Visionen: rein schulische Ausbildung keine Anrechnung auf den KH Betrieb?

Elisabeth Dinse

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Das ringt mir nur ein breites Grinsen über das Ausbildungsgesetz ab. beweist es doch, dass wir meilenweit von einer hochkompetenten Ausbildung entfernt sind und eigentlich nur eine Mogelpackung verkaufen: neuer Namen- alte Methoden. Für den Azubi eigentlich echt ein Problem, dass auf seinem Rücken ausgetragen wird.

Elisabeth
 
Hallo,

auch uns gefallen einige Dinge der Rahmenbedinguneg nicht...
Wir könnten in DE besser ausbilden, wenn die Schüler nicht mehr den Status "Arbeitnehmer" hätten.

Würde konkret bedeuten:
  • Wegfall der Ausbildungsvergütung
  • Praxiseinsätze unvergütet, dafür aber lediglich "neben dem Dienstplan" ohne Verpflichtung, auch eine Arberitsleistung zu erbringen. Schüler währen dann nur zum Lernen da.
  • Schule als alleinig weisdungsbefugt, kein "Mitreden" von Betriebsräten, PDLs, Stationen etc.
  • Schüler müssen Ausbildungsmittel komplett selber kaufen (Bücher, Dienstkleidung etc.)
Bei der Variante gibt es dann Kindergeld, eventuell auch BaföG.

Und mal mein ganz ehrliches Statement: die Ausbildungsvergütung ist schon ziemlich hoch; beträgt im ÖD zwischen 807,- und 966,- Euro.
Die Schüler sind keine Opfer, die "es ausbaden müssen"; sie verdienen ja schließlich Geld. Und ab einer gewissen Summe springt halt der Staat nicht mehr mit diversen "Beihilfen" ein.
Dieses ist in meinen Augen nicht schlimm.

:gruebel:
 
Wie ich sehe, sind wir wieder mal einer Meinung auch wenn wir in unterschiedlichen Booten sitzen. *fg*

Elisabeth
 
Hey, auch wenns am eigentlichen Thema n bissl vorbei geht -

Kann gerade nicht ganz nachvollziehen, inwiefern ein Wegfallen der Ausbildungsvergütung und z.B. Selberzahlen der Ausbildungsmittel die Ausbildung in DE verbessern sollen:gruebel:
Und würde das nicht auch bedeuten, weniger Praxiseinsätze und mehr Theoriestunden?
Ich fand es als Schüler immer enorm wichtig, als Teil des Stationsteames voll integriert zu werden, meinen Teil zu einem gut funktionierenden Stationsalltag beizutragen und zu lernen wie es ist, in steigendem Maße selbstständig zu arbeiten und Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen. So habe ich am meisten "gelernt". Warum sollte diese Leistung dann nicht auch angemessen vergütet werden?

Zumal es bestimmt einigen, denen es an einem gewissen finanziellen Backround fehlt, den Zugang zur Ausbildung unnötig erschweren würde.
Viele, mit Wunschberufen wie z.B. Logopäde oder Ergotherapeut scheitern oft an dem geforderten Schulgeld.

LG Jule, die 2006 im 3. Lehrjahr an einer Uniklinik 580€ Brutto verdient hat:mrgreen:
 
Du lernst auf der Station dummerweise in der Regel die Abläufe, die üblich sind- meint: du kopierst das vorgegebene Arbeiten- du funktionierst und entlastest damit das Gesundheitswesen. Stichwort: billige Hilfskraft.
Du kannst deine Arbeiten nur eingeschränkt reflektieren, weil du nur über einen begrenztes Hintergrundswissen verfügst. Dieses Hintergrundwissen ist zudem noch gefiltert durch den vermittelnden Lehrer... jeder hat halt so seine Spezialitäten.

Elisabeth
 
Hallo Choc,

ist zwar jetzt wirklich offtopic, aber:

Es ist in der EU bezüglich des Status der Auszubildenden fast einmalig, dass eine "Doppelrolle" (also Lernender und Arbeitnehmer) eingenommen wird. Woanders hat der Nachwuchs den Status "Student" oder "Schüler einer Fachschule", aber eben (fast) ohne Vergütung und ergo ohne Verpflichtung zum arbeiten.

