Krankenhauszusatzversicherung/Chefarztbehandlung

Lingla79

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11.10.2020
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Sehr geehrte Foren-Mitglieder,

Ich bin weder im medizinischen Bereich beruflich tätig, noch habe ich andere Berührungspunkte zur Medizin oder Versicherungen.
Ich habe mich hier angemeldet um mich und meine Familie bestmöglich abzusichern. Mich interessiert das Wissen von medizinischem Fachpersonal zum Thema Krankenhauszusatzversicherung/Chefarztbehandlung.
Ob wir auf einem Einzelzimmer liegen würden, ist uns nicht wichtig. Uns ist wichtig die bestmöglichste medizinische Versorgung zu erhalten vielleicht auch im Hinblick auf den Corona-Winter.

  • Ist eine solche Versicherung Eurer Meinung nach und nach Euren Erfahrungen dringend zu empfehlen?
  • Welche Vor- und Nachteile seht Ihr für den Versicherten in solchen Versicherungen?
  • Ist es für das medizinisches Personal ein anderes Arbeiten wenn jemand so eine Versicherung hat?

Ich bedanke mich bereits jetzt für Rückmeldungen!
 
Ist es für das medizinisches Personal ein anderes Arbeiten wenn jemand so eine Versicherung hat?
Zumindest diese Frage kann ich aus meiner Sicht beantworten: Nein, für mich spielt es keine Rolle, wie ein Patient versichert ist. Ob unversichert, gesetzlich oder 1-Bett-Chef, für mich sind alle gleich, und von mir gibts weder Sonderbehandlung, noch Privilegien. Die Unterbringung erfolgt nach Versicherungsstatus, ansonsten pflege ich Menschen, keine Versicherten.
Ich kenne Kollegen, die bei Privatversicherten im Boden versinken, den roten Teppich ausrollen und dem Patienten Zucker in den Ar*sch blasen. Solches Katzbuckeln widert mich an. Man kann alle Patienten gleichermaßen wertschätzend und freundlich behandeln, sodass es keinen Mehraufwand bedeutet, zuvorkommend zu einem Privatpatienten zu sein.

Einzige Ausnahme: Wenn ein Privatpatient meint, aufgrund seines Versichertenstatus Privilegien in der Behandlung erwarten und konsequent einfordern zu dürfen, und dann den nötigen Respekt fehlen lässt, dann werde ich biestig und lasse ihn konkret spüren und wissen, dass er nur einer von vielen ist. Für diese Lernerfahrung haben mich bestimmt schon einige gehasst und verflucht, aber ich brate niemandem eine Extrawurst auf meiner Normalstation.
 
Meine Erfahrungen mit Chefarztbehandlungen in meinem Umfeld waren früher eher negativ weil Chefärzte öfter
weniger Ahnung hatten als andere Ärzte.
Oder andere Ärzte haben sowieso die Behandlung übernommen und vom Chef wurde nur mal ein Besuch gemacht oder ähnliches.
Deshalb habe ich z.B. meinen Eltern, die diese Behandlungen in ihrer Versicherung hatten, immer davon abgeraten.
Damit sind sie über viele Jahre sehr gut klar gekommen.
Ich kann aber nicht sagen, ob sich da in den letzten paar Jahren etwas geändert hat und pauschal lässt sich das sicher
auch nicht immer sagen.

Ganz klarer Nachteil privat Versicherter ist, dass versucht wird unnötige Untersuchungen zu machen.
Das habe ich immer wieder erlebt in meiner Familie.
Z.B. vom Röntgen ohne Sinn und Verstand bis zur Zystoskopie, wo bei normal Versichertem erst mal eine Urinuntersuchung gemacht
worden wäre.

Vorteil war, dass sie alle Medikamente nachgeschmissen bekommen haben, an die andere Patienten evtl. nicht so gut kamen.
Zumindest bei den Hausärzte war das so, im Krankenhaus eher nicht.
Und bei Terminvergaben gab es eindeutige Vorteile.


In der Pflege werden bei mir alle Patienten gleich behandelt.
Ich mache für alle das, was möglich ist, ist auch noch nie anders gewesen.
 
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Ich kann meinen Kollegen nur zustimmen. Das Pflegepersonal sieht von den Versicherungsbeiträgen gar nix, deshalb machen sie auch keinen Unterschied. Die Kohle wandert ins Portemonnaie der Chefärzte, die abgesehen von OP etc. und Visite meist nichts machen, sondern machen lassen.

