News Bachelor - und was nun?

narde2003

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Zehn Jahre Bologna-Prozess - Jobsuche für Absolventen nicht ganz einfach

von Anna Lisa Bühren
Gleiches Studium europaweit: In Bologna wurde vor zehn Jahren beschlossen, den europäischen Hochschulraum zu vereinheitlichen. Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge hat aber auch neue Hürden für Absolventen mit sich gebracht.


zum weiterlesen: Bachelor - und was nun? - heute.de Nachrichten
 
Ich wäre durchaus an einer konstruktiven Diskussion über das Thema interessiert! Welche "Hürden" sind den das?

Lese ich zwischen deinen kurzen Zeilen, dass du die Akademisierung der Pflege für keine so gute Idee hältst?
 
Hallo Moonkid,

ich habe einen Artikel eingestellt in den Pressebereich - was du in 2 Worte interpretierst ist gigantisch.:gruebel:
Von mir stammt: zum Weiterlesen:

Den Artikel habe ich Wertneutral eingestellt.

Schönen Tag
Narde
 
was du in 2 Worte interpretierst ist gigantisch.:gruebel:
Von mir stammt: zum Weiterlesen:

Den Artikel habe ich Wertneutral eingestellt.

In der Tat, da mag ich empfindlich sein. Aber es ist ein Problem der Pflege, dass wir nicht den Mund aufmachen und nicht Stellung beziehen. Mir war schon klar, dass du es nicht so meinst, wie man es hätte verstehen können. Nur wollte ich es eben auch von dir lesen.

Die Akademisierung der Pflege ist in Deutschland längst überfällig und hinkt Jahrzehnte dem Rest der Welt hinterher. Daran sind auch wir selbst nicht ganz unschuldig.
Aber ich merke, dass in den Schulen (und einigen Hochschulen) eine neue und selbstbewußtere Generation Pflegekräfte heranwächst. ;)

So deinen Artikel. Mir ist immer noch nicht ganz klar was du meinst. Spielst du darauf an, dass der Bachelor generell als "nicht ausreichend" angesehen wird?
Ich denke, sowas ist in der Pflegebranche nicht anwendbar. Akademisierte Pflegekräfte werden hier anders (positiver) wahrgenommen - völlig wurscht wie und wo sie ihren Abschluß (Bachelor oder sonst was) gemacht haben.
 
Moonkid, ich stelle hier interessante Artikel ein - nicht mehr und nicht weniger.

Nochmals für dich, meine Worte sind lediglich: zum Weiterlesen:
 
Ich dachte dies sei ein Forum und der Artikel bzw. dessen Inhalt stünde zur Diskussion. Scheinbar möchte niemand darauf einsteigen, außer mir?
 
In diesem Forum werden auch Artikel aus anderen Zeitungen diskutiert. Es scheint ein Mißverständnis deinerseits vorzuliegen.

MoonKid schrieb:
Lese ich zwischen deinen kurzen Zeilen, dass du die Akademisierung der Pflege für keine so gute Idee hältst?

Die Zeilen stammen nicht von narde sondern sind Inhalt eines Artikels zum Thema: Sinnhaftigkeit von Bachelor/ Master- Abschlüssen statt Diplomen unabhängig von den Pflgewissenschaften- also auf alle Studiengänge bezogen.

Deine Frage könnte also nach dem lesen des Artikels lauten: Ist es sinnvoll einen Bachelor- Abschluss einzuführen in der Pflege, wenn schon in den anderen wissenschaftlichen Fächern das Interesse am Absolventen erst beim Master anfängt? Wie verhält es sich mit der Nachfrage an Bachelorabsolventen im Pflegebereich?

Lesen sollte man den Artikel schon.

Elisabeth
 
das Problem ist das, anders als im Rest der Welt, es in Deutschland ein ausgeprägtes Ausbildungssytem gibt.

Alles was hier eine Ausbildung ist, Mechaniker, Krankenschwester usw. ist überall ein Bachlorabschluss.

In Deutschland wurde der Bachlor halt völlig ohne Sytsem eingefügt. Man hat das Diplomstudium in der hälfte geteilt, großteil des Stoffes in den Bachlor gepresst aber so angeordnet das ohne masterstudiengang immer noch grundlegende sachen fehlen.
Auch die Praxis kommt viel zu kurz.

