Was ist professonelle Pflege und was kann sie?

Gaby

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Hallo!



Ich möchte dem Vorschlag von Elisabeth nachkommen und einen neuen Thread zu folgendem Thema eröffnen.


Was ist professionelle Pflege und was kann sie leisten?




Liebe Grüße aus Wien

Gaby
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Gaby,


das ist ein umfassende Frage. In der neuen Ausgabe von Pflege & Gesellschaft findet sich zu dieser Thematik ein sehr interessanter Artikel mit dem Titel "Zum Verhältnis von Akademisierung, Professionalisierung und Ausbildung im Kontext der Weiterentwicklung pflegerischer Berufskompetenzen in Deutschland" von Ellen Bögemann-Großheim.

Sie schreibt dort insbesondere was die Akademisierung gebracht und dass das was der inzwischen verstorbene Dirk Axmacher 1991 prognostiziert hat, das die Pflegewissenschaft zu einem Heimatverlust der Pflege führen wird, eingetroffen ist. Inzwischen wirft die Pflegewissenschaft weitaus mehr Fragestellungen auf, als das sie Lösungen für die Praxis bietet. Dies ist allerdings auch nicht unbegründet, denn die Pflegewissenschaft fragt nicht wie es seit Jahren in der Ausbildung üblich ist nach dem "Wie mache ich Pflege" sondern nach dem "Warum der Pflege".

Dies ist ein wichtige elementare Frage, die man sich in der Praxis leider reflektiv viel zu selten stellt.

Cheers

Ingo :wink:
 
Professionalität in der Pflege

Für mich beginnt dieses Thema nicht mit der Pflegewissenschaft sondern mit der Tätigkeit am Bett. Wie professionell arbeiten wir dort?

Beispiele für "profesionelles" Arbeiten gefällig?
Thrombosestrümpfe bekommen Pat. an die eine Heparinspritze bekommen.
Zur Dekuprophylaxe drehen wir alle 2 Stunden- Tag und Nacht.
Zur Pflege trockener Haut ist eine Lotion nötig. Sie sollte schnell einziehen.
Ich darf keine Fäden und Drains mehr ziehen- das sit doch eigentlich meine Aufgabe seit vielen Jahren. Waschen, dass kann doch jeder.
Der Apoplexpat. (außerhalb der Neurologie) verschluckt sich zwar immer bei Flüssigkeiten- aber er muss ja trinken.
Jeder immobile Pat. sollte auf eine Wechseldruckmatratze gelegt werden um einen Deku zu verhindern.
Zur Spitzfußprophylaxe sollte der Fuß 90° gelagert werden.
Zur Pneumonieprophylaxe erfolgt eine Einreibung mit franzbranntweinähnlichen Gelen. Der Pat. holt dann einmal tief Luft durch den Kältereiz.
usw., usw.

Die professionelle Pflege vor Ort besteht häufig aus übernommenen Mythen, Checklisten, drehbuchähnlichen Standards. Hinterfrage nie Pflege: warum tust du das und das.

Was wir aber sehr gut können: Übernahme ärztlicher Tätigkeiten. Der Doc hat keine Zeit (eine freundliche Umschreibung für keine Lust) und delegiert "wertvolle" Tätigkeiten in den Pflegebereich. Wir haben zwar auch keine Zeit, fühlen uns aber geehrt ob der übertragenen Verantwortung. Mal überdacht, was da delegiert wird? Blutentnahmen- aufwendig, der Pat. könnte kommunizieren wollen und Fragen stellen, die er in der Visite nicht anbringen konnte. Es fällt übrigens auf, dass BE sich drastisch reduzieren, wenn Doc selber abnehmen muss. I.V. Medis- gleiches Problem, damit kann man keinen Lorbeer erwerben. VW: übelriechendes und sekretdurchtränktes Verbandsmaterial bitte vor der Visite entfernen. Die Wunde ist "grob" zu reinigen, damit der Operateur sich einen Überblick verschaffen kann. Das Zukleben kann die Pflegekraft besorgen. Ich wage auch hier zu behaupten, dass wenn Doc selbst tätig werden würde, wir mehr offene Wundpflege in Deutschland hätten bzw. die Versorgung chronischer Wunden nicht so desolat wäre.

