News Der verschwiegene Notstand

narde2003

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Dass es um die Pflege älterer und kranker Menschen in Deutschland – vorsichtig ausgedrückt - schlecht steht, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch Politiker wie Mediziner schweigen lieber darüber. Eine Studie Hamburger Rechtsmediziner belegt erneut, dass sich viele Menschen vor ihrem Tod in einem teils alarmierenden Pflege- und Gesundheitszustand befinden.

Prof. Klaus Püschel, der Leiter der Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), findet es bedrückend. Was seine Studie ans Licht fördert sei alarmierend. Sie zeigt, dass Pflege in Deutschland oft den Namen nicht verdient und der professionellen Versorgung alter, kranker Menschen nicht genügend Zeit gewidemt wird.

Zum Weiterlesen: Pflege: Der verschwiegene Notstand
 
[...] Die Studie wies nach, dass manche der Toten erst nach mehr als drei Tagen entdeckt wurden.[...]

WTF?
So, was machen wir jetzt? Ich tue mein bestes im Praxisalltag und bin Mitglied im DBfK.

Ich brauche einen Vorschlaghammer.

MfG
 
[...] Die Studie wies nach, dass manche der Toten erst nach mehr als drei Tagen entdeckt wurden.[...]

Was hat das mit Pflegkräften zu tun?

Ich glaub hier geht etwas in eine völlig falsche Richtung. Wir werden mit professionellen Pflegekräften niemals das bevorstehende demographische Problem lösen können. Das ist finanziell schlicht unmöglich. Es wird in Zukunft wieder mehr die Familie gefragt sein, sich aktiv und intensiv in die Versorgung der Altvorderen mit einzubringen. Und da sehe ich das große Problem: eine Gesellschaft, die es gewöhnt ist alles kaufen zu können, wird vor das Problem gestellt das Prinzip der Nächstenliebe wieder zu beleben gegenüber den eigenen Familienmitgliedern... aber auch gegenüber den Freunden, Bekannten, Nachbarn.

Sehr zu empfehlen zu diesem Thema: https://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_?...earch-alias%3Daps&field-keywords=Schirrmacher ... ungeschönte Wahrheiten auf den bitteren Punkt gebracht.

Elisabeth
 
WTF?
So, was machen wir jetzt? Ich tue mein bestes im Praxisalltag und bin Mitglied im DBfK.

Ich brauche einen Vorschlaghammer.

MfG

Ich sehe in der Tatsache, dass Tote in ihren Wohnungen mitunter erst nach drei Tagen entdeckt werden, keinerlei Angriff auf die Pflegefraktion.
 
Hallo Persephone,

geht mir ähnlich, liegt vtl daran mit welchem "Ohr" nach Schulz von Thun man den Artikel liest (ja, schon klar, in dem Fall: Auge).
Ich meine aber die 4 Ohren einer Nachricht...

Liebe Grüsse
Narde
 
Hallo Persephone,

geht mir ähnlich, liegt vtl daran mit welchem "Ohr" nach Schulz von Thun man den Artikel liest (ja, schon klar, in dem Fall: Auge).
Ich meine aber die 4 Ohren einer Nachricht...

Liebe Grüsse
Narde
... weiss jetzt gar nicht, was Du meinst :mrgreen:

Zurück zum Thema:
Ich sehe in dem Artikel eher KEINE Kritik an der Pflege, vielmehr wird hier der (blinde) Aktionismus der Verantwortlichen kritisiert, die die Ausgabenverschiebung im Gesundheitssystem noch verschärfen könnte. Zu Ungunsten der Pflegebedürftigen und der Pflegenden.

DIE WELT kommt in ihrem Artikel zur selben Studie u.a. zu dieser Aussage:
Mehr noch, sie belegen den engen finanziellen und zeitlichen Spielraum, den beispielsweise ambulante Hilfe derzeit hat. Hinzu kommt der schon länger kritisierte drohende Facharbeitermangel auch in der Altenpflege. Die Probleme hier sind schlechte Bezahlung und ein schlechtes Image.
Quelle: Senioren: Große Pflegestudie zeigt deutliche Missstände auf - Nachrichten Hamburg - WELT ONLINE
 
Natürlich ist der Artikel nicht gegen, sondern für die Pflege geschrieben. Die Studie spricht "für" die Pflege.
Abgesehen von dem "inkompetente Pflegekräfte" im zweiten Teil des Artikels.

Der Vorschlaghammer bezog sich dabei eher auf die Einstellung der Gesellschaft.

Naja, ich spitze meine Ohren (wie narde schon richtig feststellt) und versuche natürlich die sachliche Ebene hervorzuheben, ein wenig schwierig.

