Als Pflegeaushilfe im Notfallzentrum

tacoshy

Senior-Mitglied
Registriert
16.12.2016
Beiträge
119
Ort
Wuppertal
Beruf
RetAss (HEMS & Med. Flugbegleiter), Schüler GuK
Akt. Einsatzbereich
KP-Schule
Funktion
Pflegeschüler
Ich bin Rettungsassistent und arbeite aus persönlichen Gründen seit 3 Jahren in der Krankenpflege eines großen Krankenhauses (1.000 Betten). Offiziell bin ich als Pflegeaushilfe angestellt und springe immer auf die Stationen wo es brennt. Die PDL ruft immer auf den Stationen an und teilt mit das ich pflegerisch alles darf, sodass ich am Ende alles mache was man von einem GuKP erwartet auch wenn ich noch keiner bin.

Aufgrund dessen dass ich Rettungsassitent bin hat man mich letzten Monat auch in der Notaufnahme eingesetzt. Das hat wohl so gut geklappt, dass die Notaufnahme mich behalten wollte und ich ab diesen Monat jetzt fest in der Notaufnahme eingesetzt bin. Dabei bin ich nicht "nur" eine Aushilfe, sondern kümmer mich eingenständig alleine um alle neurologischen und internistischen Patienten die nicht im Überwachungsbereich sind. Ich kann natürlich jederzeit einen examinierten um Hilfe fragen aber am Ende stehe ich alleine als behandelnder Pfleger im Protokoll und bin mehr oder weniger für diese Patienten verantwortlich.

Nun fallen mir mehr und mehr einige Punkte auf, für die ich Tipps gebrauchen könnte ich hoffe ihr könnt mir helfen:

1. Ab und zu muss ich halt doch mal einen Patienten triagieren. Heute hatte ich z.B. einen Patienten mit "Starke Schmerzen seit 1 Monat" und "Dyspnoe bei bekannter COPD" die ich beide als Blau und nicht als grün eingestuft habe. Die Schmerzen sind bestimmt nicht angenehm aber wenn man erst nach einem Monat kommt denke ich mir das es kein Notfall ist. Bei der Dyspnoe hatte ich eine Sauerstoffsättigung von 97% unter 4l O2 die der Patient auch regulär zuhause nimmt und auch keine anderen Anzeichen für Luftnot oder auffällige Vitalparameter. Ich habe einen Kollegen hinterher gefragt der mir auch sagt das diese Patienten für ihn Blau sind, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich zu streng zu den Patienten bin.

2. Wärend der Übergabe fällt mir immer auf, das ich von meinen 30 Patienten gut die hälfte nicht kenne. Ich bin es von Station gewöhnt das ich mich schon bei der Übergabe mit der Diagnose und den Pflegebedarf eines Patienten auseinander setze und in einem ersten Rundgang alle meine Patienten sehe und sie mehr oder weniger kennen lerne. In der Notaufnahme übernehme ich den Patienten direkt nachdem er von einer erfahrenen Pflegekraft triagiert wurde ohne das mir irgend jemand was dazu sagt. Ich lese dann ihre Leitsymptome und schreibe dann von diesen Patienten ein EKG. Das ist dann aber auch häufig das einzigste was ich über die Patienten bei der Übergabe sagen kann. Bei vielen Patienten wo ich die Leitsymptome gelesen habe frage ich dann den Patienten auch nicht nochmal was er hat. Ich traue mich da nicht recht, weil ich finde das der Patient dies so häufig sagen muss bei den verscheidenen personen, dass ich sie damit auch nicht nerven möchte.
Wenn der Arzt mit Anordnungen macht, oder der Patient zu einer externen Untersuchung geht, dann kriege ich das natürlich mit und bin dann auch aktiv am Patienten. Das ist aber bei der Übergabe dann das einzige was ich über den Patienten sagen kann und das fühlt sich für eine richtige Übergabe irgendwie zu wenig an.