Mit einen Bachlorabschluss kann man im freien Markt einfach nicht viel machen. Dafür können die Studenten nix sondern es müsste eine richtige Reform stattfinden.

Ob es jetzt sinnvoll ist die Pflege als Studienfach anzubieten ist ein interessantes Thema. Zu einem würde es die professionalität vorantreiben was wirklich zu begrüßen wäre aber es hat auch einen Haken.

Die Pflege beschäftig sich 80% ihre Zeit mit "niedrigqualifizierten" Tätigkeiten (nicht falsch verstehen) aber wer quält sich 3 Jahre lang durch ein Studium (was viel kostet) und arbeitet dann in der Pflege, für dieses Gehalt und den Arbeitszeiten. Außerdem wie wird das Problem mit der Praxis gelöst? Arbeiten sie dann nur unentgeltlich in verschiedenen Stationen, wer ist wirklich für sie verantwortlich?
Man müsste erstmal das komplette Konzept der professionellen Pflege in deutschland umstellen.
 
Man hat das Diplomstudium in der hälfte geteilt, großteil des Stoffes in den Bachlor gepresst aber so angeordnet das ohne masterstudiengang immer noch grundlegende sachen fehlen.

Ich habe die Erfahrung gemacht und auch von anderen Studenten gehört, dass die Inhalte in Bachelor-Studiengängen exakt denen des vorherigen Diplomstudienganges entsprechen. Man hat eben nur weniger Zeit, um den Stoff zu bewältigen. Wäre für die Hochschulen ja sonst auch ein immenser Aufwand gewesen, jeden einzelnen Studiengang neu zu strukturieren. Bei Personalern scheint das aber noch nicht angekommen zu sein. Den meisten ist ein Bachelor "zu wenig" und ein Master "zu viel". Die wollen liebsten das gute alte Diplom. Ich denke aber, dass sich das relativieren wird, sobald die letzten Diplom-Studiengänge ausgelaufen sind.

Und mit der Vergleichbarkeit der Abschlüsse ist es auch nicht so weit her: wenn an einer westdeutschen Hochschule 40 Seiten für eine Bachelor-Thesis verlangt werden, an einer Norddeutschen dagegen 120, finde ich das wenig fair.

Für Auslandssemester ist das System allerdings ganz praktisch, weil man sich Veranstaltungen, die man im Ausland besucht hat, von seiner Hochschule einfacher anrechnen lassen kann. Früher war ein Auslangssemester fast immer ein zusätzliches Studiensemster.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die Erfahrung gemacht und auch von anderen Studenten gehört, dass die Inhalte in Bachelor-Studiengängen exakt denen des vorherigen Diplomstudienganges entsprechen.
beides ist nicht richtig. Es ist weder ein "halbes" Diplom, noch ein "ganzes" in kürzerer Zeit.

ich kann jetzt nur von "meinem" Studiengang sprechen: Viele Veranstaltungen, die im Diplom noch 2-semestrig angelegt waren sind heute 1-semestrig. Nur 4 Fächer müssen mit einem 2. Semester vertieft werden. D.h. die Studenten werden zu einer Spezialisierung gezwungen, wo die meisten noch nicht mal wissen in welchem Bereich sie hinterher arbeiten wollen
 
Hallo
nur weil man dem Kind einen anderen Namen gibt wird es nicht besser! Leider neigen wir Deutschen dazu, alles zu verkomplizieren, es wird nur immer mehr .... in die Ausbildungen bzw. Studiengänge gesteckt und was kommt am Ende raus, Krankenschwestern die sich nur nach den Ärzten richten dürfen, egal wie hoch der Wissensstand ist und der Verdienst ist weiter wie gehabt vom Rest mal abgesehen. Solange das so ist, brauchen wir auch kein Studium. Sorry meine Meinung.....
Kaum einer weiss überhaupt mit den Begriffen Bachelor oder Master umzugehen, kaum einer weiss dass es das selbe ist wie Magister und Diplom nur halt auf englisch, das lieben und brauchen wir ja! (Also ich brauch das nett)
Und seit die letzte Horde an studierenden der Pflegewissenschaften über Station gerodelt ist und unsteril Abstriche gemacht hat um die Infektionsraten zu dokumentieren!?
Ach ja auch ganz toll fand ich die Studienarbeit über das Stecklacken! Und damit will man dan ernst genommen werden.........bin ich mir ziemlich sicher, dass das Studium nicht immer ausreicht. Studieren kann das ja jeder, der Abi hat oder eben einen anderen Zugangsweg erwirckt hat.
LG Inti38
 
