Versorgung von Verstorbenen

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Dorothee

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06.05.2002
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Hallo @ll,

wenn einer Eurer Patienten jetzt gestorben ist, was geschieht dann? Wer kümmert sich um die Leiche? Habt Ihr vielleicht einen separaten Raum, wo sich die Angehörigen verabschieden können? Wie ist Euer Leichenkeller? Fahrt Ihr die Leiche selber runter?

Freue mich auf Eure Antworten.
 
Hallo Dorothee!

Kümmern tun in allererster Linie natürlich wir uns. Allerdings hat man wesentlich weniger 'zu tun' als noch vor ein paar Jahren. Ich kann mich erinnern, dass in dem Pflegeheim wo ich Zivildiener war noch alles, was irgendwie entfernbar war an Zugängen etc. auch entfernt werden muss. Alles andere (z.B. PEG-Sonde) wurde abgeschnitten. Dann wurde der Verstorbene gewaschen und in ein Leintuch eingebunden und nach 2 Stunden auf der Station (im Physiotherapiekammerl!) wurde er in den "Kühlschrank" im Heizungskeller gebracht. Im Laufe des Tages kamen dann die Leichenbeschauer, am nächsten Tag wurde er abgeholt. Die Angehörigen konnten vom Leichnam auf der Station Abschied nehmen.

Jetzt in meinem Krankenhaus ist es so, dass alles belassen werden muss, wie es zum Todeszeitpunkt war. Wir dürfen nicht mal mehr die Monitorpickerl ablösen. Das einzige was erlaubt ist, ist ein Leintuchwechsel und ein grobes Entfernen der grössten Unreinheiten. Auch die Kärtchen, die früher umgebunden wurden, werden jetzt nur noch aufs Bett dazugelegt.

Das wird bei uns aber im Zimmer gemacht, Angehörige - sofern welche da sind - werden natürlich miteinbezogen, können soviel Zeit haben wie sie wollen. Nach 1-3 Stunden wird der Verstorbene dann in den Exitusraum gebracht (je ein Raum pro Stock - für je 4-5 Stationen). Von dort wird er von der Pathologie automatisch abgeholt (diese wird von uns benachrichtigt). Da variieren die Zeiten erheblich, bis zum Abholen können die Angehörigen bei ihren Liebsten bleiben.

Dieser Exitusraum ist allerdings wirklich extrem hässlich, er ist zwar eigens dafür geplant und gebaut worden, schaut aber wirklich sehr karg und kalt aus. Es hängt ein Kreuz an der Wand und es gibt ein Waschbecken. Man versucht eher, den Patienten solange wie möglich auf der Station zu halten, als dass man ihn da hineinschiebt.

+lg, david
 
Hallo David,

gibt es eine Begründung für die Anweisung?

Wir richten die Verstorbenen für das Abschiednehmen her. Augen schließen (Tupfer + Binde verboten), alle Zugänge entfernen bis auf PEG o.ä.. Ausnahme wird vom Doc angeordnet. Bei Bedarf Ganzkörperwaschung, Rasur u.a.. Wäschewechsel. Zehzettel. Aufrichten des Verstorbenen in eine halbsitzende Position, das erspart uns die "Kieferbinde" (ebenfalls verboten) zum Schließen des Mundes (manchmal muß man noch ein Handtuch unters Kinn legen). Hände übereinander legen. In der Regel sieht der Verstorbene dann aus, als wenn er schläft. Für angehörige scheint das Abschiednehmen so leichter zu fallen. Es kommt immer mal wieder vor, daß die ganze Familie nochmal ans Totenbett zusammengerufen wird, nachdem einer "vorgeschaut" hat.

Einen extra Raum haben wir nicht. Früher verblieb der Verstorbene auf seinem Bettenplatz, abgeschirmt durch Vorhänge. Derzeit nutzen wir, wenn Einzelzimmer belegt, auch schon mal das Untersuchungszimmer als Abschiedsraum. Einen Leichenraum hält die Klinik nicht vor. Die Verstorbenen werden nach 2-3 Stunden von einem Bestattungsunternehmen abgeholt.

Dieses Herrichten des Verstorbenen machen wir übrigens auch, wenn kein Angehöriger kommt. Es ist für uns eine Art letzter Dienst, den wir noch erweisen können. Und wir haben festgestellt, das diese Art des Abschiednehmens auch uns gut tut.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth!

