Versorgung von Ulcus cruris

Pierre25337

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Krankenpfleger
Wir behandeln seit über zwei Wochen eine 65jährige Patientin mit drei Ulcera am rechten Bein.
Das Bein zeigte bei Einweisung die typischen Entzüdungszeichen: Überwärmung, starke Rötung, starke Schwellung. Außerdem sind die Ulcera komplett mit Fibrin belegt. Keine Nekrosen. Die Wunden sezernierten mäßig. Die Pat. erhielt sofort systemische Antibiose. Ein Abstrich von der Wunde erfolgte und zeigte diverse Keime.
Mittlerweile zeigen die Untersuchungen, dass die Ulcera keine arterielle Ursache und höchstwahrscheinlich auch keine venöse Ursache haben. Die Pat. hat allerdings ein chronisches Lymphödem.

Wir haben die Wunde zunächst mit Octenisept desinfiziert und Trionic (Alginat) sowie Aquacel Ag aufgelegt und mit einer Saugkompresse abgedeckt.
Die Infektion ging unter der Antibiose sehr schnell zurück. Das Bein zeigt nun keine Rötung, Überwärmung und auch keine Schwellung mehr.
Aus diesem Grund verwenden wir seit einer Woche nur noch Nu-Gel (da die Wunden kaum noch sezernieren) und Tielle als Sekundärverband. Als Wundrandschutz haben wir Cavilon-Lollies verwendet.
Leider lösen sich die Fibrinbeläge so gut wie gar nicht. Die Heilung stagniert momentan.
Woran kann es liegen? Wer hat einen Tipp? :gruebel:

Vielen Dank! :)
 
Hallo Pierre25337,
:gruebel: also wenn ich recht überlege haben wir Nu-Gel verwendet um Nekrosen aufzulösen. Dann haben wir noch Actisorb genommen, um die Keime zu binden und die Freuchtigkeit aufzusaugen. Dann die Wundheilung unterstützt mit Promogran.

Meine Meinung das Nu-Gel ist falsch! Ich würde weitermachen mit
TRIONIC (Zellaktives Alginat)
Hier kannst Du noch mal was nach lesen
:deal:
http://www.jnjgateway.com/home.jhtml?loc=DEGER&page=viewContent&contentId=09008b9880550bc0&parentId=09008b9880550bc0

ruf Euren Vertreter an der kommt gern und hilft/ berät Euch gern!!:besserwisser:

LG Tobias

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Tobias!
Vielen Dank für Deine Antwort!
Trionic hatten wir ja auch versucht in Verbindung mit Aquacel Ag. Als die Infektion zurückgegangen war, haben wir nur noch Trionic verwendet, was aber auch keine Veränderung bewirkte, deshalb der Wechsel zu Nu-Gel. In Nu-Gel ist ja auch ein Alginat enthalten.
Und laut einer Produkte-Tabelle von Johnson&Johnson ist Nu-Gel auch indiziert bei belegten Wunden und kann dann mit Tielle abgedeckt werden. Zum Auflösen von Nekrosen kann man es natürlich auch sehr gut verwenden.
Gruß!
Pierre
 
Hallo Pierre,
so einen ähnlichen Fall habe ich auch vor kurzem gehabt, wir haben durch Hydrogel alleine auch nichts bewirkt. Habe dann eine etwas kostenintensivere Massnahme eingeleitet und zwar Hydrogel in Verbindung mit Actisorb Silver. Darunter ist die Wunde schön sauber geworden, so dass wir nun nur noch mit Adaptic arbeiten.

Wie sieht das denn aus mit Lymphdrainage bei der Patienten?

Gruß Maja
 
und Prontosan

Moin zusammen,
ich würde hier das Prontosan W versuchen, dass nach Herstellerangabe unter den Biofilm geht und ihn löst.
Wir haben es gerade bei 2 Pat. genutzt und dabei gute Erfolge gehabt (1 Ulcus cruris und 1Krebspat. mit CUP-Syndrom).
Prontosan W hat nicht nur die mechanische Wirkung, oberflächliche Belege abzuspülen, sondern wirkt durch die Tenside renigend. eim CUP-Pat. haben wir die Wundauflage reichlich getränkt und einwirken lassen.
Hi Pierre, ist 25337 Deine PLZ?
 