So nun hab ich einen Teil meines Frustes abgelassen. Allein eine Lösung hab ich nicht. Wie ändert man eingefahrene Strukturen in deutschen Krankenhäusern?

Elisabeth
 
ich bin nun seit 1979 examiniert und verstehe oft die pflegewelt nicht mehr.ich empfinde alles als solchen kampf ,was macht die pflege -was der arzt.ich erlebte schwestern die überrascht waren das dieses störende etwas auch noch krank war.die erwartungen an patienten haben,die sie selber nicht leben.menschen werden mit zettel losgeschickt und irren durchs haus weil sie das ekg nicht finden-ist ja keine aufgabe der schwester .sicher muß man ein aufgabenbereich für die pflege definieren aber nicht im dem man sich selber immr inkompetender macht und schlachten führt, für die der patient bezahlt.ich" lege" mich mit jedem arzt an.fachlich muß man da jedoch gut sein und auch eine ahnung vom ärztlichen haben.emanzipation war noch nie relavant für mich da ich mich noch nie unterlegen fühlte sondern als gleichwertig .genauso wie immer mehr mit schreibarbeit zugekleistert werden, wir alle stöhnen-dies macht ein arzt seit jahren wenn er sich im arztzimmer versteckt. ich habe nämlich geschaut was die da so machen und mit was die kämpfen.es kostet alles soviel energie und das finde ich sehr schade
 
chaot schrieb:
...die erwartungen an patienten haben,die sie selber nicht leben. ...
Was meinst du damit konkret?

chaot schrieb:
...menschen werden mit zettel losgeschickt und irren durchs haus weil sie das ekg nicht finden-ist ja keine aufgabe der schwester . ...

Da fällt mit ein argument einer Kollegin ein: Schicke einen gehfähigen Pat. in einem Riesensupermarkt. Er wird dir aus dem verstecktesten Eck das gerade in der Werbung aktuelle Produkt anbringen. Ich glaube sie hat damit nicht unrecht. Der "mündige" Patient muss erst noch lernen mündig zu werden und das nicht nur in Richtung Serviceforderungen, die zum Teil Fünf - Sterne - Charakter haben. Ich habe oft den Eindruck, das der Pat. an der Pforte seine Verantwortung und Autonomie abgibt/ abzugeben hat. Nur die Medizin allein macht den Menschen nicht gesund. Da gehört mehr zu.

chaot schrieb:
...sicher muß man ein aufgabenbereich für die pflege definieren aber nicht im dem man sich selber immr inkompetender macht und schlachten führt, für die der patient bezahlt....

Der Kunde Patient möchte für Krankenpflege im uriegensten Sinne eigentlich gar nichts zahlen. Da wird an die Helfernatur der Pflegekräfte appeliert. Pflegen, dass machen sie doch so nebenbei. Wirklich?

chaot schrieb:
...ich" lege" mich mit jedem arzt an.fachlich muß man da jedoch gut sein und auch eine ahnung vom ärztlichen haben.....

Zuallererst muss ich mein eigenes Fach verstehen- die Krankenpflege. Wozu muss ich ärztlicherseits fit sein? Um den Doc zu kontrollieren?

chaot schrieb:
...emanzipation war noch nie relavant für mich da ich mich noch nie unterlegen fühlte sondern als gleichwertig ......

Gleichwertigkeit wobei? Darfst du Therapien vorgeben? Kennt der Doc sich im Bereich Pflege aus. Ich halte diese Gleichwertigkeit mehr für ein Wunschdenken.

chaot schrieb:
...genauso wie immer mehr mit schreibarbeit zugekleistert werden, wir alle stöhnen-dies macht ein arzt seit jahren wenn er sich im arztzimmer versteckt. ich habe nämlich geschaut was die da so machen und mit was die kämpfen.......

Ich schaute auch und sah nicht selten Docs, die am Compi saßen und spielten, Reisen buchten u.ä..

chaot schrieb:
...es kostet alles soviel energie und das finde ich sehr schade.......

Dem kann ich nur zustimmen. Wir versuchen seit Jahren die Bedeutung der Krankenpflege im Genesungsprozess sichtbar zu machen. Vergeblich. Die Quittung erhalten gerade viele (angehende) Kollegen: der Bedarf an examinerten Personal, dass "mißbraucht" wird für wertvolle ärztliche Tätigkeiten ist nun mal gering. Den Rest- die Grundpflege- kann Hilfspersonal erledigen. :(

Elisabeth
 
Warum so negativ???

