Aufhängen von Urinbeuteln

Sativa

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21.12.2009
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21
Beruf
Krankenschwester, Fachschwester Anästhesie / Intensivtherapie
Akt. Einsatzbereich
interdisziplinäre Intensivstation
Hallo,

nachdem ich mich durch den Thread zum Thema "Abklemmen des Urinbeutels beim umlagern des Patienten" gekämpft habe, möchte ich nun eine ähnliche Frage stellen, für die ich selber zwei verschiedene jeweils "hausinterne" Lösungen erlebt habe.

In meinem alten Haus musste der Schlauch des Urinbeutels

  1. unter dem Bein des Patienten liegen und
  2. sollte der Urin im stetigen Gefälle ablaufen. Bildete sich ein "u", also eine Schlaufe, dann gab es mächtig Ärger, weil sich dann ja Urin zurückstauen könnte.
In meinem neuen Haus muss

  1. der Urinschlauch zwingend über dem Bein des Patienten liegen und
  2. wird genau die oben erwähnte Schlaufe gewünscht und der Schlauch extra so geführt, dass sich das "u" bildet.
Meiner Meinung und Beobachtung nach ist es egal, ob der Schlauch oberhalb oder unterhalb des Beines liegt. Im ersteren Fall entsteht leichter ein Zug (Gefahr der Dekonnektion) und wenn der Patient das Bein aufstellt liegt der Schlauch in der Leiste und sorgt insbesondere bei Frauen für Druckstellen an den Schamlippen. Liegt der Schlauch unterhalb des Beines entsteht kaum / seltener ein Zug, dafür entsteht die Druckstelle unterhalb des Beines und wenn der Patient sein Bein versehentlich auf den Schauch stellt (und sich dann dreht) kommt es auch schon mal zur Dekonnektion von DK und Schlauch. Also ist es hin wie her?

Zur Führung des Schlauches kann ich sagen, dass es bei Patienten die viel / ausreichend Urin produzieren beinahe egal ist, dann läuft trotz der Schlaufe immer Urin nach. Bei Patienten mit wenig Urinproduktion läuft dieser aber deutlich langsamer oder stagniert sogar zeitweise.

Wie macht ihr es bei euch bzw. gibt es sachliche Argumente für die eine oder andere Variante? Gibt es evt. eine 3. Möglichkeit?

Interessiert wartend und :gruebel:
Sativa
 
Also erstmal das Wichtigste: Durch das U kann sich kein urin ZURÜCKstauen - wie sollte das physikalisch gehen?!

Ich lege den Schlauch zu 98% ÜBER das Bein - und lehre das auch so.
Unterhalb gibt Druckstellen, oberhalb habe ich niemals eine beobachten können - auch nicht an den Schamlippen.
Unterhalb lege ich nur bei Ausnahmefällen. Manchmal kann sich so ein Pat den DK nicht ziehen, bzw kommt dort nicht mal eben so dran...

Dem Zug, durch das laufen oberhalb des beines, wirke ich entgegen, indem ich den Schlauch locker an der Unterlage oÄ anklemme (bei uns ist eine Klemme am Schlauch), sodass er oberhalb relativ locker liegt.
 
Entsteht im aufsteigenden Teil des U's nicht eine Wassersäule mit entsprechendem Gewicht?

Wieso sollte die Blasenentleerung durch das U nicht erschwert sein?
 
Es ist ja irrelevant, ob es minimal mehr "Druck" benötigt um abzufließen. Es ist immernoch, dank Schwerkraft und niedriger hängendem Beutel alles abfließbar.
Und zurückfließen (darum ging es) kann es schonmal garnicht.
 
Hallo Sativa, wie ich lese, arbeitest Du auf einer ITS, so dass die Pat. häufig im Bett liegen. Dann hängt der Urinbeutel am Bett und der Schlauch über dem Bein.
Beim Lagern kann der Beutel auch mal im Bett liegen, dauert ja keine Stunden. Dann sollte er wieder unter Blasenniveau platziert werden.
Bei Mobilisation in den Rollstuhl oder zu Therapien würde ich immer einen Beinbeutel bevorzugen. So sage ich es auch meinen Schülern.
Einen Rückfluss von Urin habe ich auch noch nicht erlebt.
Was aber passieren kann, ist dass der Urin nicht mehr abfließt, wenn der Katheter abgeknickt ist.
 
Bei Mobilisation in den Rollstuhl oder zu Therapien würde ich immer einen Beinbeutel bevorzugen. So sage ich es auch meinen Schülern.
Nur für mein Verständnis, du würdest vom "Aufhängebeutel" zum Beinbeutel und nach der Mobilisation wieder zum "Aufhängebeutel" wechseln?

