News "Nun geben sie doch endlich Ruhe!"

@maniac und lin- wart ihr schon mal in so einer Situation? Habt ihr schon mal unter starken Schmerzen gelitten? Wart ihr schon mal in einer Notaufnahme mit überlasteten Ärzten, die schon nonverbal anzeigen, dass sie keine Zeit für lange Gespräche haben? Habt ihr schon mal erlebt in welcher Abhängigkeit man sich als Patient eigentlich befindet?

Ja, ja, ja und ja.

Ich weiß darum auch, dass dir unter starken Schmerzen alles wurscht ist, was sie mit dir machen, hauptsache die Schmerzen sind weg. Aber ich kann mich erinnern, dass mir in dieser Situation auch die Einrichtung, der fehlende Vorhang, die fehlende Decke, der verstochene Venflon oder das schlecht gelaunte Personal wurscht war, hauptsache sie hatten was gegen die Schmerzen dabei.
"Komischerweise" befand ich mich in einer ähnlichen Situation wie die Journalistin, da es bei mir auch um eine Eierstockentfernung ging (musste gsd aber nicht vorgenommen werden). Ich kann mich aber trotzdem an eine Aufklärung erinnern. Muss vielleicht dazu sagen, dass das vor meiner "Krankenschwesternzeit" war, also war ich auch Laie.

Ich beiße mich nicht an Details fest. Mir kommt es nur eigenartig vor, dass in besagter Klinik anscheinend alle Mitarbeiter jeden Tag schlecht gelaunt waren und anscheinend nichts "funktionierte". Genauso wie anscheinend in einem Ordensspital alle freundlich sind.

Ich lese gerne Erfahrungsberichte von Pat. und höre gerne von Pat. wie es ihnen im KH-Alltag ergangen ist - postives wie auch negatives. Man erkennt daran, was man besser machen kann und ich bin sicher auch nicht sündenfrei.

Trotzdem halte ich den Bericht für überzogen und eher im Sinne der sensationsgierigen Leser, und nicht als konstruktive Kritik gemeint. Mir kommt es eher so vor, als ob die Autorin Teile bewusst weglässt, aber das ist halt meine Wahrnehmung :).

Gruß,
Lin
 
In der Situation selbst denkt man nur an die Hilfe. Erst im Nachhinein kommen dann die Überlegungen, wie unwürdig man eigentlich behandelt wurde. Und nur weil man selbst einmal diese Situation erlebt hat, sollte man nicht von sich auf andere schließen und auch auf Intimsphäre beim Pat. verzichten.

Ich konnte mich übrigens schon nach dem Gespräch nicht mehr an die Aufklärung erinnern, weder an die des Anästhesisten noch an die des Gyn. Ich war viel zu sehr mit den eventuellen Folgen des Eingriffs beschäftigt. So unterschiedlich sind die Erfahrungen. Man kann nicht von sich auf andere schließen.

Die Verarbeitung von Infos sind völlig unterschiedlich. Wer hat sie nicht schon erlebt, die Pat. die nach der Aufklärung ducrh den Doc nochmal und nochmal nachfragen. Dabei spielt nicht das Alter oder die Bildung eine Rolle, sondern es scheint eher die Schwere der Diagnose zu sein.

Elisabeth
 
Ich denke mal, die Leser des Threads sind eher die, die sich bei ihrer Arbeit noch einigermassen Mühe geben, dass es eben nicht so abläuft.

Wir dürfen uns also auch gegen Verallgemeinerung wehren.
Notaufnahmen der Maximalversorgung sind weder patienten- noch arbeitsfreundlich gestaltet.
Man muss sich da schon schwer am Riemen reißen, wenn da nicht selbst die einfühlsamste Schwester irgendwann etwas verroht. Dann laufen da zig junge unerfahrene Ärzte rum, die eigentlich selbst jemanden bräuchten, der sie an die Hand nimmt.
Neben den "richtigen" Notfällen wollen die Leute mit Bagatellverletzungen genauso aufwendig betreut werden wie andere, am besten gleich und sofort.
Natürlich ist die Situation bescheiden. Aber jetzt wird sich beschwert - auf einmal! Die Hochleistungsmedizin verliert seit langem die Menschlichkeit.
Ich würde eher mal behaupten, Pat. und Personal sitzen im gleichen Boot.
Der Staat und seine Politik hat das so gewollt wie es zugeht!
- Auch der Pat., den das Dilemma erst interessiert, wenn er selbst mal in die Mühlen des medizinischen Betriebs geraten ist.
Ich persönlich fühle mich nicht angegriffen, sondern nur bestätigt durch solche Berichte. Unsensibel werde ich in der Ambulanz nur bei besoffenen und herumpöbelnden, unfreundlichen Kerlen...;-)
 
