Ätzstift (Höllenstein) bei überschüssigem Narbengewebe

Neuromaus

Poweruser
Registriert
23.12.2018
Beiträge
900
Beruf
Ges.- u. Kinderkrankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Studentin
Hat von euch schonmal jemand was davon gehört, überschüssiges Narbengewebe mit dem Ätzstift wegzuätzen. Eine Schülerin bei uns erzählte, dass sie das in der Chirurgie so kennengelernt hätte. Von uns kannte das jetzt so explizit dafür aber keiner. Wir nutzen den Ätzstift eher selten, aber wenn, dann meistens für "wildes Fleisch" an PEG-Eintrittsstellen, wenn es damit Probleme gibt. Mir kommt es auch irgendwie spanisch vor, aber ich lerne gerne was dazu. Also hat jemand Erfahrung damit? Und wenn ja, was für welche?

P.S.: Mit Ätzstift meine ich diese Silbernitrat-Stäbchen.
 
Hmm... wir haben in der Notaufnahme die Höllenstein Ätzstäbchen (Silbernitrat - Kalumnitrat Ätzstäbchen) für bestimmte (ich nenne es jetzt mal z.B. "kapillär quellende") blutende Wunden, welche nicht zum Nähen sind und nicht mit Adrenalin (oder dem OffLabel-Äquivalent Otriven® bzw. Xylometazolinhydrochlorid) zu stillen sind. Manche Ärzte schwören drauf, manche fassen die Teile nicht an. Einige bevorzugen es wohl wegen des schnellen und deutlichen Effektes. Eine Alternative hier wäre z.B. der Elektrokauter... aber auch da scheuen manche den Einsatz in diesem Bezug. Gut denkbar, dass damit auch Narbengewebe mehr oder weniger präzise "weggeätzt" werden kann. Als Praxistipp, und wenn es sich nicht um offene Wunden handelt, wie bei der Anwendung zur Blutungsstillung, empfiehlt es sich das zu verschonende Gewebe in nächster Nähe mit z.B. Vaseline zu präparieren und somit nur das zu "behandelnde Gewebe" zu befeuchten (mit "Aqua", meine ich - NaCl 0,9% neutralisiert die Wirkung, wenn ich das richtig im Kopf habe). So kann die Ätzstäbchenanwendung gezielter bzw. sicherer durchgeführt werden (wenn es sich jetzt zum Beispiel um Warzen oder unerwünschte Geschwüre handelt). Wie zielführend es ist speziell Narbengewebe damit zu behandeln, mag man aber gut bezweifeln können. Schließlich verursachen auch Verätzungen wiederum Narben und dadurch, dass das reagierende Silbernitat adstringierend, also gewebs-zusammenziehend bzw. gerbend wirkt lässt sich auch mit dieser Anwendung keine ursprüngliche Elastizität der Haut an der Stelle der Narbe wiederherstellen. Vielleicht lässt sich damit der Umfang von Narbengewebe etwas eingrenzen... da speziell fehlt mir dann aber doch die Erfahrung dafür. Das würde noch fehlen, dass PatientInnen die Notaufnahme aufsuchen um unliebsames Narbengewebe entfernen bzw. verringern zu lassen. :lol1:

Alles in Allem nehme ich persönlich die Stäbchen, zur Anwendung am Patienten, nicht in die Hand - ich zeig den ChirurgInnen halt, wo die Teile bei uns lagern und alles andere machen die dann selbst. Des ist denen ihr Job... möchte ich mir auch nicht delegieren lassen (wenn das überhaupt zulässig wäre bzw. sein könnte).
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: Neuromaus
Wie zielführend es ist speziell Narbengewebe damit zu behandeln, mag man aber gut bezweifeln können. Schließlich verursachen auch Verätzungen wiederum Narben und dadurch, dass das reagierende Silbernitat adstringierend, also gewebs-zusammenziehend bzw. gerbend wirkt lässt sich auch mit dieser Anwendung keine ursprüngliche Elastizität der Haut an der Stelle der Narbe wiederherstellen.
Das finde ich einen sehr berechtigten Einwand.
Des ist denen ihr Job... möchte ich mir auch nicht delegieren lassen (wenn das überhaupt zulässig wäre bzw. sein könnte).
Das machen bei uns auch die Ärzte (also bei den Wucherungen, nicht bei Narben), weil wir das nicht wollen. Gute Frage, ob wir es dürften.
 
