Fentanylpflaster und Novalgintropfen

Dannibonnie

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16.07.2010
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Hallo,

wir hatten gestern eine Diskussion über zwei unserer Patienten die beide Fentanylpflaster in Kombin.mit Novalgintropfen zur Schmerzbekämpfung bekommen.Beide sind aber nicht schmerzfrei.Jetzt meinte eine Schwester sich zu erinnern daß sich die Wirkung dieser Kombination aufhebt,ich bin der Meinung es war in Kombination mit Tramal der Fall.Vielleicht kann von Euch einer mehr dazu sagen.

Danke,Daniela
 
Das wäre mir jetzt neu.
Vielleicht reicht die Dosierung nicht aus?

Tramal und Fenta besetzen die gleichen Rezeptoren.

lg
Narde
 
Guten Morgen!

Bei uns ist es auch üblich Novalgin mit Opiaten zu verabreichen.

Vielleicht hilfte ja bei eureren Patienten auch ein NSAR besser. Kommt ja auch immer auf die Ursache der Schmerzen an.

Und das mit dem Trapanal und Fenta ist mir auch bekannt.

Noch ein schönes Wochenende
 
Ich bin immer wieder erschrocken über die offensichtliche Unkenntnis mancher Kollegen.

WHO-Stufenschema bei Schmerzen:
http://www.neurochirurgie-sg.ch/tl_files/inhalt/schmerzambulanz/medikamentoese_TH2_schmerz.jpg Man beachte die Pluszeichen!!!

Übersicht der einzelnen Medikamentengruppen.

1. Stufe: Nicht-Opioid-Analgetika
Schmerzen mit entzündlicher Komponente
Paracetamol 4000 mg / 24h
Ibuprofen 2400 mg / 24h
Diclofenac 150 mg / 24h
Lornoxican 16 mg / 24h

Knochenschmerzen
Mefaminsäure 2000mg / 24h

Krampfartige Schmerzen
Metamizol 4000 mg / 24h

2. Stufe: Schwache Opioide
Tramadol 100-200 mg alle 8-12 h Dihydrocodein 60-120 mg alle 8-12 h
Tilidin / Naloxon 100-200 mg alle 8-12 h

3. Stufe: Starke Opioide
Morphin oral ab 10 mg alle 8 h-12 h
rektal ab 5 mg alle 4 h
s.c. ab 5 mg alle 4h
i.v. ab 5 mg alle 4h
i.t. ab 1mg kontinuierlich

Oxycodon p.o. ab 5 mg alle (8 )-12 h
Hydromorphon p.o. ab (2)-4 mg alle (8 )-12 h
Buprenorphin s.l. ab 0,2 mg alle (6 )-8 mg
Buprenorphin transderm ab 35 µg alle (48 )-72 h
Fentanyl transderm ab 12,5 µg/h alle (48 )-72 h

„by the mouth,
by the clock,
by the ladder,
for individual,
attention to detail”.
Wenn es geht orale Medikation nach festem Zeitschema entsprechend des Stufenschemas, individuelle Dosierung unter Beachtung individueller Besonderheiten.

By the Way- der Blick in den Beipackzettel kann manchmal schon sehr hilfreich sein.

Elisabeth
 
Novalgin setzt anders an als Fentanyl, deshalb ist die Kombination üblich. Die Schmerzbekämpfung setzt dann 2 von verschiedenen Seiten an. Wenn dies nicht ausreicht, ist entweder die Dosis zu gering oder das Schmerzmittel ungeeignet.
Nicht kombiniert werden Fentanyl + Tramal, Fentanyl + Valoron etc.
Das würde zwar nichts ausmachen, aber Tramal zu Fentanyl würde auch nichts bringen, weil beide an den gleichen Rezeptoren ansetzen und die Rezeptoraffinität von Fentanyl um ein Vielfaches höher ist als die von Tramadol. Tramal wird so an den Rezeptoren verdrängt und geht quasi unter, während Novalgin an anderer Stelle ansetzt und keine Konkurrenz hat, wenn es zum Fentanyl gegeben wird.

Wir haben die Erfahrung, dass sehr oft das Schmerzempfinden positiv beeinflusst werden kann durch die Gabe gewisser Psychopharmaka, z.B. Amitryptilin. Haben die Schmerzen neurologische Ursachen, dann können u.U. andere als die klassischen Schmerzmedikamente helfen, z.B. Gabapentin bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen.
 
Vielleicht mal schauen seit wann die Pat. diese Pflaster in der Dosis erhalten. Durogesic neigt zur Toleranzentwicklung und daher muss die Dosis manchmal erhöht werden.
Tumorpat.? Bei durchbruchschmerzen eher Schnellwirksame Opate.
Gegen Novalgin spricht generell nichts, im KH würde ich es wenn Tropfen nicht wirken, als KI verabreichen.
Tramal und Tillidin (Valoron) also Schwachwirksame Opiate sind nicht geeignet.
 
