Wie geht ihr mit dem Tod um?

nane80

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hallo,

ich fange im oktober die Ausb. z. KKS an und habe ehrlich gesagt schon angst vor dem Tod, denke aber das das bestimmt normal ist...nun wollt ich mal von euch wissen, wie ihr am anfang damit umgegangen seid und wie ich am besten damitumgehen sollte, wenn es denn dann mal so weit ist.

Lg Nadine
 
Hallo nane!

Also ich finde es immer sehr schwer mit dem Tod eines patienten umzugehen.
Bei manchen kann man ja vielleicht noch sagen, dass man froh ist das er sein Leiden endlich überwunden hat (finde das hört sich auch irgendwie bescheuert an).
Aber bei manchen verstehe ich die Welt nicht mehr. In der Onkologie z.B. sind auch viele junge Leute gestorben...einfach scheiße!!!
Und wenn man den Pat. noch dazu lange betreut hat und sich auch mit ihm angefreundet hat, dann tut es mir gut mit jemanden darüber zu reden (mit Freunden, oder der Familie...auf station bin ich eher 'professionell' und möchte auch nicht mit dem Personal draüber reden. Davon abgesehen hat auch noch nie eine Schwester mit mir darüber reden wollen...vielleicht haben sie die gleiche Bewältigungsstrategie wie ich, oder sie sind abgehärtet?!) und auch einfach mal alles rauszuheulen.
So geh ich damit um, wie es andere machen weiß ich nicht!
 
Hallo Prinzessin,


was verstehst du unter einem "professionellem" Auftreten?

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo nane,

obwohl ich schon viele Menschen beim Sterben begleitet habe, ist es immer wieder schwer für mich. Auch wenn diese Menschen alt waren, das ist völlig egal. Viele kannte ich schon seit Jahren, und auch deren Angehörige.
Es kommt auch auf die Reaktion der Angehörigen an. Wenn sie am Bett zusammenbrechen und weinen und schreien, da kann ich auch nicht cool bleiben, da weine ich mit. Ich will mich auch nicht beherrschen wollen in dieser Situation, wir sind doch alle Menschen und ich glaube, es ist völlig normal, wenn man mittrauert.
Nach solchen Situationen brauche ich erstmal eine gewisse Ausszeit, was heißt: ich ziehe mich (wenn es die Lage auf Station erlaubt) für einige Minuten zurück, um wieder Kraft zu tanken, mich zu beruhigen. Dann habe ich auch wieder den Mut (hört sich doof an...) und die Konzentration für die anderen Patienten und deren Familie. Und ich kann auch besser mit den Angehörigen der Verstorbenen sprechen und beruhigend auf sie einwirken, zudem dann auch die Angehörigen selber schon ruhiger sind und sich auf die Lage mehr oder weniger eingestellt haben. Ich finde dann auch die richtigen Worte.

Nicht viele meiner Kolleginnen und Kollegen weinen mit den Angehörigen, sie verlassen dann das Zimmer. Das mache ich nicht, obwohl es nicht einfach ist (im Endeffekt wäre es ja, ich sag mal, bequemer).

LG
urmel
 
Hallo,


wir können natürlich immer von belastenden Dingen in unserem Leben davon laufen. Mag die einfachste Lösung sein, als sich vielen Dingen stellen zu müssen.

Sterbebegleitung gehört wohl zu den härtesten, belastendsten Aufgaben in unserem Job.

Dennoch, ist gerade diese Arbeit so wertvoll und wichtig.

In der Sterbebegleitung werden die „Weichen“ für den Umgang und das Erleben der Angehörigen gestellt. Eine unterstützende, begleitende Sterbebegleitung, vermag es den betroffenen Angehörigen erleichtern.

Ich habe in einer Facharbeit etwas gefunden, dass mir sehr gut gefällt:


Begleiten bedeutet letztendlich,
jenen Teil Einsamkeit,
den es in jedem Leben und dadurch auch im Sterben gibt,
anzunehmen.


(Isabel Grouland)


Was hindert uns daran Gefühle zu zeigen – diese auszudrücken. Nicht starr und stumm dazustehen .... Sondern eine Hand zu halten, Tränen zu trocken, mal jemand in die Arme zu nehmen und zu sagen – es tut mir leid. Ich bin da für dich/sie/euch?