Hallo Maja!
Dann haben wir wohl auch zu sehr an die Kosten gedacht und zu früh das Silber weggelassen. Mal gucken, wie es am Montag aussieht, dann werden wir wohl auch wieder auf Actisorb Silver ausweichen. Oder habt Ihr mit Aquacel Ag bessere Erfahrungen gemacht?
Hab hier auch gerade noch eine Produktübersicht von Johnson&Johnson. Da ist auf der Aubbildung auch ganz klar zu sehen, dass Actisorb Silver indiziert ist bei belegten Wunden. War mir noch gar nicht so richtig aufgefallen. Ich dachte immer, man benutzt Silber nur bei infizierten Wunden. Und vielleicht kurzfristig bei stark gefährdeten Wunden. Ist halt recht teuer....

Adaptic verwenden wir bei uns nicht. Welchen Zweck erfüllt es?
Gruß
Pierre
 
Hallo Britta!
Danke für die Antwort.
Da ich jetzt ja sowieso eine kostenlose Probe von Prontosan W rumliegen habe, werde ich das speziell bei der einen Pat. mal ausprobieren.
Das mit dem Biofilm und den Tensiden hatte ich auch schon gelesen in einer Pflegefachzeitschrift. Hab mich nur gefragt, ob das auch wirklich zu merken ist.
Gruß
Pierre

 
Hi,
habe das Actisorb Silber vergessen und das in Kombi Prontosan --->top:daumen::daumen::daumen::daumen::daumen: , damit bekommst Du erst mal die Beläge weg und dann Promogran und die Geschichte ist bald vergessen!

Das ist hier ein richtig guter konstruktiver Beitrag geworden!!!! So was macht Spaß:flowerpower::flowerpower::flowerpower: !

LG Tobias
 
Hi Tobias!
Wir werden Actisorb Silver und Prontonsan mal in Verbindung ausprobieren. Bin sehr gespannt, wie schnell eine Veränderung zu sehen sein wird.
Wie oft habt Ihr den Verband gewechselt? Ich würde das sonst auch 3 Tage (oder länger) belassen, wenn es hält.
Gruß!
Pierre
 
Pierre25337 schrieb:
Ich würde das sonst auch 3 Tage (oder länger) belassen, wenn es hält.
:daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:
:rocken: :rocken: :rocken: :rocken: :rocken: :rocken: :rocken:

Kann nix ergänzen!
Grüße Tobias
 
Ulcus

Hallo Pierre,
bin erst seit gestern im forum, hoffe dass ich trotzdem noch auf Deine Frage antworten kann.
Zunächst war es richtig abzuklären ob es sich um einen arteriellen, venösen oder so
sogar um eine Kombination handelt. Auch richtig einen Wundabstrich zu machen und systemisch Antibiose hinzuzugeben.
Zur Wundtherapie:
Empfehle ich heute zunächst einenen täglichen Verbandwechsel mit
Prontosan W, Actisorb, Kompressen und Mullbinden, so wie eine tägliche Kompression der Unterschenkel
Auf die Frage des festen Fibringbelages oder ist eine eine feste grau - gelbe Nekrose empfehle ich eine chirugisches Debridement, danach nochmals einen täglichen Verbandwechsel mit der o.g. Therapie.
Bleibt die starke Sekretion:
Spülen Prontosan W, Silvercel eintamponieren und Sekundär ein Tielle plus, alle zwei Tage wechseln.
Zeigt sich übermässiges Granulationsgewebe, auf Promogran umsteigen und Verbandsintervalle strecken
Gruß:megaphon:
 
Hallo!


Wenn selbst die tollsten, besten Mittelchen nicht mehr wirken:
1. wie wäre es mit einer ausgereiften Diagnostik?
2. und danach entsprechende Kausaltherapie?
3. nicht nur Wunde therapieren sondern auch den Patient, der damit leben muß? Denn das ist WUNDMANAGEMENT!

Mit diesen 3 Punkten werden oft die besten Erfolge erzielt! Und sind nicht minder teuer wie die hier aufgezählten Lokaltherapeutika, die offenbar in manchen Fällen verschwendet werden.

LG
Trisha
 
Dazu fallen mir nur die folgenden Worte ein: chirurgisches, biochirurgisches Debridement oder UAW (Ultraschall - assistierte - Wundreinigung). Und dann kann ich mich den 3 Ratschlägen der Moderatorin nur anschliessen. Moderne Wundauflagen sind was schönes, aber wenn nach spätestens einer Woche keine deutliche Säuberung der Wunde erreicht wird, dann sollte man z.B. zu den oben genannten Maßnahmen greifen.
Wenn man in einem Krankenhaus arbeitet, hoffe ich doch, dass man zuerst das mechanische Debridement durchführt und dann an moderne Wundauflagen denkt :mryellow: .
 