Ich weiss nicht wie das in Deutschland ist, aber hier in Österreich müssen alle im Krankenhaus verstorbenen Leute obduziert werden. Und laut einer Ärztin, die deshalb schon mal mit unserer Pathologie diskutiert hat, müssen z.B. die EKG-Elektroden-Kleber am Patienten bleiben. Grund: die Patienten hatten davon teilweise rote Flecken, die sich unten dann keiner sicher erklären konnte, wenn die Kleber auf Station entfernt wurden. Das sei nur ein Beispiel.

Ich persönlich finde das ein wenig lächerlich, aber irgendwie auch nachvollziehbar aus deren Sicht.

Was ich vergessen habe: natürlich versuchen wir trotzdem den Toten halbwegs menschlich aussehen zu lassen, wobei (auch aus dem oben genannten Grund) Zukleben, Hochbinden, etc. auch nicht erwünscht sind.

+lg, david
 
Hallo David,

in Deutschland bedarf es einer Einwilligung zur Obduktion, es sei denn ein unnatürlicher Tod wird vermutet mit rechtlichen Folgen. Dadurch sind Obduktionen eher die Ausnahme.
Routinemäßige Obduktionen bei jedem im Krankenhaus Verstorbenen gab es nur in der ehemaligen DDR. Aber selbst damals haben wir Flexülen, Tuben, EKG-Elektroden und Dauerkatheter entfernt. Aber wenn es bei euch so angewiesen ist, muß man es halt so machen.

Elisabeth
 
Hallo @all,

schreibe mal auf, wie es bei uns abläuft.

Das anwesende Stations-Personal versorgt die Leiche. Bei Auffinden wird der Arzt informiert, er übernimmt alle ärztlichen Arbeiten (Leichenschau, Papiere ausfüllen, Angehörige, falls nicht schon auf Station, verständigen).

Meist versorgen 2 Krankenpfleger (falls es von den Anwesenden her geht) die Leiche.
Alle Geräte abschalten, Viggo ex, ev. DK ex, etc., Fenster kippen, bei Dunkelheit draußen, Vorhänge schließen. Alle eventuellen Lagerungsmaterialien aus dem Bett. 2 Krankenpflegerinnen müssen alle persönlichen Sachen des/der Verstorbenen schriftlich auflisten.

Leiche bei Bedarf waschen, rasieren, eventuell Zahnprothesen einsetzen, OP-Hemd anziehen, bei Bedarf Bettwäsche wechseln, Leiche auf den Rücken legen, Hände locker auf dem Bauch übereinander legen. Klein gerollten Bettbezug unter der Kopf und klein gerollten Kissenbezug unter das Kinn legen (Unterkiefer hoch binden ist auch bei uns nur in den seltensten Fällen erlaubt). Bei Bedarf Augenlider schließen, Fußzettel anbringen, Pforte über den Exitus informieren und wann die Leiche ca. abgeholt werden kann. Alles, was nicht mehr im Zimmer bleiben muß, wird entfernt (alle von der Leiche entfernten Apparate, etc.).

Hört sich jetzt an wie ein Punkteprogramm, darf aber bitte nicht so aufgefaßt werden. Wollte nur nicht zu ausführlich schreiben.

Da unsere Patienten, wenn sie präfinal sind, sofort in ein Einzelzimmer gelegt werden, können eventuelle Angehörige angemessen Abschied von dem Verstorbenen nehmen.
Sollte kein Einzelzimmer frei sein, wird eine Bettenumschiebeaktion (Patienten-Verlegung innerhalb der Station) durchgeführt, so dass der Patient allein liegen kann.

Wenn die Angehörigen Abschied nehmen, geht das anwesende Personal (wenn sie wollen oder können) einzeln, also jeder einzeln zum Verstorbenen, um Abschied zu nehmen.

Unser Leichenkeller befindet sich im Klinikkeller. Habe ihn noch nie gesehen, da bei uns die Träger die Leichen von Station abholen und in den Leichenkeller fahren. Die Angehörigenbetreuung, falls sie nicht bereits zu Lebzeiten des Verstorbenen einsetzte, beginnt ab Info durch den Arzt und mit Unterstützung des Arztes (manche Angehörige benötigen ein Beruhigungsmittel), durch uns Pflegende.

Carmen
 
Also, bei uns läuft es "arbeitstechnisch" ähnlich ab wie es Carmen erzählt hat. Wir sehen also auch, dass die Patienten alleine liegen, entfernen auch alles aus dem Zimmer, was nicht mehr gebraucht wird (Absauggerät, Infusionsständer, etc).