Was ist so schlimm daran, Tränen zu zulassen? Sind wir dann weniger professionell?

Sterbebegleitung beginnt nicht erst dann, wenn jemand im Sterben liegt – und endet nicht wenn jemand gestorben ist!

Sterbebegleitung heißt für mich, dazu sein – dabei zu bleiben. Zu sehen, zu hören, zu fühlen .... und wenn mir danach ist – auch mal zu Weinen.

Sterbebegleitung hat sich in den letzten Jahren, in sehr vielen Bereichen verändert. Setzt aber auch, Offenheit und sich „darauf einlassen“ voraus.

Zeigt einem doch immer wieder seine eigenen Grenzen.

... und ist eine so wertvolle und wichtige Arbeit!


Schicke euch ganz liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo Nadine
ich arbeitet seit 18 Jahren im Krankenhaus und kann mich sehr gut an meine Anfangszeit erinnern.
Ich war 17 Jahre und mußte in ein Zimmer in dem eine Patientin im Sterben lag.
keiner hatte mich begleitet...keiner hatte mich vorbereitet ich sollte die Puls RR und Temperaturrunde machen.
Diese Gesicht dieser Frau werde ich nie wieder vergessen.
ich war total überfordert wollte es aber nicht zugeben und habe mir bestimmt so ziemlich was aufgelastet.

Mein kleiner Rat an Dich diese Situationen überfordern fast immer sprich darüber!

Die Begleitung von Sterbenden ist eine Grenzerfahrung wie sie nur selten im Leben vorkommen und darauf ist keiner vorbereitet.
Es passieren immer wieder andere Situationen auf die ich mich einlassen muß.
Wut- Trauer- Verzweiflung -unsinnige Gespräche am Patientenbett- Schmerzen-Hoffnung bis zu letzt alles ist wieder neu für mich.

Ich versuche immer wieder in diesen Situationen meine Sinne ganz wach zu machen um auf diese zu reagieren.
Und manchmal muß ich auch zugeben das ich heute nicht in der Lage bin diese Arbeit zu machen und frage dann einen KollegInn ob ich mich zurückziehen kann....das mußte ich am längsten üben beim Umgang mit dem Tod.

Ich wünsche Dir eine schöne Ausbildung

Grüße aus Berlin

Sabine
 
Hallo Gaby!

Na professionell ist vielleciht falsch ausgedrückt...für mich heißt das einfach nur, dass ich nicht auf Station darüber reden will,obwohl ich denke das kommt bei mir auch immer darauf an, wie ich auf der Station klarkomme, da wo ich jetzt bin,hätte ich auch kein Problem darüber zu reden und mich vielleicht auch auszuheulen, aber auf der Onkologischen Station auf der ich war, hätten sie mich glaub ich nicht für voll genommen...und da lass ich es halt ganz bleiben!
 
Hallo Prinzessin,


ich finde es sehr schade, wenn es Stationen gibt – wo man seine Gefühle nicht ausdrücken kann. Niemanden zum Reden findet.

Wird man nicht für voll genommen, weil man seine Gefühle zeigt, dann denke ich ist die Menschlichkeit verloren gegangen. Fehlt diese, fehlt auch eine wichtige Voraussetzung in der Sterbebegleitung.

Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Hallo ihr Lieben!
Also das, was ich jetzt hier so gelesen habe, hilft mir im Moment nicht wirklich weiter. Wie gehe ich denn nun mit Sterbenden um???
Seit Oktober bin ich in der Ausbildung zur Krankenschwester. Ich war bisher auf der Urologie und auf der Unfallstation...dort sind bisher alle lebend (so soll es auch sein) wieder raus gekommen.
Seit Montag bin ich auf der Inneren (Angiologie und Diätologie).
In einem Zimmer sind zwei Patienten. Der eine, schon über 80, mag nichts mehr essen und trinken. Oder vielmehr, er sagt, dass er nicht schlucken kann, wenn ich ihm etwas zu trinken anbiete. Der andere, ca. 20 Jahre jünger, will nichts essen, weil er sofort erbricht. Selbst Getränke kann er seit neuestem nicht mehr bei sich behalten.
Ich weiss nicht warum, aber dieses Zimmer zieht mich irgendwie magisch an. Ich will bei den beiden Patienten sein, aber andererseits habe ich auch Angst!
Gestern hab ich dem älteren Herren die Hand gehalten, in der Hoffnung, dass er ein wenig trinkt. Er hat meine Hand genommen und richtig fest gedrückt und mir tief in die Augen gesehen. Ich kann diesen Zustand nicht beschreiben. Mir war ganz seltsam zumute.
Danach bin ich zu einer Schwester gegangen und hab ihr gesagt, dass mich das ganze sehr deprimiert. Sie meinte nur: "Ja, das glaube ich." Das war's dann aber auch schon. Mir standen fast die Tränen in den Augen.
Was soll ich tun? Wie soll ich damit umgehen???
Es ist das erste Mal, dass ich ANGST habe! Angst davor, dass ich in das Zimmer komme und der Tod dort ist. Wie soll ich damit umgehen? Aber andererseits möchte ich sie auch nicht allein lassen. Ich würde es doch auch nicht wollen! Seit gestern ist irgendwie nichts mehr wie es war. Wie heisst es immer so schön: die Sorgen bleiben auf der Arbeit. Feierabend ist Feierabend. Aber ich kann nicht abschalten! Man, wenn das so weiter geht, mach ich mich noch damit fertig. Shit...
Vielleicht weiss jemand von euch einen Rat, wie ich mit der Situation umgehen kann!
Dankeschön sagt jetzt schon mal euer caetzchen :(
 
Hallo caetzchen71,

es gibt kein einheitlichen Umgang und mit dem Tod. Das ist individuell verschieden.
Fühle was in dir ist und handle danach. Keine Angst vor todkranken Patienten, sie warten auf jemand wie dich.
Du sagst, du fühlst dich von diesem Zimmer, wie magisch angezogen. Genau das ist es.
Du lernst auch nur so den Umgang mit sterbenskranken und siehst wie sie teilweise auch leiden.
Ist da der Tod nicht auch eine Erlösung? 80 Jahre gelebt zu haben und nun kommt nicht der Tod sondern die Erlösung. Ein "Weitergehen".
Es kommt auch immer darauf an, an was und ob du glaubst.

Du bist meiner Meinung nach, genau auf dem richtigen Weg um einen Umgang für dich bezüglich Sterben zu finden.
Genau so geht es. Das Auseinandersetzen nach Feierabend gehört dazu. Denn es lastet auf der Seele. Der Tod ist nicht begreiflich.
Es gibt Menschen bei denen dich der Tod mehr berührt als bei anderen. Bei jüngeren ist es meist heftiger als bei älteren Patienten.
Wenn sie Tod sind gibt es nichts mehr zu tun, gebe den Lebenden.
Gebe ihnen genau das was sie brauchen, jemanden der keine Angst vor ihnen hat und der ehrlich ist, die Antennen sind besonders fein in dieser Phase.

Geh in das Zimmer und mach es nicht wie viele Kollegen und drücke dich.
Mir hat es geholfen, (ich habe genauso wie du gefühlt und gehandelt), indem ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und zu dem Patienten gesagt habe, dass das Leben ganz schön hart sein kann und er sehr leiden muss.
Da kam dann das Gespräch auf Gott und Sterben. Ich bin dann befreiter in dieses Zimmer gegangen und die Gespräche waren auch ehrlicher. Der Patient war erleichtert darüber zu sprechen und ich war auch erleichtert.
Die Patienten spüren doch was sie erwartet. Versuche das Gespräch in diese Richtung zu lenken und du wirst Neues erfahren.
Als er dann gestorben ist tat es mir so leid.
Aber er hatte sich danach gesehnt und wurde erhört.
Also vergesse dein eigenes (Mit)Leid und denke an den Menschen.
Hart, aber meiner Meinung nach, wahr.
Wichtig ist es, zumindest am Anfang, danach mit jemanden sprechen zu können.
Ich bin jetzt nach über 20 Jahren, soweit, dass mich der Tod eines Patienten nicht mehr belastet. Ich muss nicht einmal mehr darüber reden.
Ich wünsche dir viel Kraft und glaube, dass du deinen Weg findest. Helfen kann ich dir damit nicht, aber ich fand deine Zeilen so toll, darum musste ich antworten.

Denke daran, der Tod ist nicht böse und kein Feind.
:wavey:

Liebe Grüße
Dagmar
 

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