Wahrnehmung ist subjektiv! Ich habe mittlerweile gelernt, dass ich die Wahrnehmung meiner Mitmenschen einfach hinnehmen muss. Also hat diese Journalisten die Situation so erlebt, wie sie sie geschildert hat. Im übrigen gebe ich Elisabeth volkommen recht, wenn sie sagt, dass die Schmerzen die Wahrnehmung dieser Patientin mit beeinflusst haben werden.
Dass der Artikel sehr hart geschrieben ist, ist für mich völlig verständlich. Die Frau hat sich geärgert und schelcht versorgt und behandelt gefühlt und das bringt sie zum Ausdruck. Dass ihre Erlebnisse in dem konfessionellen Haus im Gegensatz dazu völlig anderst waren hängt sicherlich auch damit zusammen, wie negativ sie den Aufenthalt in der Uniklinik erlebt hat.
Sr. S.
 
Wundert mich nur,
warum diese Journalistin den Namen der Klinik nicht erwähnte!
Vielleicht aus Angst sich eine Klage einzuhandeln?
Eine Klage, da vielleicht alles doch nicht ganz Wahrheitsgemäß geschrieben wurde?
Da ja Meinungen erwünscht sind, sonst würde man diesen Artikel nicht hier hereinsetzen, sollten auch verschiedene Meinungen respektiert werden.

Bei 40 Grad Fieber doch noch so interessiert die Gegebenheiten zu beobachten, ist schon eine Glanzleistung. Zudem diese Schmerzen, alle Achtung!
Allein die Aussage: Das Stöhnen einer Frau beim legen einer Venenverweilkanüle.
Sie achtet ja wirklich auf alles!!!
Einiges mag ja tatsächlich so geschehen sein, aber alles so geballt?
Und trotzdem gibt es dieses Klinikum noch? Keine Todesfälle wegen solcher Vorkommnisse? Ich meinte damit, das scheinbar Allergien vom Personal nicht erkannt werden, bei 40 Grad Fieber nicht gehandelt wird, schwerkranke Patienten stundenlang warten müssen.
Viele Grüße
Sanne
 
Hallo Sanne,

den Artikel habe ich eingestellt, ob der Spiegel diese Diskussion befürwortet kann ich dir leider nicht sagen.
Wenn du genaueres wissen willst oder die Meinung der Journalistin direkt hören möchtest, müsstest du beim Spiegel darüber diskutieren, dort gibt es auch ein Forum.
Oder du schreibst einen Leserbrief an den Spiegel. Wir sind weder für die Vorkommnisse in der Klinik noch für das Empfinden der Patientin verantwortlich.

Schönen Tag
Narde
 
Hallo Narde,
damit meinte ich nicht Dich!
Es war ganz bestimmt KEINE Kritik an Dich.
Es gibt nur bestimmte User die alles auseinanderpflücken, was andere schreiben.
Es sind eben Meinungen gefragt, und jeder hat eine andere Sichtweise.
Man glaubt ja auch sonst nicht alles, was in der Zeitung steht.
Viele Grüße
Sanne
 
Hallo Leute,

meine Sichtweise auf diesen Artikel ist wesentlich entspannter als die von einigen hier.
Mich regt der Artikel nicht mal auf, im Gegenteil er regt mich an selbst zu reflektieren.
Der Artikel ist absolut subjektiv geschrieben und beschreibt für mich das Empfinden einer Patientin, an dem ich nicht einen Deut zweifele.
Ich möchte nicht wissen wie oft mich Patienten als uninteressiert empfunden haben. Ich wollte vielleicht nur schnell zum nächsten Patienten, weil die Zeit mal wieder drückte, und glaubte das Wesentliche gehört zu haben um zu handeln. Der Pateint jedoch hatte das für ihn Wesentliche vielleicht noch gar nicht gesagt.
Ich weiß nicht, ob nicht auch ich mal vergessen habe korrekt auf die Intimsphäre, die Kultur des Fremden zu achten, weil es wieder mal schnell gehen musste.
Ich spreche mich nicht frei davon, dass auch mal Patienten länger als notwendig auf ein Schmerzmittel gewartet haben könnten.

Von daher macht mich der Artikel eher nachdenklich und lässt mich mal wieder genauer mich selbst beobachten wie ich reagiere, wie ich wirken könnte und ähnliches.
Dadurch, dass ich den Artikel zerpflücke und nach Fakten suche, die nicht erwähnt wurden oder falsch sein "müssen" ändert sich nichts, vor allen Dingen änder ich selbst mich nicht.
 
