Als Expsychischkranker + Exjunk Krankenpfleger werden?

AlphaGuy

Newbie
Registriert
30.07.2009
Beiträge
1
Hallo,

ich bin 26 und litt bis vor wenigen Monaten noch zeitlebens akut an einer höchst komplizierten Persönlichkeitsstörung. Als ich damals in meiner Jugend dann dazu kam mal an einem Joint zu ziehen war es sehr schnell um mich geschehen und ich rutschte über 10 Jahre immer heftiger in die Drogenhölle ab, zum Schluss war ich polytox drogenabhängig und hatte durch den exzessiven Drogenkonsum meine Persönlichkeitsstörung erheblich verschlimmert/potenziert. Ich habe vorallem Cannabis und Opioide konsumiert, nie iv!

Seit 6 Monaten bin ich jetzt clean, war erst in Suchttherapie und habe in einer zweiten Therapie nach der Suchttherapie eine stationäre Psychotherapie besucht die mir half mit meiner Persönlichkeitsstörung adäquat umzugehen. Bin jetzt soweit stabil und bin auch gewillt diesen Zustand zu halten, dazu braucht es allerdings auch einen Beruf den einen erfüllt und einem Sinn gibt.

Ich lande bei meinen Überlegungen immer wieder beim Krankenpfleger. Mein Wunsch wäre es irgendwann in einer psychosomatischen Klinik zu arbeiten. Ich habe durch meine schwierige Zeit sehr viel, gerade im Bereich der Psychologie, gelernt. Ich würde gerne an eine Stellung kommen in der ich mein Wissen weitergeben kann, mir ist natürlich klar das ich dazu erstmal eine Ausbilung zum Krankenpfleger machen muss und mich weiterbilden muss.

Jetzt kommt ihr ins Spiel: was sagt ihr zu diesem Plan? Sollte man mit so einer Vorgeschichte wie ich sie habe so eine Position anstreben oder sollte ich es doch besser lassen?
 
Hi AlphaGuy !

Ich habe während meiner Ausbildung meinen Psychiatrie-Einsatz in einer Abteilung mit Alkohol- und Medikamentenabhängigen Patienten gehabt,und dort arbeiteten auch ehemals Betroffene.Und meine persönliche Erfahrung war,dass besonders diese Kollegen einen guten Zugang zu den Patienten hatten.Jeder wusste ganz genau wovon die Rede war.Es war jederzeit ein offenes Gespräch über Suchtdruck,Co-Abhängigkeit usw möglich ohne das die Patienten das Vertrauen verloren haben,wie es sonst manchmal der Fall war.
Keine Ahnung,ob du eine Chance bekommst - doch wer wüsste besser über die Probleme bescheid und kann glaubwürdig über Lösungen sprechen als jemand,der dies bewältigt hat ?

LG Pierre
 
Du hast vermutlich einen Therapeuten und deinen betreuenden Psychiater. Was sagen die zu deinem Berufswunsch? Opiatenabusus ist definitiv keine gute Vorgeschichte wenn man in der Pflege arbeiten will. Spätestens bei dem Betriebsarzt wirds ernst.
 
Bei welchem AG ist denn Opiatabusus gern gesehen - auch ausserhalb der Pflege ?
 
Ich stimme dir zu. Es ist nirgendwo gerne gesehen. Doch das Rezidivrisiko ist in der Pflege wegen Umgang mit BTM erhöht. In einer Kfz-Werkstätte kommt man zB nicht so einfach an die BTM ran. Ich zweifle nicht, dass die ehemaligen Betroffenen die Patienten besser verstehen können.
 
Rezidivrisiko,OK !
Mal abgesehen davon dass gerade bei solchen Mitarbeitern das Verschwinden "besonderer" Medis auffliegen könnte und sie damit ihre berufliche Karriere und persönliche und gesundheitliche Verfassung aufs Spiel setzen überwiegen in meinen Augen die Vorteile.
Keine Ahnung was AlphaGuy oder jeder andere Abhängige sonst so macht. Man muss nicht in der Pflege arbeiten um Zugang zu bekommen.Wer unbedingt will verschafft sich auch Zugang,ob KFZ-Mechaniker oder Chefarzt !

