Hallo,
ich erinnere mich an einen sehr netten alten Mann, während meiner Ausbildung. Im 3. Ausbildungsjahr – einer meiner ersten Nachtdienste. Läutet ein Patient – der Mann ist über das Bettgitter geklettert ... Nachdem ich ins Zimmer gekommen bin und ihn gefragt habe was los ist – umarmt er mich und gibt mir einen Kuss. Im ersten Moment hab ich wohl ein wenig dumm geguckt. Dann meinte er – ach ich habe dich gesucht .....
Der Mann, hat es nicht böse gemeint. Er war einfach verwirrt. Die Nacht, die fremde Umgebung hat wohl noch einiges dazu beigetragen. Er hat mich mit seiner Frau verwechselt. Seine Frau war schon lange tot.
Gerade in der Altenpflege erlebt man öfter mal einiges, das nicht so gemeint ist.
Wichtig ist dann, der richtige Umgang. Für mich war es wichtig, den Patienten wieder in sein Bett zu bekommen. Ich habe versucht ihm zu erklären, wo er ist – wer ich bin und das es mitten in der Nacht ist und er versuchen soll noch ein wenig zu schlafen .....
Alle, die in dieser Nacht Dienst hatten – mussten lachen. Die Situation hat einfach ein Lächeln gekostet .... war von dem Mann nicht böse gemeint, hatte nichts mit anmachen oder begrapschen zu tun.
@wildthing841 Kennst du Dialog im Dunkel? Dort bekommst du die Möglichkeit – mit einem blinden Menschen – eine Stunde lang, „seine“ Welt zu erleben. Es ist stockdunkel – ein Blinder, führt dich eine Stunde lang durch verschiedene Situationen (Wald, du sollst einkaufen gehen – musst dabei über die Straße gehen usw.) Ein beeindruckendes Erlebnis! Du siehst absolut nichts – musst dich auf dein Gehör und vor allem auf deine Hände verlassen. Zu zehnt haben wir diese Stunde verbracht – uns auf einen Menschen verlassen, den wir vorher nicht gekannt haben. Außer meiner Freundin, habe ich niemanden gekannt. In dieser Stunde – habe ich viele Leute berührt und wurde von vielen Leuten berührt. Hatte das aber wirklich etwas mit anfassen zu tun?
Wenn du ein Problem damit hast, dass dich ein Patient berührt – warum besprichst du das nicht mit jemandem aus dem Team? Gerade während der Ausbildung hast du die Gelegenheit, zu lernen. Auch wie man sich in den verschiedensten Situationen richtig verhält. Da hilft es nichts, sich mit der Freundin darüber zu unterhalten.
Niemand, würde einen Blinden des Krankenhauses verweisen – nur weil er seine Hände benutzt. Die Hände, sind für Blinde die Möglichkeit, sich zu orientieren.
Wusstest du – dass der Patient blind ist? Hast du den Patienten gefragt, was er möchte? Wie du ihm helfen kannst?
Berührt uns ein Patient – ist immer die Frage – was steckt dahinter. Ein Behinderung? Ein verwirrter Patient? Oder vielleicht mal wirklich jemand, der einen angrapscht .....?
Ist es wirklich angrapschen – empfiehlt sich folgendes ...... einmal zu sagen – bitte nicht angreifen, was kann ich für sie tun?
Wünsche euch noch einen schönen Sonntag und schicke euch ganz liebe Grüße aus Wien
Gaby