Krankenpfleger tötet...

Andre_Winter

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09.07.2004
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Beruf
Krankenpfleger
Furchtbar, nicht in Worte zu fassen, unvorstellbar, diese schreckliche Geschichte um den Kollegen aus dem Allgäu!
Leider habe ich oft genug den Eindruck, daß nur viel zu oft der Täter zum Opfer gekehrt wird, immer auf die selbe billige Masche. Vater war ein Trinker und Mutter eine Hure, sozialer Randstand = Freifahrtschein zum Mord.
Daher will ich diesem kranken Jungen auch garnicht erst eine Lobby verschaffen.

Ich frage mich, wie es den unmittelbaren Kolleginnen und Kollegen geht.
Es muß doch eine Katastrophe sein, wenn man sowas in seinem Kollegium mitmachen muß.
Bei einer früheren Arbeitsstelle erlebte ich einmal, daß ein Kollege wegen einer Straftat verurteilt wurde, die vergleichsweise gering war. Dennoch hatten wir alle im Laufe des Verfahrens auszusagen. Hierbei kam kein Mensch an Leib und Leben zu Schaden, "nur" finanziell, aber dennoch war das ein echt bescheidenes Gefühl.
Schlimm war, daß so mancher auch noch der Meinung war, daß man ein Auge zudrücken konnte, weil die Sache im weitesten Sinne Robin-Hood-Charakter hatte.
Auch bei der Sache Sonthofen kann ich mir vorstellen, daß mancher denkt: "Ach, waren ja doch bloß alte Leutchen ohne Zukunft..." Und ich kann mir vorstellen, daß da ein ganzes Team auseinanderbrechen kann. Weil man plötzlich keinem mehr trauen kann. Wem kann man ungesalzen seine Meinung sagen? Wer sagt wem wann was warum wie weiter? Ob noch einer meiner Kollegen sowas gemacht hat? War der [Festgenommene] es vielleicht garnicht? Warum hat's keiner gemerkt? Weiß nur ich nicht, was da läuft? Ich hab so oft mit ... gearbeitet, bin ich blind?
Ich wünsche uns allen, daß wir niemals einen solchen selbsternannten Todesengel, Erlöser oder sonstwie im Kollegium haben!
Gruß!
Andreas
 
Ja, es ist wirklich tragisch was hier passiert. Für mich gibt es für ein solches Verhalten auch absolut keine Entschuldigung. Mir lief es eiskalt den Rücken runter als ich das las. Habe mir auch überlegt, ob man es nicht hätte merken sollen, dass er psychisch angeschlagen ist. Bin in der Psychiatrie allerdings auch nicht sehr bewandert. Es steht uns einfach nicht zu Entscheidungen über Leben und Tod zu treffen. Menschen leiden zu sehen ist nie leicht, aber es sollte die Möglichkeit bestehen um sich in Zeiten der Überforderung Hilfe holen zu können.
Ich merke, ich kann meine Gefühle gar nicht alle in Worte fassen. Drum höre ich jetzt auch auf.
 
unfassbar

als ichse nachricht las, hab ich mich gefragt, warum dieser mensch diesen beruf ergriffen hat ......
ich beginne am 1.okt meine lehre im evk düsseldorf und wurde des öfteren gefragt warum gerade so einen körperlich und sellisch schweren beruf ... weil ich gerne mit menschen zusammen bin, ihnen helfen will und wenn ich mal in einer notlage bin, will ich auch auf liebe und nette händ hoffen wollen .....
jetzt hab ich dies gelesen und mich gefragt ob jetzt alle älteren menschen angst haben müssen, dass einer der pfleger gott spielen möchte .... entscheiden über leben und tod.
für mich ist das ganze unfassbar und ..... unvorstellbar ... wie ein traum
 
Todesengel

Diese Phänomen gibt es schon länger.
Immer mal wieder entscheiden Berufskollegen über Leben u.Tod.
Begründet werden diese Taten dann meist mit:"... konnte das Leid nicht weiter ertragen."Sicherlich ist es schwer,mit einer hoffnungslosen Situation umzugehen.Das ist eben die Schattenseite unseres ansonsten doch schönen Berufes.

