Portsysteme

Sunny23

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Hallo zusammen!
Ich habe eine Frage zum Thema Port.
Mit eine große Komplikation ist die Luftembolie.
Ich weiß, dazu gibt es hier schon viele Beiträge, nur hat keiner bisher meine Frage beantwortet.

Was würde passieren wenn die Klemme offen ist und auch kein Stöpsel auf dem Port? Wie schnell kommt es zu einer Luftembolie?
Ich weiß, dass Risiko einer Portinfektion ist viel höher...
Mich würde aber interessieren wie schnell man den Patienten in akute Lebensgefahr bringt. Beispiel: Man spüöt den Port und vergisst danach die Klemme zu schließen. Während man dann die Spritze entfernt und das Infusionssystem anschließt - kann in diesem kurzen Zeitraum schon lebensgefährlich viel Luft eingesogen werden?
 
Nach allem, was ich herausfinden konnte, wird's erst bei um die 50 ml Luft im venösen System für Erwachsene kritisch. Die Gefahr bei einer kurzzeitigen geöffneten Klemme ist also recht gering. Ich persönlich würde, wenn mir sowas passiert, dennoch versuchen zu aspirieren.

Dem Patienten muss gar nichts passieren. Einer unserer Patienten hat gestern in einer verwirrten Phase selbst das Infusionssystem vom Port gelöst und lief mit offenem Portanschluss im Zimmer herum; er hat eine ziemliche Sauerei mit der auslaufenden parenteralen Ernährung angerichtet, aber keinen körperlichen Schaden davongetragen.
 
ich kenne die Definition 2ml/kg = letale dosis (aus einem Rechtsmedizin buch).

würde auch sagen, da passiert eher nix, wird wahrscheinlich eher was raus laufen..
 
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Ich konnte in der vom TE beschriebenen Situation (mit liegenden Patienten) schon beobachten, wie der Port Luft zog. (Natürlich hab ich dann unmittelbar abgeklemmt, die Luftblase stand noch im Schlauch der Portnadel, es kann sich nur um Zehntelmilliliter gehandelt haben.) Der Katheter endet vom rechten Vorhof, technisch möglich wäre die Luftembolie schon. Aber nicht in so kurzer Zeit.
 
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Mal nachgegrübelt ...

Die Gefahr einer Luftembolie oder -thrombose hängt stark von den Druck- oder Sogverhältnissen im Gefäß ab.
Zudem vom Gerinnungsstatus. Beides können wir nicht beurteilen. Ich gehe mit -claudia- konform, dass man versuchen sollte zu aspirieren.
 
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Luftembolierisiko; eine gute Frage!

Eine Expertenaussage dazu findet sich hier:
Tödliche Infusion - derStandard.at

Da das Thema auch mich beruflich beschäftigt (Produktmanagement Port-Katheter-Systeme) habe ich zu dem im obigen Artikel zitierten Dr. Sasse Kontakt aufgenommen. So beträgt beispielsweise das Volumen einer 19G Portkanüle mit einer Stichlänge von 25 mm und 20 cm langem Verbindungsschlauch bis zum Luer-Lock Anschluss der Kanüle ca. 50 µl, was dem Volumen eines Tropfens entspricht (N.B.: Ein liegender Port hat zusammen mit dem intravasal im rechten Vorhof endenden Katheter ein mittleres Totvolumen von ca. 1,5 ml). Mit der Frage was passiere, wenn die Portkanüle nicht entlüftet wurde und bei Verabreichung einer Infusion somit dieses Luftvolumen infundiert wird nahm ich Kontakt zu Dr. Sasse auf. Seine telefonische Auskunft zitiere ich nachstehend:

"Ein infundiertes Luftvolumen in der genannten Menge sei „Pille-Palle“ und auch so zu verstehen. Ein Risiko bestünde nicht, SOFERN! nicht gleichzeitig infolge eines Defektes der Herzscheidewand ein Rechts-Links-Herz Shunt vorliege. Dann könne auch ein so kleines Volumen zerebrale Mikroembolien verursachen. Dieses Risiko bestünde aber auch bei ganz regulären sonstigen Infusionen, die auch nicht immer luftfrei verabreicht würden, mit dann teilweise weit größeren Luftmengen als die genannten 50µl.
Zudem konnte im Rahmen von Ultraschall-Herzuntersuchungen bei laufenden Infusionen festgestellt werden, dass es dabei oft im Bereich des Herzens ganz doll "blubbere"… möglicherweise verursacht durch Entgasungsvorgänge in den Infusaten auf Grund des Temperaturgradienten von Raumtemperatur des Infusats am Infusionsständer auf die Körpertemperatur des Patienten."


Zu PD Dr. med. Michael Sasse:
Als Gründer des pädiatrischen Intensivnetzwerkes in Norddeutschland (PIN) leitet er selbiges seit 2003. Das Netzwerk umfasst derzeit 44 Kinderkliniken und betreut mehr als 350 lebensbedrohlich erkrankte Kinder pro Jahr. Herr Sasse leitet den Standardisierungs Experten Rat (SET) Infusionsmanagement der MHH Hannover. Dieser hat das Ziel, alle an der Infusionstherapie beteiligten Abteilungen der Klinik zusammenzuführen und zu koordinieren.

Neben der klinischen Arbeit auf der Kinderintensivstation liegt sein wissenschaftlicher Schwerpunkt im Bereich der Infektions- und Inflammationsforschung sowie in verschiedenen Bereichen des Infusionsmanagements.
Er leitet die abteilungseigene Akademie für Kinderintensivmedizin, die mit verschiedenen Kursformaten die Fort- und Weiterbildung aller Bereiche der pädiatrischen Intensivmedizin abdeckt. Ihr angegliedert ist das GRC-Kurszentrum Hannover mit seinen ca. 30 Kindernotfallkursen/Jahr. Er fungiert als nationaler Kursdirektor der europaweit zertifizierten Reanimationskurse des europäischen Rates für Wiederbelebung.


Literatur zum Thema wollte er raussuchen, wird noch nachgeliefert.

Gleichwohl bitte die Angelegenheit nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern gewissenhaft und umsichtig beim Anschluss und Verlauf von Infusionen die Systeme behandeln, im Auge behalten und darüber möglichst jegliches Luftembolierisiko vermeiden!
 
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