Intensiviertes Insulinschema

pericardinchen

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Bayern
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ex. KS, FKS A+ I, RbP, Studentin
Akt. Einsatzbereich
7. Semester Pflegepädagogik
Hallo Zusammen,

wendet ihr das intensivierte Insulinschema noch an oder eher nicht, weil das outcome nicht davon beeinflusst wird?

Herzlichen Dank!
 
Hallo Zusammen,

wendet ihr das intensivierte Insulinschema noch an oder eher nicht, weil das outcome nicht davon beeinflusst wird?
Ist das nicht eher eine Frage was der Patient möchte und welche Ressourcen der Patient hat?
Bei uns wird nach dieser Fragestellung mit dem Patienten zusammen entschieden.
 
Ist das nicht eher eine Frage was der Patient möchte und welche Ressourcen der Patient hat?
Bei uns wird nach dieser Fragestellung mit dem Patienten zusammen entschieden.

Da ich in der Anästhesie- und Intensivpflege arbeite stellt sich für mich seltener die Frage, ob der Patient/in das möchte!

Der Patient/in kann im künstlichen Koma nicht entscheiden!
 
Da ich in der Anästhesie- und Intensivpflege arbeite stellt sich für mich seltener die Frage, ob der Patient/in das möchte!
Der Patient/in kann im künstlichen Koma nicht entscheiden!
Was bin ich aber auch blöd, dass mir das bei Deiner Fragestellung nicht gleich klar war.

Intensivierte Insulinthertapie bedeutet ja, dass zu den Mahlzeiten und in Abhängigkeit des BZ Insulin gespritzt wird, zusätzlich zu der Basalrate.
Nun stellt sich mir die Frage, ob Deine komatösen Patienten tatsächlich nur zu bestimmten Zeiten Nahrung erhalten? (Bei Deinem Arbeitsplatz natürlich parenteral)

Wie auch immer, bei uns erhalten die komatösen Patienten Normalinsulin, was iv. mitläuft und BZ-abhängig gesteuert wird. Als intensiviert sehe ich das nicht an.
 
Ich glaube, hier besteht ein Mißverständnis.

In den letzten Jahren sind viele Intensivmediziner dazu übergegangen, den Blutzucker ihrer Patienten engmaschig zu kontrollieren und durch eine intravenöse Insulintherapie auf einen niedrigen Wert einzustellen. Diese Strategie gründete sich im Wesentlichen auf zwei randomisierte Studien der Universität Löwen in Belgien.
Deutsches Ärzteblatt: Nachrichten "Intensivmedizin: Intensive Blutzuckerkontrolle steigert Mortalität"

Intensive Blutzuckerkontrolle erhöht Mortalität von Intensivpatienten

http://www.rosenfluh.ch/images/stor...medici/2009-09/11_Blutzuckerkontolle_9.09.pdf

Es stellt sich also die Frage: Wie sehen die Grenzwerte aus? Wie häufig wird kontrolliert? Wird dieses Verfahren bei allen Pat. angewendet?

Elisabeth
 
Ich glaube, hier besteht ein Mißverständnis.

Wie recht Du doch hast.
Wenn pericardinchens Frage sich auf Deine Links bezieht, dann bin ich in derTat von etwas anderem ausgegangen.
Aber interessant, was ich da gelesen habe, mal sehen wie unsere Mediziner/Diabetologen das sehen.
 
Wir versuchen den BZ zwischen 150 und 180 mg/dl zu halten.
 
Vor ca. drei Jahren war der Zielwert noch <120mg/dl mittlerweile wurde aufgrund der aktuellen Studienlage dazu übergegangen den Zielbereich anzuheben auf <150mg/dl.
Unbeabsichtigte Hypoglykämien sind seitdem gefühlt seltener, bei uns.

Wobei ich mir aber noch nicht ganz sicher bin ob Pericardinchen das auch wissen möchte.
 
Was bin ich aber auch blöd, dass mir das bei Deiner Fragestellung nicht gleich klar war.

Intensivierte Insulinthertapie bedeutet ja, dass zu den Mahlzeiten und in Abhängigkeit des BZ Insulin gespritzt wird, zusätzlich zu der Basalrate.
Nun stellt sich mir die Frage, ob Deine komatösen Patienten tatsächlich nur zu bestimmten Zeiten Nahrung erhalten? (Bei Deinem Arbeitsplatz natürlich parenteral)

Wie auch immer, bei uns erhalten die komatösen Patienten Normalinsulin, was iv. mitläuft und BZ-abhängig gesteuert wird. Als intensiviert sehe ich das nicht an.