Unsere Konstellation bringt gewisse Schwierigkeiten mit sich:

  • Der Schüler ersetzt quasi auf dem Dienstplan die wegrationalisierten Pflegekräfte (es wurden ja in den letzten zehn Jahren etwa 50.000 eingespart!). Dieses ist halt "billig" und für viele AG ein Anreiz, überhaupt auszubilden.
  • Hierdurch gerät aber in Vergessenheit, dass der Schüler ja in der Praxis vorrangig die erlernten Inhalte umsetzen, festigen und reflektieren soll...da der Schüler halt seine arbeitsvertragliche Leistung bringen muss.
  • Schüler sind frustriert, da sich viele "augenutzt vorkommen" und unter anderen auch nicht die nötige Anleitung in der Praxis erhalten (da eben die Arbeit im Vordergrund steht und der eigentliche Sinn des Praxiseinsatzes - nämlich das Lernen- in den Hintergrund gerät).
  • Da die Ausbildung ja nun eh schon teuer ist (1 Schüler kostet bis zum Examen rund 50 TSD Euro!), wird in den Häusern gerne an der Freistellung der PAs gespart...fakt ist, dass manchmal im Dienst die einzige Examinierte eben die PA ist.
  • Die hat nun 2 "Baustellen" gleichzeitig: einen Versorgungsauftrag (Patienten versorgen) und einen Bildungsauftrag (Schüler anleiten). Da beides nicht vereinbar ist, findet Anleitung "nebenbei" statt...
  • Dieses führt zu Frust auf beiden Seiten: Schüler und Anleiter sind unzufrieden; nicht wenige PA denken daran, ihr "Amt" wieder abzugeben.
  • Einige Schüler haben bereits im 3. Ausbilungsjahr innerlich gekündigt; denken über eien Alternative nach.
Die Lösung ist ganz einfach: Ausbildungsvergütung ersatzlos streichen, Schüler von den Stellenplänen nehmen und statt dessen das gesparte Geld in freigestellte Praxisanleiter investieren!
Man kann dann immer noch Praxis und Theorie in der selben Stundenzahl durchziehen wie jetzt, aber in einer höheren Qualität und mit mehr Zufriedenheit für alle beteiligten.

Im Zuge dessen müssten Reformen soweit greifen, dasss die Schulen endlich autonom von den Krankenhäusern bestehen; eben im staatlichen System. Es würde aber eben dann auch so sein, dass Schüler sich Bücher etc. selber kaufen müssten.

So, vielleicht hilft Dir diese differenzierte Aufführung, um meinen vorherigen Beitrag besser zu verstehen.

Und jetzt wieder ontoppic...
 
Und jetzt wieder ontoppic...

Auch nochmal offtopic (vielleicht könnte man einen eigenen Thread draus machen?)

@lillebrit:
Ich verstehe nicht ganz was die Ausbildungsvergütung der Schüler mit deinen oben genannten Punkten zu tun haben soll?
In Österreich sind die Schulen eigenständig, sprich sie gehören schon zu einem Krankenhaus, arbeiten aber eigentlich unabhängig. D.h. Prüfungen nehmen nur Lehrer ab (auch die praktischen), Probezeit gibt es keine, usw. Auch die Ausbildungsvergütung ist sehr gering, in Österreich geschieht das in Form eines Taschengeldes. Aber deine oben genannten Punkten treffen genauso zu.

Gruß,
Lin
 
Ich stimme Lillebrit voll und ganz zu. Ich konnte während meiner Ausbildung drei Monate lang das Leben als "nursing student" in England genießen und kann die Vorteile nur bestätigen.

Das ist aber immer noch off-topic, denn als Student muss man meist eh keine Steuern zahlen, kann also auch nichts absetzen.
 
Es würde aber eben dann auch so sein, dass Schüler sich Bücher etc. selber kaufen müssten.

Hallo an Lillebrit (aber wieder OT :mrgreen:):

An dem Haus, wo ich gelernt habe, mussten wir unsere Bücher immer selbst kaufen. Kriegen die Schüler die Bücher bei Euch gestellt :gruebel:? Bin da jetzt grad beim Lesen drübergestolpert...
 
Hallo Susi,

ähm, hast du nicht in Bayern gelernt? Schulmittelfreiheit? Wir haben auch alle Bücher gestellt bekommen, mussten diese aber nach 3 Jahren wieder abgeben.

PDL und Betriebsrat mitreden?????? Lille, sorry aber das kenne ich nicht. Unsere Schule ist eigenständig, dennoch sind die Schüler auf den Stationen eingesetzt und werden zusätzlich geplant. Auch wenn viele sagen es wäre abwertend, sie sind auch an der Stecktafel in anderen Farben gesteckt.

Na toll, jetzt sind wir so richtig OT...

Verwirrte Grüsse
Narde
 
Ich hab auch alle Bücher selbst gekauft... Hier stehen ein paar hundert Euro auf dem Regal, reife Leistung bei meinem dauerroten Konto. Die Schule hat Bücher, aber nicht die neuesten Ausgaben und auch keine Klassensätze. PC haben wir genau einen, der zudem nicht immer zugänglich ist, da in einem teilweise genutzten Klassenraum...
 
