News Fragwürdige Ost-West-Lohnangleichung

Ja, auch ich habe gewählt, nur: eine wirkliche Wahl hatte ich eigentlich nicht.
Die Parteien unterscheiden sich vielleicht noch bei einzelnen Themen, aber ich muß ja das ganze Paket nehmen ... und entscheide mich halt für das meiner Meinung nach kleinste Übel.
Und, Elisabeth, klar würde auch ich zu mehr (oder viel) Geld nicht nein sagen.
Aber ich würde es nicht von den Armen nehmen wollen, sondern von den Reichen !
 
Ist es nicht so, dass Wohlstand auch etwas mit "Dazugehören" zu tun hat? Man möchte sich das leisten können, was andere sich leisten, man möchte mitreden können, dabei sein. Das geht in unserer Gesellschaftsordnung nur mit einem gewissen Level an Finanzkraft. Sicher kann man auch alternativ leben, etwa als Öko, sich viel selber machen, Rucksackreisen unternehmen usw., was ich auch gerne tue, aber man ist dann eben ein "Freak" und anders. Dem eigenen Kind möchte man schon gönnen, dass es als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft heranwächst. Für den eigenen Weg kann es sich später noch entscheiden.
Es geht ja mehr um das Mitspracherecht als Bürger - kaum vorhanden. Mit der Wahl ist's vorbei. Meinen Wert als Bürger erfahre ich über die Lohnrunden, und immer sind es die anderen, die entscheiden.

Zum Thema "es gibt Menschen, die noch viel weniger haben": Ich bin sowieso dafür, dass der Soli irgendwann in einen Entwicklungshilfe-Fonds für Afrika umgewandelt wird, dass Erziehung zu Solidarität ein Schulfach ist und dass Leistung etwas wäre, was weniger mit Geld als mit Erfüllung zu tun hätte *träum*. Vielleicht kommt ein Teil der Menschen ja mal dahin.

Zum ostdeutschen Trauma: Mir scheint, die Ostdeutschen empfinden sich nach wie vor als Bürger zweiter Klasse hingestellt. Das war 40 Jahre lang so und durch die unterschiedliche Bezahlung wird es noch bestätigt. Als sie damals auf die Straße gingen, da waren sie selbstbewusst, jetzt sind sie's nicht mehr.
Warum wollen sie sein wie der Westen? Seid doch stolz auf eure eigene Geschichte und die eigenen Erfahrungswerte! Die arroganten Besserwessis sind ja auch total von gestern.
...sagt dieEv, die einige Diskussionen mit der Schwiegermutti von drüben hinter sich hat!
 
Das ist mal ein Statement, das ich voll unterstützen kann!!

Die Frage ist jetzt nur, wie man dieses Ziel erreichen könnte...
 
Ist es nicht so, dass Wohlstand auch etwas mit "Dazugehören" zu tun hat? Man möchte sich das leisten können, was andere sich leisten, man möchte mitreden können, dabei sein. Das geht in unserer Gesellschaftsordnung nur mit einem gewissen Level an Finanzkraft. Sicher kann man auch alternativ leben, etwa als Öko, sich viel selber machen, Rucksackreisen unternehmen usw., was ich auch gerne tue, aber man ist dann eben ein "Freak" und anders. Dem eigenen Kind möchte man schon gönnen, dass es als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft heranwächst. Für den eigenen Weg kann es sich später noch entscheiden.
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Zum Thema "es gibt Menschen, die noch viel weniger haben": Ich bin sowieso dafür, dass der Soli irgendwann in einen Entwicklungshilfe-Fonds für Afrika umgewandelt wird, dass Erziehung zu Solidarität ein Schulfach ist und dass Leistung etwas wäre, was weniger mit Geld als mit Erfüllung zu tun hätte *träum*. Vielleicht kommt ein Teil der Menschen ja mal dahin.

Haben oder Sein- du musst dich entscheiden. Materielle Güter können nur einmal verteilt werden.

Gehe ich jetzt richtig in der Annahme, dass du für: "jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" plädierst?