Hallo Elisabeth,
wenn ich deine Zeilen so lese, dann erinnert mich das an jemanden, der nahe dem Burn out ist.
Andererseits aber auch "nur" an jemanden, der vorwiegend schlechte Erfahrungen mit Ärzten, dem Bild der Krankenpflege und vielleicht mit dem Selbstbild hat.

So ganz hinterm Ofen hervorgekramt ist es letztlich auch nicht von dir, doch trotzdem stelle ich dir die Frage: Warum so dolle negativ??

Die von dir geführten Zitate von Chaot kommen mir auch bekannt vor, jedoch kann ich seine Meinung auch verstehen.
Mein Bild, das ich von mir habe vetrete ich vor jeder Berufsgruppe, ob Putzfrau, MTA,RTA oder Arzt ist völlig irrelevant.
Natürlich ging es mir eine Zeitlang so wie vielen Pflegekräften: Ich wusste immer ganz genau was ich nicht zu tun habe, aber fand kaum Worte für die Dinge die ich tue. Versuche doch mal das Wort "Pflege" zu umschreiben, welche Assoziationen bekommst du dann???
Angefangen von der vollen Übernahme von Körperpflege bis hin zur professionellen Betreúung bei Trauerarbeit über die Organisation von Überleitungspflege einschließlich Hilfsmittelbeschaffung fällt mir noch ne ganze Menge ein.
Nehme ich dazu noch Abgrenzungen wie: Ich bin kein medizinischer Assistenssklave oder arschkriechender "ich-schlepp-dem-Weißkittel-alles-hinterher" Idiot, dann weiß jeder, auch der Patient, was er von mir halten und zu erwarten hat.
Bei mir auf Station weiß jeder Arzt, das er sich sein Kaffee selbst kochen darf, wie Müllsäcke gefüllt werden, wozu Abwurfbehälter und Desinfektionspender nützlich sein können. Man muss auch mal den Mut aufbringen, mal gezielt weg hören oder mal sagen: Du bist o.K. ich bin O.K. und im Prinzip ist jeder weg für dich genauso weit wie für mich!
Hat zumindest bei unseren Ärzten geholfen und bei vielen meiner Kolleginnen auch...

Gruß
Klaus
 
Hallo,


ohne dass ich irgendwelche Studien, Statistiken, Diskussionsergebnisse etc. nachschlagen muss bedeutet "professionelle Pflege" für mich dass,

- der Pat. satt
- die ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet
- seine Intimsphäre gewahrt
- er sauber und gepflegt

ist.
Wenn ich als PK diese Grundbedürfnisse des Pat. befriedigen kann, habe ich professionell gepflegt.
Professionelle Pflege bedeutet für mich also, dass ich so pflege, dass der alte und/oder kranke Mensch sich wohl und sicher fühlt.
Dazu muss ich in der Lage sein, die Wünsche und Sorgen des Pat. zu erkennen und in Erfahrung zu bringen.
Ausserdem sollte ich pathologische Symptome und Komplikationen rechtzeitig feststellen und diese versuchen zu verhindern bzw. zu vermeiden, indem ich mir bspsw. vom Arzt Rat und Anordnungen einhole - sofern ich nicht innerhalb meines Kompetenzbereichs selbst sofort handeln darf.
Pflege heisst für mich nicht: ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen. Wer sich erst als professionelle PK bezeichnen kann, indem er mit dem Arzt fachliche Diskussionen führt anstatt den Pat. was zu trinken anzureichen und ein Gespräch mit diesen führen, ist meines Erachtens nicht professionell, sondern nur fachlich kompetent.
Wenn man da die Goldene Mitte findet, wäre das ideal.
Das war meine ganz spontane, persönliche Antwort und Meinung zu diesem Thema. Ich finde es schade, dass solche Fragen in offiziellen Diskussionsrunden etc. thematisiert werden, anstatt zu überlegen, wie man die Werte einer professionellen Pflege an die zukünftigen "Gesundheits- und Krankenpfleger" übermittelt.