Pflege geht mit kritischen Worten generell sehr abwehrend um. Es darf nicht sein, was nicht sein kann in ihren Augen. Liegt es daran, dass das eigene Selbstwertgefühl zu einem großen Maße aus dem beruflichen Dasein gespeist wird? Da kann Kritik dann als persönlicher Angriff aufgefasst werden.

Elisabeth
 
Im Spiegel online Forum geht's deutlich heftiger zu als hier, dabei dürfte sich da nur ein Teil der Leser auf den Schlips getreten fühlen...

Was mich am meisten stört, ist, dass die Dame bereits die Diagnose "schlechte Kommunikation untereinander" gestellt hat, und zwar nicht aufgrund von vernünftigen journalistischen Recherchen, sondern von Berichten ihrer Bekannten. Sowas kennt man doch: Da hat jemand einen Nachbarn, dessen Bruder eine Kollegin hat, die wiederum gehört hat, dass....

Journalismus sieht anders aus. Mag sein, dass die Dame ihren Krankenhausaufenthalt so erlebt hat. Dann soll sie es aber auch so stehen lassen (als subjektiven Bericht) oder eben einen fundierten Artikel daraus machen. Nicht so einen Mischmasch aus beidem. So etwas hätte ich nicht Spiegel, sondern bei RTL erwartet.
 
Welche Recherche hättest du genau erwartet? Welche Information fehlt dir?

Elisabeth
 
Ich hätte gern entweder einen rein subjektiven Erlebnisbericht (Motto: "So habe ich mich gefühlt") oder eben einen fundierten Artikel, der neben Patientenaussagen auch die Hintergründe beleuchtet und die Beschäftigten im Krankenhaus zu Wort kommen lässt. So wie der Artikel jetzt ist, sagt er aus, das Uniklinikum sei eine Schande, aber komplett selbst schuld an seiner Lage, und das kleine Krankenhaus spitze. Das ist mir zu einfach - und eine Zeitschrift, die kein Käsblatt sein will, hat für gewöhnlich auch einen höheren Anspruch an seine Beiträge.
 
Subjektive Aussage und subjektive Aussage gegenüber gestellt. Was würde es ändern an dem Inhalt?
Der Patient erwartet eine mitfühlende Betreuung, unabhängig von den Widrigkeiten des Gesundheitswesens. Und er geht wahrscheinlich davon aus, dass die Pflegekraft sich als Anwalt des Patienten fühlt und hier aktiv wird.

Wie würde also ein Statement á la: wir sind zuwenige Fachkräfte ankommen? Ich vermute mal sehr übel. Denn zuwenige Fachkräfte entschuldigen nicht das rohe Vorgehen der einzelnen Fachkraft.

Der Artikel ist emotional geschrieben fast ohne jegliche Fakten zu berücksichtigen- außer: großes Haus gegen kleines Haus, mangelnde Empathie gegen mitfühlendes Verhalten, Hochleistungsmedizin gegen Menschlichkeit.

Und diese Fakten sollten uns zu denken geben. Manchmal muss es gar nicht das große Brimborium sein um den Patienten zufrieden zu stellen. Manchmal reicht ein Vorhang, ein mitfühlendes Wort und eine beruhigende Geste, eine Nachfrage und eine Erklärung der Umstände. Das nimmt nicht viel zeit in Anspruch aber kann viel bringen.

Elisabeth
 
Hallöchen,

ich finde des Artikel sehr interessant und lesenswert.
Ich selber arbeite in einer Notaufnahme einer Universitätsklinik.
Nein, nicht in dieser.

Als ich den Artikel gelesen habe, mußte ich erstaunt feststellen ,daß einige unserer Patienten sich bestimmt auch so fühlen wenn sie bei uns sind.

Ich meine einige, sicherlich nicht alle oder ein Großteil.

Irgendwie macht mich das traurig, denn auch in einer Notaufnahme sollte man sich gut aufgehoben und sicher fühlen.
Ich denke vielen geht es nicht so.

Ein Bericht zum nachdenken.......
 
Wenn man die Arbeit von Journalisten ein wenig kennt, dann weiß man aber auch, dass solche Artikel auch immer etwas Bestimmtes aussagen wollen, etwas erreichen wollen.
Mal ehrlich, eine solche Behandlung berechtigt Pat. eindeutig zu einer Beschwerde bei der Geschäftsleitung, gar zu juristischen Konsequenzen.
Der Artikel war absichtlich subjektiv geschrieben, um die Gemüter zu erhitzen. Und das ist ja auch in Ordnung!
- Wir wissen doch alle, wie unmenschlich es oft zugeht.
Ich sage nur, die Notfallmedizin verfolgt keinen humanistischen Ansatz. Die Pflege vielleicht schon.
 
