Zeitmanagement

Elisabeth Dinse

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Hallo @all

Ich beschäftige mich ja beruflich mit der Abbildung von Pflegetätigkeiten und stoße momentan immer wieder auf das Problem (subjektiv emfundenen ?) Personalmangel. Zu diesem Thema hat sich ja bekanntlich die Bundesregierung geäußert:

Aufgrund d(ies)er Zahlen ist derzeit ein Mangel an Krankenpflegekräften nicht nachweisbar.
...
Durch die bestehende gesetzliche Verpflichtung zum einrichtungsinternen Qualitäts- management der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sind diese auch dazu aufgefordert, unter Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der Mit- arbeiter die Arbeitsorganisation zu verbessern.
http://dip.bundestag.de/btd/16/017/1601755.pdf

Nun stellt sich mir die Frage, welche Zeitressourcen gibt es noch oder ist bereist alles ausgeschöpft. Ich habe jetzt mehrere Arbeitsablaufpläne der Stationen gesehen und bemerke immer wieder eine Zentrierung der Arbeit in der Zeit von 6-10 Uhr. Oft sind soviele Arbeiten für diesen Zeitraum geplant, dass selbst ich als Außenstehender arge Zweifel ob der Realisierung bekomme. Und trotzdem wird jeden Tag aufs Neue versucht diesen Berg zu erklimmen.

Im Zeitmangement bin ich auf "Prioritäten setzen" gestoßen. Wäre das eine Möglichkeit der Entzerrung von Arbeitsspitzen? Wenn ja, welcher Weg wäre der Richtige? Ich persönlich finde die Eisenhower Methode sehr reizvoll. Aber dann stellt sich die Frage:
Was ist dringend und wichtig? (muss sofort persönlich erledigt werden)
Was ist wichtig aber nicht dringend? (muss zum Termin persönlich erledigt werden)
Was ist nicht wichtig aber dringend? (muss zwar sofort erledigt werden kann aber delegiert werden)
Was ist nicht wichtig und nicht dringend? (eigentlich unnüzu vertane Zeit, "alte Zöpfe")
Und wenn wir über diese Frage nachdenken, welche Rolle spielen dann Hierarchien im KKH?

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir helfen könntet mit ein paar Tipps.

Elisabeth
 
S

sigjun

Gast
Elisabeth Dinse schrieb:
Was ist dringend und wichtig? (muss sofort persönlich erledigt werden)
Was ist wichtig aber nicht dringend? (muss zum Termin persönlich erledigt werden)
Was ist nicht wichtig aber dringend? (muss zwar sofort erledigt werden kann aber delegiert werden)
Was ist nicht wichtig und nicht dringend? (eigentlich unnüzu vertane Zeit, "alte Zöpfe")
Und wenn wir über diese Frage nachdenken, welche Rolle spielen dann Hierarchien im KKH?

Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir helfen könntet mit ein paar Tipps.

Elisabeth
Hallo Elisabeth,
"was hätten wir viel Zeit, wenn die Patienten im Krankenhaus nicht wären"...:wink:...Scherz beiseite.
Ich denke, dass es eine Menge Aspekte gibt, die beim Zeitmanagement im Krankenhaus beachtet werden müssen. Da kann ich nicht immer persönlich für meine eigene Station entscheiden was wann wichtig ist und was ich wann mache. Da sind erstmal eine Menge Funktionsdienste, die gerne bestimmen wann eine Untersuchung gemacht werden muss und dass genau diese Usu genau jetzt Priorität hat. Da ist die Küche, die sagt, dass genau jetzt das Essen am Wichtigsten ist, also auch nur jetzt heiß angeliefert wird. Da ist der Arzt, der meint genau jetzt ist es wichtig, dass er visitiert, den Patienten untersucht und das auf keinen Fall später geht, ganz zu schweigen davon, dass er genau jetzt dieses oder jenes erledigt haben will.
Das sind erstmal ein paar Faktoren, die mein Zeitmanagement sehr stark beeinflussen. Und bis dahin hat sich der Patient, den wir ganzheitlich, nach einem mit ihm abgesprochenen Plan pflegen wollen noch nicht mal zu Wort gemeldet, von der Äußerung seiner Bedürnisse ganz zu schweigen.
Was ich sagen möchte, dass ich nicht einfach so Arbeitsabläufe ändern kann, da ich in einem System arbeite, in dem sich das ganze System verändert, wenn ich an einem Rädchen drehe.
Das soll nicht heißen, dass es nicht machbar ist, es kann allerdings sehr mürbe machen, jedem immer wieder zu erklären, dass Service und Pflege für den Patienten NICHT an der Stationstür aufhört.
Und, kürzlich so geschehen, dass ich von oberster Stelle angesprochen werden, weil ich mich geweigert habe einen Patienten während seines Mittagessens zu einer Usu zu bringen. ( es war übrigens das erste richtige Mittagessen, das er nach 2 Tagen Nüchternheit bekam)
"Verdammt, ich sagte ja bereits eingangs: So ein Patient stört den gesamten Betriebsablauf."
 