LG Pierre
 
Da gebe ich dir recht. Wenn jemand will findet er überall seinen "Stoff". Und ich glaube wenn die Motivation groß ist und Selbsteinschätzung möglich ist, wäre jemand mit so einer Vorgeschichte vielleicht sogar vorsichtiger. Glücklicherweise habe ich keine ernsthafte Sucht ( vielleicht balkanische herzhafte Küche ;) ). Deswegen fällt mir schwer das Risiko zu beurteilen.
 
Hi Kräuterfrau !

Mal abgesehen vom Thema,kann man von balkanischer Küche wirklich süchtig werden ? Wenn ja,schicke mir per PN mal das ein oder andere Rezept.Kein Witz,gehört hier zwar nicht ganz so hin - neugierig wäre ich trotzdem !
 
Hallo Alphaguy!:)
Erst mal wollte ich dir sagen, dass ich es toll finde das du den Dreh gekriegt hast.
Allerdings weiß ich nicht ob man nach einem halben Jahr Suchttherapie und noch kürzerer Psychotherapie so was entscheiden kann.
Ich denke das die Arbeit in der Krankenpflege manchmal emotional sehr anstrengend sein kann und ich weiß nicht ob man seinen Patienten gerecht werden kann, wenn man psychisch nicht so stabil ist.
Während der Ausbildung mußt du schließlich zunächst mal in alle Abteilungen. Vielleicht solltest du dir noch ein bisschen Zeit lassen mit der Entscheidung, oder erst mal ein Praktikum anstreben, um zu schauen wie dir die Krankenpflege außerhalb der Psychatrie gefällt.

LG Hannerl
 
hey alpha,
deine problematik oder besser gesagt deine situation kommt mir ziemlich bekannt vor und ich kann dir nur sagen, dass es auch situationen in denen es dir psychisch sehr gut geht und kein suchtdruck herrscht in der pflege geben wird, in denen du am liesten wieder im "siebten opiat himmel" ;) wärst.
klar, das wäre jeder auch manchmal gern, auch wenn er nie süchtig war kann ich mir vorstellen, wenns auf station drunter und drüber geht :mrgreen:. spaß beiseite.
stell dir folgendes vor: du musst medikamente stellen und darunter auch opiate (ich weiß nicht was du konsumierst hast) aber sagen wir mal es war oxygesic oder tilidin...naja, da stellst du medis und hast dieses zeug wieder in der hand...welches gefühl kommt bei dieser vorstellung in dir hoch?
nimm es als kleine hilfe, denn ab dem punkt in dem du nurnoch irgendein medikament darin siehst, kannst du eine chance als krankenpfleger haben.

bedenk einfach, es geht 1. um DICH, du bringst dich in gefahr (mal mehr, mal weniger) und 2. geht es um menschen, für die du die verantwortung hast und ich denke dass du nach nem halben jahr noch nicht ganz so weit bist, da ich aus erfahrung weiß, dass solche geschichten echt erst nach 1-2 jahren so HALBWEGS überstanden sind. du hast sicher auch gelernt, dass man ein leben lang süchtig ist, man muss nur lernen damit umzugehn.

Ich wünsche dir auf deinem weg nur das allerbeste
 
Ich denke Schwester Andy nennt dir da sehr gute Punkte.
Auch ich sage erst einmal Herzlichen Glückwunsch,dass du es überhaupt schon soweit geschafft hast.
Ich denke besonders dein Mentor der dich betreut (Therapie) wird dir offen und ehrlich sagen, was er von deiner Idee hält. Er kann beurteilen ob du soweit bist oder nicht. Manchmal überschätzt man sich selbst nämlich mehr ,wenn man von einer Idee sehr überzeugt ist!! Er kann dir auch Tipps geben, denn du bist sicherlich nicht der erste der nach seiner Sucht in diesen Beruf einsteigen möchte.