Ich musste den Ätzstift lange verwenden für das furchtbare wilde Fleisch welches mir immer ausm PEG Stichkanal rauswächst, es gibt nur eine Gastro hier in der Umgebung die das ordentlich mit dem Couter macht und kann, leider, denn ich finde, die Silbernitratstäbchen verursachen/verschlimmern eher Narbengewebe und nach einer Woche ist nur noch Hackfleisch im Stichkanal, zumindest bei mir( vor allem wenn es jemand macht, der noch nie damit zu tun hatte).
Früher wurde das oft gemacht, deshalb wird es von etwas "erfahreren" Ärzten oder PP noch benutzt oder empfohlen. Große Kliniken, die nicht gerade am A der Welt sind (mit Ausnahmen), machen es aber eher mit dem Couter in 2 Sitzungen. Geht auch ohne Sedierung etc, die Volt müssen nicht allzu hoch sein, man hält es ganz gut aus. In etwa vergleichbar mit Beinen epilieren und es ist schön sauber hinterher, außerdem hält es länger. Hab mir in der letzten Sitzung gerade das durch den Ätzstift aufgetretene Narbengewebe mitentfernen lassen, bisher ist noch nicht wirklich was nachgewachsen, nur Fibrin kommt grad viel.
 
denn ich finde, die Silbernitratstäbchen verursachen/verschlimmern eher Narbengewebe und nach einer Woche ist nur noch Hackfleisch im Stichkanal, zumindest bei mir( vor allem wenn es jemand macht, der noch nie damit zu tun hatte).
Diese Erfahrung haben wir bei unseren Patienten noch nicht gemacht. Meistens dauert es bei vorsichtiger und gezielter Anwendung der Ätzstäbchen relativ lange, bis das "wilde Fleisch" wirklich weg ist, aber dann ist auch gut. Probleme hat es beim Ätzen oder danach bisher nicht gegeben. Aber wir wägen auch sehr sorgfältig ab, bevor wir das machen. Nicht jede Wucherung aus der PEG-Eintrittsstelle muss direkt geätzt werden.
 
Ja, bei mir ist es leider nötig, aber ich hab ne zeitlang den Kanal im Heim geätzt bekommen vom PP dort, das sowas noch nie vorher gesehen hat, nachher war da wirklich nurnoch Hackfleisch, sodass dann nochmal ne Totalsenierung mit dem Couter nötig war, und auch Narbengewebe das durch unsachgemäße Behandlung enststanden ist mitgemacht werden musste. Es ist halt 2x ein kleiner "Eingriff", aber auf längere Sicht mit Erfolg, den ich bei den Ätzstiften jetzt nicht hatte, aber ich habe jetzt nur die eigene Erfahrung widergegeben, mit Sicherheit kann auch der Ätzstift das Mittel der Wahl sein. Ich persönlich würde den Couter aber immer vorziehen.
 
Hört sich so an, als sei der Ätzstift bei dir "ein bisschen" zu aggressiv genutzt worden...
 
Eher zu Trampelig :D Anstatt gezielt aufs wilde Fleisch, einfach mal ne Runde durch den Stichkanal gedreht. Habs später dann lieber selbst gemacht. Dennoch würde ich persönlich, wenn ich die Wahl habe, immer den Couter wählen, ich fühl mich einfach wohler nach der Behandlung. Muss halt jeder für sich entscheiden, die Ätzstifte sind ja jetzt nicht so teuer und auch kein hochkomplexes Verfahren, im Zweifelsfall dann halt einfach mal ausprobieren.
 
Du sagst es :D Und das dann wieder mit dem Ätzstift richten zu wollen hat nicht wirklich viel Erfolg gezeigt :D