Das deutsche Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) und das Bündnis für Politik- und Meinungsfreiheit (bmp) kritisieren, der Bologna-Prozess habe dazu geführt, dass Bildung "zunehmend an Marktinteressen ausgerichtet" werde.
Dahinter steckt eine ziemlich nachvollziehbare Absicht. Was gibt es daran zu kritisieren? Als ich noch in Berlin gelebt habe, hatte ich ausreichende Gelegenheit, diplomierte Biologen, Physiker, Germanisten usw. kennen zu lernen, die sich als "hoch qualifizierte" Taxifahrer ihren Lebensunterhalt verdienten.

Außerdem gebe es im Öffentlichen Dienst kein adäquates Vergütungssystem für Bachelor-Absolventen.
Wenn der moderne Bachelor- Abschluss dem alten FH-Diplom gleichgesetzt ist, dann sollte die Äquivalenz sich wohl auch im Vergütungssystem widerspiegeln. Auch wenn sich diese simple Tatsache nicht problemlos in das Ego eines dreifach diplomierten Generalsekretärs einfügen mag. Der echten Probleme gibt es genug - man muss da keine künstlich herbeireden.

Als ambitionierter Bachelor- Anwärter sehe ich die Problematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Zum einen beruht die mangelnde Akzeptanz der Bachelor- Abschlüsse auf Unkenntnis. Die wenigsten Personalchefs werden sich eingehend mit den Hintergründen der Hochschulreform befasst haben. Andererseits sind alte Diplomstudiengänge mit neuen Bachelor- Studiengängen nicht identisch und den Bologna-Aktivisten werden sicherlich im Bemühen um "marktgerechte" Ausbildung einige Feinheiten entgangen sein. Ich halte die gestuften Studiengänge dennoch für zukunftstauglich. Die Hierarchien werden sich zunehmend flacher gestalten, was sich auch in den Kompetenzfeldern widerspiegeln wird. Für unseren Bereich heißt Professionalisierung zugleich Emanzipation. Unsere traditionelle Rolle als "Erfüllungsgehilfen" der Ärzteschaft erfährt über kurz oder lang einen Wendepunkt. Ein Hochschulabschluss geht zwangsläufig mit einer erweiterten Prokura einher. Anderenfalls ergäbe es keinen Sinn. Von einem Bachelor darf man verlangen, dass er eigenverantwortliche Entscheidungen trifft. Er ist zu wissenschaftlichen Denken und Handeln im Stande, auch wenn sich diese Fähigkeiten erst im Masterstudium voll entfalten. Der Bachelor ist Praktiker mit wissenschaftlichem Hintergrund. Nimmt dem zu Folge eine wirtschaftlich relevante Position ein.

Ich bin da guter Dinge. Lasse mich von "Gruselnachrichten" aus der Media- Welt nicht übermäßig beeindrucken.
 
Dahinter steckt eine ziemlich nachvollziehbare Absicht. Was gibt es daran zu kritisieren? Als ich noch in Berlin gelebt habe, hatte ich ausreichende Gelegenheit, diplomierte Biologen, Physiker, Germanisten usw. kennen zu lernen, die sich als "hoch qualifizierte" Taxifahrer ihren Lebensunterhalt verdienten.
nein, nachvollziehbar ist das (für mich zumindest) nicht. Die Mär vom taxifahrenden Physiker ist auch schon lange durch. Jede Statistik zeigt für Akademiker eine nur halb so hohe Arbeitslosenquote wie unter nicht-Akademikern. Ich kenne auch Pflegekräfte die in der Psychiatrie sitzen, trotzdem verallgemeinere ich nicht.
Der Bachelor wirft das Bildungssystem zurück, einziges Interesse ist schnell Frischfleisch für die Wirtschaft heran zu ziehen. Breites Wissen ist nicht gefragt, frühzeitige Spezialisierung umso mehr