Die meisten Patienten bekommen auch ein Patientenhemd an. Meiner "letzten Verstorbenen" habe ich allerdings (in Absprache mit den Angehörigen) eigene Kleidung angezogen. Da bei uns ja nur in Ausnahmen obduziert wird, was bei dieser Patientin nicht in Frage kam, habe ich es einfach den Angehörigen vorgeschlagen und sie waren glaube ich ganz dankbar dafür. Ich denke mal, auf die Idee kam ich auch nur, weil wir meinen Vater, als er im Krankenhaus gestorben war selber versorgt haben und ihm auch seine eigenen schönen Sachen, in denen er sich wohlgefühlt hatte, angezogen haben. Ohne Absprache würde ich dies aber nicht tun.

Unsere Patienten werden auch noch 2-3 Stunden auf Station belassen, dann fahren wir sie selber runter in den Keller (manchmal wird es tagsüber auch vom "Prosektur-Pfleger" gemacht, wenn der nicht gerade mit Materialausgabe oder so beschäftigt ist...). Nachts hatte ich auch schon mal große Mühe jemanden zu finden, der mir hilft! :evil: Im Keller haben wir einen Prosektur-Raum mit 12 Kühlfächern. Wir müssen den/die Verstorbene/n dann vom Bett samt Laken, in das er/sie dann eingeschlagen wird auf eine Bare hiefen (was manchmal extrem schwer ist und eher in unschönes Gezerre und Geschiebe ausartet :down: :cry: ) und in eines der Fächer schieben. Nach ein paar Tagen holt der Bestatter die Leiche ab. Soweit ich weiß, melden sich in der Regel erst die Angehörigen beim Bestatter und der setzt sich dann mit dem Krankenhaus in Verbindung.
 
Hi @ all,

weil mich grad jemand gefragt hat, und ich nachgeschaut habe hier ein kurzer Auszug aus dem "Wiener Leichen- und Bestattungsgesetz" (Stand 7/98) zum Thema warum hierzulande ALLE Leute obduziert werden, die in einem Krankenhaus sterben. Das trifft nur auf Wien zu, ich hab nicht den Hauch einer Ahnung, wie das in anderen Bundesländern in Österreich ausschaut:

Wiener Leichen- und Bestattungsgesetz (Stand 7/98) schrieb:
Obduktionen sind zwingend vorgesehen nach
1. gerichtlicher (z.B. bei Verdacht auf Fremdverschulden) oder
2. sanitätspolizeilicher (z.B. bei Seuchenverdacht) Anordnung.

Zusatzregel: "Stirbt jemand in einer öffentlichen Krankenanstalt, so ist zur Wahrung anderer öffentlicher oder wissenschaftlicher Interessen, insbesondere wegen diagnostischer Unklarheit oder eines vorgenommenen operativen Eingriffes zu obduzieren" (="Obduktionsprivileg der öff. Krankenanstalt", meiner Meinung nach eine - höflich ausgedrückt - komische Bezeichnung).

+lg, david
 
Hi David,

in Österreich, besonders in Wien, wo ich vor 2 Jahren das letzte Mal war, kommen in der Medizin immer und immer wieder die komischsten Bezeichnungen zu Tage, welche oftmals einen ganz ernsten Hintergrund haben.

Habe mich da ein bisschen gefragt, weshalb in Wien alle Leichen, welche aus Krankenhäusern abgeholt werden, obduziert werden bzw. werden dürfen. Die Antwort war, dass irgendein König oder Königin in grauer Vorzeit, dies bestimmte und diese Bestimmung als Tradition Fortbestand hat. Außerdem sei die Mordaufklärungsrate durch die vielen Obduktionen beispielhaft. Das Argument hat mir sehr gefallen.

Schönen Abend noch und Gruß an alle.

Carmen
 
Hallo!
@carmen: war das jetzt Ironie, dass Dir das Argument gefallen hat? Hm... ich meine, obduziert wird hier ja auch, wenn die Todesursache nicht feststeht, jedoch finde ich generelle Obduktionen auch nicht klasse. Wenn ein Patient z.B. nach einem schweren Unfall, oder nach einem langen onkologischen Erkrankungsverlauf auf Station stirbt, finde ich es NICHT gut, noch eine Obduktion durchzuführen. Schon mal eine gesehen? Ich war als Schülerin mal dabei. So "interessant" es vom rein Anatomischen her auch war, ich hätte es z.B. nicht schön gefunden zu wissen, dass mein Vater, der Länge nach aufgeschnitten wird, von jedem Organ ein Stückchen abgeschnitten wird und der Körper nachher mit Zellstoff ausgestopft wird! Weiss ja nicht, ob es überall so ist, aber wenn nicht unbedingt nötig, sollte man auch so eine "Tradition" irgendwelcher Könige ignorieren! Finde ich zumindest.
 