Für eine Mobilisation braucht es dann zwei neue Beutel, das ist aber ziemlich unwirtschaftlich.
 
Nur für mein Verständnis, du würdest vom "Aufhängebeutel" zum Beinbeutel und nach der Mobilisation wieder zum "Aufhängebeutel" wechseln?

Für eine Mobilisation braucht es dann zwei neue Beutel, das ist aber ziemlich unwirtschaftlich.

Hallo narde, die Schlauchenden der Katheterbeutel kann man steril abdecken, den Katheter desinfizieren und um das geschlossenen System zu erhalten auch abklemmen. Wird in vielen Einrichtungen so gemacht und aufgrund von Bedenken auch von der Hygiene abgenommen.
Ich selbst habe auf einer ITS in einer neurologischen Reha gearbeitet. Hier haben wir dann ganz auf Beinbeutel umgeschwenkt, die auch Nachts verwendet und am Bett befestigt werden, aber leider nicht soviel Fassungsvermögen haben.
 
Ich würde auch nicht ständig wechseln!

Man sollte so wenig wie möglich das geschlossene System diskonnektieren! RKI Aussage.
Jeden Tag 2x Minimum ist sicher nicht so selten wie möglich ;)

Außerdem sehe ich überhaupt keinen Sinn darin! Wozu??
 
Hallo Sativa!

Diese Diskussion hatte ich auch schon ein paar Mal mit Kollegen.
Ich persönlich handhabe es so: ist mein Patient wach und aus etwas selbständig im Bett mobil, wird der DK-Schlauch immer übers Bein gelegt, weil er ihn sonst evtl. abklemmt, wenn er sein Bein drauf lagert.
Aber bei einem sedierten/immobilen Patienten lege ich den DK Schlauch gerne unter das hoch gelagerte Bein und achte drauf, dass er nicht abgeklemmt wird bei Mikro-Lagerungen die evtl. durch den Pat. geschehen.
Bei Patienten mit sehr schlechter Diurese denke ich, kann man so den Urin besser ableiten.
Beinbeutel kommen bei uns auch garnicht zum Einsatz. Die meisten Pat. haben so viele Schläuche, Drainagen... da stört mich der eine Blasenkatheter auch nicht mehr bei der Mobilisation in den Sessel.

Liebe Grüße Julia
 
Hallo narde, die Schlauchenden der Katheterbeutel kann man steril abdecken, den Katheter desinfizieren und um das geschlossenen System zu erhalten auch abklemmen. Wird in vielen Einrichtungen so gemacht und aufgrund von Bedenken auch von der Hygiene abgenommen.
Mit was steril abdecken?
Wie wird eine sichere Kontamination verindert?

Ich verstehe auch den Sinn nicht, was spricht dagegen einen Beutel vor der MOB zu entleeren?
Ich muss auch Maniac zustimmen, RKI konform ist es nicht und unsere Hygiene war kurz vor dem Schlaganfall als ich zurückgefragt habe.

Mir persönlich ist es eigentlich egal wie der Schlauch läuft, solange es nicht zu Druckstellen und zum Abklemmen oder zur Diskonnektion kommt.
 
Es ist ja irrelevant, ob es minimal mehr "Druck" benötigt um abzufließen. Es ist immernoch, dank Schwerkraft und niedriger hängendem Beutel alles abfließbar.
Und zurückfließen (darum ging es) kann es schonmal garnicht.


Ich denke, dem Threaderöffner ging es schon darum, ob ein "U" den Abfluss des Urins aus der Blase erschwert. Daß der Urin durch eine solche Schlauchposition nicht zurückfließt, ist eigentlich selbstverständlich.

Durch die Schlaufe wird mehr Druck benötigt, damit der Urin aus der Blase abfließen kann. In der Blase ist eine Restharnmenge von 10ml normal. Bei liegendem DK ist eine Restharnmenge von 0 ml normal. Wenn nun der Urin das "U" überwinden muß, ist mehr Druck notwendig, und es ist Denkbar, daß mehr Restharn in der Blase verbleibt und somit auch die Gefahr eines Infektes steigt.

Ich würde sagen, wenn möglich, sollte die Schlaufenbildung vermieden werden, außer es handelt sich um einen unruhigen Patienten der sich den DK vielleicht selbst zieht.
 