Der Bachelor ist nicht dem Diplom gleichgestellt
 
nein, nachvollziehbar ist das (für mich zumindest) nicht. Die Mär vom taxifahrenden Physiker ist auch schon lange durch. Jede Statistik zeigt für Akademiker eine nur halb so hohe Arbeitslosenquote wie unter nicht-Akademikern. ...
Die Statistik gibt es. Aber sie ist sachlich unzulässig. Denn sie vergleicht Äpfel mit Birnen. Viel aussagekräftiger sind hier Statistiken, die konkrete Studienabschlüsse gegenüberstellen. Und da schneiden zum Beispiel Biologen schlecht ab, weil es (trotz n.c. Zulassungsbeschränkung) immer noch weit mehr Absolventen gibt, als verfügbare Arbeitsplätze.


Der Bachelor wirft das Bildungssystem zurück, einziges Interesse ist schnell Frischfleisch für die Wirtschaft heran zu ziehen. Breites Wissen ist nicht gefragt, frühzeitige Spezialisierung umso mehr
Es handelt sich hier um ein prinzipielles Problem, welches nicht auf den Bachelor beschränkt ist. Spezialisierung ist insoweit gut, wo fachübergreifendes Miteinander funktioniert. Und nur da liegt das Problem. Patienten, die von einem Facharzt zum nächsten geschickt werden, können davon ein trauriges Lied singen. Ein Medizinstudium incl. Facharztausbildung dauert i.d. R. 8 bis 10 Jahre. Was hilft da "breites Wissen", wenn es praktisch kaum zum Tragen kommt? Wenn jeder nur sein Süppchen kocht und es kaum so etwas wie koordiniertes Handeln gibt.

Bachelor- Studiengänge dauern (je nach Studienfach bzw. Hochschule) 3 bis 4 Jahre und sind berufsqualifizierend angelegt. Ob die Studiendauer immer angemessen gewählt wurde, könnte man im Einzelfall zur Diskussion stellen. Man darf auch nicht vergessen, dass auslaufende Diplom-Studiengänge (FH) auch nicht ausschließlich 8 Semester Regelstudienzeit beinhalten. Variationen gab es da immer schon. Und: ein Uni- Diplom war auch schon nach 8 Semestern möglich (i.d.R. 10) Ein Master- Abschluss aber erfordert mindestens 300 Credit Points und dafür sind 5 Jahre Studienzeit notwendig. Und das unter erhöhtem Leistungsdruck, denn genau so wie beim Bachelor- Studium wird mehr Lernstoff in ein Zeitvolumen hineingetragen. Das stößt bei den Studierenden auf wenig Wohlwollen und erzeugt zusätzlichen Stress. Allerdings bieten gestufte Studiengänge den Vorteil, dass überwiegend nur gute Bachelor- Absolventen zum weiterführenden Masterstudium zugelassen werden. In der Natur ist dieses Phänomen unter dem Begriff Selektion bekannt.

Der Bachelor ist nicht dem Diplom gleichgestellt
Aber sicher ist er das. :)
In Deutschland gilt: Bachelorabschlüsse verleihen grundsätzlich dieselben Berechtigungen wie Diplomabschlüsse an Fachhochschulen (dies besonders im Anstellungsverhältnis des Öffentlichen Dienstes). Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat im Jahr 1999 noch explizit festgehalten, dass das Diplom (FH) dem im Ausland verbreiteten vierjährigen Bachelor honours (vgl. unten) entspricht.
Quelle: Bachelor - BildungsWiki

Nun könnte man sich an der Zahl 4 festbeißen und einwenden:"Gut und schön, aber die meisten Bachelor- Studiengänge hierzulande dauern ja 3 Jahre." Richtig. Aber Hochschuldozenten, die im englischsprachigen Raum ihren Bachelor honours absolviert haben und später (über nachfolgende Qualifizierungen) selbst als Dozenten tätig sind, meinen sehr einstimmig, dass deutschen Bachelorstudiengängen mehr Leistungsdruck anhaftet und somit eine Äquivalenz besteht.
 
wie kann es sein dass eine Statistik "sachlich unzulässig" ist? Natürlich gibt es Fächer, die auf dem Arbeitsmarkt mehr, andere die weniger gefragt sind. Und daran wird der Bologna Prozess nichts ändern, und gerade Physiker sind ein schlechtes Beispiel, weil die eher gefragt sind.

