Enttäuschender/deprimierender Noteinsatz in der Endoskopie

Lidhäkchen

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11.01.2008
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Beruf
Krankenschwester
Hallo

Ich knabber immer noch an den Folgen meines letzten Endoskopieeinsatzes. Wir müssen bei uns im Op-Rufdienst leider auch die Endo mit abdecken.

In meinem letztem Rufdienst hat es mich eiskalt erwischt. Der Anruf kam, ich solle sofort losfahren, es ist dringend,ein Notfall. Wir haben eigentlich eine reaktionszeit von 1 Stunde.Glück,daß ich gleich um die Ecke wohne.Viele meiner Kollegen brauchen weitaus mehr als eine halbe Stunde,eine sogar noch länger.
Mich erwartet eine sehr stark Blutende Ösophagusvarizenblutung.Pat. mit fortgeschrittender Leberzirrhose.

Leider muß ich dazu sagen,daß die Noteinsätze sehr selten sind, und man einfach auch nicht die erfahrung in diesem gebiet hat. Ich habe erst vorkurzem einen schnuppertag dort gemacht um mein wissen aufzufrischen,aber neben den allg. Vorbereitungen des patienten und die Reinigung der sehr teuren Geräte, bedienung der Spülmaschine und Patientenbetreuung hab ich da nichts über Notfälle gelernt.Sie kommen unverhofft und man kann sie nicht planen:cry:

es war jedenfalls recht hektisch und als die Blutungsquelle entdeckt war, wollte er ein Medikament haben, um die Blutung zu umspritzen. Leider wußte ich nicht im geringsten,wo sich dieses befindet und ich hatte zu dem alle Hände voll zu tun,den pat. zu halten,weil er sich ständig hin und her geworfen hat.

Zum Glück kam eine Endo-schwester,die rein zufällig da war,weil sie etwas vergessen hatte und hat mir geholfen. Sie wußte natürlich bestens bescheid,wo alles lag und wie dieses medikament vorbereitet und gespritzt wird.Ich sah einfach alt aus und ich möchte mir gar nicht ausmalen,was alles passieren hätte können...dem Patienten konnte geholfen werden, aber ich habe lange darüber gegrübelt, sowas darf nicht passieren..Wir sind so selten in der Endo..zu wenig Personal um sich richtig einzuarbeiten, es kann keiner von uns mal eben ne Woche hospitieren gehen.

Ich fühl mich wirklich schlecht..wenn wir schon die Endo mit abdecken,dann kann ich im Notfall nicht helfen:cry:, bin nur ne Patientenbegleitung und ein Gerätaufbereiter.
Hab das problem auch mit meinen Kollegen besprochen und alle die Bank weg haben gesagt,daß auch sie dieser Situation nicht gewachsen wären. Aber ich kann das nicht akzeptieren...

Wie läuft das bei euch? Müßt ihr die Endo mit im Rufdienst oder bereitschaftsdienst abdecken. Fühlt ihr euch genug eingearbeitet um in Notfallsituationen bescheid zu wissen? Wie oft macht ihr Fortbildungen in der Endo?
Ich muß was ändern!!!!

lg ein trauriges Lidhäkchen:cry1:
 
Warum habt ihr für solche Fälle keinen " Nothilfekoffer " ? In dem alle Medikamente für eben einen Notfall sind.
Man muss nicht suchen und hat bei Bedarf alles zur Hand.
Hinterher hat man dann Zeit ihn wieder aufzufüllen.
Bei uns hat es sich bewährt. Auch wenn jemand nicht so häufig damit zu tun hat, findet er sofort was gebraucht wird.:gruebel:
 
Hallo,
bei uns (ein Haus mit ca. 500 Betten) hat die Endoskopie einen eigenen Rufdienst. Das wird nicht vom OP mit abgedeckt sondern es gibt für die Endoskopie-Pflegekräfte ein Dienshandy. Ich denke, das ist am Sinnvollsten, eben aus o.g. Grund.
Wenn das bei Euch nicht möglich ist, würde ich auch einen "Notfallkoffer" erstellen, in dem alles zu finden ist, was man für eine Notfall- ÖGD/-Colo/-Broncho benötigt!
 
Hallo Lidhäkchen!
Leider muss ich dir sagen, dass wir die Endoskopie auch nur im B-Dienst notfallmässig abdecken und das Ganze ähnlich chaotisch und schlecht organisiert abläuft. Man hat dort einfach keine Routine und ist zu selten unten.
Der PDL und die verantwortlichen Ärzte kennen das Problem, unternehmen aber nichts dagegen.
Zudem sind Ösaphugasvarizenblutungen bei uns eher selten.
Über einen Notfallkoffer (einen anästhesiologischen haben wir) haben wir auch schon nachgedacht, da müsste aber das Endoskopie-Personal mitspielen. Doch es ist ja auch so, dass man mit den diversen Clips, Sklerosierungsnadeln, vielen verschiedenen Endoskopen usw. einfach kein Handling hat. Nachdem wir viele Male so frustriert waren wie du, sind wir inzwischen ziemlich resigniert und haben uns damit abgefunden. Die Verantwortlichen wollen die Situation nicht ändern, weil ein zusätzlicher Bereitschaftsdienst nur Geld kosten würde, also bleibt alles wie es ist.
90% der Notfälle sind Gastros, bei denen wir dann eben gerade so klarkommen, aber wehe, es blutet mal so richtig!
Genauso gut könnte man die internistische Notaufnahme-Schwester endoskopisch fit machen, da diese sowieso zuständig ist, wenn internistische Pat. kommen (Endoskopie ist Verantwortungsbereich der Inneren), aber immerhin teilen wir uns die Endoskopie inzwischen schon mit den Kollegen von der Anästhesie.
Ich würde an deiner Stelle die Sache bei der nächsten Besprechung thematisieren und eine Klärung der Verantwortlichkeiten anstreben, den Notfallkoffer fordern. Das wäre Sache eurer Leitung.
Gruß,
dieEv