Rasmus
 
Hallo @all,

ich denke, niemand wird eine solche Tat gutheißen können. Für mich stellt sich auch dabei die Frage, wieso konnte es dazu kommen. Ich glaube, das auch psychiche Überlastungen zu solche Taten führen können. Auch wenn Gewalt in der Pflege häufig noch ein Tabuthema ist, gibt es diese Gewalt. Ich bin fest davon überzeugt, dass es hier mehr Angebote zum Abbau dieser Uberlastungen geben muss. (Z.B Supervision, Balint-Gruppen, Sportangebote für Mitarbeiter etc.)
Allerdings muss sich eine Gessellschaft auch kritisch fragen lassen, wie human ein Sterben ermöglicht wird. Was wird getan um Leiden zu lindern, oder noch besser erst nicht entstehen zu lassen. Ich sehe z.B. da den krebskranken Menschen zu Hause der Schmerzen erleiden muss, weil der Hausarzt, vor einer möglichen Suchtgefahr, nicht genügend Schmerzmittlel verschreibt.( eigene Erfahrung in der Familie). Ich befürchte, solange in der Gesellschaft nicht mehr für ein humanes Sterben getan wird, wird es solche Taten immer wieder geben.

bis denne
Frank
 
Hallo Frank!

Was den Dialog-Bedarf betrifft, stimme ich Dir hundertprozentig zu.
Humanes Sterben ist ein sehr wichtiges Thema, welches in unserer Gesellschaft erst noch eingeführt werden muß.
Ich bin froh, daß, wenn ich die Entwicklung in NL und BE anschaue, Euthanasie nahezu überhaupt nicht mehr verwendet wird, weil die Palliativ-Medizin bereits sehr, sehr weit entwickelt ist.
Allerdings ist man dort auch gewohnt, derlei Themen viel offener anzupacken.
Und ja: Mythenüber Morfium (macht abhängig, Gewöhnungseffekt, Atemdepression, schneller Sterben als ohne Morfium...) gibt es leider noch immer genug.
Allerdings NUR noch unter Kolleginnen und Kollegen, welche sich NICHT auf dem Laufenden halten.
Die WHO hat dazu schon vor einigen Jahren das Nötige gesagt.
Mit dieser Diskussion dürfen wir aber nicht vergessen, was in Sonthofen wirklich passiert ist.
Stefan L. (der Kollege aus dem Nachtdienst heißt T. mit Nachnamen!:wink: ) hat nach Aussagen seiner Kollegen bevorzugt jene Patienten grob angefaßt, welche ihm lästig waren. Inkontinenz oder Erbrechen konnte da schnell zum Todesurteil werden.
Stefan L. war, wenn das stimmt, kein "Todesengel", sondern ein Massenmörder!

Ein Satz noch zu Dir, Frank: Schau mal nach den Regeln der WHO in Sachen palliativer Pflege. Da gibt es eine sogenannte Schmerzleiter.

Gruß, Andreas
 
und das traurige ist das nochnichtmalks geklärt ist wieviele menschen es jetzt entgültig bzw insgesamt waren........
 
Hallo @all

ich sitze gerade, lese die neue Schreckensnachricht und überlege.

Olaf L.(?) hat seit Januar 2003 dort gearbeitet. Das sind bis Juli 2004 19 Monate. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 20 Tagen pro Monat, hatte er also 380 Tage dort gearbeitet. In der Zeit sind in seinen Diensten 80 (?) Menschen verstorben- bedeutet jeder 4-5 Dienst ein Exitus. Der Pfleger arbeitete lt. Presse auf einer Intensivstation- nicht in der Palliativmedizin. Was hätten auch Ethmoidate und Succi für einen Sinn auf einer Palliativstation? Das Haus hat lt. Internetrecherche 115 Betten- wie groß mag da die Überwachung sein?

Und niemand hat 19 Monate etwas gemerkt? Nur der Diebstahl von Medis fiel im Mai diesen Jahres das erste mal auf?

Den Kollgen war nur aufgefallen, dass er ziemlich grob zufasste bei "lästigen" Patienten. Und nie wurde das bemängelt?

Er war immer sehr introvertiert und ruhig... und machte seine Arbeit???

Wieviel interessiert uns eigentlich die Arbeitsweise unserer Kollegen? Wieviel tollerieren wir? Wann und wie üben wir Kritik an den Arbeitsweisen der Kollegen?
Wie gehen wir mit Medikamentenbeständen um? Gibts da überhaupt eine Übersicht wieviel wann gebraucht und verbraucht wird? Wann würde uns auffallen, das Medis fehlen?
Wann würde uns auffallen, dass ein Tod nicht normal ist? Würden wir nicht erst mal auch denken: Erlösung? Hat nicht gerade dieser Gedanke dem Pfleger es leicht gemacht mit seiner Mordserie?

Eine nachdenkliche Elisabeth
 

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