Hi Knippi,

nein, es war keine Ironie und falsch verstanden hast Du mich auch. Das Argument, welches mir sehr gefallen hat, was Davids Beitrag betrifft, war das, dass ich es gut finde, dass bei unklarer Todesursache, alle Leichen obduziert werden und so viele Morde ans Tageslicht kommen, die Täter gesucht und eventuell gefunden und verurteilt werden können.

Noch einmal, nur wegen der Mordaufklärungsrate, Knippi. Bin ganz Deiner Meinung, dass es absolut hirnrissig ist, einen Toten z.B. nach einem schweren Unfall oder nach klarer Diagnose zu sezieren. Dagegen bin ich ebenfalls.

Bei einer Obduktion war ich 1991 das erste und letzte Mal dabei. Außerdem empfindet jeder, der mal beim Sezieren einer Leiche als zuschauend Lernender dabei war, diese Leichenöffnung anders. Bevor wir Schüler damals an dieser Leichenöffnung teilnahmen, hatten wir Gespräche mit unserem Klassenlehrer sowie ein Gespräch mit einem Pathologen, der uns ziemlich genau die Schritte und das Tun der Pathologen bei einer Obduktion erklärte.

Beide, unser Lehrer und der Pathologe, warnten uns, mit Gedanken in den Seziersaal zu gehen, dass da ein Familienmitglied, Freund oder Bekannter auf dem Seziertisch liegen könnte, weil man dann seelische Probleme mit sich selber bekommen kann. Nach den Gesprächen mit unserem Lehrer und dem Pathologen, konnten wir Schüler uns ein Bild von einer Obduktion machen und somit besser entscheiden, ob wir daran teilnehmen wollten oder nicht.

Scheinbar ist das in Eurer damaligen Klasse versäumt worden, sonst hättest Du vielleicht den Vergleich mit Deinem Vater gemacht, denke ich mal. Es ist nicht leicht bei einer Obduktion, die Gedanken, welche Du jetzt äußerst, zu steuern und zu kontrollieren, um wirklich nur den Lerneffekt im Vordergrund stehen zu lassen und zu akzeptieren.

Tschüßi
Carmen
 
Hallo Carmen!

Ok, war dann ein Missverständnis, nu isses klar! :wink:

Dass bei unklarer Todesursache oder Mord obduziert wird steht für mich auch nicht zur Diskussion... völlig richtig!

Noch was "klarstellen", weil auch falsch verstanden, weil auch nicht klar erklärt: Wir haben damals gar nicht mit der ganzen Klasse über Obduktion oder so geredet, geschweige denn, es von der Schule aus gesehen. Es war eine Eigeninitiative einer Freundin und mir, wir haben uns selber darum gekümmert und es angeleiert. Unser Kursleiter sagte dazu auch nur "Das wollt Ihr echt machen? Ihr seid ja verrückt!" (toller Lehrer, ehrlich!).

Und zu dem damaligen Zeitpunkt war mein Vater noch nicht tot... noch nicht mal krank, habe mir damals also auch nicht die geringsten Gedanken gemacht, dass es ein Angehöriger oder so sein könnte. Habe das nur kurz gedacht, dass ich froh bin, dass mein Dad "im Ganzen" beerdigt werden konnte, als ich hier las, dass in Österreich jeder, der im Krankenhaus stirbt obduziert wird. War also nur ein spontaner Gedanke.

OK... bis bald, bin mal eine Woche weg jetzt!
Tschööö
Knippi
 
Hallo,

wir haben mehrere Räume im Keller für Verstorbene, die alle sehr unattraktiv sind. Dort kann man keinen Angehörigen hinein bitten. Aber es gibt auch Alternativen.

Wenn ein Mensch verstorben ist, verbleibt er für mindestens 2 Stunden auf der entsprechenden Station. Ausnahme sind Patienten mit Organentnahme, die gleich in den Leichenkeller gebracht werden.

Handelt es sich um den Tod eines Menschen, der erwartet wurde, werden alle Zugänge und Drainagen entfernt. Die Augen sind geschlossen, Der Mund ebenfalls und die Hände werden gefaltet.

Bei Unfallverletzten ist nach dessen Tod die Leiche automatisch durch die Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Da verbleibt alles im Körper (Drainagen, Katheter, Venenzugänge, Tubus, M-Sonde, etc.)

Wenn der Patient lebend ins Haus kommt, dort aber sein Leben nicht gerettet werden kann und Angehörige es wünschen, haben wir einen sehr würdevollen und ansprechenden Raum zur Abschiednahme, der wie so eine kleine Kapelle ist. Mit Kerzen und Kreuz und wirklich ruhiger, würdevoller Atmosphäre. Dort können die Angehörigen sich in aller Ruhe verabschieden.