Wie motiviert man denn dann die Massen, Elisabeth?
Mehr Geld durch die Pflegeversicherung für Laienpflege in der häuslichen Umgebung?
Oder einfach garkein Geld mehr für Pflegeeinrichtungen?
Oder ein "Berufsverbot" während der Pflegebedürftigkeit eines Familienteils 1. Ordnung?

Wahnwitzige Gedanken.

MfG
 
Wie motiviert man denn dann die Massen, Elisabeth?
Mehr Geld durch die Pflegeversicherung für Laienpflege in der häuslichen Umgebung?
Oder einfach garkein Geld mehr für Pflegeeinrichtungen?
Oder ein "Berufsverbot" während der Pflegebedürftigkeit eines Familienteils 1. Ordnunun?

Die derzeitige Situation wirst du im großen Stil- also übergreifend auf alle Bevölkerungsschichten- nicht mehr erreichen können. Dafür haben sich die Grundgegebenheiten schon zu sehr manifestiert: 1-Kind-Ehen (sebst 2 Kinder sind eigentlich zuwenig zur Versorgung der Eltern), großer Anteil an Singles, Zerstörung der Urfamilie durch geforderte Flexibiltät am Arbeitsmarkt, begrenzte finanzielle Ressourcen duch Veränderungen im Bereich der Sozialabgaben (immer weniger Jobs mit sehr guten Verdiensten= hohe Abgaben), usw. .
Bleibt also nur: jeder ist sich selbst der Nächste. Das ist sicher nicht nett in den Ohren der Bevölkerung. Aber einen anderen Weg sehe ich nicht... es sei denn jemand ist für Lohnreduzierungen im Pflegbereich bis hin zum Nulltarif.

Und öffentlich gehört endlich mal diskutiert, dass die Pflegeversicherung nun mal keine Vollkaskoversicherung ist. Aber das darfst du öffentlich nicht sagen. Der Bürger möchte dies nicht hören und wenn es ihm mitgeteilt wird, dann überhört er es und schimpft auf den eigennützigen Staat. Es machte sich schon immer gut, die Fhler bei anderen zu suchen.

Also denkt dran, zukünftig heißt es nicht mehr: seid lieb zu euren Kindern, die suchen für euch das Pflegeheim aus... sondern der Satz wird umformuliert: seid lieb zu euren Kindern und lebt ihnen vor, dass die Versorgung der Altvorderen nicht allein Staatsaufgabe ist.

Elisabeth
 
Es ist in Zukunft wohl eher unwahrscheinlich, dass noch mehr die Familien die immer anspruchsvollere Pflege durchführen werden. Selbst wenn Kinder vorhanden sind - wer weiss denn, wo sie dann wohnen (müssen) z.B. wg. Arbeitsplatz. Ausserdem kann sich heute eine Pflege über Jahre hinziehen; aufgrund des med. Fortschritts sterben nur noch wenige an den Komplikationen der Bettlägerigkeit im Vergleich zur "guten alten Zeit", wo es z.B. keine Antibiotika oder Insuline gab.

Wir müssen uns bald entscheiden, wie es als Fazit auch in der Studie heisst, was uns wichtiger ist:

- die optimale High-Tech-Versorgung einiger weniger (= die es sich leisten können oder die von der "Gesellschaft" für "behandlungswert" befunden werden) bei Inkaufnahme eines unwürdigen Dahinvegetierens der großen Masse

oder

- angemessene Grundversorgung für alle bei Verzicht auf Überversorgung am Lebensende.

Da die Politik aber von diversen mächtigen Lobbyisten gesteuert wird wie Pharmaindustrie, Banken und Maschinenbau, denen der einzelne Mensch (= der, der nicht mehr arbeiten kann und nicht mehr viel konsumiert) herzlich egal ist, meine ich zu ahnen, wie die Entscheidung ausfallen wird.
 
Ich seh hier immer nicht ganz durch. Bin noch nicht so vertraut mit dem Gesundheitswesen. Das eigentliche Problem ist doch, dass es an Pflegekräften mangelt, oder?..Wie überall anders ja auch...

Aber was müsste man tun, um den Mangel an Pflegekräften wieder zu beheben...also was muss denn generell am Gesundheitswesen verändert werden? Höhere Versicherungsbeiträge oder finanzielle Schwerpunktverlagerung??
 
Umstrukturierung: z.B. einfache Tätigkeiten von "Hilfskräften", Anleitung der Hilfskräfte und ärztl Tätigkeiten von GuKs = es werden mehr Hilfskräfte und weniger GuKs gebraucht... will keiner aus der Pflegebranche

höhre Sozialabgaben... will kein Bürger

Ergo: es bleibt, wie es ist.

Elisabeth