Wo waren eure 'furchtbarsten' Reanimationen?
Also ich denke Aufzug zB wär mein grösster Horror. Innerhalb meiner Station hab ich einmal eine erlebt im sog. 'grossen Badezimmer'.
Ein Angehöriger hat einen Pat. (>40. postop. Tag nach Aortocoronarem Bypass nach prolonigiertem Intensivaufenthalt; sollte 2 Tage später entlassen werden.) geduscht (ohne Aufsicht, ohne unser Wissen und gegen unseren Rat). Jedenfalls kam irgendwann der Ruf der nach Schwester, der Pat war bereits weitgehend blau, ist so halb in den Armen des Ang. gehangen.
Also 'Action' geht los - Ang. raus, Notfallwagen rein, Herzalarmteam alarmieren, Herzmassage beginnt durch zufällig anwesend Arzt in Zivil.
Da taten sich spätestens die ersten Problematiken auf:
1. Woher wussten wir über den Zustand des Herzens Bescheid? Wir hatten ja primär keinen EKG-Monitor, keinen Pulsoxy (ohnehin hinfällig), keinen O2-Anschluss für die Maske etc. etc.
Trotzdem natürlich richtig: Massage+Maskenbeatmung.
2. Badezimmer=Rumpelkammer am Nachmittag, 100 Wagerln und sonst was im Weg, kein Platz.
3. Pat. am Boden, komplett klatschnass.
4. Defipaddle-Ableitung zeigt VHF -> also defibrillieren, aber der Pat. war komplett im Nassen, die komplette Mannschaft die sich mittlerweile versammelt hat natürlich gleich mit. Um nicht alle mitzuschocken mussten mal alle ein wenig zur Seite gehen, wo ja eigentlich kein Platz mehr war.
5. Plötzlich waren mind. 20 Schaulustige vor der Tür, die irrsinnig hartnäckig waren und sich kaum zerstreuen liessen während die Reanimation voll läuft.
6. Nachdem der Pat. soweit stabilisiert war, intubiert etc, wurde noch ein femoraler Zugang gestochen - alles noch im Bad am Boden. Mittlerweile durch einige Stechversuche und durch das Wasser haben sich die paar Blutstropfen in eine riesige rote Lache verwandelt.
7. In dem Bad hatte es wegen der Dusche vorher, der hektischen und anstrengenden Arbeit und der Anwesenheit von bis zu 7 Personen ca. 45°C und eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100%. Tür aufmachen war ja nicht, weil die Leute extrem lästig waren (Samstag nachmittag=Besuchszeit).
8. Jetzt musste der Pat. "nur mehr" vom Schauplatz in ein Bett gebracht werden für den Transfer auf Intensiv. Also ein letzter Kraftakt in einem scheinbaren Meer aus Blut.
Soweit die Schlagworte, für mich war es vom Ablauf her und der Zusammenarbeit eine sehr gute Reanimation muss ich sagen, die Umstände allerdings eine Katastrophe. Zum Glück denkt man in den Momenten, wo's drauf ankommt eh nicht dran.
Umso mehr beeindruckt war ich vom Bild des Badezimmers danach: Ein wirklich einziges Schlachtfeld, überall Spuren des Hergangs, Blut (blutiges Wasser) verspritzt überall, blutrote Fussspuren, Schleifspuren vom Leintuch mit dem wir ihn rausgetragen haben... ent-setz-lich. Wie nach einem Gewaltverbrechen in einem Film.
Welch ungeheures Bild des Grauens auch für die ganzen Leute, insbesondere die anwesende Gattin des Pat., die mit sowas überhaupt nicht rechnend nur auf Besuch waren...
In diesen Momenten komm ich schon immer sehr stark ins Grübeln und frage mich was ich hier eigentlich grad getan hab und mit welcher Kraft.
Man hat unmittelbar danach nicht mal Zeit nachzudenken, weil die eben angesprochenen Angehörigen auch erstmal massiven Gesprächsbedarf haben.
Der Pat. ist übrigens nach einem Monat Intensivstation dort verstorben.