Und wenn ein "Privater" meint, er hätte bei mir irgendwelche Privilegien: hat er nicht. Ich pflege jeden, so gut ich kann. Der Geldbeutel ist da nicht ausschlaggebend.
 
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  • Ist es für das medizinisches Personal ein anderes Arbeiten wenn jemand so eine Versicherung hat?

Ich als Krankenschwester bin übrigens KEIN medizinisches Personal, sondern -O Wunder - Pflegerisches

Ich denke schon, dass das medizinische Personal anders arbeitet bei privat versicherten Menschen
 
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Entschuldigt bitte, dass ich mich falsch ausgedrückt habe. Ich meine alle Menschen die mit Patienten zusammen arbeiten. Vor allem die pflegenden.
 
Die Wahlleistungszimmer sind bei uns - wir sind gerade in ein neues Gebäude gezogen - ein wenig luxuriöser als die der gesetzlich Versicherten: kleiner Kühlschrank im Nachttisch, etwas schickere Badezimmeramaturen, sowas.

Die medizinische Versorgung ist weitgehend identisch; Privatversicherte werden zwar von Ober- oder Chefärzten betreut, eventuell scharwenzelt mancher auch mehr um sie herum. Sie erhalten aber keinesfalls "bessere" Medikamente o.ä.
 
Lis dir mal alles gut durch - was du da einkaufen möchtest - die Pflege ist da nicht bei.
Du kaufst dir den Anspruch auf 1-oder 2-Bett Zimmer, entsprechende Hotelleistung und Chefarztbehandlung.
Pflege ist wie bei jedem Patienten! Ob Odachlos oder Multimilliadär - für die Pflege ist die Privatversicherung egal.
Allerdings habe ICH den Anspruch alle Menschen menschenwürdig/mit Achtung/mit Respekt zu pflegen - unabhängig von jeglicher Versicherung
 
Der TE will ja auch nicht die beste Pflege, sondern
die bestmöglichste medizinische Versorgung
. Verständlich, die will im Fall des Falles sicherlich jeder Betroffene.

Nun kann es in manchen Fällen gut sein, wenn der sehr erfahrene Chef selbst das Skalpell schwingt, aber gerade bei COVID-19 dürfte der Unterschied gesetzlich oder privat versichert egal sein. Auf den COVID-Stationen wird kaum jemand auf das Wahlleistungszimmer pochen können, und auf Intensivstation gibt es ohnehin keine Unterschiede in der Unterbringung mehr.
 
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Ich selbst habe seit 30 Jahren eine private Zusatzversicherung für den stationären Bereich, die ich bisher zweimal in Anspruch genommen habe.
Das erste Mal als ich in der Frühschwangerschaft mit Blutungen stationär lag und der CA mir aufgrund einer falsch berechneten Schwangerschaftswoche und somit für ihn nicht intakter Schwangerschaft einen Termin zur Ausschabung gegeben hat, bin ich aus dem KH geflüchtet. Mein Sohn ist heute 25 Jahre alt!
Das zweite Mal hat der CA mich vor einer -von seinem OA verordneten- 6-wöchigen Liegezeit im KH bewahrt bei Wirbelbrüchen nach Unfall und mich mit einem Korsett nach Hause gelassen.

Es kann also gut sein, eine CA-Behandlung abgeschlossen zu haben....muss es aber nicht....

Was mir an meiner Zusatzversicherung aber immer wichtig war und auch noch ist, ist das Einbettzimmer. Für mich persönlich ist es ein Graus, mit fremden Menschen den ganzen Tag ein Zimmer teilen zu müssen.

Das ist allerdings ein Rechenexempel. wenn ich die Beiträge der letzten 30Jahre zusammenrechne, könnte ich im Bedarfsfall auch ohne Zusatzversicherung ein Einbettzimmer zuzahlen und hätte im Vergleich zur Versicherung immer noch ein sattes Plus.....