Was auch immer vergessen wird und bedacht werden sollte:
Wie alt sind die Bewohner/ Patienten?
Sind sie kachektisch oder wohlgenährt und haben einen guten Eiweißtransport?
Pflaster werden mit Hilfe des Eiweißtransport weitergeleitet... einfach ausgedrückt.
Wenn jemand immer wieder Schmerzen hat, sollte man schnellwirksame Morphine geben und dann höher titrieren.
Novalgin mit Fentanyl ist korrekt.
Wichtig: Was sind es für Schmerzen? Krebs, Alter... Total pain (was spielt noch mit rein?)
 
Nach meinem Kenntnisstand ist die Kombination von mehr als zwei verschiedenen analgetischen Wirkstoffen eher ungünstig. Als Bedarfsmedikament sollte ein Medikament mit gleichem Wirkstoff gegen akute Schmerzspitzen zur Verfügung stehen, z.B. schnell wirksame Fentanyl-Lutschtbl. bei der Basismedikation mit Fentanyl-Pflaster.

Wie talita schon erwähnte, ist bei Patienten in sehr reduzierten Zustand und mangelnder peripherer Durchblutung die Wirkung von Pflastern eher ungenügend. Da eine orale Gabe von Medikamenten in diesem Stadium oft auch nicht mehr möglich ist, sollte dann auf regelmäßige Analgetika-Injektion umgestellt werden.

Was bei der Kombination von Metamizol (Wirkstoff von Novalgin) und Fentanyl-Pflastern vorkommen kann: Metamizol kann Schwitzen auslösen, so dass ein Fentanyl-Pflaster dann mehr Wirkstoff in kürzerer Zeit abgibt und damit die Gefahr der Überdosierung besteht. Je höher das Pflaster dosiert ist, desto größer das Risiko.
 
Nach meinem Kenntnisstand ist die Kombination von mehr als zwei verschiedenen analgetischen Wirkstoffen eher ungünstig.

Mit allen anderen Punkten hast Du recht, aber beim obigen Satz irrst Du. Die Kombination von peripher und zentral wirksamen Schmerzmitteln ist Teil des WHO-Stufenschema, da es zu einer besseren Schmerzlinderung führt.
 
Ich hatte nicht die Kombination zweier Wirkstoffe aus verschiedenen Stufen ausgeschlossen.

Im Beispiel von talita kam aber zu Metamizol und Fentanyl auch noch Morphin dazu, das sind dann drei Wirkstoffe. Im Sinne von "manchmal ist weniger mehr" ist es da besser, bei zwei Wirkstoffen (z.B. Metamizol + Fentanyl) zu bleiben, die aber in unterschiedlichen Formen gegeben werden können (eben ein Langzeitpräparat wie das Pflaster und ein schnellwirksames wie die Lutschtbl. oder Injektionslsg).
 
Dann habe ich Dich falsch verstanden.

Wobei Deine Aussage nach den medizinischen Kenntnissen "meiner" Stationsärzte (und die sind Anästhesisten, kennen sich also gut aus) auch nicht ganz stimmt. Man kann auch zwei verschiedene Stufe-3-Analgetika (plus die peripheren aus Stufe 1) miteinander kombinieren, z.B. L-Polamidon-Tropfen als feste und Fentanyl-Spray als Bedarfsmedikation. Nicht alle Stufe-3-Opiode setzen an den gleichen Rezeptoren an. Auf die Art kann man die Schmerzerleichterung nochmals verbessern.
 
Bei Durchbruchschmerzen steht seit einiger Zeit oral-transmukosales​
Fentanyl als Lutschtablette mit integriertem Applikator zur Verfügung.

Claudia hat recht, man kann auch zwei verschiedene Stufe-3-Analgetika geben.
Wichtig bei Durchbruchschmerzen 1/6 der Tagesdosis und nach 2-3Tagen sollte man rauf titrieren mit dem Schmerzpflaster. Sollten die Schmerzen allerdings länger schlecht einstellbar sein, würde ich das Schmerzpflaster entfernen und auf oral oder s.c. umsteigen und wenn die Einstellung dann passt kann man wieder umrechnen und auf Pflaster umsteigen

 
Fentanyl gibt es auch als Nasenspray. Wirkt schneller als Lutschtabletten und ist außerdem wesentlich billiger (ein Actiq-Lutscher kostet wohl Euro 45,- 8O).
 
Das hilft noch schneller das stimmt und ist meist auch besser verträglich. Wenn ich mir vorstelle ich müsste einen einen Actiqu-Stick lutschen bäh... lieber Nasenspray
 
Wie ist die Darreichungsform des Nasenspray's?

Einzelpipetten oder wieviel ml sind da drin?

Ich frage deshalb, weil es ja auch ausgetragen werden muss und ich sicher nicht mit einer Flasche von Patient zu Patient laufe.