Herzlichen Dank für alle Antworten und Beiträge zu meiner Frage und drumrum. Ich finde es prima, wie viele verschiedene Gedanken zu diesem Thema aufkommen.

@praxisanleiter23: Deine Vermutung ist richtig, da habe ich mich sicher etwas unglücklich ausgedrückt. Was ich selber schon beobachtet habe ist, dass nach einer bzw. zwei Stunden sehr wenig Urin in der Stundenmessung ist wenn der Schlauch als "u" hängt. Lege ich ihn ohne "u" hin läuft der "angestaute" Urin ab. Dadurch kam ich auf meine Frage.

@Maniac: Du hast sicher Recht, dass sich nichts zurückstauen kann durch das "u", es kommt wohl "nur" zu einer erschwerten Entleerung der Blase, weil mehr Druck benötigt wird um die Schlaufe zu überwinden. - Urinbeutel mit kleinen Klemmen am Schlauch zum fixieren des Schlauches haben wir auch.

@nurse-nicolle: Bei uns gibt es auch keine Beinbeutel, und das häufige dekonnektieren des Urinsystems ist ja auch nicht gewollt.

Gruß Sativa
 
@praxisanleiter23: Deine Vermutung ist richtig, da habe ich mich sicher etwas unglücklich ausgedrückt. Was ich selber schon beobachtet habe ist, dass nach einer bzw. zwei Stunden sehr wenig Urin in der Stundenmessung ist wenn der Schlauch als "u" hängt. Lege ich ihn ohne "u" hin läuft der "angestaute" Urin ab. Dadurch kam ich auf meine Frage.
Das heisst:

Wenn du bei einem normal aufgehängten Beutel (mit U), den Beutel mal etwas vom Bett weg hältst, so dass der Schlauch gerade hängt, so fließt plötzlich urin nach, wo vorher keiner war?
Oder leert sich dadurch nur das U?

Ist ja relativ simpel zu testen...
 
Nabend!

Das ist es wohl und ich setze ganz klar auf den Resturin des U´s!

great
 
Hallo!

Ich arbeite in einer Pflegeeinrichtung für schwerstbehinderte Menschen. Wir lassen uns immer Urinbeutel mit langem Ablaufschlauch verschreiben, damit wir den Schlauch zwischen den Beinen bis zu den Füßen führen können und dann erst zur Seite weg zum Urinbeutel.Bei hochgelagerten Beinen wird er für diese Zeit über den OS gelegt.
Wenn wir unsere Leute in den Rolli oder Cullacare mobilisieren, wird der Urinbeutel nicht gewechselt, er hängt dann unter der Sitzfläche an einer Querstrebe (Wir haben fast ausschließlich angepasste Rollis, die sind im Vergleich zu den Klapprollis riesig, so dass der lange Schlauch da echt entgegenkommt), er ist dann auch etwas aus dem Sichtfeld.
Bei Bewohnern, die noch laufen nehmen wir Beinbeutel (hatten wir in den letzten 5 Jahren 1x)
togesch

togesch
 
Das heisst:

Wenn du bei einem normal aufgehängten Beutel (mit U), den Beutel mal etwas vom Bett weg hältst, so dass der Schlauch gerade hängt, so fließt plötzlich urin nach, wo vorher keiner war?
Oder leert sich dadurch nur das U?

Ist ja relativ simpel zu testen...


Yep, habs jetzt drei mal getestet, sieht schlecht aus für das U. Danke Maniac.
 
ALso ich habs jetzt heute auch ein paar mal getestet - bei mir läuft nur der Schlauch leer - dann kommt nichts mehr...
 
Hi,
Solange der Beutel unterhalb des Blasenniveaus hängt, macht auch ein U nichts aus.

Der Urin fließt in das U und bildet einen Spiegel.
Der Spiegel steigt normalerweise Seitengleich an.

Genau gleich wie beim Siphon unter der Spüle.

Gruß Tobi^
 
Hi,
Solange der Beutel unterhalb des Blasenniveaus hängt, macht auch ein U nichts aus.

Der Urin fließt in das U und bildet einen Spiegel.
Der Spiegel steigt normalerweise Seitengleich an.

Genau gleich wie beim Siphon unter der Spüle.

Gruß Tobi^

Genau so habe ich es auch gelernt. Beutel immer unter Blasenniveau, einfach nie so handhaben, das Urin die Möglichkeit hat zurückzufließen. Ich kenne das, wenn Urin im "U" des Schlauches ein wenig "steht", der würde aber nur mit erheblicher Einwirkung zurückfliessen. Sobald weiterer Urin kommt, fliesst der schon in den Beutel.