3. Ich habe oft Leitsymptome mit dehnen ich absolut nicht anfangen kann, und auch nicht weiß was ich wirklich mit diesen Patienten machen soll. Zum Beispiel: AZ-Verschlechterung, Übelkeit ohne auffälligen Auswurf, Verdacht auf Norovirus (klar ich isoliere die Patienten, aber was dann?), Auffällige Blutwerte oder Patient will nicht essen (warum schicken Pflegeheime solche Patienten in die Notaufnahme?). Klar ich ziehe mein ABCDE Schema durch und warte darauf was die Ärzte sagen. Aber ich habe das Gefühl ich mache nicht genug bzw. setze mich mit dem Patienten nicht genügend auseinander.

4. Ich habe manchmal nachdem ich etwas gemacht habe das Gefühl das ich über meine Kompetenzen gehe und kommuniziere zu wenig (klar das wenn die PDL sagt ich darf pflegerisch alles und ich auf der Normalstation dann auch alles mache ich als Pflegeaushilfe über meine Kompetenz gehe. Aber inder Notfallaufnahme fühlt es sich brisanter an). Ich merke halt dass ich oft was im Alleingang mache wovon ich weiß das es ein examinierter Pfleger genauso machen würde. Zum Beispiel bei einer niedrigen Sauerstoffsättigung selbständig O2 gebe, bei Fieber (>38,5°C) selbstständig Blutkulturen abnehme oder bei exikierten Patienten ohne Niereninsuff. (max. tgl. Trinkmenge) selbstständig eine Ringerlösung/Jonosteril anhänge. Der internistische OA sagt zwar immer das es richtig und Top war, aber soltle ich das vielleicht nicht trozdem immer absprechen mit eine Pflegekraft auch wenn diese teilweise mit richtigen Notfällen beschäftigt sind? Zum anderen nehme ich vom RD Patienten entgegen (wenn alle anderen 3 Pflegekräfte am Patienten sind) die in mein Bereich fallen und wo der Arzt nicht sagt, dass der Patient in den Überwachungsraum soll. Ich führe dann mein ABCDE Schema durch und sprech dann alles weiter mit dem Arzt ab. Oft kommt dann ein überraschtes Gesicht von den anderen Pflegern, dass sie nicht wussten das ich ein Patient bekommen habe. Sie sagen dann zwar immer das alles gut ist, und ich alles richtig gemacht habe aber sollte ich als Aushilfe nicht trotzdem versuchen ein examinierten am Laufen zu halten auch wenn sie ihren eigenen Bereich und Patienten haben? Und wenn ja dann wen?

5. Informationssammlung. Wenn ich ein Patienten vom rettungsdienst direkt in ein Untersuchungszimmer nehme (z.B. bettlägierige Patienten) frag ich immer den RD was sie mir über den Patienten sagen können. Vor kruzem hatte ich dann die Info vom RD bekommen: Auffälliges EKG. Damit war die Sache für mich abgehakt und habe den RD leider ohne weiteres nachhaken gehen lassen. Erst der OA hat mich darauf hingewiesen, dass der Patient nicht beim RD angerufen hat wegen einem auffälligen EKG sondern wegen etwas anderem und dies nur das ist was der RD festgestellt hat. Was macht ihr wenn euch noch Informationen fehlen? Ruft ihr z.B. im Pflegeheim/ambulanter Pflegedienst an und fragt dort über den Patienten nach?