Wann hast du denn vor dich zu bewerben? Wenn du zb. eine Ausbildung erst im nächsten Jahr anstreben willst, dann hättest du die Zeit die dir Schwester Andy schon genannt halbwegs überstanden.

Ich wünsche dir alles gute für deinen Weg und viel Erfolg !!
 
@Andy- deine Reihenfolge stimmt nicht. 2. steht für den potentiellen AG vor 1.

@ AlphaGuy. Ich gratuliere dir dazu, dass du den schweren Weg der Entgiftung geschafft hast und wünsche dir von Herzen, dass du niemals wieder durch diese Hölle gehen musst.

Aber leider ist das Leben auch nach so einer Geschichte nicht immer eitel Sonnenschein. Du wirst potentiell immer gefährdet bleiben. So sehr ich deinen Wunsch verstehen kann, etwas von dem was du erfahren hast zurück geben zu wollen- als GuK ist es der denkbar schlechteste Weg.

Wie wäre es mit der Gründung/ dem Beitritt in eine(r) Selbsthilfegruppe?

Man kann- und das auch ohne Ausbildung- sich einen Pflegebereich suchen, der keine Suchtmedis vorhält, und dort als Hilfskraft arbeiten. Welche Bereiche dafür in Frage kommen? Da können bestimmt die Kollegen hier im Forum Tipps geben.

Wenn du nach Jahren, mit der Erfahrung wie du in Streßsituationen reagierst, immer noch den Wunsch verspürst in die Pflegeausbildung zu gehen, dann versuche es.


Elisabeth


PS Für alle Befürworter des Wunsches von AlphaGuy.
Manchmal frage ich mich, ob der Inhalt und die Ansprüche unseres Berufes überhaupt verstanden werden. Mir fällt auf, wenn jemand anfragt, ob er diesen Beruf ergreifen soll/ kann- gibt es immer wieder den Zuspruch, egal wie ungünstig die Ausgangsposition ist. Habt ihr mal bedacht, dass dies dann angehenden Kollegen sein können? Wie wird dann gedacht? Wenn ich hier von so manchen verzweifelten Versuchen lese, wo fertige Azubis den Sprung ins Berufsleben nicht schaffen weil sie geradeso durch die Prüfung gekommen sind... .

Vielleicht hilft ff. Argument zum weiterdenken: würdet ihr einen seit wenigen Monaten trockenen Alkoholiker mit einer derzeit zwar stabilen Persönlichkeitsstörung eine Kneipe anvertrauen, von deren Mieteinnahmen ihr euren Lebensunterhalt bestreitet?
Wie wollt ihr ihm helfen, seinen derzeitigen Stand zu halten, wenn diese Kneipe von der Insolvenz bedroht ist und ihr euren Pächter unter Druck setzen müsst ob der Zahlung der Lokalmiete?
Schließt ihr dann den Alkohol weg um ihm den Weg zur schnellen Entfliehen aus der belastenden Situation zu verwehren, stellt ihr den Betroffenen unter eure persönliche Aufsicht oder verzichtet ihr generös auf euer Einkommen und erzählt der Familie, man kann auch von trockenem Brot satt werden?
 
@Andy- deine Reihenfolge stimmt nicht. 2. steht für den potentiellen AG vor 1.?


liebe elisabeth, ich habe in diesem beitrag nicht nach priotät geschrieben. ich meinte nur, dass es ja um SEIN leben geht, und in seinem leben kann er momentan aus meiner sicht keine verantwortung für SICH übernehmen in der hinsicht mit BtM...Mir ist schon klar dass der AG bei solchen geschichten immer der "ange******ene" is (entschuldigt den ausdruck, is mir nix treffenderes eingefallen)

liebe grüße
 
Ergo: wir sind beide der gleichen Meinung und haben das Problem nur aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Elisabeth
 
jap elisabeth :hicks:
@alpha: was sagt du zu unseren beiträgen eigentlich? ich hoffe du hast den thread weiter verfolgt.

liebe grüße
 

Ähnliche Themen