Magenspülung

Meggy

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26.06.2006
Beiträge
388
Ort
bei Trier
Beruf
freiberufliche Kinderkrankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Familienberatung, Dozentin im Gesundheitswesen
Hallo KollegInnen,

Magenspülungen sind ja nicht mehr der Weisheit letzter Schluss bei Vergiftungen.
Bei welchen Indikationen werden sie noch durchgeführt?

Liebe Grüße,
Meggy
 
Antidotarium
Magenspülung
Die Magenspülung ist ein invasiver Eingriff mit unsicherer Effizienz und einer beträchtlichen Komplikationsrate (< 3 % Aspiration). Die Indikation ist daher nach strengen Kriterien zu stellen, und die Durchführung setzt unbedingt entsprechende Erfahrung voraus.

Indikationen
Diese orientieren sich an der Substanz, der eingenommenen Menge und am klinischen Zustandsbild in Relation zum Ingestionszeitpunkt. Ingestion hochgiftiger Stoffe in potentiell lebensbedrohlicher Dosis innerhalb einer Zeitspanne, die noch eine Elimination ausreichender Mengen aus dem Magen gewährleistet (ca. 1 Stunde), bzw. bei fehlender Wirksamkeit (z. B. gegenüber Schwermetallen) von bzw. bei Kontraindikation für Aktivkohle.

Kontraindikationen
  • Ingestion korrosiver Substanzen bei geringer Systemtoxizität oder Verdacht auf Ösophagus*oder Magenperforation
  • fehlende eindeutige Indikation
  • mangelnde technische Erfahrung
Durchführung
[...]

Hinweise
  • Magenspülung nur unter endotrachealer Intubation bei Koma Aspirationsgefahr, organischen Lösungsmitteln, Petroldestillaten, schaumbildenden oder korrosiven Stoffen.
  • Das Lumen des Magenschlauches muß so weit sein, daß Tabletten oder Dragees etc. ungehindert passieren können (Kind: 9-12 mm, Erw.: 18 mm).
  • Bei Verdacht auf Ingestion größerer Mengen und Verklumpungstendenz: röntgenologische bzw. endoskopische Abklärung.
  • Aufgrund des beträchtlichen Komplikationsrisikos und einer äußerst limitierten Effizienz, die sehr von einer optimalen Technik abhängt, ist die Magenspülung nur unter stationären Bedingungen zulässig.
  • Abklemmung des Schlauches vor Entfernung, um Aspiration zurückfließender Spüllösung zu vermeiden.
  • Nach Abschluß der Spülung Instillation von Aktivkohle je nach Indikation.
 
Hallo Meggy,

Magenspülungen haben in den letzten 10 Jahren zum Glück ganz rapide abgenommen. Gespült wird nur noch wenn die Intoxikation nicht länger als max. 1,5 Stunden zurückliegt. Die Indikation wird sehr streng gestellt in Absprache mit dem Giftnotruf.
Es wird auch nur bei intubierten Patienten gespült.
Bei wachen Patienten wird ein Brechsirup verabreicht, ebenfalls nach strenger Indikation.
Was aber fast alle intoxikierten Patienten verabreicht bekommen ist Aktivkohle.

Schönes Wochenende
Narde - die Magenspülungen nicht vermisst
 
Bei wachen Patienten wird ein Brechsirup verabreicht, ebenfalls nach strenger Indikation.
Ohne davon so wirklich viel Ahnung zu haben, habe ich bei gerade genanntem Link auch Folgendes gelesen

Induzierte Emesis
Diese Methode sowohl mit Sirupus ipecacuanhae als auch vor allem mit Kochsalz ist heute als obsolet zu betrachten.
 
Hallo Maniac,

ich habe auch geschrieben: NACH STRENGER INDIKATION!

Liebe Grüsse
Narde