Ich hoffe ihr könnt mir noch ein paar Tipps geben, wie ich meine Arbeit noch besser machen kann!
 
wie wäre es mit einer ausbildung zum krankenpfleger?? dann würden sich einige deiner sorgen bestimmt in luft auslösen...

auf ewigkeit das helferlein zu sein, ist ja jetzt auch nicht wirklich soooo erfüllend
 
Ich fange zum 01.04.17 mit der Ausbildung zum GuKP an. Habe 2,5 Jahre (inkl. FSJ) im Krankenhaus gearbeitet und parallel im ehrenamtlich RD als RS gearbeitet (80h Woche). Da mir das zu viel wurde und ich richtig Spaß am RD hatte ich mich entschieden ein RA zu machen.
Jetzt 5.000€ und mehrere Lumbagos später bin ich zum Schluss gekommen, dass ich den falschen Beruf gewählt habe und den RD nicht bis zur Rente durchziehen kann. Also bin ich seit einem halben Jahr wieder in der Pflege und überbrücken so bis zur Ausbildung
 
Grüß Dich, tacoshy!
Zwar kann ich Dir bei vielen speziellen Fragen nicht weiterhelfen, da ich nicht in der Notaufnahme arbeite, aber ein paar allgemeine Sachen kann ich evtl. doch beitragen.
Heute hatte ich z.B. einen Patienten mit "Starke Schmerzen seit 1 Monat" und "Dyspnoe bei bekannter COPD" die ich beide als Blau und nicht als grün eingestuft habe. Die Schmerzen sind bestimmt nicht angenehm aber wenn man erst nach einem Monat kommt denke ich mir das es kein Notfall ist. Bei der Dyspnoe hatte ich eine Sauerstoffsättigung von 97% unter 4l O2 die der Patient auch regulär zuhause nimmt und auch keine anderen Anzeichen für Luftnot oder auffällige Vitalparameter. Ich habe einen Kollegen hinterher gefragt der mir auch sagt das diese Patienten für ihn Blau sind, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich zu streng zu den Patienten bin.
Was bedeuten denn "grün" und "blau"? Schätze mal, den Grad der Dringlichkeit oder sowas in der Art?
Aber grundsätzlich würde ich beipflichten: Seit 1 Monat Schmerzen und jetzt erst in die Klinik wäre für mich kein Notfall.
97% ist doch eine sehr gute Sättigung.
Ich lese dann ihre Leitsymptome und schreibe dann von diesen Patienten ein EKG. Das ist dann aber auch häufig das einzigste was ich über die Patienten bei der Übergabe sagen kann. Bei vielen Patienten wo ich die Leitsymptome gelesen habe frage ich dann den Patienten auch nicht nochmal was er hat. Ich traue mich da nicht recht, weil ich finde das der Patient dies so häufig sagen muss bei den verscheidenen personen, dass ich sie damit auch nicht nerven möchte.
Da habe/hatte ich weniger Hemmungen und frage durchaus mal beim Pat. nach. Auch wenn´s den Pat. nervt. Wäre mir zu gefährlich, das dann nur "per Zufall" nebenbei mitzukriegen.
AZ-Verschlechterung, Übelkeit ohne auffälligen Auswurf, Verdacht auf Norovirus (klar ich isoliere die Patienten, aber was dann?)
Nach meinem Kenntnisstand kann man beim Norovirus auch nicht viel mehr machen. Ich weiß nicht, ob bei euch Stuhlproben genommen werden? (Machen wohl manche Häuser). Infusionen, wenn derjenige nix mehr drin behält, halt nach Arztangabe.
Auffällige Blutwerte oder Patient will nicht essen (warum schicken Pflegeheime solche Patienten in die Notaufnahme?).
Naja, vielleicht um den Pat. wieder "hochzupäppeln", sprich Magensonde legen lassen? Und natürlich um den Grund fürs nicht essen abzuklären? Kommt halt, drauf an, wie akut.
Ich merke halt dass ich oft was im Alleingang mache wovon ich weiß das es ein examinierter Pfleger genauso machen würde. Zum Beispiel bei einer niedrigen Sauerstoffsättigung selbständig O2 gebe, bei Fieber (>38,5°C) selbstständig Blutkulturen abnehme oder bei exikierten Patienten ohne Niereninsuff. (max. tgl. Trinkmenge) selbstständig eine Ringerlösung/Jonosteril anhänge. Der internistische OA sagt zwar immer das es richtig und Top war, aber soltle ich das vielleicht nicht trozdem immer absprechen mit eine Pflegekraft auch wenn diese teilweise mit richtigen Notfällen beschäftigt sind?
Das käme mir, ehrlich gesagt, auch bei einer examinierten Pflegekraft als Überschreitung ihrer Kompetenzen vor (es sei denn, ihr habt ein festes Schema, daß euch diese Sachen vorgibt).
Denn einfach mal eine Infusion ohne ärztliche Angabe hinhängen ist einer Pflegekraft nicht erlaubt. Und bei niedriger Sauerstoffsättigung einfach mal O2 geben kann auch nach hinten losgehen:
Sauerstofftherapie – PflegeWiki
Ich würde mich hier unbedingt absichern!
Informationssammlung. Wenn ich ein Patienten vom rettungsdienst direkt in ein Untersuchungszimmer nehme (z.B. bettlägierige Patienten) frag ich immer den RD was sie mir über den Patienten sagen können. Vor kruzem hatte ich dann die Info vom RD bekommen: Auffälliges EKG. Damit war die Sache für mich abgehakt und habe den RD leider ohne weiteres nachhaken gehen lassen. Erst der OA hat mich darauf hingewiesen, dass der Patient nicht beim RD angerufen hat wegen einem auffälligen EKG sondern wegen etwas anderem und dies nur das ist was der RD festgestellt hat. Was macht ihr wenn euch noch Informationen fehlen? Ruft ihr z.B. im Pflegeheim/ambulanter Pflegedienst an und fragt dort über den Patienten nach?
Ja, wenn möglich bei der einweisenden Stelle anrufen und nachfragen. Eigentlich müßte ja bei Verlegung eines Pat. vom Heim in die Klinik bzw. umgekehrt immer auch ein Pflegeverlegungsbericht mitgegeben werden.
Noch eine Frage zu Deiner Berufsumentscheidung:
Du schreibst von Deinen Lumbagos. Glaubst Du, die Arbeit in der Pflege ist rückenschonender als im Rettungsdienst?
Auch Pflege geht (je nachdem, wo man arbeitet) unheimlich "aufs Kreuz".
 