LG
Trisha
 
;) @Klaus

Gute Frage, warum so negativ. Vielleicht sinds Erfahrungen aus den letzten Wochen und Monaten.

Ich hab gewechselt als Praxisanleiter aus dem Intensivbereich in den "Normal"bereich. Und dort ist vieles, was für mich im Intensivbereich selbstverständlich war ebend nicht üblich. Wenn ich eine GKW durchführe, dann verbiete ich mir Störungen durch den Doc. Pat.probs wurden besprochen aus ärztlicher und pflegerischer Sicht. Gemeinsame Pausen- üblich. Kaffee hat der gekocht, der zuerst mit seiner Arbeit fertig war. Einen Schieber reichen konnte b.B. sogar der OA. Manchmal galube ich heute, dass ich ehedem auf der Insel der Glückseligen lebte. Intensiv ist übrigens nicht gleich Intensiv. Das hängt stark von der Sozialisierung der Ärzte ab. ;)

Sind Intensivler selbstbewußter als "Normal"schwestern? Haben sie mehr fachpflegerisches Wissen? Haben sie mehr fachspezifisches Wissen?

@ Trisha
Professionelle Pflege- um das leisten zu können, braucht es aus meiner Sicht mehr als man in der Schule gelehrt bekommt. Beispiel GKW: Kenntnisse über Anatomie/ Physiologie, Kenntnisse über Hauttyp, Kenntnisse über die Wirkung von Pflegeprodukten, Kenntnisse über Kommunikationspsychologie, Kenntnisse im Bereich Wahrnehmungspsychologie, Kenntnisse über Motorik und physiologische Bewegungsabläufe, ... . Dieses trainieren von Abläufen: welcher Arm zuerst, herzwärts waschen, wann Waschwasserwechsel- halte ich für eine gefährliche Vermittlung von Pflege"wissen".

Grundbedürfnisse des Menschen- ein schöner Mythos. Sind es nicht eher unsere Vorstellungen von den Grundbedürfnissen, die ein kranker Mensch zu haben hat?

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Professionelle Pflege- um das leisten zu können, braucht es aus meiner Sicht mehr als man in der Schule gelehrt bekommt. Beispiel GKW: Kenntnisse über Anatomie/ Physiologie, Kenntnisse über Hauttyp, Kenntnisse über die Wirkung von Pflegeprodukten, Kenntnisse über Kommunikationspsychologie, Kenntnisse im Bereich Wahrnehmungspsychologie, Kenntnisse über Motorik und physiologische Bewegungsabläufe, ... . Dieses trainieren von Abläufen: welcher Arm zuerst, herzwärts waschen, wann Waschwasserwechsel- halte ich für eine gefährliche Vermittlung von Pflege"wissen".
Hallo Elisabeth,

genau davon habe ich nichts geschrieben.
Nicht was ich allein in der Schule gelernt habe lässt mich zu einer professionellen Pflegerin werden, sondern das was ich eigentlich wirklich schrieb:
Professionelle Pflege bedeutet für mich, dass ich so pflege, dass der alte und/oder kranke Mensch sich wohl und sicher fühlt.
Ehrlich gesagt, was will ich als Pflegekraft noch mehr erreichen als das??? Ist es nicht das Schönste für einen Menschen, sich in Sicherheit zu wiegen? Und um sich sicher zu fühlen, bedarf es an der Befriedigung der Grundbedürfnisse. Grundbedürfnisse hat ein jeder Mensch, egal wie alt, wie krank, wie arm, wie reich. Ich mache da keine Unterschiede zwischen mir und Pat. Ausserdem steht dieser doch im Mittelpunkt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Pat. eine Pflegekraft als "gut" bewerten, wenn sie Fachwissen, Kompetenz und Sicherheit an ihn vermitteln kann. Und ich wollte von niemand anderem beurteilt werden als von meinen Pat.. Ich muss mich schon wundern, dass die Sicht der Pat. hier noch nicht berücksichtigt wurde. Wegen solcher Überlegungen (---> bin ich jetzt professionell oder bin ich es nicht?) wird dies offenbar vergessen.
Kenntnisse über die von Dir aufgezählten Bereiche gehören aber trotzdem dazu.

LG
Trisha
 
Grundbedürfnisse- was wird gemeint?

