Patiententötungen

Elisabeth Dinse

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Krankenschwester, Fachkrankenschwester A/I, Praxisbegleiter Basale Stimulation
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Intensivüberwachung
18.08.10: Patiententötungen durch Pflegende fast immer verhinderbar
Die meisten Fälle von Patiententötungen durch Pflegende wären zu verhindern gewesen. Diese These stellt der Psychiater Professor Karl Beine von der Universität Witten/Herdecke in dem jetzt erschienen Buch „Krankentötungen in Kliniken und Heimen – Aufdecken und Verhindern“ auf. Beine hat dafür die 35 seit 1970 weltweit bekannt gewordenen Tötungsserien untersucht, die 326 Opfer gefordert hatten.
Laut Beine sind die Täter meist männlich und in ihren Teams Außenseiter. Häufig versuchten sie kühl und distanziert zu wirken, sich als „Macher“ und „Anpacker“ zu inszenieren, um ihre tiefe Selbstunsicherheit zu verdecken. „Sie leiden daran, dass sie nicht so einfach helfen und Leid lindern können, wie sie sich das wünschen“, sagt Beine. Darüber fielen sie dann in eine Identitätskrise, aus der es nur den Ausweg gebe, Patienten, die in ihren Augen besonders litten, zu töten. „Diese Mischung aus eigenem und fremdem Leid bildet ein festes Knäuel.“

In fast jedem der von Beine untersuchten Fälle hätten die Taten nach Ansicht des Wissenschaftlers aber von der Umgebung verhindert werden können. So hätten die Täter häufig bereits Spitznamen wie Todesengel oder Vollstrecker getragen, eine rohe Sprache gegenüber den Patienten an den Tag gelegt oder unverhohlen gedroht. So würden Patienten entwertet, aber auch die als sinnlos empfundene eigene Arbeit.

Aus den Frühwarnzeichen hat Beine in seinem Buch 13 Prüffragen entwickelt. „Wenn sich ein Team diese Fragen in Ruhe regelmäßig stellt, können vielleicht in Zukunft einige dieser dramatischen Taten verhindert werden“, glaubt Beine.

Weitere Informationen zum Thema sind bei Professor Karl Beine (Tel. 02381 / 18 – 2525, eMail: karl-h.beine@marienhospital-hamm.de) erhältlich.
Bibliomed - News

http://www.supervision-hamburg-gesu...rotondo_patiententoetung_vortrag_ulm_2008.pdf

Elisabeth
 
Wurden die Zeugen, die die Vorfälle verschwiegen haben, auch irgendwie bestraft? Wenn sie zulassen, dass sie nicht angeordnete Medikamente verabreicht, gleicht das ja schon unterlassener Hilfeleistung.
 
Na ja, ich denke nicht, dass das so sicher ist. Ein netter ärztlicher Kollege nannte mich auch schon einmal Todesengel, weil ich eine O2 Maske, die die Patientin nicht toleriert hat gegen eine Brille getauscht habe, die sie aber wenigstens anbehielt... ich hab aber noch keinem Patienten absichtlich das Leben genommen.
Ich denke, im Nachhinein kommt ziemlich oft: "Die Anzeichen X und Y waren da und niemand hat sie beachtet oder gar willentlich weggeschaut"

Ich bin mir nicht sicher ob man diese geschilderten "Frühwarnzeichen" in der Situation und in dieser Form deutet, um dann den Rückschluß zu ziehen, ja, hier besteht die Gefahr.
Die Frage für mich wäre auch, wie will man darauf reagieren?
Fakt ist doch, ich unterstelle jemandem die Absicht einen Patienten zu töten...das hat er aber noch nicht...gestaltet sich in der Praxis doch als schwierig und man trägt seinen Stempel davon, ob verdient oder unverdient.

Gruß
Dennis
 
Hier ist ein Artikel zum Thema, den ich gut recherchiert finde:
"Todesengel" - Wenn Pflegekräfte morden

Die Frage ist einfach, wie reagiert man darauf? Einige Zeugen haben die Verdächtigen direkt - wenn auch vorsichtig - angesprochen. Einige haben sich an ihre Vorgesetzten gewandt. Bei manchen, von denen wir nie gehört haben, mag das geholfen haben. Bei den Fällen, die in der BILD landen, haben diese Methoden versagt.

Es scheint hier schon schwierig genug zu sein, einen Mitarbeiter an der wesentlich harmloseren Straftat des Diebstahls zu hindern - weil man die eigenen Rechte zu wenig kennt, die Vorgesetzten nicht mitziehen, die Polizei dies als Bagatelle ansieht. Wie soll man dann mit dem Vorwurf der Patiententötungen "vernünftig" umgehen können?