Was mir sehr naheging...

Suse

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26.03.2002
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Zwei Ereignisse bei Sterbenden Patienten gingen mir besonders nahe.
Das erste war bei einer Frau, die im Sterben lag, weil sie schwerste Verletzungen durch einen Autounfall hatte, den ihr Sohn verursacht hatte.Der Sohn hatte keine Schramme, stand mit seiner restlichen Familie am Bett der sterbenden Mutter und schrie "Mama es tut mir leid, ich wünschte ich würde sterben , ich liebe dich Mama". Das ging mir durch Mark und Bein. Furchtbar.
Das zweite war ein alter Mann, der bei seiner sterbenden Frau war, sein Kopf lag auf ihrer Schulter und er erzählte mit Tränen in den Augen von den gemeinsamen schönen Erlebnissen die sie hatten.
Solche Erlebnisse machen nachdenklich, aber vielleicht ist das auch gut so.
Suse
 
Hallo Suse,

Du hast ja ziemlich knapp geschrieben und doch mehr gesagt, als mancher lange Bericht.
Hast Du von dem Sohn noch einmal etwas gehört ?

Ich hatte vor einem Jahr einen ähnlichen Fall mit einer unserer Schülerinnen.
Wir kennen uns seit einem Jahr und haben die letzten 6 Monaten zusammen für ihr Examen gelernt ( Ich war ihre Datenbank )
Sie ist ein Einzelkind, dass von seiner Mutter absolut verwöhnt wurde. Die Mutter kenne ich auch, sehr nett.

Jedenfalls hatte sie ( die Schülerin ) Examen, die Eltern waren auf ihrer Examensfeier. Zwei Tage danach war sie mit ihrer Mutter auf dem Weg ins Schwesterwohnheim, um ihr Zimmer auszuräumen, Auf dem Weg hier her, verunfallten sie und die Mutter stirbt an inneren Blutungen.
Es ist so furchtbar und die Schülerin geht heute noch zum Psychologen.

Ich glaube das kann man wohl nie verwinden.

Was das ältere Paar betrifft, da habe ich immer das Gefühl, sie akzeptieren besser und leichter wenn der Partner stirbt.
Ich habe da sehr viele Beobachtungen gemacht, die mich immer wieder fazinieren. Hier zeigt sich oft eine enorme menschliche Stärke.
 
Hallo

das klingt ja wirklich sehr schlimm.weiss ja nicht wie man damit als Krankenschwester umgeht wenn man sowas mitbekommt.

Ich hoffe es geht Dir wieder einigermassen gut weil es bestimmt Menschen gibt die dann diesen Beruf nicht mehr ausüben können weil ihnen das Thema so sehr nahe geht.
 
Ich habe vor ca.12 Jahren ein Verbrennungsopfer 19 Jahre alt (Nazis zündeten ein Asylantenheim an) bis zu seinem Versterben ca. 3-4 Std. betreut.

Nur mit der Hilfe meiner Frau (ebenfalls Krankenschwester) und der unseres Krankenhausseelsorgers hab ich das Ganze halbwegs hinter mich gebracht. Noch heute, wenn der Jahrestag in der Presse erwähnt wird sehe ich die Bilder vor mir.
Ich bin froh das ich in einem konfessionellen Krankenhaus arbeite welches einen sehr guten Seelsorger hat, er hat schon in vielen Fällen mir und meinen Mitarbeitern in der Unfallnotaufnahme, helfen können.

Wenn es dann mal ganz schlimm kommt geht der eine oder andere auch mal ein Licht in die Kapelle anzünden.
 
Mir geht soetwas auch immer sehr nah! Aber man lernt damit umzugehen! Ein Rezept, wie man am besten mit solchen Ereignisse umgeht, gibt es ja nicht, da diese Ereignisse immer individuell sind!
 
Ich habe auch schon oft so Situationen erlebt aber eine Sache ist mir noch heute im Kopf geblieben. Gottseidank ist dabei niemand gestorben aber ich war seltsamerweise sehr emotional eingebunden in die Situation. Ich war damals in der Ausbildung und arbeitete auf der Stroke-Unit als wir einen Patienten bekamen, 40 Jahre jung, mit Schlaganfall. Er war Bauarbeiter und zur Zeit in Bawü eingesetzt. Seine ganze Familie lebte allerdings in Thüringen. Er konnte nicht mehr sprechen und war halbseitig gelähmt als er auf unsere Station kam. Er tat mir so unheimlich leid das er nicht mal am Telefon mit seiner Familie sprechen konnte. Eines Nachmittags bekam er Besuch von seiner Schwester und seinem Schwager die extra von Thüringen nach Bawü gefahren sind und am gleichen Tag auch wieder zurück mussten. Da habe ich echt Gänsehaut bekommen denn es hat mich sehr beeindruckt das sie sowas machen um ihm Sachen zu bringen und nach ihm zu schauen und ihm zeigen das auch obwohl sie so weit weg sind immer für ihn da sind. Mit der Zeit lernte er wieder sprechen und laufen. Oftmals habe ich mit ihm zusammen sein Gleichgewicht trainiert indem wir einen Luftballon hin und her warfen so wie es die KG mir gezeigt hatte. Als fast gesunder Mann ist er wieder nach Hause gegangen.
Warum ich so sehr emotional in dieser Situation mitgefühlt habe weiß ich bis heute nicht genau. Vielleicht weil er seine Heimat auch in den neuen Bundesländern hatte so wie ich auch und ich weiß wie schwer es ist wenn die Familie so weit weg ist. Oder es war einfach so weil er ungefähr das Alter meines Papas hatte und viele optische Merkmale denen meines Papas sehr ähnlich waren.

Sassy
 
Ganz am Anfang meiner Ausbildung gab es einen älteren Herren auf Station.
Da ich damals noch nicht so wirklich Fachwissen hatte, weiß ich leider nicht,
was er hatte. Jedenfalls wurde bei ihm unter Narkose eine PE genommen und
daraus ist er nimmer aufgewacht und am nächsten Tag gestorben.
Vorher war er total fit, außer einen diabetischen Fuß...
Ich hab mir oft und immer wieder die üblichen "warum" Fragen gestellt.
Die Geschichte ist inzwischen ca. 7 Jahre her und ich kann es trotzdem nicht
vergessen...

Zu dem Patienten gibts noch eine ... naja, ein Geschichte, die man wohl als
unerwünschtes Ereignis bezeichnen würde.
Dieser Patient hieß (fiktiv) Hans Michael und ein anderer Patient Michael Müller.
Es gab eine Anforderung für ein Röntgen Schüller für Herrn Müller, jedoch
stand auf dem Röntgenschein Michael Müller und das Röntgen hat dann
Herrn Michael bestellt, der sich sehr wunderte, warum bei ihm denn das
Ohr geröntgt wurde :verwirrt:
Üblich war, auf den Röntgenanforderungen zu den Zunamen zuerst zu schreiben...
 
Hmm..also ich hab jetzt die ersten 7 Tage meines
ersten Praktikums hinter mit. Was mich stutzig macht
das schon 2 verstorben sind. Ging mir nicht so nahe
da ich zu denen noch keinen wirklichen Bezug hatte.

Heute ham wir wieder einen im sterben liegenden
bekommen, dann kam der Pfarrer und machte die
Krankensalbung, ich und noch eine Kollegin aus
1 Ausbildungsjahr waren dabei und haben mitgebetet.
Seine Frau war auch da und war eben total fertig.
Hat die ganze Zeit geheult......die Frau so leiden zu sehen
ging mir sehr nahe,...war nacher komplett fertig. :weissnix:
 

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