Knochenmarktransplantation?

Ute

Poweruser
Registriert
04.02.2002
Beiträge
1.736
Ort
Hannover
Beruf
Krankenschwester, Fachkraft für Leitungsaufgaben in der Pflege (FLP)
Akt. Einsatzbereich
Zur Zeit in der Elternzeit
Funktion
Study nurse
Hi Leute,

ich habe gelesen, dass für eine Knochenmarkspende die Knochenmark-Stammzellen aus dem Beckenkamm des Spenders entnommen werden.

Wird das in Vollnarkose gemacht ? Muß ich dann länger im Krankenhaus bleiben ? Wie läut so eine Untersuchung / Entnahme ab ?

Ich hoffe, jemand kann mir genauere Informationen geben ! DANKE
 
Hi Ute!

Bei uns heißt das Beckenkammstanze, soweit ich weiß, wird das unter örtlicher Betäubung (auf Wunsch leichte Sedierung) gemacht und dauert mit Vorbereitung etwa ne Stunde. Danach kommen die Patienten wieder auf die Station und müssen auf der Punktionsstelle 2 Stunden einen Sandsack tragen, sowie Bettruhe einhalten. Wenn sie sich danach gut fühlen, können sie aufstehen. Bis jetzt habe ich solche Entnahmen nur in Verbindung mit einem stationären Aufenthalt erlebt, weiß deshalb nicht, ob das auch ambulant möglich ist! Aber ich mach mich mal schlau! :)

Gruß Alexandra!
 
Hallo,
tz deiner Frage: Ja man kann es ambulant machen,allerdings mußt du 2 Stunden im Bett liegen bleiben dann kannst du wieder nach Hause.
Auf Wunsch bekommst du eine leichte Narkose. Schmerzen oder sonstige Nebenwirkungen habe ich nie beobachten können!

liebe Grüße
Silwana :P
 
Ich habe gestern auf unserer KMT angefangen, bin also jetzt Profi, was das Thema angeht :wink: (Bald zumindest!)
Für die Knochenmarksspende kommst Du 3 Tage ins KH, am ersten bekommst Du Neupogen gespritzt, damit dein Blutbild hochgeht.
Am zweiten Tag kriegst Du unter Vollnarkose!!! Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen, "Soviel sie kriegen können." Zitatende.
Danach 6 Stunden Sandsack, wegen Nachblutungsgefahr. Und dann noch einen Tag zur Kontrolle!
Heute habe ich eine Transplantation mitbekommen und es waren immerhin 444 ml, die die Patientin bekommen hat.


Das was Kps2001 und silwana Beschrieben haben sind Probeentnahmen und werden bei uns genauso gehandhabt.

Für weitere Fragen zu diesem Thema stehe ich die nächsten 3 Monate gerne zur Verfügung, da ich ja jetzt an der Quelle sitzte.
Bzw. sitze ich ganz wenig. Muss ja arbeiten! :lol1:
 
Ja du hast recht, was ich beschrieben habe sind Probeentnahmen, die für die weiteren Untersuchungen notwendig sind! Finde es aber schon komisch, daß bei euch dafür so ein kostspieliger Aufwand betrieben wird!
Wenn die Probe doch billiger zu haben ist. Denn am Resultat ändert ja das wohl nichts.

mit freundlichen Grüßen
Silwana :lol:
 
Es ändert natürlich etwas, ob Du einen halben Liter Stammzellen transplantierst, oder 10 ml!
Das ist wie wenn Du sagst, eine Leberpiopsie bringt das gleiche Ergebnis, wie eine Lebertransplantation!
Ute hatte ja nach einer Spende von Knochenmark gefragt!
(Leberbiopsien werden bei uns auch mit örtlicher, Lebertransplantationen aber in ITN gemacht!)
 
So, ich habe mal ein wenig was zur Blutstammzellspende geschreiben, hoffe es ist verständlich und hilfreich, bitte sagt mir, ob und wo sich Unklarheiten befinden. Ich muß das am Montag in der Schule abgeben, bin für Vorschläge also offen! :D


Knochenmarkspende

Die Knochenmarkspende findet im OP unter sterilen Bedingungen statt.
Der Patient wird in Intubationsnarkose auf den Bauch gelagert. Die beiden Ärzte punktieren links und rechts den Beckenkamm mit einer Hohlnadel.
Daraufhin wird mit einer 20ml Spritze ca. 2 ml Blut aus dem Knochenmark entnommen und an die Schwester weiter gegeben. Sie entleert die Spritze in ein ca. 200ml fassendes Gefäß, indem sich mit NaCL 0,9% verdünntes Heparin befindet. Die Spritze legt sie wieder für den Arzt bereit.
Es befinden sich pro Arzt 10 Spritzen in "Umlauf".
Das Knochenmarkblut wird gelegentlich umgerührt und wenn das Gefäß voll ist, in ein Größeres umgefüllt.
Am Boden des größeren Gefäßes, das bis zu zwei Litern fasst, befinden sich 2 Filter, die Knochensplitter herrausfiltern sollen. Diese sind einem Schlauch vorgeschaltet, an den die Transfusionsbeutel angeschlossen sind.
Gegen Ende der Entnahme, wird die Zellzahl mikroskopisch ausgezählt, um so die genaue benötigte Blutmenge zu ermitteln. Sie entspricht in der Regel 800 bis 1200 ml.
Die benötigte Zellzahl ist von der anfordernden Stelle angegeben. Die maximale Entnahmemenge darf jedoch, um den Spender nicht zu gefährden, 1500 ml nicht übersteigen.
Ist die benötigte Menge festgelegt, wird die noch fehlende Menge KM-Blut entnommen und die Transfusionsbeutel mittels einer Waage gefüllt.
Die Beutel werden entweder direkt versandt, oder kommen ins KMT-Labor, wo sie weiter untersucht werden (Überprüfung der HLA-Typisierung, u.s.w.) um dann entweder direkt infundiert, oder eingefrohren zu werden.
Der Spender wird am ersten postoperativen Tag entlassen, sofern keine schweren Komplikationen auftreten. Nach der Entnahme kann es zu Hämatomen an den Einstichstellen, sowie zu muskelkaterartigen Schmerzen im Gesäßbereich kommen.


Periphere Blutstammzellspende

Die für den Spender schonendere Alternative zur KM-Spende, da die Vollnarkose wegfällt.
Sie wird seit 1998 durchgeführt.
Für die periphere Blutstammzellspende wird dem Spender etwa 4 Tage vor Spende ein- bis zweimal pro Tag Neupogen (G-CSF granulocytenstimulierender Faktor) subcutan gespritzt, wodurch die Stammzellen zur Vermehrung angeregt werden und so in die Peripherie mobilisiert werden. Dort werden sie dann mittels Leukapharese entnommen.
Dazu wird der Patient am linken und rechten Arm punktiert, die Blutstammzellen aus dem Blut gefiltert, und dieses dann wieder am anderen Arm infundiert.
Die gewonnene Menge beträgt etwa 150 ml. Die Leukapharese dauert 2- 4 Stunden und wird an einem oder zwei aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt.
Als Nebenwirkungen der Neupogengabe können Blutdruckerhöhung, Kopf- und Knochenschmerzen und ein Anstieg der Leukocyten auftreten.