Elisabeth
 
Falsch, man kann (und man hat auch schon!) materielle Güter mehrmals verteilen. Nun kann ich zwar nicht für meine Vorrednerin antworten, doch geht es nicht eher um Chancengleichheit, statt Konteneinheit?
Man sollte jetzt nicht den Robin Hood mimmen und radikal umverteilen (was einem gesellschaftspolitischem Suizid gleichkäme, da sozialrevolutionär). Sollten wir uns nicht lieber Wege überlegen, damit Gerechtigkeit kommt, wenn wir es jetzt schon nicht schaffen?
 
Haben oder Sein- du musst dich entscheiden. Materielle Güter können nur einmal verteilt werden.

Gehe ich jetzt richtig in der Annahme, dass du für: "jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" plädierst?

Elisabeth

Tja, dass könnte jetzt auch vom Vater meines Sohnes stammen, mit dem ich zwar nicht mehr zusammen bin, aber bestimmt nicht wegen der politischen Meinung!

Doch, ich würde das unterschreiben: "Jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen".
Wenn es auch utopisch anmutet, so ist es doch ein Ziel. Die Frage ist: Muss dabei jemand auf der Strecke bleiben? - Oder die Selbstbestimmung? Gibt es nicht vielleicht doch noch neue Wege zu beschreiten?

"Haben oder Sein" werd' ich bestimmt noch mal zur Hand nehmen in nächster Zeit...
 
Der Slogan beschreibt den Kommunismus und seine Ziele. Da frage ich mich doch glatt, warum die Vorstufe: Jedem nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Leistungen- von den 89ern abgewählt wurde zugunsten der jetzigen Gesellschaftsordnung?

Elisabeth

PS Mein Ziel war übrigens ehedem: Fähigkeiten/ Leistungen endlich mit Leben zu erfüllen. Aber da hätten wir wohl andere Grundlagen haben müssen. Der "Goldene Westen" mit der D-Mark zog zu sehr. Deshalb: Mündiger Bürger... .
 
Der "echte" Kommunismus hatte doch noch nie eine richtige Chance.

Dann gibt es natürlich auch noch einen großen Unterschied zwischen der idealistischen Philosopie und der Lebenswirklichkeit. Man braucht auch ein tragfähiges Konzept, ein Volk zu ernähren.
Die DDR basierte leider nicht auf Freiwilligkeit, das war schlecht. Andererseits hatte sie auch keine Chance, einen alternativen Weg zu gehen ("kalter Krieg", die westliche Übermacht).
Irgendwie glaub' ich schon, obwohl westlich erzogen, dass die kapitalistische Marktwirtschaft alles Andere unterdrückt und nichts Neues wachsen lässt.
Die Leute, die an die Demokratie unseres Staates glauben, das sind seltsamerweise immer diejenigen, die von Anfang an priveligiert waren.
 
Wie soll denn die Verteilung erfolgen: Fähigkeiten/ Bedürfnisse? Wer bestimmt die Bedürfnisse? Welche Bedürfnisse- die nach Haben oder die nach dem Sein? Materielle Güter sind nur einmal verteilbar.

Die DDR ist unter anderem daran gescheitert, dass genau die Bedürfnisse nicht klar waren und man mit materiellen Gütern umgegangen ist, als wenn diese endlos fließen ohne dass man etwas dazu tun muss. Alles gehörte allen ... und eigentlich keinem. Die DDR konnte gar nicht überleben. Sie ist an der menschlichen Schwäche- der Jagd nach Besitz gescheitert.

Elisabeth
 
Aber sie ist auch daran gescheitert, dass sich ein kleinerer Teil der Bevölkerung auf Kosten der anderen bereichert hat und ein wesentlich "besseres", freieres Leben gelebt und sich durch ein System absoluter Kontrolle gesichert hat. Da sehe ich dann durchaus Parallelen zu heute, wenn auch in abgewandelter Form.

@dieEv: Zu deiner Aufzählung, warum die DDR es schwer hatte eine alternativen Weg zu gehen, musste ich spontan an die Reparationszahlungen denken, welche es ja angeblich nie gegeben hat, die die DDR aber an die damalige UdSSR zahlen musste. So sind z.B. große Teile der damaligen Schwer- und Ölindustrie von BUNA und Leuna abgebaut und per Zug nach Sibirien gefahren wurden, so sie teilweise heute noch vor sich hinmodern. Auch das musste von diesem kleinen Staat, der anfangs ja nicht mal genug Wohnfläche für seine eigene Bevölkerung hatte kompensiert werden - und das im real existierenden Sozialismus!