Ulcus cruris

Hi!


Desinfizieren mit Octenisept! Dann V.A.C. anlegen mit Versa-Foam. Intermittierende Therapieform mit 125 mmHg. 5 min Therapie, 2 min Pause. 24 Stunden nach anlegen Verbandswechsel dannach alle 48 Stunden.
Achja. Vorhergehendes chirurgisches Débridement ist ja wohl bei nekrotischem Gewebe obligatorisch.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo....
Habt ihr mal ne Madentherapie in erwägung gezogen?
Hilft super,die Maden werden in einem Sackchen auf die betroffene Stelle gelegt.In dem Sack ist ein kleiner Schaumstoff,den man immer fecht halten muss(NaCl 0.9%).Die Maden essen den Fibrinbelag und Nekrose ab.Die Maden bleiben ca.3 - 4 Tage drauf.Am Anfang sind sie ca.1 cm groß, nach 4 Tagen ca. 6 - 7cm.Super Methode,sollte man ofter anwenden.
Liebe Grüße....
 
Vanessa schrieb:
Hallo....
Hilft super,die Maden werden in einem Sackchen auf die betroffene Stelle gelegt.

Oder es gibt sie auch als Freiläufer - allerdings muss dann der Sekundärverband gut dicht sein...

Vanessa schrieb:
Die Maden essen den Fibrinbelag und Nekrose ab..

Die Maden "essen" nicht. Es ist der Speichel der Maden, der in der Wunde wirkt.

Vanessa schrieb:
Super Methode,sollte man ofter anwenden.

a) wenn der Patient das möchte ("Madentherapie" klingt etwas ekelhaft - "Biochirurgie" wäre eher angebracht)
b) diese Art des Debridements ist sehr teuer, die Kassen zahlen nur in Einzelfällen - deshalb können wir von einer häufigeren Anwendung, auch in Zukunft, nur träumen...

LG
Trisha
 
Zuerst Nu-Gel um das Fibrin zu lösen, anschließend Anwendung von Actisorb Silver zur Keimabtötung, da die Ulcera's ja scheinbar infektiös sind. Nach etwa 1-2 Wochen solltest du die Verbesserungen sehen. Je nach wie tief die Ulcera's sind solltest du weiter mit Trionic Tamponaden oder auch Silvercell (mit Aktivkohle, das ganze je nach Sezernierung anfeuchten und mit Tielle Plus abdecken. VW in der Infektionszeit 1xtgl., bei beginnender Granulation im 48 Stunden-Takt.

:ccol1: Viel Erfolg!
 
Als ich in der Ausbildung auf der Derma war, haben wir da sehr gute Erfolge mit sterilen Fliegenmaden gehabt. Schon mal Erfahrung mit der Madentherapie gesammelt??
 
Hallo ,

in diesem Fall, wenn hartnäckige Fibrinbeläge nicht gelöst werden können und wie geschildert auch keine Infektion der Wunde mehr vorliegt,
hilft nur ein Debridement.
Die Madentherapie im Threat wurde schon angesprochen.
Enzymatisches Debridement mit Fibrolan wäre eine Möglichkeit.
Den Einsatz von Prontosan W bzw. Octenisept und Silber finde ich doppeltgemobbelt (auch Kostenfaktor) ,
ein Chirurgisches Debridement wie im Threat erwähnt am sinnvollsten.
Leider hat sich Pierre nicht mehr gemeldet um uns zu sagen ob und womit er den Ulcus zum Abheilen gebracht hat.

Gruss wundmentor
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo!

Die Patientin wurde entlassen, bevor die Wunde ganz geheilt war.

Wir haben zuletzt mit Prontosan W desinfiziert, Nu-Gel aufgetragen und das ganze mit Tielle abgedeckt. Als Hautschutz haben wir den Cavillon-Lolly verwendet.

Tatsächlich waren am Tag vor der Entlassung die Beläge so gut wie verschwunden. Ich war selbst etwas erstaunt, weil es plötzlich so schnell ging. Wodurch genau diese Verbesserung gekommen ist, lässt sich schwer sagen.

Viele Grüße und viel Spaß bei der Arbeit wünscht

Pierre :trinken:
 

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