Für mich als Krankenschwester ist allerdings der Versicherungsstatus der Patienten sowas von hulle. Ich bekomme auch Pickel, wenn sich Privatversicherte ganz wichtigtuerisch in der Notaufnahme anmelden mit dem "dezenten" Hinweis auf ihre Versicherung. Meist bekommen sie von mir augenzwinkernd den Hinweis "Privat? Ok, nicht schlimm, wir behandeln Sie trotzdem"
 
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Sehr geehrte Foren-Mitglieder,

Ich bin weder im medizinischen Bereich beruflich tätig, noch habe ich andere Berührungspunkte zur Medizin oder Versicherungen.
Ich habe mich hier angemeldet um mich und meine Familie bestmöglich abzusichern. Mich interessiert das Wissen von medizinischem Fachpersonal zum Thema Krankenhauszusatzversicherung/Chefarztbehandlung.
Ob wir auf einem Einzelzimmer liegen würden, ist uns nicht wichtig. Uns ist wichtig die bestmöglichste medizinische Versorgung zu erhalten vielleicht auch im Hinblick auf den Corona-Winter.

  • Ist eine solche Versicherung Eurer Meinung nach und nach Euren Erfahrungen dringend zu empfehlen?
  • Welche Vor- und Nachteile seht Ihr für den Versicherten in solchen Versicherungen?
  • Ist es für das medizinisches Personal ein anderes Arbeiten wenn jemand so eine Versicherung hat?

Ich bedanke mich bereits jetzt für Rückmeldungen!


Hallo

Ich bin Versicherungskf und GuK.

Um deine Frage direkt zu beantworten. Nein im Fall X wird dir eine Privatvers. nichts bringen.

Ich persönlich halte nichts von diesen Versicherungen da ich sie ethisch nicht vertretbar finde. So wie sie in der Praxis gelebt wird. In der Theorie stellt sie nämlich was anderes dar.

Zur Cheafarztbehandlung wird ja schon was gesagt. Ich persönlich erlebe dort gerne mal Entertainment statt Medizin. Dort wird gerne mal dann auf andere herabgeschaut und rumgehackt. Allerdings sehe ich da schon Kompetenz. Wenn aber die Welt brennt wird der Chefarzt was anderes tuen als sich um Privatpat. kümmern.

Die Einzelbettgeschichte ist pass'e sobald das Haus voll ist. Und ich finde die Einzelzimmer obliegen den Pat. die Präfinal sind oder Isoliert werden müssen.
Ich hab schon junge Menschen mit sterbenden im Zimmer gesehen während die Privatversicherten das Einzelzimmer genießen konnten. Ich persönlich finde das verwerflich.

Zudem muß man sich im klaren sein das es in einem Einzelzimmer auch ganz schön einsam seien kann. Wenn man den total Assi auf dem Zimmer hat ist das natürlich fürchterlich. Für mich selber auch ein Graus.

Ich persönlich finde kompetente Medizin obliegt dem der sie braucht und nicht der der sie bezahlen kann.
Und schöne Gardienen sind einem Egal wenn man an der Beatmung hängt.

Auch den Gedanken sich bessere Behandlung kaufen zu können finde ich daneben.

Es soll dir überlassen sein was du für richtig hältst.
In der Theorie soll man sich damit keine bessere Med.Versorgung erkaufen können. Leider ist es in Hinblick auf die Schnelligkeit einen Termin zu bekommen und in den Genuss bestimmter Diagnostik, wie Therapie zu kommen die bittere Realität das man sich bessere Med.Versorgung in einem Sozialstaat kaufen kann.

Ich persönlich würde dir empfehlen eine vernünftige BU und Haftpflichtvers. als aller erste Versicherung überhaupt und Tagegeldversicherung wenn man sie sich leisten kann zu zulegen.

Letztendlich ist die Privat.Versicherung aber auch ein Produkt unseres Gesundheitssystem welches den Bach runter geht. Ohne die Privaten fehlt dem Haus eine Einnahmequelle. Leider

Ansonsten macht die Privatvers. folgendes aus.
- Netteres Essen
- Serviceleistungen wie hübschere Bettwäsche und Handtücher
- Die Zimmer sind vom Ambiente chicker
- etc. Also nichts was im Bereich der Med. und Pflege liegt. Die soll man sich nämlich nicht erkaufen dürfen. Gleich zu setzten mit dem Bereicherungsverbot in der Versicherung
 
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Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die sich die Zeit genommen haben Ihre Meinung und Erfahrungen mit mir zu teilen.
Die Tendenz zum überflüssig sein einer solchen Versicherung hat sich damit für mich bestätigt. Die hier geäußerten Gedankengänge hatte ich größtenteils ebenfalls - wollte mir aber trotzdem gerne die Erfahrungen von "Insidern" anhören.
Ich werde keine derartige Zusatzversicherung abschließen.