Hallo,

immer noch offtopic (aber alle Mods machen mit *g*):

@narde:
Die Schulen haben in Bayern einen anderen Status; es sind Berufsfachschulen die dem KM unterliegen...das ist in anderen Bundesländern eben nicht so. Da ist die Schule eine Abteilung des KHs...

@Lin:
Die Schüler bekommen qussi 50% des Gehaltes einer Examinierten...und müssen deswegen auch "voll mit ran".
 
Hallo Narde,
auch wenn wir damit OT bleiben:
Wir haben alle unsere Bücher selbst gekauft, die Schule hatte nur ca. 5 Pflege heute für Gruppenarbeiten vorrätig, so dass wir unseres nicht immer dabei haben mussten. Aber Bücher waren nicht im Klassensatz vorhanden... und ich habe in Bayern gelernt...:gruebel:
 
Hallo Susi,

ok, dann war das vtl. nicht für alles Schulen verbindlich - wir haben auch noch mit der guten, alten Juchli gelernt, die durften dann jeder nach den 3 Jahren behalten.
Manche Bücher waren auch schon einige Tage älter, das schon.

Auch ich habe mir einige Bücher selbst zugelegt, weil ich gerne "male" in Büchern.

Liebe Grüsse
Narde
 
@Lin:
Die Schüler bekommen qussi 50% des Gehaltes einer Examinierten...und müssen deswegen auch "voll mit ran".

Ja, das meine ich. In Österreich bekommt man als Schüler ca. 10%-15% einer Diplomierten und man wird trotzdem meistens voll gerechnet (auch wenn es nicht so sein sollte, wie eh jeder weiß :emba:): Einspringen, Dienst verschieben, sehr wenig Möglichkeit den Lernauftrag umzusetzen, usw. Darum verstehe ich nicht, was das mit dem Lohn zu tun haben soll.

Gruß,
Lin
 
Hallo,
dann läuft es bei Euch auch nicht besser ...
Gut wäre halt: keine Vergütung, dafür nur "Praktikanten Status zusätzlich zum Personal".
 
Bevor wir vom Admin haue bekommen, habe ich abgetrennt - solltet ihr mit dem Titel nicht zufrieden sein, lasst es mich wissen.

Liebe Grüsse
Narde - in Bayern gehen die Uhren schon immer anders...

Ich bezweifel, dass die Qualität der Ausbildung durch weniger Geld besser wird, unsere Schüler stehen nicht auf dem Stellenplan.

Das Loch in das sie nach der Ausbildung fallen wäre noch viel grösser als es jetzt ist.

Wie heisst es so schön, der Fisch stinkt vom Kopf her.
 
Ich stimme Lillebrit in fast allen Punkten zu. Nur habe ich bei der momentanen Lage die Befürchtung, dass die gesparte Ausbildungsvergütung nicht den Schülern oder PA´s zugute kommt. Jede Klinik "muss" sparen, also dann geben wir es lieber den Ärzten, oder der Verwaltung. Ich befürchte, dass die Schüler trotzdem und wenn auch nur aus Gewohnheit mitgerechnet werden im Dienst. Wenn auch nicht auf dem Dienstplan, dann gehts hald so:
PDL kommt auf Station:"Oh da sind ja soviel Schüler und sowenig Arbeit!" und schickt eine Examinierte hachhause, weil "Die werden leicht fertig!"
Das kennt doch jeder, ich würd es mir wünschen, aber ich befürchte es würde nicht klappen!

Und ich habe auch in Bayern gelernt und mir meine Bücher selber gekauft, da gab es keine Alternative.
 
Vision- hört sich gut an. Nur welche Vision haben wir den?

These:
Finanzierung über BaföG
Ausbildung auf akademischen Level ähnlich dem Medizinstudium?...
Wie stellen wir uns das vor mit der Ausbildung?

Elisabeth
 
Gut wäre halt: keine Vergütung, dafür nur "Praktikanten Status zusätzlich zum Personal".

Ich kann mir schwer vorstellen, dass dann noch sehr viele diese Aubildung machen. Gerade ältere "Anwerter" haben dann kaum noch eine Chance.
Man muss sich bei uns schon 10mal überlegen, wie man da über die Runden kommt. Ohne Unterstützung durch Eltern oder Partner geht da nix.
Wir haben im ersten Jahr ca. 150 Euro bekommen. Ich bin von meinem Heimatort 100 km weg gezogen, da war die billigste Variante das Internat: kostete 50 Euro, Frühstück im KH kostet ca. 1 Euro, Mittagessen ca. 2 Euro (eigentlich sehr billig für ein volles Essen+Getränke). Das heißt, man hat ca. 10 Euro zum Verpulvern :knockin:. Bücher haben wir auch selbst bezahlt.

Gruß,
Lin (die ihrer Mutter noch immer sehr dankbar ist, für die finanzielle Unterstützung in dieser Zeit)
 

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