Auf der Intensivstation wird natürlich nicht nur parenteral, sondern immer auch enteral (mittels Magensonde) ernährt.
Ebenso läuft im Intensivbereich grundsätzlich Alt- Insulin i.v. und nicht s.c.
Die Begründung liegt darin, dass dies besser zu steuern ist und ebenso läuft dies selbstverständlich ( wenn es möglich ist, am distalen Schenkel und wird Patientennah angeschlossen).

Es gibt unterschiedliche Intensivierte Insulintherapien die sich allerdings nicht signifikant unterscheiden.

1.)

BZ zwischen 80- 110 mg/dl oder zwischen 80 und 120 mg/dl halten.

--> initial frühestens ab 180 mg/dl reagieren mit Alt- Insulin i.v. mittels Perfusor.

2.)

BZ zwischen 110/120 - 180 mg/dl halten.

---> initial frühestens ab 200 mg/dl reagieren mit Alt- Insulin i.v. mittels Perfusor.


Zusätzliche Boligaben werden natürlich i.v. gespritzt nach Schema.


Wer kennt das oder kennt andere Schemata?
 
Vor ca. drei Jahren war der Zielwert noch <120mg/dl mittlerweile wurde aufgrund der aktuellen Studienlage dazu übergegangen den Zielbereich anzuheben auf <150mg/dl.
Unbeabsichtigte Hypoglykämien sind seitdem gefühlt seltener, bei uns.

Wobei ich mir aber noch nicht ganz sicher bin ob Pericardinchen das auch wissen möchte.

Herzlichen Dank für diese Info! Hast du zufälligerweise auch eine Quelle dazu? Das würde mich brennend interessieren!
 
Wie recht Du doch hast.
Wenn pericardinchens Frage sich auf Deine Links bezieht, dann bin ich in derTat von etwas anderem ausgegangen.
Aber interessant, was ich da gelesen habe, mal sehen wie unsere Mediziner/Diabetologen das sehen.

@Kalimera:

Ich bezog mich auf Elisabeths Link z.B. und genau das hatte ich gesucht.

Es ist mir allerdings schon seit 9 Jahren bekannt, dass initial erst ab einem Wert von 180 mg/dl reagiert werden sollte und zwar immer mit Alt- Insulin i.v.
Dann wurde der initiale Wert sogar angehoben auf 200 mg/dl, allerdings wurde der BZ immer zwischen 110/120 - 180 mg/dl gehalten.

Nun wurde mir erzählt, dass dies in dieser Form nicht mehr beim Intensivpatienten zur Verbesserung des outcome angewendet wird.
 
Kann leider auch nur mit der kostenlosen Zusammenfassung der NICE SUGAR Study dienen, welche ja Elisabeth schon in einem Link erwähnte.

SpringerLink - Intensivmedizin und Notfallmedizin, Volume 46, Number 4

Auf diese Ergebnisse stützt sich nämlich unser Umschwung bezüglich der BZ-Werte.
Ich sollte noch dazu erwähnen, dass wir überwiegend neurochriurgische Patienten versorgen.
Bei Patienten ohne Gehirnverletzungen wird die Grenze ggf. auch mal bis 180mg/dl angehoben.
 
NiceSugar ist wohl die derzeit aktuelle Grundlage für höhere Zielwerte im BZ-Regime.
Der von Elisabeth verlinkte Artikel zu NiceSugar gibt jedoch das Studienergebnis vollkommen falsch wieder: nicht die Häufigkeit der BZ-Messung, sondern die Zielvorgabe ist ausschlaggebend. Bei Elisabeths link könnte man als Folgerung aus der Studie schliessen, dass man die Häufigkeit der BZ-Messungen verringern sollte, um ein besseres outcome zu erzielen. Da sieht man, dass die Schreiberlinge dieses Artikels die Studie nicht verstanden hatten: Ergebnis war ja, dass trotz häufigerer Messung beim niedrigeren Zielwert die Komplikationsrate durch Hypoglykämien signifikant hoch und das outcome verschlechtert war. Folgerung: Der bis damals weitgehend übliche Zielwert (~100-120) sollte angehoben werden.
Unser aktueller Stand ist jetzt ein Zielwert von 150-180mgdl, wobei der Altinsulin-Perfusor erst bei dauerhaft erhöhten Werten über diesem Bereich eingesetzt wird.

Gruß spflegerle
 
Danke für die Korrektur. Ich hatte den Artikel nur überflogen und demzufolge diese Fehlinterpretation gar net so mitbekommen.

Elisabeth.
 
Ja da gebe ich Euch Recht. Sehe ich genauso!
 
Im Enddeffekt sollte bei uns der BZ unter 200mg/dl betragen, allerdings werden die Werte darunter an die Mikrodialyse angepasst.