mehr....
 
Gibt es bereits offizielle Stellungsnahmen von Vertretern unserer Zunft? Pflegerat, Pflegeverband?

Selbstverständlich, praktisch alle waren ja im Beirat beteiligt.

Und gibt es Alternativen, die ausgearbeitet wurden? Immerhin arbeitet dieser Beirat an seinem Vorschlag seit 2006.

Eigentlich war mein Diskussionspapier schon als Alternative gedacht.

Umgekehrt- der momentane Personalschlüssel resultiert aus diesen Zeitvorgaben. Der Personalschlüssel rechnet sich nämlich unter anderem aus der Pflegestufe.

Das kann man so nicht stehen lassen:
http://www.wernerschell.de/Medizin-Infos/Pflege/personalschluesselMeier0708.pdf

Wenn nicht, sollten wir besser still sein und uns an die eigene Nase fassen...

Da gebe ich dir Recht. Leider ist es aber so, dass bei einer weiteren Verschärfung der Situation diejenigen, die es sich leisten können, aus dem System verabschieden. Den eigentlichen Opfern der Entwicklung, den Pflegebedürftigen, ist das nicht möglich.
 
Bezieht sich dein Personalschlüssel auf eine Schicht? Meint eine Pflegekraft versorgt pro Schicht 2,8 Patienten mit Pflegestufe 3?

Elisabeth
Nein, er schreibt: Vollzeitstelle pro Bewohner. Also z.B. Pflegestufe 1: Pro 3 Bewohner 1 Vollzeitstelle.
 
Hallo Elisabeth,

in dem Diskussionspapier geht es um die Personalschlüssel in der stationären Altenpflege. Ich habe mehrere Seiten gebraucht, um das Problem Schritt für Schritt zu erklären.

Der durchschnittliche Personalschlüssel liegt bundesweit bei 1/2,8. Geht man von einer durchschnittlichen Netto-Arbeitszeit von 130h/Monat bei einer Vollzeitkraft aus (d.h. Urlaub und Krankheitszeiten sind schon abgezogen) ergibt sich daraus bei 30 Tagen/Monat eine Durchschnittszeit von 93min/BewohnerIn.

Durchschnittlich(!!!) werden in der Frühschicht etwa 8 BewohnerInnen mit Pflegestufe von einer Pflegekraft versorgt, bei ca. 20 Min pro Grundpflege.
Im Spätdienst sind es dann 12, im Nachtdienst bis zu 50. Dies hängt vom jeweiligen Bundesland als auch vom Träger ab.
 
Selbstverständlich, praktisch alle waren ja im Beirat beteiligt.

Leider nur schwer zu finden und veraltet- Rösler war damals noch nicht im Amt:
http://www.wernerschell.de :: Thema anzeigen - Neue Pflegereform: fünf statt drei Pflegestufen


Eigentlich war mein Diskussionspapier schon als Alternative gedacht.

Sei mir nicht böse, ich hatte da eigentlich an etwas detaillierteres gedacht.
Der Vorschlag des Beirates hat sogar die finanziellen Auswirkungen berechnet.



Naja- darin sagst Du erstmal dasselbe wie ich:
Der Personalschlüssel orientiert sich nach den durch den Medizinischen Dienst der
Krankenkassen (MDK) ermittelten Pflegestufen. Je höher die Pflegestufe, desto mehr
Personal muss vorgehalten werden.

Meine Aussage ist demnach nicht falsch.
Denn es wird aus der pro Tag ermittelte (willkürliche) Zeitbedarf die Pflegestufe ermittelt.
Und tatsächlich sieht es z.B. in meinem Haus so aus, das wir angehalten sind, gut und alles zu dokumentieren, damit die Pflegestufen auf das realistische Maß angehoben werden kann, und der Personalschlüssel gehalten werden kann.

Du hast aber Recht, wenn Du sagst, das diese Zeitangaben in der Praxis nicht eingehalten werden können und sich zudem von Tag zu Tag, von Bewohner zu Bewohner stark unterscheiden.





Es gibt übrigens eine weitere Ausarbeitung zum Thema Definition Pflegebedürftigkeit, sogar im Verglich zu den anderen Ländern:
Der Pflegebedürftigkeitsbegriff in ... - Google Bücher