Hallo Katta,
ich glaube nicht das ich gegenüber meinen Kindern vorsichtiger bin nur weil ich auf einer Kinderintensivstation arbeite. Da wir jedes Jahr mindestens einmal kurz vor Weihnachten eine Erdnußaspiration auf der Station liegen haben gab es bei meinen Kindern keine Erdnüsse bis sie drei Jahre alt waren. Meine Tochter hat dann nicht die Erdnuß aspiriert sondern ein Stück Apfel - dann hat sie tief Luft geholt und ist blau angelaufen. In solchen Augenblicken kommt dir dann schon dein Wissen als Krankenschwester zu gute. Ich habe nicht nachgedacht und automatisch richtig gehandelt. Dieses Apfelstück ging und ging nicht heraus - ich habe es dann doch geschafft. Im nachhinein waren wir beide kreidebleich.
Manchesmal muß ich aber aufpassen daß ich meine Kinder nicht zu hart nehme. So z.B. wenn sie Nasenbluten haben. Für mich ist es halt eine Kleinigkeit.
Da ich eine Neurodermitis habe reagiere ich sehr empfindlich wenn meine Kinder mal schuppige Stellen haben oder sich ihre Haut verändert. Das hat allerdings nichts mit meiner Arbeit zu tun.
Vor kurzem ist bei uns ein Patient gestorben, Cystische Fibrose - sehr schlechte Ausgangssituation und dann doch Lungentransplantiert. Er war 3 Monate bei uns auf der Station und ich habe ihn sehr oft betreut. Er ist dann gestorben. Meine Kinder kannten den Patienten von Fotos (Silvesternachtdienst) die ich von seinen Eltern bekommen habe. Wir wurden von den Eltern zum Begräbnis eingeladen und viele von der Station sind dorthin gegangen. Da ich am Nachmittag nicht zu Hause war, und meine Kinder immer wissen wo ich hingehe habe ich ihnen erzählt ich gehe zu einem Begräbnis. Vor allem die Kleinste mit 3 1/2 war sehr neugierig. Sie wollte hat wissen warum er gestorben ist und ob man da nichts mehr machen konnte.
Ich denke durch mein arbeiten haben meine Kinder eine ganz andere Beziehung zum Tod als andere Kinder ihres Alters. Das bringt sicherlich mein Job mit sich, und ich bin auch froh darüber. Das Thema Tod wird bei uns in der Familie offen ausgesprochen und auch öfter darüber geredet.
Meine Kleinste verbindet z. B. Tod mit einem Vogel. Unser Kater hat einmal einen toten Vogel mit nach Hause gebracht. Diesen haben wir dann begraben und Blumen daraufgelegt. Für Veronika heißt es dann einfach - ah, das ist so wie bei dem Vogel - der wird jetzt eingegraben und dann kommen Blumen darauf. Jedesmal wenn wir an der Stelle vorbeigehen wo der Vogel begraben liegt erinnert sie sich an ihn.
Seit ich Kinder habe habe ich ein anderes Verhältnis zu Eltern. Bei uns können die Eltern von 10 - 19 Uhr an der Station sein tw. wenn möglich, und sie es wollen werden sie in die Pflege eingebunden. Eltern können sehr anstrengend sein. Keine Frage es steht ihnen zu und ich wäre einfach genauso. Ich habe mir angewöhnt sehr viel zu erklähren. Die meisten Eltern sind irgendwie am Monitor fixiert. Also erklähre ich ihnen die Kurven die am Monitor zu sehen sind und sage dann dazu sie müssen nicht über jeden Alarm erschrecken, da ich mir die Alarmgrenzen sehr eng eingestellt habe um ev. Probleme sehr zeitig zu erkennen. Auch sage ich ihnen das es viele Fehlalarme geben kann. Alarm bedeutet nicht immer das es ein Problem gibt. Vor allem bei munteren Kindern führt oft der Weg zum Kind über die Eltern, darauf muß man sich halt einlassen. Wie gesagt, ich sehe es anders seit ich eigene Kinder habe. Ich kann Eltern jetzt viel besser verstehen wenn sie um 19 Uhr nicht gehen möchten. Ich versuche sie viel mehr in die Pflege ihres Kindes einzbinden als ich es früher gemacht habe.
Manchesmal gibt es aber auch die Situation wo ich mir sagen muß das ist jetzt dein Job, du bist in der Arbeit! Wenn z. B. eine blonde 3-jährige nach einem Verkehrsunfall eingeliefert wird. Es kommt sehr selten vor aber manche Kinder erinnern einen dann an die eigenen zu Hause. Ich habe das Kind dann im Akutstatium auch nicht betreut.
Meine drei Kinder (7 1/2, 6 und 3 1/2) finden es ganz toll das ihre Mama wieder arbeiten geht. Die Kleinste sagt zwar manchesmal ich soll heute nicht in den Nachtdienst gehen versteht dann allerdings doch das es sein muß. Außerdem bietet der Papa am Abend ja auch ein tolles Programm.
Meine Kinder sind selbständiger geworden seit ich wieder arbeiten gehe, das habe ich mittlerweile auch schon von anderen gehört.
Mir selbst hat es gut getan wieder zu arbeiten beginnen. Ich denke sonst wäre ich wohl eine von diesen Müttern geworden die ständig ihre Kinder beschützen möchten. Da ich jetzt wieder 40 Stunden arbeite und da mein Mann die Betreuung übernimmt tut ihnen das auch gut.
Auch kann ich zu Hause wieder Kraft schöpfen. So z. B. wenn der Dienst sehr stressig war oder es Kindern sehr schlecht ging. Dann kommst du heim - die 3 sind gesund - stellen ständig etwas an. Viel zum Nachdenken kommst du ohnehin nicht - kaum sperre ich die Tür auf, werde ich schon niedergelaufen. Dann kommen die Geschichten die sie den ganzen Tag erlebt haben!
Nach so langer Pause wieder auf einer Intensivstation zu beginnen war allerdings schon ein Hammer. Es hat sich viel verändert, ich habe in einem anderen Krankenhaus begonnen ...
Ich hoffe ich habe deine Frage beantworten können, falls du noch Fragen hast melde dich.
Grüße
Gaby