Es gibt keine Dienstverpflichtung - außer im Verteidigungsfall, den der Bundestag beschließen muss.
In den Katastrophenschutzverordungen der Länder ist keine solche Regelung festgelegt.
Hausinterne Katastrophenpläne können auch keine Dienstverpflichtung festlegen.
Genau aus diesem Grund sucht Herr Spahn ja nach einem Weg, wie er schneller genügend Personal im Pandemiefall rekrutieren kann. Diese gesetzliche Regelung gibt es aber noch nicht, und sollte es sie geben, wird sich zeigen, ob eine solche Dienstverpflichtung oder Zwangsrekrutierung, oder wie auch immer man es dann nennen wird, vor dem Bundesverfassungsgericht Bestand haben wird.
Also locker bleiben.
Was es tatsächlich gibt, ist die Alarmierungskaskade einiger oder aller Mitarbeitenden im Katastrophenfall. Dieser wird aber von der örtlichen zuständigen Behörde ausgerufen und nicht von einem Klinikarbeitgeber. Und sollte es zu einer solchen Alarmierung kommen, dann erwartet (!) der Arbeitgeber völlig zurecht, dass all jene Pflegekräfte/Ärzte/sonstige Mitarbeiter, denen es möglich ist, sich außerplanmäßig zum Dienst einzufinden. Das bedeutet aber nicht, dass man betrunken oder sonstwie desolat zum Dienst erscheinen muss, es bedeutet auch nicht, dass man seine Kinder unbeaufsichtigt lassen muss, es bedeutet schlicht, dass man freiwillig zum Dienst kommt.
Der aktuelle Pandemiefall unterscheidet sich insofern von einer anders gearteten Katastrophe, dass man normalerweise bei zB einem MANV (Massenanfall von Verletzten) von einer zeitlich begrenzten Katastrophe ausgehen kann.
Im aktuellen Pandemiefall müssen wir aber damit rechnen, dass die Situation außer Kontrolle gerät und sich über viele Wochen strecken kann. Dann muss irgendwie unter diesen Bedingungen Katastrophenmedizin betrieben werden und irgendwie der Betrieb weitgehend aufrecht erhalten werden unter Berücksichtigung des Personalschutzes. Wie das funktionieren soll, das weiß aktuell niemand so richtig, da unser Gesundheitssystem auf eine solche Belastung nicht ausreichend vorbereitet ist.
Man kann davon ausgehen, dass auch hier Personal erkrankt und dienstunfähig ist bzw. in Quarantäne muss. Eine mögliche Lösung könnte dann zB so aussehen, dass man das Schichtsystem kurzfristig ändert von 3 auf 2 Schichten. Damit liessen sich diese Schichten einfacher besetzen. Bedeutet aber wiederum eine höhere Belastung für alle Beteiligten und kann auch zu höherem Krankenstand führen. Muss also wohlüberlegt sein.
Ich möchte ehrlich gesagt nicht in der Haut von den verantwortlichen Leitungen stecken, die mit dieser Situation irgendwie umgehen lernen müssen. Aber in so einer Krise wird sich zeigen, wer Führungsqualitäten hat, und wer nur Schaumschläger ist. Wenn am Ende die Leitungsebenen von all den Schaumschlägern befreit sind, haben wir vielleicht sogar etwas gewonnen
Wie auch immer, wir sind gerade noch in der Ruhe vor dem Sturm. Aber es werden anstrengende Zeiten auf uns alle zukommen und wir werden zusammenstehen und unser Bestes geben - wie immer schon - und hoffentlich werden wir dann auch am Ende gemeinsam aufstehen und der Politik und den Menschen das Schild "Systemrelevant" so lange um die Ohren hauen, bis die Arbeitsbedingungen für uns alle grundsätzlich und endgültig verbessert werden.
Gruß spflegerle