Also, ich habe den Artikel auch gelesen. Ich finde, dass daraus eindeutig ein Erfahrungsbericht hervorgeht, der die beiden betreffenden Krankenhäuser.. .eine Uniklinik mit Maximalversorgung und ein kleines konfessionelles Krankenhaus gegenüberstellt ohne zu verallgemeinern. Generell ist es nicht mal, dass sie persönlich die Uniklinik in die Kritik nimmt, denn sonst hätte sie mit Freuden den Namen geschrieben.

Sie stellt (vielleicht überspitzt) die Sicht einer extrem unzufriedenen Patientin dar ohne dabei persönlich anzugreifen. Ich könnte einen solchen Artikel ebenfalls schreiben. Bei mir war es ein anderes Krankenhaus, ein kleines Konfessionelles. Ich könnte aber genausogut eine Lobeshymne über eine Uniklinik schreiben, die schnell, adädquat und zügig mir geholfen hatten. Allerdings zum Preis einiger nachfolgender Patienten, die trotz Termin nach Hause geschickt wurden, weil keine Kapazitäten mehr da waren, die es zuließen neben meinem Notfall, die anderen Terminpatienten zu behandeln.

Es ist tatsächlich schade, dass Kritik sowohl an Ärzten, als auch an Pflegepersonal oftmals abprallt und für unverschämt erachtet wird. Wir sind alle nur Menschen und machen Fehler. Kritik ist notwendig, damit eben Fehler nach Möglichkeit nicht wieder gemacht werden und man selber sein Verhalten und seine Arbeitsweise ständig aufs Neue kritisch hinterfragt und nach Verbesserungen sucht.

Jumanji
 
ich finde des Artikel sehr interessant und lesenswert.
Ich selber arbeite in einer Notaufnahme einer Universitätsklinik.
Nein, nicht in dieser.

Räusper: Woher willst Du das wissen? Über den Namen oder auch nur den Ort der Kliniken wird ja Stillschweigen bewahrt.

Als ich den Artikel gelesen habe, mußte ich erstaunt feststellen ,daß einige unserer Patienten sich bestimmt auch so fühlen wenn sie bei uns sind.

Also war es doch "Deine" Notaufnahme?
 
Zu 1 :
Die Räumlichkeiten wurden ja beschrieben und das paßte gar nicht zu unseren Räumlichkeiten.

Zu 2 :
Aus was interpretierst Du das?
Nur weil ich schrieb das sich einige Patienten bei und auch so fühlen?
Ich denke das es für jede Notaufnahme gelten kann, aber ich nicht für jede sprechen kann.
 
Hallo,
vielleicht habe ich doch nicht richtig auf diesen Erfahrungsbericht reagiert!
Es war der Beruf dieser Patientin (Journalistin) der mich im ersten Moment so denken ließ. Wahrscheinlich nicht gerade fair.
Als wir vorgestern eine Notaufahme auf Station erhielten hatten wir vorübergehend kein freies Bett. Also wurde die Dame auf dem Flur "zwischengelagert". Es störte sie aber nicht, da sie einfach froh war aufgenommen zu werden. Mir fiel auf, dass es auf dem Flur sagenhaft zog und erinnerte mich an den gelesenen Artikel. Somit schloss ich erst einmal die Flurfenster.
Also hatte der Bericht mich doch etwas sensibler werden lassen.

Schlechte Erfahrungen haben WIR eigentlich nur mit den Notaufnahmen machen müssen. Ich habe das Gefühl, dort wird einfach nach "Schema F" gehandelt und nicht nach Beschwerden.
Meine Tochter z.B musste nach 1,5 Stunden Wartezeit erst kollabieren, bis sich jemand kümmerte, obwohl ich mehrmals sagte, dass es ihr schlecht ginge.
Mein Sohn saß stundenlang mit Verdacht auf Schädelprellung in der Notaufnahme, bis denen auffiel das er erst 17 Jahre alt war und auf die Kinderstation musste.
Meine Mutter wurde sterbend nach Lungen-Ca in die Notaufnahme gebracht, war nicht mehr erweckbar nach einem Sturz. Unsere Stationsärztin konnte verhindern, dass sie so nach Hause gefahren wurde. Kurz danach verstarb sie.
Deshalb finde ich den Erfahrungsbericht der Journalistin im Nachhinein gar nicht mehr so abwägig.
Die Diskussion im "Spiegel" habe ich sehr interessiert verfolgt. Ein Gutes hat die Sache ja!
Es kommt alles öffentlch ins Gespräch. Vielleicht kann es auf Dauer doch etwas an der Situation in den Krankenhäusern verändert werden.
Viele Grüße
Sanne