Hi Trisha

Das Wort Grundbedürfnis wird sehr oft in der Pflege benutzt. Ich für mich habe oft den Eindruck, es ist eine Phrase geworden. Was meinen wir, wenn wir von der Befriedigung der Grundbedürfnisse reden?

Ich komme aus der BasStim. Für mich sind menschliche Grundbedürfnisse: Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation.

Für den Somatiker sind die Bedürfnisse vielleicht: ausreichende Ernährung, sichere Umgebung, Sauberkeit.

Der Psychologe sieht als Grundbedürfnis an: Sicherheit, liebevolle Zuwendung, Anerkennung, soziale Interaktion.

Der Politiker verankert Grundbedürfnisse per Gesetz: Jeder Mensch hat das Recht, unter wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bedingungen zu leben, die es ihm erlauben, seine Würde zu erhalten und seine Persönlichkeit frei zu entwickeln.

Böswillige Menschen reduzieren die Grundbedürfnisse auf satt- sicher- sauber.

Maslow legte in seiner Bedürfnispyramide ff. physiologische Grundbedürfnisse fest: Essen, kleiden, Wohnen. Murray sieht ff. als Grundbedürfnis an: Schmerzfreiheit, Nahrungsaufnahme, Sexualität. Antonowski erklärt, dass uns allen eine Situation verstehbar, hanhabbar und sinnhaft erscheinen muss, erst dann können wir die Situation bewältigen.

Viele verschiedene Erklärungen- was sind nun die Grundbedürfnisse eines Menschen? Vielleicht gibt es darauf gar keine allumfassende Antwort. Ich denke, es ist immer wieder individuell. Dem einen ist Sauberkeit wichtig, dem anderen liebevolle Zuwendung, dem nächsten regelmäßig satt essen können.

Wichtig erscheint mir, dass dein Einwurf täglich neu hinterfragt werden muss: Mensch, der du Hilfe brauchst- welche Hilfe willst du und welche Hilfe kann ich dir geben.

Elisabeth

PS Vielen Dank für die Anregung mich mit dem Thema Grundbedürnisse zu beschäftigen. Dabei bin ich auf einen Beitrag gestoßen, den ich ganz interessant fand: http://www.autonomia-gmbh.de/Symposium%20PDF/Einf%FChrungsreferat_AUTONOMIA.pdf
 
Hallo @all,

wenn ich ich Beiträge zu diesem Thread lese, so wird mir wieder deutlich wie schwierig es doch ist, professionelle Pflege zu definieren.

Dem Ausspruch von Trisha kann ich nur beiprlichten.
"Professionelle Pflege bedeutet für mich, dass ich so pflege, dass der alte und/oder kranke Mensch sich wohl und sicher fühlt. "

Hierzu gehört, meine Meinung nach, die entsprechende Fachkometenz. Dazu gehört für mich auch, im Sinne des Patienten, mit dem Arzt zu disskutieren. Mich verwundert nur, das profesionelle Pflege wohl immer noch Schwierigkeiten hat sich gegenüber andere Berufsgruppen abzugrenzen. Ich glaube, hier liegt vieles in der Unsicherheit des eigenen Berufsstandes begründet. Das Problem liegt, meiner Meinung nach, nicht darin dem Arzt mal einen Kaffee zu kochen oder einen Weg zu ersparen, ich erwarte dies von einem Arzt ja auch. Unsere Berufsgruppe ist zahlenmäßig die größte Berufsgruppe in einem Krankenhaus und mittlerweile auch sehr gut qualifiziert. Die Pflege hat damit allen Grund auch selbstbewusst aufzutreten, alte Strukturen werden zunehmend aufgebrochen. Diejenigen die davon am meisten profitieren sind die Patienten, denn die Pflegenden kennen am besten die Bedürfnisse der Patienten. Es geht bei der profesionellen Pflege nicht darum Aufgaben für eine andere Berufsgruppe zu übernehmen, sondern im Sinne des Patienten zu handeln, auch wenn dafür Schwierigkeiten überwunden werden müssen.


bis denne
Frank
 
Grundbedürfnisse und Professionelle Pflege

Hi alle zusammen,

ich muss mich nochmal Elisabeth anschließen, in dem sie sagte, dass Grundbedürfnisse aus vielerlei Sicht gesehen werden können und dann eine Aufzälung darlegte.
Ich bin der Meinung, dass die jeweiligen Grundbedürfnisse in jeder individuellen Situation durch die Pflegenden erfüllt sein sollten, wenn man von professioneller Pflege sprechen will.