MFG
 
Aber sie ist auch daran gescheitert, dass sich ein kleinerer Teil der Bevölkerung auf Kosten der anderen bereichert hat und ein wesentlich "besseres", freieres Leben gelebt und sich durch ein System absoluter Kontrolle gesichert hat. Da sehe ich dann durchaus Parallelen zu heute, wenn auch in abgewandelter Form.

Da ist doch auch gleich die Bestätigung für:
Die DDR konnte gar nicht überleben. Sie ist an der menschlichen Schwäche- der Jagd nach Besitz gescheitert

Elisabeth
 
*lach* Jetzt hast du mich ausmanövriert. *g*
 
Für mich war diese Erkenntnis sehr bitter- habe ich doch an die Möglichkeit einer sozialistischen bzw. kommunistischen Gesellschaftsordnung als klassenlose Gesellschaftsordnung gegelaubt. Die Realität hat mich eingeholt und eines Besseren belehrt.

Quintessenz: Mit der Spezies Mensch kann man keine Gesellschaftsordnung Fähigkeiten/ Leistungen und schon gar nicht Fähigkeiten/ Bedürfnisse aufbauen. Die Urangst ums nackte Überleben bringt immer wieder das Bedürfnis nach mehr als man eigentlich braucht. Manche waren/ sind geschickter im Erwerb dieses Mehrwerts. Das kann ich nicht ändern. Mir liegt diese Jagd nicht so. Ich bin da sehr ungeschickt. *g*

Elisabeth
 
Och ich meine schon, dass man mit der Spezies Mensch eine Gesellschaft errichten kann, die auf Gleichberechtigung aller beruht. Somit wäre auch der Kommunismus/Sozialismus nicht Chancenlos. Allerdings läuft er, wie wir ja auch schon festgellt haben, nicht konform mit den Bedürfnissen der Menschen. Ergo wäre eine Mischung aus Demokratie und Sozialismus wohl die Variante der Wahl. Wie man das vereinen kann, ist mir aber auch noch schleierhaft.

Vielleicht sollten wir alle ersteinmal anfangen ein gesundes Selbstbewusstsein als Menschen zu entwickeln, denn davon haben andere mehr als ihnen gut und und andere gar nichts. Wenn dem so wäre, könnten meine Urururururneffen und -nichten vielleicht eine noch bessere Welt erleben. *seufz
 
Für mich war diese Erkenntnis sehr bitter- habe ich doch an die Möglichkeit einer sozialistischen bzw. kommunistischen Gesellschaftsordnung als klassenlose Gesellschaftsordnung gegelaubt. Die Realität hat mich eingeholt und eines Besseren belehrt.

Elisabeth

So ging es meiner Schwiegermama wohl auch, die als Nachkriegsgeneration wirklich etwas gutes Neues und Menschenfreundlicheres wollte. Auch mein Ex, der wohl ewig ein Gratwanderer zwischen den Welten bleiben wird (hu, wie melancholisch - hoffentlich liest er nicht mit!)

dieEv
 
Vielleicht sollten wir alle ersteinmal anfangen ein gesundes Selbstbewusstsein als Menschen zu entwickeln, denn davon haben andere mehr als ihnen gut und und andere gar nichts.

Richtig. Wer selbstbewusst ist, kann auch zufrieden mit sich sein und muss nicht ständig schauen, ob jemand anderes mehr hat. Wer selbstbewusst ist, lässt sich auch nicht kleinreden. Und Selbstbewusstsein bewahrt die natürliche Neugier und Anteilnahme des Menschen. Doch vielen wird eingeredet, Selbstbewusstsein sei geradezu egoistisch; man darf sich selbst nicht zu wichtig nehmen, blabla. Dabei ist es andersherum: Wer mit sich zufrieden ist, kann mit anderen viel toleranter und mitfühlender umgehen.


Ich frage mich auch, ob der Mensch so angelegt ist, dass sein Überlebenswille ihn zwingt, stets die Ellenbogen zu gebrauchen. Nach dem Motto "Nur die Starken überleben".
Andererseits: Eine ideale Welt gibt es nicht. Vielleicht kann man nur danach streben, sie einigermaßen im Gleichgewicht zu halten.
Und die meissten haben schon genug damit zu tun, sich selbst im Gleichgewicht zu halten *g*.