wie kann es sein dass eine Statistik "sachlich unzulässig" ist?
Weil Statistiken nicht immer
konkrete Problematiken informativ widerspiegeln.
Natürlich gibt es Fächer, die auf dem Arbeitsmarkt mehr, andere die weniger gefragt sind. Und daran wird der Bologna Prozess nichts ändern, und gerade Physiker sind ein schlechtes Beispiel, weil die eher gefragt sind.
Der Arbeitsmarkt selbst ist ja dynamischen Prozessen unterworfen. Die Hochschulen haben auf diese Faktenlage bisher kaum oder nur unzureichend reagiert. Eines der Ziele des "Bolognas" besteht eben darin, flexibler auf veränderte Marktsituationen zu reagieren, ohne das dabei wissenschaftliche Eigeninteressen völlig ignoriert werden. Man sucht hier nach einer vertretbaren Balance.
Physiker sind gerade gefragt? Lässt sich das generell sagen oder betrifft es nur
bestimmte Spezialgebiete? (!) Sind Experimentalphysiker oder Theoretische Physiker aktuell vakant? Benötigen wir im Moment Geophysiker, Astrophysiker oder Experten der Kernphysik? Der Bedarf ist doch temporär unterschiedlich gewichtet! Vor der Hochschulreform hat man sich die gefragten Fachleute einfach aus dem Ausland geholt und nicht wenige Absolventen im Inland konnten sich voller Stolz ihre Diplomurkunde unters Bett hängen und auf bessere Zeiten warten.
Wir müssen uns eher fragen ob wir es möchten dass Studiengänge die "nichts einbringen" einfach so von der Bildfläche verschwinden. Es ist heute schon so, dass viele Studienanfänger eher ein Studienfach belegen das auf dem Markt erfolgversprechend scheint, als eines das sie wirklich interessiert.
Diese Frage ist wohl eher philosophischer Natur und praktisch nur für Menschen bedeutsam, die über den nötigen finanziellen Hintergrund verfügen. Für alle übrigen bleibt es eine reine Existenzfrage. Allerdings bleibt der kulturelle Aspekt hier problemlastig bestehen. Insofern ist dein Einwand aus meiner Sicht nicht von der Hand zu weisen. Doch die Lösung kann nicht darin bestehen, dass verfügbare Studiengänge sich an den persönlichen Bedürfnissen der Studienwilligen orientieren. In einer modernen Gesellschaft funktioniert so etwas nicht und
Ökonomie ist leider keine "unästhetische Extravaganz", sondern ein
erforderliches Prinzip unserer gesellschaftlichen Ordnung.
Spezialisierung nach dem Studium gerne, aber nicht schon im Studium. Wie soll ich mich denn auf eine Richtung spezialisieren, wenn ich nicht mal die anderen kenne?
Ein nachvollziehbarer Einwand. Aber deswegen werden ja konsekutive Masterstudiengänge eingerichtet, welche auf Basis des Bachelor-Wissens vertiefend aubbauen und je nach selbst gewähltem Studienschwerpunkt Fachkompetenzen (Spezialwissen) vermitteln. Das war in den vergangenen Diplomstudiengängen (Grund- und Hauptstudium) nicht viel anders. Neu ist hingegen die gesteigerte Flexibilität. Ein Bachelor of Science (z.B. Pflegemanagement) kann im Rahmen eines aufbauenden Masterstudiums dann auch auf
Public Health,
Gerontologie usw. umsteigen, was vorher nicht ohne Weiteres möglich war.
1. Ist er dem 8-semestrigen Bachelor aus dem Ausland gleichgestellt, nicht dem 6-semestrigen Deutschen
Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Der in Deutschland erworbene Bachelor- Abschluss (Regelstudienzeit 3 Jahre) gilt als Äquivalent für den im englischsprachigen Raum erworbenen
Bachelor honours. Das hängt auch (aber nicht nur) mit den unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen und Lerninhalten zusammen
.
2. hat sich der Bachelor in den Köpfen der Personalabteilungen noch nicht festgesetzt. Da ist heute (auch zu unrecht) eher der Master dem Diplom gleichgestellt
Dass sich der Bachelor in den Köpfen der Personalabteilungen noch nicht festgesetzt hat, ist sicher eine traurige Tatsache, aber das liegt eben nicht am Bachelor-Studiengang, sondern am inkompetenten Verhalten der Personalabteilungen. Nicht der Bachelor gehört daher korrigiert, sondern die bestehende Wissenslücke von Seiten diverser Arbeitgeber.
Von welchem Diplom ist die Rede? Der Master entspricht administrativ dem Uni-Diplom, welches in 5 Jahren Regelstudienzeit erworben wurde. Nicht dem FH- Diplom. Wusste nicht, dass da immer noch Unklarheit besteht.
MfG