Es gehören aber zwangsläufig die zwei Worte auch mit Inhalt gefüllt zu werden.
Für mich bedeutet professionell zu pflegen so ziemlich das gleiche wie Trisha wobei ich denke, das der Satz dann weiter gehen muss wie etwa:
Ich pflege professionell, in dem ich die Grundbedürfnisse eines Patienten erkenne, ihm Helfe sie zu erfüllen und ihm Geborgenheit und Sicherheit vermittle so dass der Patient sich wohl fühlt! (Jetzt meine Ergänzung): Hierzu benötige ich verschieden Kompetenzen, z.B. soziale Kompetenz um auch die emotionale Arbeit zu leisten, fachliche Kompetenz in verschieden Fächern (und je nach Arbeitsbereich unterschiedliche) z.B in Pflege, Medizin, Psychologie, Biologie, etc....) Ich bin der Vermittler, der Manager und der "Filter", der "Übersetzer", der Motivator und noch einiges mehr für den Patienten.
Dies bedeutet, das ich mir klar darüber werde, dass ich Verantwortung übernehme, mein Patient (früher oder später) sein Vertrauen in die Hände legt und ich auch für ihn Entscheidungen treffen muss.

Elisabeth schrieb, sie sei vom Land der Heiligen offensichtlich in ein anderes Land gekopmmen, soll heißen von Intensiv auf Normalstation.
Ich denke (ich hab selbst 7 Jahre auf Intensiv gearbeitet), dass Pflegende auf Intensiv häufig eher die Verantwortung übernehmen(müssen) und dementsprechend gut handeln(oder auch nicht, wenn sie sich nicht bewusst werden, oder den Job nicht kapieren).
Auf Normalstation, so ist meine Erfahrung, muss der Schritt zur höheren Verantwortungsübernahme an vielen Stellen noch gemacht werden. Alte Zöpfe abzuschneiden ist meist nicht so einfach und noch nicht überall hat ein Generationswechsel ohne Ritualübernahme stattgefunden.
Da muss man als erfahrende (und oder leitende) Pflegekraft leider weiter den Finger in die Wunde legen und immer wieder versuchen die Mitarbeiter zu sensibilisieren für dieses Thema.

Gruß
Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @all

das Thema beschäftigt mich weiter. Wann ist Pflege professionell? Aus meiner Sicht brauchen wir dafür eine eindeutige Klärung. Die Veränderungen im Gesundheitswesen zwingen uns dazu. Was kann der "Laie" machen, was muss zwingend von einer Pflegekraft übernommen werden.

http://www.dwds.de/cgi-bin/portalL.pl?search= Pflege
Pflege, die; -, /ohne Pl./ sorgende Obhut, Fürsorge: eine gute, gewissenhafte, aufopfernde, liebevolle P.; die Kranke wurde in häusliche P. entlassen; die P. des Kranken war sehr schwierig; Neupräg. DDR etw. in persönliche P. nehmen an gesellschaftlichem Eigentum, bes. an Produktionsmitteln, periodisch anfallende Arbeiten zur Werterhaltung als Benutzer selbst ausführen: er nahm die Maschine, die Mieter nahmen die Grünfläche in persönliche P.⌉; die P. (Sauber- und Gesundhaltung) des Körpers, der Haare, Zähne; er übernahm die P. des Gartens; e. Kind, Tier in P. geben, nehmen; bei jmdm. in P. sein; die Pflanze verlangt, erfordert viel P.; die P. (Erhaltung) freundnachbarlicher Beziehungen
dazu Armen-, Auto-, Brut-, Denkmal(s)-, Fuß-, Gesichts-, Gesundheits-, Haar-, Hand-, Haut-, Heimat-, Jugend-, Körper-, Kranken-, Landschafts-, Mund-, Nagel-, Rechts-, Säuglings-, Schönheits-, Sprach-, Tier-, Wagen-, Zahnpflege

http://www.dwds.de/cgi-bin/dwds/test/query.cgi?wdg=1
... Kranken-pflege, die: die häusliche K.; die Angehörigen übernahmen die K.; die K. erlernen; -pfleger, der Fachmann für die Krankenpflege (im Krankenhaus); ...

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Krankenpflege, die Pflege und Betreuung kranker Personen, sowohl durch die Hilfe bei der täglichen Ernährung, der Körperpflege und ähnlichen Dingen im Tagesablauf als auch durch die Beobachtung des Krankheitsverlaufs und einfachere, die Heilung unterstützende medizinische Dienste wie das Messen von Puls und Blutdruck, das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen usw. Die Krankenpflege zählt zu den öffentlichen Gesundheitsdiensten. Obwohl sie teilweise auch von Privatpersonen im Haushalt des Kranken durchgeführt wird, versteht man unter Krankenpflege in erster Linie die Tätigkeit der dafür ausgebildeten Personen, die in Arztpraxen und Krankenhäusern arbeiten und dort die Ärzte, Zahnärzte und anderes medizinisches Fachpersonal unterstützen. In den meisten Ländern ist die Krankenpflege ein Ausbildungsberuf mit qualifizierendem Abschluss.

Was unterscheidet nun Berufliche Pflege von "Laienpflege"?
"Professionelle Pflege bedeutet für mich, dass ich so pflege, dass der alte und/oder kranke Mensch sich wohl und sicher fühlt. "
Das kann es nicht allein sein, was die professionelle Pflege ausmacht- es ist das Ziel eines jeden Pflegenden : Unterstützung in Alltagsaktivitäten zur Erreichung einer weitgehenden Autonomie.

Elisabeth
 
schwierig

Hallo zusammen,
boaah, das ist wirklich schwierig.
Auf mich stürmen da Begriffe ein:
Kinaesthetik, basale Stimulatin, Krohwinkel, Hendersen, Orem, Pflegediagnosen, Pflegetheorien, Abgrenzung, Pflegenotstand, Sparzwänge, etc.etc.etc.
Alles Begriffe, die meinen/unseren Beruf tangieren oder bestimmen.
Frage ich mich doch besser: Was will ich machen?
Patienten pflegen heisst für mich tatsächlich bedürfnissorientiert zu arbeiten. Primäre, sekundäre und tertiäre Bedürfnisse kann ich dabei schon ganz gut unterscheiden. Ich denke, die Schwierigkeit besteht tatsächlich darin, eine Dienstleistung zu beschreiben, die sich nach dem Zustand eines Kunden richtet. Es ist tatsächlich richtig wenn behauptet wird, der Grad der Zufriedenheit ist die Meßlatte meiner Arbeit: ABER... habe ich das immer "im Griff"? Gibt es nicht inzwischen sehr viele Situationen, in denen ich "meine" Patienten nicht mehr zufrieden stellen kann? Das hängt zu Einen sicher mit der wirtschaftlichen Situation der Kliniken zusammen, zum Anderen ist das aber, so denke ich zumindest, auch von dem steigenden Schweregrad der Erkrankungen unserer Patienten beeinflusst. Bleibt für mich also festzustellen das es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich ist, einen dynamischen Zustand (die Pflegesituation eines Pat.) in eine statische Definition (Was ist Krankenpflege?) zu pressen!
Wie seht Ihr das???
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Das kann es nicht allein sein, was die professionelle Pflege ausmacht- es ist das Ziel eines jeden Pflegenden : Unterstützung in Alltagsaktivitäten zur Erreichung einer weitgehenden Autonomie.
Ich denke, wir müssen den Begriff Pflege nicht neu definieren. Dieses Rad wurde bereits erfunden und unterliegt den Wandlungen der Zeit. Mal neue Reifen, ein anderes Profil, mal mehr, mal weniger Druck, dann wieder andere Speichen, eine neue Nabe, ein besseres Ventil....

Professionell etwas tun bedeutet für mich, zu jeder Zeit den Wandlungen zu folgen, jedenfalls von ihnen zu wissen, die Forschung voran zu treiben, immer am Puls der Zeit zu bleiben und den Kunden so gut wie möglich und so effizient wie möglich versorgen, betreuen, begleiten zu können. Aber auch, ihm die nötige Mitarbeit und eigene Initiative abzuverlangen.

Andreas
 
Abgrenzung zur Laienpflege

Hallo @ll
auch hier folge ich dem Ansatz der Idee von Elisabeth, finde Wahrheit auch in deb Worten von Andre "flexibel sein, auf Veränderungen reagieren können..."

Was fehlt denn einem Laien bei der Durchführung von Pflege bei der Betreuung von Angehörigen?
weniger oder keine fachliche Kompetenz (Lagerungstechniken, Wundbehandlung, fördern von Mobilisation,...)
weniger oder keine Einflussnahme auf die Therapie (größere Abhängigkeit von ärztlichen Entscheidungen, fehlende Vermittlerfunktion zwischen Arzt und Patient))
weniger emotionale Arbeitsleistung hinsichtlich Trauerarbeit, Aufbau eines therapeutischen Verhältnis (Motivation, erkennen von Ressourcen...), ...bestimmt noch mehr!
weniger oder fehlende "administrative Kompetenz" (Pflegestufen, Behörden etc)
...
da gibts bestimmt noch mehr, was fällt euch noch dazu ein?

Gruß
Klaus
 
Pflegeexperten

Hallo Kollegen,

es gibt mehrere Defintionen zur professionellen Pflege. Man braucht dazu nicht erst nach Definitionen zu forschen, es gibt sie bereits.

Zur Abgrenzung von Laienpflege zur formellen, beruflichen Pflege kann man deutlich hervorheben, das es deutliche Unterschiede gibt. Ein Angehöriger mag durchaus zur sehr guter und umfassender Pflege eines spezifischen Patienten in der Lage sein, allerdings bedeutet professionelle Pflege, dass diese unabhängig von Person, Alter, Erkrankung und Umweltbedingungen pflegen kann.

Die Defintion der ANA (American Nursing Assoziation) lautet: "Nursing is the diagnosis and treatment of human responses of actual or potential health problems".

Orlando definierte bezogen auf die unmittelbare Hilfsbedürftigkeit: "Pflege ist aufgeschlossen für Personen, die unter einem Gefühl der Hilfsbedürftigkeit leiden oder dieses befürchten. Pflege fokussiert auf den Prozess der Fürsorge als einer unmittelbaren Erfahrung. Zweck der Fürsorge ist die direkte Hilfe von Personen, um deren Gefühl der Hilflosigkeit zu vermeiden, zu erleichtern, zu vermindern oder gar zu heilen - unter welchen Bedingungen auch immer"

Die anglo-amerikanische Pflegewissenschaftlerin Patrica Benner hat - basierend auf ihre empirische Untersuchung in amerikanischen Akutkrankenhäusern - eine Liste von 31 unterschiedlichen Kompetenzen von Pflegeexperten vorgelegt. Diese 31 Kompetenzen wurden von ihr in sieben Hauptbereiche zusammengefasst:
1. Die helfende Funktion
2. die edukativ-anleitende Funktion
3. diagnostische und überwachende Funktion
4. effektiver Umgang mit sich schnell verändernden Situationen
5. Durchführung und Überwachung therapeutischer Maßnahmen
6. Qualitätsicherung und Überwachung des Versorgungshandelns
7. arbeitsorganisatorische Kompetenzen

Man muss diese Aussagen allerdings dahingehend relativieren, dass sie sich lediglich auf Krankenhäuser und auf die Bedingungen in den USA beziehen, ausserdem sind sie inzwischen fast 20 Jahre alt.

Viele Pflegetheoretikerinnen sind der Auffassung (der ich zustimme), dass Pflege noch immer ein Handlungs- bzw. Berufsfeld in der Entwicklung ist.

Man kann Pflege durchaus - was die Pflegewissenschaft auch macht - auf der Ebene der Mikro- (direkte Pflegerische Handlung); Meso- (Organisatorische Ebene des Managements) und der Makro-Ebene (Ebene des Gemeinswesen, des Sozial- und Gesundheitssystems)betrachten.

Hier wird vielfach nur über die Mikroebene gesprochen, weil es meist das ist, was man in der grundständigen Ausbildung erlernt.

Wie man sieht ist es ein sehr breites Feld welches man kaum kurz definieren kann.

Cheers

Ingo :king:
 

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