Elisabeth Dinse

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Ein gravierender Fehler im Zeitmanagement im KKH ist sicher die mangelnde Absprache der Berufsgruppen untereinander.

Bei der beschriebenen Station gehe ich aber mal davon aus, dass diese Absprache erfolgte. Es gibt feste Vorgaben von Visite bis Mahlzeiten. Diverse Usus sind auch bereits geplant. Es irritiert mich, dass man alle diese Anforderungen sichtbar vor sich hat und nun noch versucht zusätzlich Grundpflegearbeiten wie das Waschen mit in den Zeitraum zu drücken. Woran liegt das? Falsche Einschätzung des Zeitbedarfes?

Änderungen im Zeitmanagement werden stets von außen erwartet. So ist aich hier zu vermerken: ma sieht es ja wie schlimm es ist. Da müssen die anderen dann mal aktiv werden. Werden sie aber in der Regel nicht, weil ihre Zeit nicht begrenzt ist.

Oder hat diese Zeitnot eine andere Bedeutung.
Unsere Gesellschaft basiert darauf, dass Arbeitszeit verkauft wird, und ein Gut ist umso wertvoller, je knapper es ist. Keine Zeit zu haben ist ein Statussymbol, bedeutet Macht, bedeutung, Wichtigkeit: Ich kann andere warten lassen... . Wer keine Zeit hat, zeigt, das er gefragt ist.

Stefan Klein Physiker und Philosoph ("Die Glücksfomel") in der Zeitschrift Brigitte Nr. 18/2006 S.147

Warum ändern Pflegende nichts an den eigenen Arbeitsabläufen?

Elisabeth
 
S

sigjun

Gast
Elisabeth Dinse schrieb:
Ein gravierender Fehler im Zeitmanagement im KKH ist sicher die mangelnde Absprache der Berufsgruppen untereinander.
...........
Warum ändern Pflegende nichts an den eigenen Arbeitsabläufen?
Erster Satz volle Zustimmung.
Zweiter Satz: Vielleicht weil Absprachen nicht eingehalten werden?
Ich gebe zu, dass die von mir z.Z. erlebte Situation nicht die Regel ist in allen Krankenhäusern, ich denke aber auch, dass sie nicht die Ausnahme ist.
Und ja, OHNE, dass sich Änderungen AUCH außerhalb der eigenen Station ergeben ist ein vernünftiges Zeitmanagement nicht möglich.
Gegenfrage: Warum sollen Pflegende sich immer den Zeitvorgaben der anderen anpassen?
In einem stimme ich Dir allerdings zu: Durch ein vernünftiges Zeitmanagement könnte man die Aussage: "Wir haben keine Zeit" aus dem Wortschatz streichen. Dieses Zeitmanagement bedarf jedoch der Einhaltung von Absprachen von ALLEN Berufsgruppen.
Die Pflege ist dabei m.E. noch am Flexibelsten.
 

Elisabeth Dinse

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Absprachen: Wer fällt als erstes um? Das Wörtchen "NEIN" existiert in der Sprache von Pflegekräften nicht.

Wann ist ein NEIN angebracht- wann nicht? Und dann wären wieder bei den Eingangsfragen:

Was ist dringend und wichtig? (muss sofort persönlich erledigt werden)
Was ist wichtig aber nicht dringend? (muss zum Termin persönlich erledigt werden)
Was ist nicht wichtig aber dringend? (muss zwar sofort erledigt werden kann aber delegiert werden)
Was ist nicht wichtig und nicht dringend? (eigentlich unnüzu vertane Zeit, "alte Zöpfe")

Elisabeth
 
B

Brady

Gast
Hallo zusammen,

ich habe auch so meine Erfahrungen gemacht. Pflege ist die Berufsgruppe die oft am flexibelsten ist. Wobei diese Flexibilität auch oft auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse (Arbeit) geht. Diese "Gabe" sollte man eigentlich besser nutzen.