+lg, david
Also ich denke Aufzug zB wär mein grösster Horror. Innerhalb meiner Station hab ich einmal eine erlebt im sog. 'grossen Badezimmer'.
Ein Angehöriger hat einen Pat. (>40. postop. Tag nach Aortocoronarem Bypass nach prolonigiertem Intensivaufenthalt; sollte 2 Tage später entlassen werden.) geduscht (ohne Aufsicht, ohne unser Wissen und gegen unseren Rat). Jedenfalls kam irgendwann der Ruf der nach Schwester, der Pat war bereits weitgehend blau, ist so halb in den Armen des Ang. gehangen.
Also 'Action' geht los - Ang. raus, Notfallwagen rein, Herzalarmteam alarmieren, Herzmassage beginnt durch zufällig anwesend Arzt in Zivil.
Da taten sich spätestens die ersten Problematiken auf:
1. Woher wussten wir über den Zustand des Herzens Bescheid? Wir hatten ja primär keinen EKG-Monitor, keinen Pulsoxy (ohnehin hinfällig), keinen O2-Anschluss für die Maske etc. etc.
Trotzdem natürlich richtig: Massage+Maskenbeatmung.
2. Badezimmer=Rumpelkammer am Nachmittag, 100 Wagerln und sonst was im Weg, kein Platz.
3. Pat. am Boden, komplett klatschnass.
4. Defipaddle-Ableitung zeigt VHF -> also defibrillieren, aber der Pat. war komplett im Nassen, die komplette Mannschaft die sich mittlerweile versammelt hat natürlich gleich mit. Um nicht alle mitzuschocken mussten mal alle ein wenig zur Seite gehen, wo ja eigentlich kein Platz mehr war.
5. Plötzlich waren mind. 20 Schaulustige vor der Tür, die irrsinnig hartnäckig waren und sich kaum zerstreuen liessen während die Reanimation voll läuft.
6. Nachdem der Pat. soweit stabilisiert war, intubiert etc, wurde noch ein femoraler Zugang gestochen - alles noch im Bad am Boden. Mittlerweile durch einige Stechversuche und durch das Wasser haben sich die paar Blutstropfen in eine riesige rote Lache verwandelt.
7. In dem Bad hatte es wegen der Dusche vorher, der hektischen und anstrengenden Arbeit und der Anwesenheit von bis zu 7 Personen ca. 45°C und eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100%. Tür aufmachen war ja nicht, weil die Leute extrem lästig waren (Samstag nachmittag=Besuchszeit).
8. Jetzt musste der Pat. "nur mehr" vom Schauplatz in ein Bett gebracht werden für den Transfer auf Intensiv. Also ein letzter Kraftakt in einem scheinbaren Meer aus Blut.
Soweit die Schlagworte, für mich war es vom Ablauf her und der Zusammenarbeit eine sehr gute Reanimation muss ich sagen, die Umstände allerdings eine Katastrophe. Zum Glück denkt man in den Momenten, wo's drauf ankommt eh nicht dran.
Umso mehr beeindruckt war ich vom Bild des Badezimmers danach: Ein wirklich einziges Schlachtfeld, überall Spuren des Hergangs, Blut (blutiges Wasser) verspritzt überall, blutrote Fussspuren, Schleifspuren vom Leintuch mit dem wir ihn rausgetragen haben... ent-setz-lich. Wie nach einem Gewaltverbrechen in einem Film.
Welch ungeheures Bild des Grauens auch für die ganzen Leute, insbesondere die anwesende Gattin des Pat., die mit sowas überhaupt nicht rechnend nur auf Besuch waren...
In diesen Momenten komm ich schon immer sehr stark ins Grübeln und frage mich was ich hier eigentlich grad getan hab und mit welcher Kraft.
Man hat unmittelbar danach nicht mal Zeit nachzudenken, weil die eben angesprochenen Angehörigen auch erstmal massiven Gesprächsbedarf haben.
Der Pat. ist übrigens nach einem Monat Intensivstation dort verstorben.
+lg, david