Jeden Morgen kommen die Kollegen aus der Pathologie und holen die Verstorbenen im Keller ab und transportieren sie zur Pathologie wo die Einsargung erfolgt und auch die Möglichkeit besteht, sie zu sehen und Abschied zu nehmen.

Gleichzeitig haben wir eine denkmalgeschützte Kapelle auf dem Kliniksgelände die JEDEM offen steht .
 
Hallo,

bei uns werden die Leichen ähnlich versorgt wie es schon Elisabeth beschreibt. Wir versorgen die Leichen immer zu zweit - das machen wir einfach ohne das gross abzusprechen, um uns gegenseitig zu unterstützen und auch um über das Geschehene zu reden.

Bisher habe ich es zweimal erlebt, dass die Angehörigen den Verstorbenen mitversorgen wollten. Sie haben persönliche Kleidungsstücke mitgebracht und haben zusammen mit mir die Leiche hergerichtet und angezogen. Das waren für mich sehr eindrückliche Erlebnisse.

Unserer Kühlraum, in den die Leichen kommen, ist kalt (logo) und schlicht hässlich. Wir schieben die Leichen in ihren Betten einfach rein und lassen sie so stehen. In meiner Ausbildung (ist schon einige Jahre her) wurden die Leichen in eine Metallwanne rüber gezogen und in Fächer in einer Wand geschoben. Insgesamt habe ich keine negativen Erinnerungen daran.

Wenn bei uns Patienten im OP versterben, gibt es in der Pathologie einen Aufbahrungsraum, wo sich die Angehörigen verabschieden können. Diesen Raum habe ich aber selbst noch nie gesehen.
 
Rituale beim Versorgen Verstorbener

Hallo Ihr Lieben,

gibt es bei Euch auch bestimmte Rituale wenn Ihr verstorbene Patienten versorgt?

Bei uns zum Beispiel wird grundsätzlich das Fenster geöffnet, damit die Seele des Verstorbenen sich Ihren Weg suchen kann. Oder der Spiegel im Zimmer wird abgehängt.

Gibt es noch andere Rituale?

Ich habe vor kurzen auch gehört, dass man die Uhr im Patientenzimmer (wenn eine vorhanden ist) anhalten soll, warum?

Ich bin gespannt auf Eure Antworten.
Liebe Grüße Herzchen
 
Nein, gibt es nicht... und ich muss grinsen bei deinen Zeilen...
 
Gibt es bei Euch auch bestimmte Rituale wenn Ihr Verstorbene Patienten versorgt?
Nein, bei uns auf Normalstation gibt es keine Rituale. Nur auf der Palliativstation. Da bekommt der Leichnam eine Rose dazugelegt. Eine Kerze brennt vor der Türe. Später werden die getrockneten Rosenblätter aller Verstorbenen in einer Zeremonie mit den Angehörigen verbrannt...

(Ohne Gewähr: außer von den Kerzen konnte ich mich davon nicht selbst überzeugen).

Für mich selbst habe ich aber ein "Ritual": Und zwar bekommt bei mir auch jeder Patient eine Rose (oder was ich sonst für eine Blume auftreiben kann) zwischen die Hände gelegt. Hab ich vor Jahren mal bei einer älteren Schwester gesehen und das sah so friedlich aus... finde ich heute noch.

Grüße
Michl
 
Hallo Herzchen,

den Spiegel hängen wir nicht ab, aber das Fenster öffnen wir.

Ansonsten versuchen wir Rituale, entsprechend der Glaubensrichtung des Patienten einzuhalten.

Liebe Grüsse
Narde
 
Ansonsten versuchen wir Rituale, entsprechend der Glaubensrichtung des Patienten einzuhalten.

Ist nicht explizit auf dich gemünzt, aber generell zu Ritualen:

Woher nehmt ihr die Info, dass der Patient dieses Ritual so möchte? OK, ein offenes Fenster schadet keinem. Die Rose in den Händen schadet auch niemandem; aber ich z.B. möchte kein Grünzeug auf mir rumliegen haben wenn ich tot bin, nur weil ich katholisch bin...

Was ich nur sagen will: Nicht automatisch bedeutet Religion X --> Ritual XY...
 
Hallo Maniac,

da bleibt dir wohl weiter nichts über, als das in einer Patientenverfügung für dich persönlich zu deklarieren, denn sonst wirst du nach allgemein üblichen kulturellen und religiösen Ritualen und Gewohnheiten ganz individuell behandelt.
 
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