Ich habe mal eine Schwester in der ZNA gefragt, die mir ein bischen geholfen hat.

Es gibt wohl eine Absprache mit den Ärzten, dass 2l O2 und 1l Jono/Ringer ohne Anordnung gegeben werden dürfen.

Ja arbeiten in der KP ist rückenschoneder als im RD. Ich kann meisten Kinestätik anwenden und mich Hilfsmittel wie Lagerungsdecken bedienen. Im RD muss ich halt immer den Patienten von seiner Wohnung in den Wagen oder umgekehrt (Qualifizierter Krankentransport) schleppen. Wenn dann der Patient in der 4. Etage ohne Aufzug wohnt heißt es: Patient + Trage/Stuhl schleppen.
 
Es gibt wohl eine Absprache mit den Ärzten, dass 2l O2 und 1l Jono/Ringer ohne Anordnung gegeben werden dürfen.
Habt ihr das auch schriftlich?
Ja arbeiten in der KP ist rückenschoneder als im RD. Ich kann meisten Kinestätik anwenden und mich Hilfsmittel wie Lagerungsdecken bedienen. Im RD muss ich halt immer den Patienten von seiner Wohnung in den Wagen oder umgekehrt (Qualifizierter Krankentransport) schleppen. Wenn dann der Patient in der 4. Etage ohne Aufzug wohnt heißt es: Patient + Trage/Stuhl schleppen.
Ok, danke für die Aufklärung.
Ich wundere mich nur, daß Du Kinästhetik gerade in der Notaufnahme anwenden kannst, weil es dort ja sehr hektisch zugeht und Kinästhetik Zeit benötigt. Aber umso besser, wenn das bei euch klappt! :daumen: