Kapnometrie Rückatmung Co2

kroatiensun

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01.08.2008
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Kann mir jemand folgende Frage beantworten:
- Wie kommt es zu einer Rückatmung von Co2 unter einer kontrollierten Beatmung ?
liegt es an einem Fehler am Kapnographen oder Beatmungsgerät? oder gibt es physiologische Ursachen? ( Beatmungsmodi PSV)
- Wie kann man die Basislinie des EtCo2 anheben, wenn eine Statusmelung INSP XX kommt ?( Kapnograph Tidal Wave)
- Was ist verbrauchter Atemkalk?
- Wann braucht man einen Absorber?
Es würde mich freuen wenn mir jemand helfen könnte.:verwirrt:
schönen Sonntag Kokischka
 
Hallo kroatiensun,

einen Absorber - also "Atemkalk" - braucht man in jedem Narkosegerät, um
- CO2 aus der Exspirationsluft zu eliminieren und "frische" Inspirationsluft zu bekommen
- die Inspirationsluft zu befeuchten und zu erwärmen

Verbraucht ist ein Atemkalk dann, wenn seine Aufnahmekapazität für abgeatmetes CO2 erschöpft ist. Er verfärbt sich dann je nach Produkt, die gängisgsten werden lila. Er kann aber auch austrocknen, wenn er längere Zeit offen rumsteht, und ist dann ebenso unbrauchbar.
Wird verbrauchter Atemkalk nicht bald ausgetauscht, kommt es zu einer langsam ansteigenden Rückatmung von CO2 - erkennbar daran, dass bei der Anzeige CO2 insp. nicht mehr 0, sondern 1, 2,... steht.

Was Du mit Basislinie des EtCo2 meinst, ist mir nicht ganz klar. Willst Du einfach den CO2-Wert erhöhen? Dann musst Du für eine geringere Abatmung desselben sorgen - durch Hypoventilation. Frequenz und / oder Vt reduzieren.
Oder willst Du untere Alarmgrenze nach oben verschieben? Sorry...:weissnix:


Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Hallo Anästesieschwester,
Super das Du geantwortet hast. Beim Tidal Wave Kapnographen gibt es eine Statusmeldung : INSP XX und wenn ich im Bedienhandbuch nachlese steht da das es zu einer Rückatmung von Co2 kommt. Bei der graphischen Darstellung des ETCo2 sehe ich das die Amplitude nicht auf die Nulllinie zurückgeht sondern oberhalb liegt und das gesamt angezeigte EtCO2 sehr hoch ist.
- liegt es am Pat. (physiologisch)
-muß ich vieleicht einen Zeroabgleich machen beim Kapnographen um die Nulllinie des CO2 zu bekommen? Soweit ich weiß muß sich der Kapnograph mit der Raumluft kalibrieren um korrekte Werte messen zu können.
- wie kann es unter PCV zur Rückatmung kommen?
 
- liegt es am Pat. (physiologisch)
Eher nicht. Auf das Gasgemisch während der Inspiration hat der Patient ja keinen Einfluss, CO2 kommt in der Inspirationsluft- bei funktionierendem Absorber- normalerweise nicht vor, folglich müsste in der Inspirationsphase das CO2 auf Null abfallen.


Bei der graphischen Darstellung des ETCo2 sehe ich das die Amplitude nicht auf die Nulllinie zurückgeht sondern oberhalb liegt und das gesamt angezeigte EtCO2 sehr hoch ist.
Hört sich in der Kombination eher nach einem Kalibrierungsfehler an. Probier das mit dem Nullabgleich doch einfach mal.

- wie kann es unter PCV zur Rückatmung kommen?
Wenn es sich bei dem Beatmungsgerät um ein halb-geschlossenes oder geschlossenes System handelt und die CO2 Elimination nicht funktioniert. Beispielsweise weil der Atemkalk verbraucht ist. In dem Fall würde das inspiratorische CO2 aber immer weiter ansteigen.

AFAIK "entfärbt" sich verbrauchter Atemkalk nach eine Zeit wieder. Es kann also durchaus sein dass der Atemkalk normal aussieht, seine Aufnahmekapazität aber schon erreicht hat.

Welches Beatmungssystem wird denn genutzt? Geht es um einen konkreten Fall?
 
Beatmungsgerät ist die VS Ultra mit einem geschlossenen Einschlauchsystem mit Expirationsventil. Atemkalk haben wir nicht. Es handelt sich um einen konkreten Fall und ich versuche rauszufinden ob es nun ein Fehler von der Geräteeinstellung liegt oder an der Beatmung oder ob es ein pathologisches Symptom beim Patienten handelt.
Um die Situation zu schildern: Der EtCo2 Wert stieg abrupt auf 57 mmHg. Es kam die Statusmeldung : INSP 19
Bei der Graphischen Darstellung habe ich gesehen das die Amplitude des EtCo2 Wertes nicht auf die Nulllinie ging sondern auf die besagten 19 mmHg.
Im Benutzerhandbuch steht bei der Statusmeldung:inspiratorische Rückatmung von CO2 und wie gesagt Atemkalk verwenden wir nicht. War bisher nicht nötig. Kann sich jemand einen Reim darauf machen?
 
Hat der Patient eine Muskelerkrankung und hat nun "Triggersubstanzen" bekommen? Aber dann müsste das CO2 höher sein... Ist es denn nun wieder im Normbereich?
 
Eine MH würde aber doch nicht den plötzlichen Anstieg des inspiratorischen CO2 erklären!?

Wenn ich das richtig sehe dann handelt es sich bei der VS Ultra um ein halb-offenes System, will sagen es gibt keinen Kreislauf wo verbrauchte Atemluft aufbereitet und dem Patienten erneut zugeführt wird.

Welche Werte hatte der Patient denn vor dem Anstieg?
 
Wie gesagt es ist der Beatmungsmodi PCV als ohne Trigger voll kontrollierte Beatmung da Tertraphlegie. Was sind Triggersubstanzen?
Das EtCo2 ging dann nach ca 1 Stunde wieder runter in den Normbereich.
Könnte es sein das auf Grund einer Obstruktion der Lunge es zu solch einem Ereignis kommt? oder Spastiken des Zwerchfells?
 
Hallo Blinki
Ja es ist ein halboffenes System ohne Aufbereitung der verbrauchten Atemluft. Normwerte vorher 27- 38 mmHg
 
Wie gesagt es ist der Beatmungsmodi PCV als ohne Trigger voll kontrollierte Beatmung da Tertraphlegie. Was sind Triggersubstanzen?
Mit Trigger war hier nicht der Beatmungstrigger gemeint.
Triggersubstanzen sind Stoffe, die irgend ein Ereigniss triggern. In dem Fall eine maligne Hyperthermie, also eine Entgleisung des Kalciumstoffwechsel in den Muskelzellen. Triggersubstanzen können hier beispielsweise Succinylcholin, volatile Anästhetika, Koffein etc. sein.

Gab es denn andere Anzeichen für eine Spastik oder eine Obstruktion? Würde imho aber auch nicht zum CO2-Anstieg passen
Ja es ist ein halboffenes System ohne Aufbereitung der verbrauchten Atemluft. Normwerte vorher 27- 38 mmHg
Dann brauchst du natürlich auch keinen Atemkalk.

Ich vermute einen Gerätefehler beim Kapnographen. Folgende Überlegung:
Solange der Kapnograph korrekt funktioniert nehmen wir folgende Werte an
CO2 insp: 0mmHg
CO2 exp: 38 mmHg

Jetzt kommt es zu einer Fehlkalibrierung, so dass das Gerät die Werte um 19mmHg zu hoch anzeigt. Würde bedeuten:

CO2insp: 0mmHg real + 19mmHg Gerätefehler= 19mmHg
CO2exsp: 38mmHg real + 19mmHg Gerätefehler= 57mmHg
Klar worauf ich hinaus will?
 
Ja zu der Schlussfolgerung bin ich dann auch gekommen. Ich wollte nur ausschliessen das es noch andere Möglichkeiten gibt, wo es zu einer Rückatmung des inspiratorischen CO2 kommt.
Wir werden einen Nullabgleich machen und dann schauen ob es wieder zu der Statusmeldung kommt.
Beim Nullabgleich wird die Raumluft mit dem enthaltenen CO2 als Mass genommen und dann auf Null gesetzt, alles Co2 was dann bei der Messung zusätzlich( zu dem von der Raumluft) angegeben wird ist abgeatmetes EtCO2 . Richtig?
noch mal vielen Dank für die Antworten.
lg kroatiensun
 
Beim Nullabgleich wird die Raumluft mit dem enthaltenen CO2 als Mass genommen und dann auf Null gesetzt, alles Co2 was dann bei der Messung zusätzlich( zu dem von der Raumluft) angegeben wird ist abgeatmetes EtCO2 .

Ja, so ist es.
Eventuell solltet ihr das Gerät einfach mal überprüfen lassen. Bei der Kapnographie handelt es sich ja um eine nicht ganz unwichtige Methode zur Überwachung der Beatmung, die sollte also nach Möglichkeit schon einwandfrei funktionieren.