Ich denke, es braucht ein gesundes Mittelmaß. Man lässt diese Grenzen übertreten aus den verschiedensten Gründen.

Einmal geschehen sie, weil man anscheinend andere Berufgruppen wichtiger, ernster nimmt.

Dann wiederum weil es immer so gemacht wurde und eine Veränderung mit viel Aufwand und Ärger betrieben werden müsste und man müsste sich mit anderen fachlich darüber auseinandersetzen. Man wird gesehen und ist überprüfbarer.

Oder auch weil man ja allzeitbereit sein muss um sofort reagieren zu können, ohne "mich" läuft nichts. Ich muss anderen Berufsgruppen ihre Therapien ermöglichen und immer ansprechbar sein. Das wird gerne genommen um nötige Transparenz zu verhindern und um nichts anderes tun zu können. Da wird dann auch mal gerne zu anderen Berufsgruppen am Telefon gesagt...."Der Patient kann nicht".....Warum er nicht kann, lässt man dann auch gerne weg.

Das Wörtchen "Nein"...braucht man dann wegen oben genannten Dingen nicht, weil es anders ausagiert wird. Aber zu welchem Nachteil?...auf Kosten unserer Fachlichkeit und unserer Zeit.

Das ist jetzt ein wenig überspitzt, aber ich habe viele dieser Varianten kennengelernt.

Liebe Grüße Brady
 
S

sigjun

Gast
Das Eisenhower-Prinzip ist m.E. ein gutes Prinzip meine eigene Zeit zu managen. Da entscheide letzten Endes ich was wichtig ist und wann erledigt werden muss/soll. Selbst wenn ich nie unabhängig bin von anderen, sei es weil Termine vereinbart werden müssen mit anderen, sei es, weil manche Dinge wirklich sofort erledigt werden müssen, weil es sonst nicht mehr geht...ect. Letzten Endes entscheide ich selbst Dringlichkeit und Wichtigkeit. Wenn ich beispielsweise am Ende des Jahres noch eine Vorsorgeuntersuchung machen muss, kann ich selbst immer noch entscheiden ob diese Untersuchung mir wirklich wichtig ist, oder ich sie dieses Jahr einfach "sausen" lasse.
Ich denke aber, dass dieses Prinzip nicht so einfach auf unsere Arbeit im Krankenhaus zu übertragen ist, halte es insofern als eher ungeeigent.
 

Elisabeth Dinse

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Och muss mich ständig entscheiden im Arbeitsalltag. Meine Sichtweise wird mein Handeln beeinflussen: wem gegenüber bin ich loyal?

Beispiel: Ich bin bei der Körperpflege, der Doc will das Blut abgenommen wird.
ich kann mich für den Pat entscheiden- der Doc muss warten. Nicht angenehm für den Doc.
Ich kann mich für den Doc entscheiden- der Pat. wird mit seinen Bedürfnissen zurückgesetzt.
Wie soll ich mich entscheiden?

Ich erlebe, dass Pflegende nicht drüber nachdenken. Die Bedürfnisse des Arztes werden bedient. Die Pat.bedürfnisse werden ignoriert mit dem Argument, die Organsiation muss laufen.

Prioritäten zu setzen, heißt auch sich mit anderen Berufsgruppen ausienander zu setzen. Kommunikation läuft im KKH gemäß der Hierarchie von oben nach unten. Dabei sind wir das schwächste Glied in der Kette- auch bedingt durch die Uneinigkeit unter den Pflegenden (Loyalitätsproblematik).

Selbstbewußtsein in der Pflege würde für mich auch bedeuten nicht nur fremdbestimmt arbeiten zu wollen sondern gemeinsam mit den anderen berufsgruppen anch Wegen zu suchen. Und dabei ist meiner Meinung nach die Frage: Ist es wirklich notwendig genau zu diesem Zeitpunkt diese Tätigkeit durchzuführen? Es gibt nicht verschiebare Termine im KKH- keine Frage. Aber es gibt auch bei anderen Berufsgruppen die Möglichkeit der Flexibilität, nicht nur in der Pflege. Oder ist Pflege so wertlos, dass sie nur eine Randberechtigung hat: wenn alle anderen zu ihren Recht gekommen sind, dann kann die Pflege mal so ein bischen pflegen?

Elisabeth
 
B

Brady

Gast
Hallo Elisabeth,

genau um das geht es. ich entscheide, ob der Arzt das Blut in dem Moment abnehmen kann. Ob der Patient es auch so sieht, dass er in seinen Bedürfnissen zurückgesetzt wird weiss ich nicht. Vielleicht sieht der Patient dies ganz anders. Denkt, dass geht aber jetzt vor.....Ich muss wissen, ob die Blutentnahme jetzt gerechtfertigt ist, zu einem Zeitpunkt abgenommen zu werden wo ich mit meiner Arbeit noch beschäftigt bin.

Da setze ich die Prioritäten, ich lasse mit mir machen...oder ich manipuliere...z.B......nein, jetzt auf garkeinen Fall.

Wenn die Blutentnahme hätte warten können, setze ich mich mit dem Arzt auseinander, ansonsten bedarf es gar keiner Frage....er wartet...


Was der Pflege oft fehlt ist Reflexion und die Fähigkeit sich auseinanderzusetzen.
 

Elisabeth Dinse

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Wahrnehmung ist subjektiv *ggg* Ich sah bei meinem Beispiel eine Situtaion in der Neuro. Man ist gerade bei einer therapeutischen Wäsche und der Doc versuchte zwischen Waschlappen und Handtuch noch schnell Blut abzunehmen. Die Reihenfolge sah jetzt diesen Pat. vor. Es war ein ganz gewöhnliche tägliche RoutineBE (über den Sinn streiten wir jetzt mal nicht).

Wir haben uns übrigens geeinigt- er hat auf die BE zu dem Zeitpunkt verzichtet und ich habs nach der GKW selbst gemacht. Ich hatte danach Zeit, er nicht. Mittelpunkt des Handelns war m.E. der Pat.. Seine Bedürfnisse wurden berücksichtigt.

Elisabeth
 
B

Brady

Gast
Ja, ich habe z.B. meine Kochgruppe. In der Zeit hat der Arzt sein Einzelgespräch mit dem Patienten gelegt....aus welchen Gründen auch immmer. Der Patient im Zwiespalt, da Einzelgespräche ja selten sind...Kochgruppe....naja...Wie ist da die Wertigkeit? Blöde Situation....da es oft so ist, daß es eigentlich wichtiger für den Patienten ist an der Kochgruppe teilzunehmen als ein Einzelgespräch zu bekommen.

Bedürfnisse des Patienten....das ist so eine Sache, befriedigen wir wenig in der Psychiatrie/Psychotherapie. Wir nehmen ihn ernst, aber er wird immer wieder in seine Verantwortung mit einbezogen. Wir würden ihn nicht ernst nehmen, wenn wir immer all seine Bedürfnisse befriedigen würden ohne uns mit ihm auseinanderzusetzen. Was dann auch nicht realistisch wäre...

Grundsätzlich gilt für mich, keine Termine in die Gruppen oder Aktivitäten von anderen....oder es muss besprochen sein. Notfall ist es in beiden Dingen nicht.
Nur der Patent zieht ein Einzelgespräch verständlicherweise vor, was wiederum bedacht werden sollte....welche Erwartungen hat er daran?
Wobei es auch Patienten gibt, die sich melden und sagen....Ich habe Kochgruppe...kann nicht in dieser Zeit nicht.

Liebe Grüße Brady
 

Elisabeth Dinse

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Ich habe leider zuwenige Erfahrungen im Psychiatriebereich. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: der Pat. ist ja extra dort um zu lernen für sich zu entscheiden und da braucht es Situationen die ihn herausfordern.

Mir ging es bei meinen Gedanken mehr um die Abläufe im somatischen KKH.
Historisches: Um den Ablauf im KKH problemlos zu gestalten hat man früher im KKH nachts gewaschen: keine Diagnostik, keine Therapie- viel Zeit für Pflege. Irgendwann hat man dann erkannt: das kann nicht im Sinne des Pat. sein und hat das nächtliche waschen "untersagt".
Meine Beobachtung: Man hat den Zeitblock GKW aus dem Nachtdienst heraus genommen und in der Frühdienst verfrachtet... allerdinsg ohne die Beachtung der Zeitmöglichkeiten im Frühdienst. Das kann doch m.E. nur zu Problemen führen. Das Argument: da sind die meisten Kollegen im Dienst dürfte nur eingeschränkt gelten- die waren früher ja auch schon da und haben nicht gegammelt.

Deswegen nochmal die Frage: wie können solche Arbeitsspitzen gebrochen werden? Das es Festpunkte gibt- keine Frage. Wenn der ganze Frühdinest nur aus Festpunkten besteht- warum wird dann noch versucht Unmögliches möglich zu machen und die wachsende Anzahl von Pflegebedürftigen schnell zu putzen?

Welche Alternativen gibt es? Und wie kommt man auf diese Alternativen?

Elisabeth
 

alesig

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Hallo
Wir haben bei uns feste Zeitvorgaben, wie wenig sinnvol diese auch sein mögen. 6.30-8.00 Uhr waschen. ab 8.00 Uhr Frühstück austeilen, um 8.45 Uhr muß das Frühstück wieder eingesammelt sein, Dienstanweisung PDL (die Küche schaft es sonst nicht.
Ab 8.00 Uhr finden die nüchtern Untersuchungen statt, Pat. müssen zur Dialyse (Frühstück wird ggf. mitgegeben), zu den Bestrahlungen, Infusionen werden angehängt,Blut abgenommen (von den Doc`s), es wird fleißig weiter gewaschen-gemessen-verbunden-Behandlungspflege. Bis Mittag um 12.00 Uhr dann gibt es Mittagessen 12.45 Uhr Essenswagen weg. Dann Dokumentation, falls Visite->Ausarbeitung,Bradenskalen werden erneuert,A/S Stufen auf den neusten Stand gebracht.13.10 Uhr Übergabe an den Spätdienst.
Zwischendurch wenn Zeit werden die Medikamente gestellt und Pause gemacht. Die Hauptarbeit hat bei uns der Frühdienst. Deshalb ist er mit wesentlich besser besetzt, einschließlich Stationssekretärin und Pflegehilfsdienst. Im Spätdienst sind wir meist nur zu dritt, 2 Examinierte und eine Hilfskraft (Schüler, Praktikant,Zivi etc). Feste Visitenzeiten gibt es nicht unsere Doc`s visitieren den ganzen Tag so vor sich hin, und wenn noch einer von meiner Station Nachtdienst hat auch noch bis 2.00 Ur morgens. Grundsätzlich dürfen wir Pflegepersonal uns nach den Zeitvorgaben der Funktionseinheiten richten (Küche,Labor,Röntgen,EKG, Physiotehreapie,Sono usw.).Dazwischen darf dann unsere Pflege stattfinden. Der Patient hat sich danach zu richten (schrecklich aber wahr).
Wir versuchen wenigstens daß unsere Patienten in Ruhe Essen können, auch wenn dies dann wieder zu unerfreulichen Diskussionen mit diversen Funktionseinheiten führt. Obwohl die Essenszeiten sich in den letzten 20 Jahren nicht geändert haben sind die Funktionseinheiten immer noch nicht in der Lage sich in dieser Zeit selber eine Pause zu gönnen und die Patienten in Ruhe zu lassen. Es ist ein täglicher zermürbender Kampf gegen die Krankenhausmaschinerie den Bedürfnissen der Patienten halbwegs gerecht zu werden. Aber es soll bei uns alles Besser werden, wir bekommen bald einen Zeitmanagementberater. Wenn der genauso viel bgringt wie die anderen "Berater" (Dokumentation,Pflegevisite,Übergabe am Patientenbett, Riskmanagement,Entlassungsmanagement etc.) dann ist das einzige Ergebniss ein Loch im Sessel wo er/sie seinen Hintern parkt um auf die Fragen des Pflegepersonals zu antworten mit soooo viel theoretischem Wissen, das mit der praxis so überhaupt nicht vereinbar ist.
Eine frustrierte Alesig
 
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sigjun

Gast
Elisabeth Dinse schrieb:
Welche Alternativen gibt es? Und wie kommt man auf diese Alternativen?

Elisabeth
Zusammensetzen aller an der Versorgung Beteiligten. (bzw. Vertreter, alle wären ja zu viele)
Herausfiltern von Terminen, die nicht oder nur begrenzt verschiebbar sind.
Auflisten der Arbeiten, die am und mit dem Patienten getan werden müssen (KG, Usus, Pflege...ect.)
Suchen von Möglichkeiten, die alle zufrieden stellt und immer die Ganzheitlichkeit bei der Versorgung vor Augen hat.
Alternativ selektive Lösungsmglk. suchen, wo nach und nach erst die versorger mit eingebunden wären.
Andere Alternative PN. Dabei muss gewährleistet werden, dass getroffene Terminabsprachen auch eingehalten werden. Vorteil dabei ich muss mich immer nur um eine bestimmte Anzahl kümmern und kann dabei auch flexibler reagieren, falls es Probleme bei terminabasprachen gibt, oder mal ein gewünschter Termin nicht gegeben werden kann.
 

Elisabeth Dinse

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Ergo ist die Kommunikation aller Beteiligten notwendig. Aber woran orientieren sich Termine?
Beispiel: die Küche gibt einen Termin vor- sehr beliebt: das zeitige Abendbrot. Wenn ich etwas ändern will- wer hat hier das Primat? Wird die Küche ihre Arbeitszeiten anpassen?
Beispiel: BE- das Labor hätte das Material am liebsten gleich ganz früh. Wann brauche ich Routinewerte? Welchen Einfluss haben diese Werte auf die Therapie?
Beispiel: Visite- kann Pflege vorgeben, wann und vor allem wie lange eine Visite zu dauern hat? Und ist es notwendig, dass eine Pflegekraft als Schreibkraft dabei ist?
Jede Berufsgruppe wird auf ihren Terminen beharren. Nur die Pflege muss flexibel sein.

Elisabeth
 

spflegerle

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Jede Berufsgruppe wird auf ihren Terminen beharren. Nur die Pflege muss flexibel sein.

Elisabeth

Mal etwas provokant in den Raum geworfen:
Die anderen beteiligten Berufsgruppen kommen nur sporadisch zu den Patienten, wir hingegen sind kontinuierlich vor Ort. Wir sind eben tatsächlich die flexibelste Berufsgruppe dadurch.

Man muß doch nicht immer so ein kleinliches wer-ist-jetzt-der-Stärkere-Spielchen daraus machen wenn ein Arzt Blut abnehmen will während wir gerade bei einer pflegerischen Verrichtiung sind. Wenn ein kollegiales Verhältnis zwischen den Berufsgruppen herrscht, wird der Arzt nicht auf seine Blutabnahme bestehen, sondern einfach fragen, ob es jetzt gerade stört. Dann kann man sich einfach verständigen und der Patient sieht sich nicht als Spielball zwischen rivalisierenden Berufsgruppen.
Es geht also oft gar nicht um "Zeitmanagement" oder ähnliches, sondern lediglich um gegenseitigen Respekt.

Und ein ganz privates Problem der Pflege ist doch dieser absurde Anspruch, es müsse jeder Patient jeden Tag eine Ganzkörperwäsche erfahren.
Wir haben jede Menge Patienten, die erleben in einem Monat Krankenhausaufenthalt auf unserer Station mehr Ganzkörperwäschen als im gesamten vergangenen Jahr, und werden dabei mit zig Litern Körperlotion eingecremt, die deren Haut in ihrem gesamten zurückliegenden Leben nie gesehen hat.
Worin besteht da bitte der tiefere Sinn? Täglich gewaschen wird aus einer seltsamen Pflegeroutine heraus. Das ist so seltsam wie ein Automechaniker, der beim Reifenwechsel routinemäßig immer den Vergaser ausbaut. Muß nicht sein, ist nicht notwendig und wird nur teuer abgerechnet.
Kann man sich sparen und man hat noch ein bißchen Zeit für sinnvollere Maßnahmen gewonnen.
Also zumThema Zeitmanagement muß man als erstes über Eisenhauers "Was ist nicht wichtig und nicht dringend?" nachdenken. Denn dort lässt sich meines Erachtens die meiste Zeit sparen.

Und für ein paar Pflegende mit Waschzwang: ich bin sehr für gründliche Intimpflege, ebenso für gründliche Mundpflege (gerade bei unsere beatmeten Patienten wichtig). Aber lieber sollte man seine Zeit für die Reinigung der "schmutzigen" Körperpartien verwenden, als jedes mal eine GKW daraus zu erzwingen, nur damit man sie dokumentieren kann.

Gruß spflegerle
 
S

sigjun

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Ergo ist die Kommunikation aller Beteiligten notwendig. Aber woran orientieren sich Termine?
..................
Jede Berufsgruppe wird auf ihren Terminen beharren. Nur die Pflege muss flexibel sein.

Elisabeth
Die termine orientieren sich je nachdem welche Termine es sind. Da kann es m.E. keine einheiltiche Regelung geben.
Beispiel: Patient soll an diesem Morgen entlassen werden, braucht aber noch einmal eine Laborkontrolle..ergo, frühe BE
Patient soll eine Verlaufsröntgenkontrolle haben, diese kann irgendwann gemacht werden, er muss also weder beim Essen, noch bei der Pflege gestört werden.
Patient hat Wunschkost, auf Grund seines Krankheitsbildes. Um 16:00 äußert er unbedingt Rührei zum Abendessen haben zu wollen, weil er darauf große Lust hat, ergo die Küche sollte in diesem Fall flexibel reagieren, auch wenn längst alle Abendbrottabletts fertig gestellt sind.
Visite...kann auf einer Inneren sicher flexibler gestaltet werden als auf einer operativen Station, hier sollte ein Kompromiss zwischen allen Beteiligten gefunden werden und ich bin der Meinung, dass die Pflege anwesend sein sollte. Schreiben tun wir dabei übrigens überhaupt nichts.
Kurz und gut: Jeder muss Bereitschaft zur Flexibilität zeigen.
Vielleicht aber sollte man als allererstes bei einer solchen Kommunikation herausstellen welche Zielsetzungen die einzelnen Berufsgruppen haben, ich denke, dass dies die erste Überraschung sein wird, sofern alle ehrlich sind.
Eine Einigung kann nur erzielt werden, wenn alle Beteiligten EIN gemeinsames Ziel haben.
@ spflegerle
Meine pflege am Patienten beschränkt sich nicht nur auf die GKW, diese zu integrieren wäre sicher das kleinere Problem.
 

Elisabeth Dinse

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Beispiel: Patient soll an diesem Morgen entlassen werden, braucht aber noch einmal eine Laborkontrolle..ergo, frühe BE

Schönes Beispiel, die BR ist m.E. nur dann von Relevanz, wenn sich daraus therapeutsiche Konsequenzen ergeben. Und dann stellt sich die Frage: welcher Wert verändert sich in wenigen Stunden, so dass dann eine sofortige Therapie erfolgen muss? Ich sehe da nur eine Ausnahme: Falithromeinstellung. Ansonsten empfinde ich diese Art der BE eher als "alten Zopf".

Anwesenheit der Pflegekräfte bei der Visite? Zu welchem Zweck? Die Verbände "aufreißen und wieder schließen"? Mag eine Indikation sein. Bleibt die Frage: muss eine Pflegekraft konstant dabei sein? Der Informationsfluß kann auch in einer kleinen sich an die Arztvisite anschließende Besprechung gesichert werden. Aber da ist dann das hierarchische Gefälle weniger sichtbar. Es würde sich ja das therapeutische Team treffen.

Meine pflege am Patienten beschränkt sich nicht nur auf die GKW, diese zu integrieren wäre sicher das kleinere Problem.
Dem möchte ich widersprechen. Es ist mit das größte Problem auf vielen Stationen- gleich gefolgt von allen anderen patientennahen Pflegetätigkeiten wie z.B. Essen anreichen.

Elisabeth
 
S

sigjun

Gast
Anwesenheit der Pflegekräfte bei der Visite? Zu welchem Zweck? Die Verbände "aufreißen und wieder schließen"? Mag eine Indikation sein. Bleibt die Frage: muss eine Pflegekraft konstant dabei sein? Der Informationsfluß kann auch in einer kleinen sich an die Arztvisite anschließende Besprechung gesichert werden. Aber da ist dann das hierarchische Gefälle weniger sichtbar. Es würde sich ja das therapeutische Team treffen.
...........Ich bevorzuge die Visite des therapeutischen Teams.
 

Elisabeth Dinse

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*ggg* Ich komme aus dem neurologischen Bereich. da dauert die Untersuchung des Pat. schon länger als die 4,35 Minuten , die die PPR uns zugesteht für die Visite.

Übrigens hab ich die beschrieben Art der Visite: getrennt um sich danach auszutauschen gerade im chriurgischen Bereich kennen gelernt. *fg* Ich fands sehr sinnvoll, weil keiner mußte auf den anderen warten.

Elisabeth
 

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