Wir müssen uns eher fragen ob wir es möchten dass Studiengänge die "nichts einbringen" einfach so von der Bildfläche verschwinden. Es ist heute schon so, dass viele Studienanfänger eher ein Studienfach belegen das auf dem Markt erfolgversprechend scheint, als eines das sie wirklich interessiert.

Spezialisierung nach dem Studium gerne, aber nicht schon im Studium. Wie soll ich mich denn auf eine Richtung spezialisieren, wenn ich nicht mal die anderen kenne?

in Deutschland gilt: Bachelorabschlüsse verleihen grundsätzlich dieselben Berechtigungen wie Diplomabschlüsse an Fachhochschulen (dies besonders im Anstellungsverhältnis des Öffentlichen Dienstes). Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat im Jahr 1999 noch explizit festgehalten, dass das Diplom (FH) dem im Ausland verbreiteten vierjährigen Bachelor honours (vgl. unten) entspricht.
1. Ist er dem 8-semestrigen Bachelor aus dem Ausland gleichgestellt, nicht dem 6-semestrigen Deutschen
2. hat sich der Bachelor in den Köpfen der Personalabteilungen noch nicht festgesetzt. Da ist heute (auch zu unrecht) eher der Master dem Diplom gleichgestellt
 
wie kann es sein dass eine Statistik "sachlich unzulässig" ist?

Weil Statistiken nicht immer konkrete Problematiken informativ widerspiegeln.

Natürlich gibt es Fächer, die auf dem Arbeitsmarkt mehr, andere die weniger gefragt sind. Und daran wird der Bologna Prozess nichts ändern, und gerade Physiker sind ein schlechtes Beispiel, weil die eher gefragt sind.

Der Arbeitsmarkt selbst ist ja dynamischen Prozessen unterworfen. Die Hochschulen haben auf diese Faktenlage bisher kaum oder nur unzureichend reagiert. Eines der Ziele des "Bolognas" besteht eben darin, flexibler auf veränderte Marktsituationen zu reagieren, ohne das dabei wissenschaftliche Eigeninteressen völlig ignoriert werden. Man sucht hier nach einer vertretbaren Balance.

Physiker sind gerade gefragt? Lässt sich das generell sagen oder betrifft es nur bestimmte Spezialgebiete? (!) Sind Experimentalphysiker oder Theoretische Physiker aktuell vakant? Benötigen wir im Moment Geophysiker, Astrophysiker oder Experten der Kernphysik? Der Bedarf ist doch temporär unterschiedlich gewichtet! Vor der Hochschulreform hat man sich die gefragten Fachleute einfach aus dem Ausland geholt und nicht wenige Absolventen im Inland konnten sich voller Stolz ihre Diplomurkunde unters Bett hängen und auf bessere Zeiten warten.


Wir müssen uns eher fragen ob wir es möchten dass Studiengänge die "nichts einbringen" einfach so von der Bildfläche verschwinden. Es ist heute schon so, dass viele Studienanfänger eher ein Studienfach belegen das auf dem Markt erfolgversprechend scheint, als eines das sie wirklich interessiert.

Diese Frage ist wohl eher philosophischer Natur und praktisch nur für Menschen bedeutsam, die über den nötigen finanziellen Hintergrund verfügen. Für alle übrigen bleibt es eine reine Existenzfrage. Allerdings bleibt der kulturelle Aspekt hier problemlastig bestehen. Insofern ist dein Einwand aus meiner Sicht nicht von der Hand zu weisen. Doch die Lösung kann nicht darin bestehen, dass verfügbare Studiengänge sich an den persönlichen Bedürfnissen der Studienwilligen orientieren. In einer modernen Gesellschaft funktioniert so etwas nicht und Ökonomie ist leider keine "unästhetische Extravaganz", sondern ein erforderliches Prinzip unserer gesellschaftlichen Ordnung.

Spezialisierung nach dem Studium gerne, aber nicht schon im Studium. Wie soll ich mich denn auf eine Richtung spezialisieren, wenn ich nicht mal die anderen kenne?

Ein nachvollziehbarer Einwand. Aber deswegen werden ja konsekutive Masterstudiengänge eingerichtet, welche auf Basis des Bachelor-Wissens vertiefend aubbauen und je nach selbst gewähltem Studienschwerpunkt Fachkompetenzen (Spezialwissen) vermitteln. Das war in den vergangenen Diplomstudiengängen (Grund- und Hauptstudium) nicht viel anders. Neu ist hingegen die gesteigerte Flexibilität. Ein Bachelor of Science (z.B. Pflegemanagement) kann im Rahmen eines aufbauenden Masterstudiums dann auch auf Public Health, Gerontologie usw. umsteigen, was vorher nicht ohne Weiteres möglich war.


1. Ist er dem 8-semestrigen Bachelor aus dem Ausland gleichgestellt, nicht dem 6-semestrigen Deutschen
Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Der in Deutschland erworbene Bachelor- Abschluss (Regelstudienzeit 3 Jahre) gilt als Äquivalent für den im englischsprachigen Raum erworbenen Bachelor honours. Das hängt auch (aber nicht nur) mit den unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen und Lerninhalten zusammen.

2. hat sich der Bachelor in den Köpfen der Personalabteilungen noch nicht festgesetzt. Da ist heute (auch zu unrecht) eher der Master dem Diplom gleichgestellt

Dass sich der Bachelor in den Köpfen der Personalabteilungen noch nicht festgesetzt hat, ist sicher eine traurige Tatsache, aber das liegt eben nicht am Bachelor-Studiengang, sondern am inkompetenten Verhalten der Personalabteilungen. Nicht der Bachelor gehört daher korrigiert, sondern die bestehende Wissenslücke von Seiten diverser Arbeitgeber.

Von welchem Diplom ist die Rede? Der Master entspricht administrativ dem Uni-Diplom, welches in 5 Jahren Regelstudienzeit erworben wurde. Nicht dem FH- Diplom. Wusste nicht, dass da immer noch Unklarheit besteht.

MfG
 
entweder
  • reden wir aneinander vorbei
  • Ist in der Pflege vieles anders, oder
  • du redest von der Theorie, ich von der Praxis :)
Der Arbeitsmarkt selbst ist ja dynamischen Prozessen unterworfen. Die Hochschulen haben auf diese Faktenlage bisher kaum oder nur unzureichend reagiert. Eines der Ziele des "Bolognas" besteht eben darin, flexibler auf veränderte Marktsituationen zu reagieren, ohne das dabei wissenschaftliche Eigeninteressen völlig ignoriert werden. Man sucht hier nach einer vertretbaren Balance.
fröhliche Suche nach der Balance. Ich kann absolut nicht sehen wie der Bologna Prozess "flexibler auf veränderte Marktsituation" reagiert.
Auch kann ich dieses Ziel nirgends finden. Ziel war eine europaweite Vereinheitlichung der Studienabschlüssen, und die Möglichkeit mehr Mobilität unter den Studierenden zu ermöglichen.
Heute hält selbst der deutsche Hochschulverband die Reform für "weitgehend misslungen"

Physiker sind gerade gefragt? Lässt sich das generell sagen oder betrifft es nur bestimmte Spezialgebiete? (!) Sind Experimentalphysiker oder Theoretische Physiker aktuell vakant? Benötigen wir im Moment Geophysiker, Astrophysiker oder Experten der Kernphysik? Der Bedarf ist doch temporär unterschiedlich gewichtet!
Ja, Physiker sind im allgemeinen sehr gefragt. Physiker haben nämlich in ihrem Studium einen hohen Anteil Mathematik, gepaart mit angewandtem analytischen Denken. Solche Leute kommen derzeit gut in der SW-Entwicklung unter


Ein nachvollziehbarer Einwand. Aber deswegen werden ja konsekutive Masterstudiengänge eingerichtet, welche auf Basis des Bachelor-Wissens vertiefend aubbauen und je nach selbst gewähltem Studienschwerpunkt Fachkompetenzen (Spezialwissen) vermitteln.
Der Erfolgsdruck sei enorm, insbesondere dann, wenn nur 30 Prozent der besten Bachelor-Absolventen ein Master-Studium anschließen dürften - wenn also der erste Abschluss zur Sackgasse wird. Bummelei oder Fehlentscheidungen bei der Wahl der Studienrichtung könne sich künftig niemand mehr leisten.